[1041] Justitia [Alle]

[Oktober '20]
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Benjamin
Assamit
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Registriert: Mo 11. Nov 2019, 09:40

Re: [1041] Justitia [Alle]

Beitrag von Benjamin »

Benjamin hatte nur ergeben genickt als ihm die Aufgabe übertragen geworden war. Die Auktion hatte er mit ruhigen Bewegungen des Kopfes verfolgt auch wenn man seinem Gesicht einen gewissen Missmut ansehen konnte. Irgendetwas schien dem Assamiten gar nicht zu behagen.

Als das Protokoll dann weiter voranschritt und die Blutstaufe vollzogen wurde bewegte sich Benjamin keinen Zentimeter, er guckte nicht einem mit dem Kopf oder den Augen. Erst als sie alle in die Arena hinabstiegen fokussierte sich sein Blick wieder und seine Lippen formten ein einziges Stummes Wort.

....Blender....
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Signora Achilla
Nosferatu
Beiträge: 1472
Registriert: Do 7. Feb 2019, 23:24

Re: [1041] Justitia [Alle]

Beitrag von Signora Achilla »

Mit gemischten Gefühlen sah die Signora dem zu. Ihr Blick hing an Ferruccio mit dessen brennender Leidenschaft und dem gleißenden Fanatismus.
Doch sie wusste auch zu gut, wie sehr diese Dinge einen aufzehrten. Sie hatte es gesehen. Was bedeutete es, wenn der Prinz der Domäne mitsamt seinem Kind sich so bereitwillig in den Schein dieses Feuers begab? Wenn die Ancilla dem hinterher stiegen?

Langsam und still zog Achilla sich vom Rand jener Arena zurück. Vielleicht war es eine Lehre aus den Fünf Nächten, die sie das tun ließ. Vielleicht war es das gesunde Mißtrauen, das wohl jeder aus der Gosse erlernte, wenn die Reichen, Schönen und Mächtigen ein Spektakel begannen.

Mit ein wenig Abstand begann sie, ihre Maske zu richten. Es sah hoffentlich unschuldig genug aus, so wie sie ein wenig daran herum ruckte, ihren Schal und das Kopftuch richtete und dann artig die Hände ineinander legte. In Wahrheit nutzte sie die Gelegenheit, um die Nase gut und fest mit Maske und Tuch zu bedecken, so dass der Blutgeruch sie nicht erreichen würde. Denn Blut, so dachte sie sich, würde wohl fließen bei einer Blutstaufe - und sie wollte nicht in diese Dinge hinein geraten, die nur Leid und Fanatismus, Selbstgeißelung und freudlose Heuchelei versprachen.
Niemand kann auf Dauer eine Maske tragen. (Seneca)
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Liutprand
Ventrue
Beiträge: 752
Registriert: So 1. Nov 2020, 22:34

Re: [1041] Justitia [Alle]

Beitrag von Liutprand »

Liutprand verneigte sich tief, als er den Zuspruch für die Blutsdiener und Menschen erhalten hatte.

Das folgende beobachtete er mit einer ruhigen und stoischen Miene. Seine Stirn legte sich leicht nachdenklich in Falten. Doch auch er machte keine Anstalten den anderen in die Grube zu folgen. Er war bereits in Blut getauft worden, im Namen eines Gottes...und dieser Ferrucio war keiner seiner Diener.
Nobilitas obligat
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Toma Ianos Navodeanu
Tzimisce
Beiträge: 4493
Registriert: Mo 3. Okt 2016, 12:41

Re: [1041] Justitia [Alle]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Schweigend aber aufmerksam hatte der Tzimisce alles beobachtet was weiter vor sich ging. Diese Versteigerung der Menschen. Das war schon absonderlich. Anders als man es vermutlich erwartet hätte, bot er jedoch nichts für einen der Guhle, obschon sie seinem Clansbruder gehört hatten.

Als der Aufruf zur Bluttaufe kam, runzelte er verwirrt die Stirn und sah zu wer hinunter ging und wer nicht. Er hatte keine Ahnung was das nun wieder war. Bluttaufe. Musste er dabei mitmachen?
Wäre das gut? Er sollte lieber keine Aufmerksamkeit erregen. Doch was wäre auffälliger: nicht zu gehen oder sich mit dazu zu gesellen.

Als der Drache so wartete und beobachtete stellte er fest, dass er ja immerhin nicht der einzige hier wäre, also blieb er mit den anderen oben in der Arena, während sich weitere dieser Taufe anschlossen.
"Du fügst dich falsch ein! Du bist so fremd hier! Kannst du du selbst sein? Und bist du ganz bei dir!?" - ASP
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Aurora
Salubri
Beiträge: 166
Registriert: Fr 8. Mai 2020, 20:32

Re: [1041] Justitia [Alle]

Beitrag von Aurora »

Sie konnten beide spüren, wie die unterschiedlichsten Augenpaare auf ihnen lagen. Interessiert, voller Neugier, vielleicht auch Furcht oder Ehrfurcht vor dem was gerade mit beiden Kainiten geschah. Es fühlte sich so anders an als einige Minuten vorher, als nur sie, Aurora alleine im Zentrum dieser aller Augen stand. Wortlos, den Kopf immer etwas gesenkt, verließ sie ohne Hast zusammen mit ihrem Clansbruder die Arena und kehrte wieder in die Gemeinschaft der Kainiten zurück. Die Versteigerung der Diener von Alain nahm sie zur Kenntnis, nicht mehr, nicht weniger. Sie selbst hob nicht ein einziges Mal die Hand oder schien überhaupt interessiert daran an diesem Punkt des Abends, dieser Versteigerung mitzumachen. Oder vielleicht doch? Ihre Augen ruhten einen Moment länger auf Galeno, als dieser sprach, ebenso auf dem Kind des Prinzen...
Als dieser Punkt vorüber war und nahtlos in den Punkt der Bluttaufe ging, schien sie einen Moment überrascht, als sie ihrem Bruder nachsah, wie er einem Teil der Kainiten nach unten folgte. Sie selbst schüttelte zunächst leicht sachte, aber wieder mit einem beherrschten und selbstsicheren Gesichtsausdruck den Kopf, während ihre Augen auf ihm ruhten. Sie verblieb jedoch oben und stellte sich zwei Schritte vom Rand der Arena entfernt in eine Position die es ihr erlaubte das Geschehen unten zu verfolgen und dennoch einen gewissen Sicherheitsabstand einzunehmen.
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Il Canzoniere
Erzähler
Beiträge: 8405
Registriert: Fr 22. Jan 2016, 20:22

Re: [1041] Justitia [Alle]

Beitrag von Il Canzoniere »

Die Barfüße des Malkavianers gruben sich in den Sand der vermutlich bereits mehr gesehen hatte, als die meisten der heute auf den Tribünen anwesenden. Wer hier alles schon seine Kreise gezogen hatte war heute schwer nachzuvollziehen und auch wem dieser Ort gehörte war nicht ganz klar. Vielleicht gehörte er sich auch selbst.

Während Iulia, Aurore, Benedetto, Illario, Galeno und Nicolo sich nach und nach ebenfalls hinab begaben, stieß Ferrucio den letzten der Eimer um die die beiden Salubri zuvor zum erwecken der Gesteinigten genutzt hatten. Es war jedoch offenbar kaum noch etwas darin. Nachdenklich blickte der Malkavianer auf die rasch im Boden versickernde Flüssigkeit hinab, dann sah er sich um. Der Boden war überall mit Blut benetzt. Tierischem wie menschlichem. Helles arterielles und dunkles venöses. Kainitische Vitae verschiedener Geblüter, altes wie neues.
Der Vates nahm den eben umgestossenen Eimer auf und begann durch die Arena zu laufen, sich dann und wann zu bücken und immer wieder eine volle Hand voll Sand vom Boden aufzuheben und sorgsam in den Eimer fallen zu lassen.

Nach und nach hatten die Teilnehmer der Zeremonie nun auch den Boden betreten und die meisten Augen auf den noch herumstreunenden Vates gerichtet, da hielt er inne. Offenbar zufrieden mit der Beute warf er einen Blick in den Eimer, hinab zum matschigen Klumpen Sand und Blut am Boden des hölzernen Gefäßes. Er schritt zurück zu den anderen, die eine Hand im Eimer, die andere darunter. Stellte das hölzerne Konstrukt neben sich ab und wandte sich den hinabgestiegenen zu. Wer von den hier unten befindlichen Kainiten einen Blick hinein in das hölzerne Gefäss zu seinen Füßen werfen konnte, bemerkte rasch das hier etwas nicht mit rechten Dingen zuging. Viel zu voll war der Eimer dafür, das er ihn vor wenigen Augenblicken erst geleert hatte.

Ferrucio ließ sich von diesem eigenartigen Umstand jedoch nichts anmerken. Er streckte stattdessen Iulia die Hand entgegen, nachdem sein Blick einmal kurz zur weißen Herrin geflogen war. Sobald die junge, zu taufende Ventrue diese ergriff führte er sie, mit lockerem Griff an der Hand, langsam eine Runde an der Arenamauer enlang, so das alle die noch oben waren einen Blick auf sie werfen konnten. Laut begann er bereits jetzt eine Stelle aus der heiligen Schrift zu zitieren die nicht unbedingt zu den vielzitiertesten gehören mochte: "Da gingen zu ihm die Söhne des Zebedäus, und sprachen zu ihm: Meister, wir wollen, dass du für uns tust, was wir dich bitten werden. Er sprach zu ihnen: Was wollt ihr, dass ich für euch tue? Sie sprachen zu ihm: Gib uns, dass wir sitzen einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken in deiner Herrlichkeit. Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr wisst nicht, was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder euch taufen lassen mit der Taufe, mit der ich getauft werde? Sie sprachen zu ihm: Ja, das können wir. Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr werdet zwar den Kelch trinken, den ich trinke, und getauft werden mit der Taufe, mit der ich getauft werde; zu sitzen aber zu meiner Rechten oder zu meiner Linken, das zu geben steht mir nicht zu, sondern das wird denen zuteil, für die es bestimmt ist. Und als das die Zehn hörten, wurden sie unwillig über die Söhne des Zebedäus. Da rief Jesus sie zu sich und sprach zu ihnen: Ihr wisst, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an. Aber so ist es unter euch nicht; sondern wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein; und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele."

Ein wenig wirr, teilweise nicht ganz anwesend, mochten diese Worte des Malkavianers daherkommen und dennoch regten sie zu nachdenklichen Mienen an. Hier und da sah man verwirrte, anderswo entrüstete Gesichter. Hatte er diese Dinge alle wirklich so gesagt?
Eine Runde um die Arena hatte er nun mit Iulia umschritten und war wieder dort angekommen wo er den Eimer zurückgelassen hatte, wandte sich ihr nun erneut zu.
"Was hast du getan? Die Stimme des Blutes deines Bruders schreit zu mir von der Erde. Verflucht seist du auf der Erde, die ihr Maul hat aufgetan und deines Bruders Blut von deinen Händen empfangen. Wenn du den Acker bebauen wirst, soll er dir hinfort seinen Ertrag nicht geben. Unstet und flüchtig sollst du sein auf Erden. " Dabei griff er mit der Hand hinab in den Eimer mit Blut und zog blutige Finger hervor, teilweise noch mit brockigem Sand daran. Er führte die Hand vor Iulias Stirn und erhob abermals die Stimme: "Und der HERR machte ein Zeichen an Kain, dass ihn niemand erschlüge, der ihn fände." und zeichnete ihr ein dunkelrotes Kreuz auf die Stirn ehe er seine Hand wieder in den Eimer tunkte und sie mit Spritzer voller Vitae, Blut, Sand und Wahn beträufelte. Immer wieder führte er die Hand zurück in den Eimer und begann sie zu umrunden, von allen Seiten in Blut zu taufen.

Aurore und Benedetto, beide nur wenige Schritt entfernt, beobachteten die Szenerie mit unterschiedlichen Gesichtern. Denn während Benedetto eher Interesse zu zeigen schien an dem eigenartigen Gebahren des Malkavianers, mochte man bei Aurore mehr als eine Empfindung gleichzeitig vermuten immer wieder verwischt durch die zurückschnellende Maske der Gleichmütigkeit.

Erst als Iulia von allen Seiten dünne blutige Fäden den Körper hinabrannen, hielt er schließlich inne um mit der Fürbitte zu beginnen, die auch eine gewisse Mitarbeit der anderen Anwesenden nach sich ziehen würde. Zumindest soweit es jenen bekannt war die bereits zu Lebzeiten vertrauter mit solchen Themen gewesen waren.
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Iulia Cornelia
Ventrue
Beiträge: 2040
Registriert: Sa 3. Aug 2019, 02:48

Re: [1041] Justitia [Alle]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Es waren nur wenige leise Worte im Vorfeld gewesen, die der Malkavianer an die Ventrue gerichtet hatte, bevor er diese zurückgelassen hatte, um seinerseits die Vorbereitungen für ihre Taufe zu treffen, doch sie sorgten dafür, dass Iulia ihm stumm noch einen Moment lang nachsah, bevor sie schweigend, und mit demütig gesenktem Blick, ihren wollenen Reitumhang von ihren Schultern gelöst, diesen achtsam auf links gefaltet und abseits auf ein Stück des unbefleckten Grundes abgelegt hatte.

Sanft schmiegte sich der Stoff ihres seidenen Kleides an ihren wohlgeformten Körper, der diesen noch immer züchtig bedeckte. Doch so sittsam wie das Ganze noch war, sollte es nicht verbleiben, denn nur wenig später stand auch die ewigjunge Frau mit blanken Füßen und gut sichtbaren, zarten Fesseln auf dem Sand der Arena. Mit weiterhin ruhigen und gleichmäßigen Bewegungen lösten ihre Finger geschickt die Kämmchen, die ihre streng eingeflochtenen Haare bisher in Form gehalten hatten und nur wenige Handstreiche, sowie ein kurzes Kopfschütteln später, flossen ihre Haare in sanften Wellen über ihren Körper.

Die Kämmchen fanden ihren Weg in ihre Schuhe und erneut hielt die Ventrue für einen kurzen Moment inne, indem sie zuerst auf Ferrucio und dann auf Aurore blickte, bevor sie stumm ihre blaugrauen Augen erneut zu Boden senkte. Unter ihren achtsamen Griffen lösten sich nun auch die letzten verbliebenen Bänder und Schnüre, bis Iulia sich in vollständiger Blöße vor der versammelten kainitischen Gesellschaft befand, ihre Kleidung sorgfältig im Umhang eingeschlagen und damit alles Irdische an ihr vor der Taufe zurücklassend. Doch auch ohne den ganzen Tand, wirkte die Ventrue noch immer bezaubernd und von einer unleugbaren, natürlichen Schönheit, die von ihrer eigenen Haltung unterstützt wurde.

Denn trotz ihrer vollkommenen Nacktheit, war Iulias Körper noch immer aufrecht und sie sich ihrer offenbar selbst wohl bewusst. Sie schämte sich ganz offenkundig nicht ihres unbedeckten Leibes, noch ihres damit verbundenen außergewöhnlich hübschen Erscheinungsbildes, dass mit seiner an hellen, beinahe weißem, Marmor erinnernden Farbe, ihr ein gewisses statuenhaftes Erscheinungsbild verlieh, während sie ihrer selbst sicher, inmitten der Arena stand. Einzig die Bewegung der blaugrauen Augen, die den Inhalt des Eimers streifte, mit dem der Priester zurückkehrte und mit dem sie wohl in Kürze getauft werden sollte, sprachen von etwas wie Leben hinter der ansonsten unbewegten Fassade der Ventrue.

Auf Ferrucios einladende Geste hin lächelte Iulia kurz sanft, bevor sie ihre weiche und feingliedrige Hand ohne Zögern oder gar Scheu in die des Malkavianers gelegt hatte, um sich von ihm ohne Widerstand führen und sich als Täufling vorführen zu lassen. Hochgewachsen und gerade wie eine Kerze, ihrer eigenem Äußeren wohl bewusst und diese in keiner Weise schamhaft bedeckend, schritt sie gemeinsam mit ihm, neben und doch leicht hinter ihm, entlang des Arenarandes. Ihren Blick stets nach vorn gerichtet.

Es war fraglich, was in diesem Moment wohl verwirrender sein mochte, die zitierten Worte des Malkavianers oder aber die Tatsache, dass sich die junge Ventrue offenbar nicht im Geringsten darum kümmerte, welche Blicke wohl wie auf ihr und ihrem nackten Körper dabei ruhen mochten, deren Brust und Rücken bei jeder ihrer gleichmäßigen und ruhigen Bewegungen von ihren langen hellen Haaren sanft umspielt wurde. Offenkundig aber hörte sie dem Mann an ihrer Seite aufmerksam zu, während sie ihren Erzeuger weiterhin im Augenwinkel dabei hielt.

Nachdem die Runde geendet hatte und Iulia mit Ferrucio zurück am Ausgangspunkt angelangt war, knirschte der Sand leise unter ihr, als sie sich auf das Zeichen des Vates hin, schweigend auf die Knie hatte sinken lassen. Ihr Blick war und blieb starr auf den Boden zwischen ihnen beiden gerichtet, während sie unter seiner Berührung, mit der er ihr das Kreuz auf ihre Stirn zeichnete, nicht wegzuckte, noch als er sie in und mit dem Blutgemenge taufte.

Nach nur wenigen Momenten sammelten sich bereits kleine rote Tröpfchen an ihren ausgestreckten Fingerspitzen und in ihren Haarenden. Hingen kitzelnd an den Spitzen ihrer Brüste oder fanden gar ihren Weg in Gegenden, die bei einem Sterblichen wohl unweigerlich Unbehagen ausgelöst hätten oder gar das dringende Verlangen dieses umgehend wegzuwischen.

Doch die Ventrue empfand offenbar weder sichtbaren menschlichen Ekel bei dem Ganzen noch ein gesteigertes kainitisches Verlangen danach. Vielmehr wirkte es, als würde sie ohne zu Klagen schlicht akzeptieren, was auch immer in den Augen des Priesters bei dieser Zeremonie nötig war. Entsprechend demütig schweigend verblieb sie in ihrer knienden Position, während dieser bereits mit den Fürbitten begann.
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Il Canzoniere
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Registriert: Fr 22. Jan 2016, 20:22

Re: [1041] Justitia [Alle]

Beitrag von Il Canzoniere »

Nachdem die groteske kainitische Version der Taufe soweit vorangeschritten war, dass es zur Fürbitte kam, begann erneut der Malkavianer mit einigen Worten für das Taufkind des heutigen Abends Gottes Wohlwollen auf Iulia herabzurufen. Falls das bei einer verdammten Seele wie ihr überhaupt möglich war. Aber diese Diskussion war etwas für einen anderen Kreis - einen ohne den barfüssigen Malkavianer, dessen eisblauer Blick keinen Zweifel oder auch nur Diskussion in diesem Punkt zuzulassen versprach.

"Oh Herr, bitte hole diese verdammte Seele in deine Arme, wenn es soweit ist, das sie ihren Körper verlässt. Erbarme dich ihres sündigen Tuns und ihrer verfluchten Gestalt. Nicht sie lud jene Fluch auf sich, auch wenn sie ihn trägt ohne zu zürnen und sich seines zu erwehren versucht. Hilf ihr deinen Willen zu erfüllen, auch wenn sie fernab wandert im finsteren Tal und kein Licht ihr leuchtet ob des rechten Weges. Christus, höre uns." gab er ihr einige gute Wünsche mit auf den Weg, ehe die anderen, hier als Taufpaten hinabgestiegenen Unsterblichen mit einem "Wir bitten Dich, erhöre uns." antworteten.

Als nächstes trat Aurore vor und sprach ebenfalls eine Fürbitte für ihr Kind: "Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den du gehen sollst; ich will dich mit meinen Augen leiten. Siehe ich bin mit dir und will dich behüten, wohin du auch ziehst. Allmächtiger Gott, wir bitten dich, dass deine Augen immer über diesem Kind wachen und du es auf seinem Weg begleitest und leitest. Christus, höre uns." ihr Tonus war dabei mirakelhaft wie auch direkt. Allein wie sie es sprach, wusste man das es nicht ihre eigenen Worte waren, sie jedoch ihren Geist dort hineinlegen konnte. Wahrheit und Aufrichtigkeit, ja gar tiefe Gefühle lagen darin. Anspruch und Zugewandtheit hielten sich die Waage. Einen Moment mochte auch der Betrachter erahnen was es bedeuten konnte Aurores Kind zu sein. Wie unmöglich es war sie zufrieden zu stellen und wie sehr man sich dabei verzehrte es dennoch zu tun. Sie war der gleissende Schein der Sonne. Und sie verbrannte jeden der zu nahe bei ihr stand. "Wir bitten Dich, erhöre uns." antworteten die anderen Anwesenden, insbesondere Ferrucio, der aus voller Brust, freudig und innig die Worte gen Himmel rief.

Nach einer kurzen Pause schob sich Benedetto mit einemf eisten Seitenblick zu Ilario hervor und sprach seinerseits einen Taufspruch, mit viel weniger Gewicht oder Innbrunst als die beiden vorherigen Redner, aber immerhin mit Sachkenntnis und Kenntnis der heiligen Schrift: "Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne, wie ich’s meine. Und sieh, ob ich auf bösem Wege bin, und leite mich auf ewigem Wege. Christus, höre uns."

"Wir bitten Dich, erhöre uns." antworteten erneut die anderen, ehe sich die Aufmerksamkeit zu den weiteren Taufpaten hier unten im blutigen Staub der Arena verschob.
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Ilario
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Registriert: Di 28. Feb 2017, 09:41

Re: [1041] Justitia [Alle]

Beitrag von Ilario »

Etwas distanziert, die Imbrunst des Malkavianers weder teilend noch verleugnend, lauschte Ilario mit unbewegter Miene den Worten die dieser und nach ihm die Weiße Prinzessin sprach. Des bleichen Mönches Seitenblick erwiderte der Hüter kühl, schritt aber nicht ein, ließ Benedetto den Vorrang. Dieser Augenblick durfte nicht durch kleinliches Gerangel entweiht werden, entsprechend andächtig und geschult waren seine Worte.

"Der Herr behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele."

Die klerikale Herkunft des Sprechers ließ sich nicht verleugnen, wenngleich die Worte weit trockener vorgetragen wurden als Ferrucios, war die Ernsthaftigkeit unverkennbar.

"Er lässt deinen Fuß nicht wanken; er, der dich behütet, schläft nicht."

Es mochte inhaltliche Differenzen geben, aber dass auch die Kainiten ihren Platz in Gottes Plan hatten war Ilarios tiefe Überzeugung. Auch wenn wohl keiner der anderen hier seine Ansicht teilen würde.

"Christus, erhöre uns."
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
- persisches Sprichwort
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Macario
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Registriert: Sa 26. Sep 2020, 02:48

Re: [1041] Justitia [Alle]

Beitrag von Macario »

Aufmerksam beobachtete Macario von oben herab, was sich dort unten in der Sandgrube zutrug.

Er vernahm die Worte derer, die sich der Fürbitte des Malkavianers angeschlossen hatten.

Offenkundig, dass der Kappadozianer wie auch sein Bruder im Blute mehr als nur einen Psalm aus der heiligen Schrift zu rezitieren vermochten.

Würde es ihm später einmal zum Vorteil gereichen?

Macario runzelte die Stirn in einem Anflug menschlicher Gewohnheit, der aber nur kurz anhielt.
Wie kann man von Licht sprechen, wenn man nicht, wenigstens einmal,
die Erfahrung der Finsternis gemacht hat.
Zenon von Kition
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