[1041] Die Schlange hat geladen. Die Schlange bekommt Besuch. [Anastasia, Valerios]

[Anastasia]

"Ich werde euere Anfrage zum Gespräch bringen. Wir melden uns, sollten wir einen passenden Ort für euch finden." Sie sieht ihn grüblerisch an. Dann grinst sie. "Solltet Ihr zuvor eine Führung durch Clavicula wünschen, so bitte ich euch, gebt uns doch Bescheid."
Dann überlegt sie kurz, entscheidet sich dann aber dagegen etwas zu sagen.
"Was führt euch denn nach Genua? Habt ihr Ziele?"

[Valerios]

Er blickte sie kurz fragend an. Verstand sie ihn mit Absicht falsch oder war sie einfach nicht so helle - ganz wie es bereits auf der Einladung den Eindruck gemacht hatte..?
"Einen Ort habe ich eventuell bereits im Auge - macht euch da bitte keine Mühe - aber ein gemeinsamer Spaziergang durch das Sestieri werde doch sicher sehr kurzweilig."

"Nach Genua bringt mich der Auftrag des sardischen Akolythen, den Clan am Hof Ihrer höchst verehrten Majestät zu vertreten. Nach der Heimkehr der Insel Sardinien in den Schoß der heiligen Mutter Kirche und den Besitz der beiden gekrönten Häupter Genuas und Pisas ergeben sich für uns alle so viele neue Möglichkeiten. Und an diesem Aufblühen neuer, friedvoller und profitabler Verbindungen zwischen Eiland und Festland mitzuwirken.." lies er den Satz unvollendet.

"Außerdem schätze ich höflichen Austausch, diplomatische Verständigung und anregende Gespräche." persiflierte er mit einem Augenzwinkern Anastasias ganz besondere Freudin.

"Als Gast bin ich natürlich noch auf der Suche nach Fürsprechern, um eines Vasalleneides würdig zu erweisen - doch bin erst dabei die einzelnen Mitglieder der Domäne kennenzulernen" - er hoffte sie verstand seine Anspielung, darauf dass seine Frage nach den anderen Verborgenen bisher unbeantwortet geblieben war.

"Aber die Wahl mit wem man sich umgibt, und mit wem besser nicht - ist an diesem Hof und der sehr fragilen Großwetterlage ja durchaus eine delikate. Darüber hinaus hat mir Ihre höchst verehrte Majestät eine ehren- und anspruchsvolle Aufgabe übertragen, die erfüllt sein will. Und da unsereins ja nicht in Gold gepudert ist, bedarf auch das Geschäft meiner sterblichen Dienerschaft durchaus meiner Fürsorge.

Außerdem würde ich nachdem ich in den letzten Jahrzehnten den Großteil des Mittelmeeres besegelt habe - gerne einmal die Alpen sehen.." scherzte er.

[Anastasia]

Entweder war er etwas einfältig, oder ignorierte die stille Bitte des Clans der Verborgenen sich nichts in Clavicula auf eigene Faust zu suchen. Sie musste also deutlicher werden. Lächelnd nickte sie ihm zu. "Oh, dann könntet ihr mir das Objekt zeigen, wenn wir durch Clavicula schlendern?"

[Valerios]

"Sehr gerne. Aber lasst mich dafür etwas passenderes anziehen."

Er geht in das hintere des Raumes und nimmt eine zerschlissenes Tunika, das definitiv schon bessere Tage gesehen hat aus einem Schrank. Dem folgt eine mehrfach geflicktes Beinkleid - beide in einem grau-braun-rotem Farbton. Der knienden Person flüstert er kurz etwas zu.

Als er, das Gesicht von der jungen Frau abgewandt, sein Hemd auszieht, wird sein muskulöser breiter tätowierter Rücken sichtbar. Zwischen seinen Schulterblättern thront der Kopf einer Kobra, deren schuppiger Leib seine Wirbelsäule bis zum Steiß hinabführt. Auf dem linken Schulterblatt befindet sich eine aus vier einzelnen Linien bestehender Kreis mit spitzen Zähnen (?) oder Dornen (?), aus dem mehrere Tentakel herauswachsen, auf der rechte Flanke der Oberkörper einer jungen Frau, aus deren Hüften und Oberschenkeln auf jeder Seite drei zähnefletschende Wolfsköpfe sprossen. Und auch um seine beiden Oberarme ringeln sich zwei Schlangen. Wenn sie genauer hinsieht, werden alte Narben von Striemen und Schnitten unter den Tätowierungen sichtbar.

Als er sich vollbekleidet wieder umwendet hat er außerdem einen speckigen Gugel aufgesetzt und trägt einen knorrigen Stock in seiner Rechten.

"Währenddessen könnt ihr mir gerne etwas erzählen, über den werten Dottore Narcosi, die werte Signorina Achilla, den werten Singore Faro und den wohlwerten Il Ghiotto.."

[Anastasia]

Da lacht Anastasia freundlich, und deutet Richtung Tür.
"Ihr habt nicht genug Vermögen, um diese Informationen zu bezahlen. Eine Kleinigkeit kann ich euch aber verraten. Segnior Faro ist der Beste Baumeister der Stadt."

[Valerios]

Auf diese dreiste Antwort reagierte Valerios dann doch ziemlich schnippisch. "Wenn Ihr eure Clansgeschwister so gering schätzt, das es nichts über sie zu erzählen gibt.." - was ihr hoffentlich klar macht, dass es ihm um Geschichten geht, dass er ihr eine Gelegenheit zu Selbstdarstellung anbot. "So muss ich mich weiter auf Hörensagen verlassen."

Während er den Raum verlässt plaudert er weiter - trotz der provokanten Worte, in einem honigsüßen Tonfall:

"Vielleicht mögt ihr mir von euch erzählen? Was ist es, das euch umtreibt in dieser Stadt. Außer den Krieg zu überleben, in dem Ihr auf der richtigen Seite steht.
Bisher habe ich in Genua Kainskinder kennengelernt, die Kunst und Schöpfungskraft schätzen, andere widmen sich der Gelehrsamkeit, wieder andere der Lebenslust, dem eigenen Aufstieg oder der Fürsorge für die Sterblichen. Was ist es, was euch am Leben hält, meine Teure außer Misstrauen, Spitzzüngigkeit und Koketterie?"

Kurz wendet er sich zu seiner Begleitung um, während er sich, jetzt auf den Stock gestützt, langsamen Schrittes Richtung Ausgang des Kontors bewegt.

Die Gestalt ist inzwischen aufgestanden - es handelt sich um einen ausgemergelten älteren Mann - durchaus gut gekleidet, aber mit fahlem Gesicht und eingefallenen Augen. Er löscht das Licht und stellt sich neben die Tür, in der Hand ein Band mit einem schmiedeeisernen Schlüssel. Die Hände hat er vor der Brust gefaltet, seine Kopf fällt in eine tiefe Verbeugung.

[Anastasia]

"Werter Valerios, der Clan der Verborgenen beschafft euch alle Informationen, oder auch Geschichten, die Ihr möchtet, aber für jede Information und jede Geschichte müsst ihr bezahlen. So war es, so ist es und so wird es sein. Meine Geschwister im Blute können sich Euch gerne selbst vorstellen, oder aber sie beuftragen mich, sie bei euch vorzustellen. Jegliche Informationen oder Geschichten, die ich euch darüber hinaus gebe, die ihr erfragt, sind zu bezahlen." Anastasia ist äußerlich ruhig, als sie weiterspricht. "Ich bin Liktorin, das wird man nicht, wenn man gerne mit Puppen spielt... oder Kultur schätzt." Sie lächelt, kühl, kalt, das Lächeln eines Mörders, der an seine letzte Tat denkt.

[Valerios]

Valerios erwiderte ihr Lächeln. Der selbe kalte Blick, die selben angespannten Mundwinkel - er wusste wie es sich anfühlte zu töten - und für einen Moment lies die Maske des netten und zuvorkommenden Mauren fallen und hielt seinem Gegenüber mit seinem Gesicht den Spiegel vor.

Dann ging er weiter, durch den Eingang hinaus auf die Straßen Platealongas - und schlug die Richtung ein, die Sie mitten in die Kloake der Stadt führen würde, auf diesen lebendigen und freudig tanzenden Müllberg voller menschlichem Abfall.

"Gebt acht, das das schöne blaue Kleid nicht schmutzig wird, wohlwerte Anastasia..."

[Anastasia]

Kopfschüttelnd fogte ihm Anastasia, schien er jedes ihrer Worte falsch zu verstehen und die Verborgenen tatsächlich wenig oder nicht zu kennen.
"Welche Gerüchte meint Ihr, werter Vaerios?"
Fragte sie nach einer Weile, ohne näher darauf einzugehen.

[Valerios]

Mit Betreten der Straße scheint der Sethit verstummt zu sein, bekommt die Verborgene doch keine Antwort auf ihre Frage. Resolut bewegt er sich durch die engen Gassen, das Hinken hat er wohl wieder aufgegeben. Er führt Anastasia um ein paar Häuserecken - einmal hält er auf einer Kreuzung inne, als hätte er den Weg vergessen.

Aber schließlich finden sie sich vor einem windschiefen Häuschen wieder, das am Rande einer Häuserzeile hängt und mehr dabei ist zusammenzufallen, als wirklich noch ein Haus zu sein. Durch die Bodendielen kommen an allerlei Orten Pflanzen gewachsen. Auf dem löchrigen Dach wächst Moos.
Türen fehlen und einige Bretter aus dem zweiten Stock sind herab gefallen.