[1041] Justitia [Alle]

[Oktober '20]
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Benjamin
Assamit
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Re: [1041] Justitia [Alle]

Beitrag von Benjamin »

Mit ruhiger Körpersprache und einem leichten Schmunzeln auf dem Gesicht beobachtete der Assamit das was in der Arena vor sich ging. Ohne jede Hast ließ er dann auch den Blick über die Zuschauer gleiten versuchte die Mienen zu lesen. Bei Charda verharrte sein Blick länger, ebenso bei Angelique, Liutprand und Aurora.
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Nubis
Kappadozianer
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Re: [1041] Justitia [Alle]

Beitrag von Nubis »

Galeno hatte das Ritual von Ferruccio mit gemischten Gefühlen verfolgt, aber durchaus auch mit einer gewissen Neugierde. Was auch immer dieser Malkavianer tat, es war durchaus interessant. Doch die Gefühle selbst waren nicht so stark, als dass sie deutlich an die Oberfläche traten und so wirkte der Herold lediglich wie ein aufmerksamer Beobachter, der sicher seine eigenen Gedanken zu dem hatte, was hier geschah.
Seine Haltung war abwartend, sein Blick verfolgte die Bewegungen genau, als würde er sie memorieren wollen.

Dann wurden die Taufsprüche von den ersten gefordert und je näher es an ihn kam, umso mehr legten sich verschiedene Verse der Bibel in seinen Gedanken zurecht. Er liess die Ancilla natürlich zuerst sprechen und setzte dann nach ihnen an.
An Iulia gewandt und mit Ernsthaftigkeit im Blick, sprach er deutlich, aber in Latein:

"Qui autem sperant in Domino mutabunt fortitudinem adsument pinnas sicut aquilae current et non laborabunt ambulabunt et non deficient."
Spoiler!
"Aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden."

Auch wenn es Widrigkeiten in ihrem Dasein geben sollte, so gab er ihr dies mit auf den Weg. Vertraute sie in ihren Glauben, so würde sie stets neue Kraft finden.
Keineswegs waren sie trocken vorgetragen, sondern mit einer Art Verständnis dahinter. Als wüsste er, wovon er sprach, als gebe er hier eigene Erfahrungen mit auf den Weg und nicht nur blosse Worte. Galeno nahm, auch wenn es befremdlich war, dies Ritual wohl ernst, was vielleicht auch an seinem Hintergrund liegen mochte.

Er schloss die Augen für einen Moment und wechselte dann wieder auf jene Sprache, die hier alle verstanden, damit es auch alle verstehen konnten.

Und wie im Gebet sprach er ruhig, doch mit einer IHN adressierenden Betonung dahinter und leicht zum Himmel blickend:

"Christus, erhöre uns."
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Angelique
Autarkis
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Re: [1041] Justitia [Alle]

Beitrag von Angelique »

Angelique versuchte ihre Verachtung für das pseudochristliche Ritual hinter gleichmütigem Gesicht zu verbergen. Wer sie aber kannte, konnte die kleine, niedliche Zornesfalte erkennen, die neben ihren fiebrigen, nicht blinzelnden Augen ihren Unmut verriet.
"I'm a mighty thesaurus! Rawr!"
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Nicolo Trevisan
Salubri
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Re: [1041] Justitia [Alle]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Nicolò stand aufrecht, während er das Ritual Ferruccios verfolgte.
Er bemühte sich offenbar keine Emotion zu zeigen. Aber war seine Haltung steif und angespannt oder doch nur stoisch abwartend?
Sah man ein kritisches Stirnrunzeln auf seiner Stirn an der ein oder anderen Stelle oder war es nur neugieriger Blick?
Seine Hände waren ruhig vor ihm gefaltet oder waren sie doch angespannt zusammen gekniffen?

Nein - seine Maske war gut und nicht auf den ersten Blick zu durchschauen. Vermutlich achtete ohnehin niemand auf ihn, denn eindeutig war Iulia und der Malkavianer im Mittelpunkt - und mächtigere in seiner Nähe, als das irgendwer auf ihn achten würde.*

Entsprechend sicher war Nicolò sich, seine Meinung zu dem ganzen gut verborgen zu haben. Nur einmal warf er seiner Schwester einen kurzen Blick zu und nur einmal besah er sich Ferruccios Hände genauer, auch wenn beide Bewegungen unauffällig ausgeführt waren und vermutlich ebenso wenig auffiellen.

So wartete er, bis die Princeps, die beiden Ancilla und der Herold die Fürbitte vorgetragen hatten. Erst da trat er vor und erst da sprach der Salubri mit der tiefen Bariton-Stimme in seiner typischen ruhigen Weise die Getaufte an. Seine Worte waren weder laut noch weittragend gesprochen und mochten kaum weiter reichen, als bis zu jenen Versammelten die dort unten stand - Auch Nicolò bemühte sich dabei des lateinischen:

"Ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn."

Man konnte den Taufspruch durchaus ungewöhnlich nennen, dennoch waren diese Worte mit einer Überzeugung gesprochen, welche jener anderer in nichts nachstanden.
In der kurzen Pause, die folgte, bevor er laut und deutlich
"Christus erhöhre uns" sagte, öffnete sich sein drittes Auge in völligem Kontrast zu dem Augen schließen Galenos zuvor.

_______________________________________________________________________
*
Spoiler!
Aufrechterhalten einer Neutralen Maske/Verbergen der Eigenen Emotionen
@🦄 Nicolò Trevisan (René) I rolled 4d10 for you which resulted in 26.
Results: 9 9 6 2.
Falls doch wer Nicolò genauer beobachten sollte, bitte PN an mich ;-)
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Il Canzoniere
Erzähler
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Re: [1041] Justitia [Alle]

Beitrag von Il Canzoniere »

Nachdem auch die anderen Taufpaten ihre Fürbitten gesprochen hatte und die Aufmerksamkeit des Malkavianers über jedem von ihnen geschwebt hatte wie ein Helm, den man beinahe wirklich spüren konnte, blickte er erneut gewichtig zu der frischen Neugeborenen im Zentrum der Aufmerksamkeit. Mit einem Wink erlaubte er ihr sich zu erheben, nahm den Eimer mit Blut und Vitae und ging zwei Schritte von allen Taufpaten sowie Iulia davon. Hier goss er den, noch gut halbvoll gefüllten Eimer langsam aus, tränkte den Boden mit dem köstlichen Getränk und ließ den ein oder anderen Anwesenden begierig die Nase recken. Verführerisch roch es gar. Beinahe mehr nach Vitae als nach Blut. War dies ein Wunder? Konnte der Malkavianer einen Eimer voll Blut in einen Eimer voll Vitae verwandeln ohne Hand anzulegen?

Mit einer heranbittenden Geste bedeutete er Iulia erneut näher zu kommen und sich in jene langsam versickernde Pfütze aus Vitae und Blut zu knien. Geduldig abwartend beobachtete er sie, wie sie ihm folge leistete und lächelte ihr auffordernd zu nun das Glaubensbekenntnis vorzutragen.

Nachdem die Ventrue dieses beendet hatte, legte er seine Hand auf ihre Stirn und sprach laut: "Ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes." und noch während er sprach begann ihr rotes, herrliches Blut - oder war es Vitae? - die Stirn hinab in die Augen zu laufen. Wie aus dem nichts. Der Eimer stand hinter ihm, weder er noch Iulia hatten sich vorab verletzt, es floß einfach so. Wie in einem Wunder, ein Myrakel des allmächtigen Herren, seines dunklen Widersachers oder Kains selbst - je nachdem wen man fragte. Sicher war jedoch das es hier mit Dingen vor sich ging die niemand sich auf den ersten Blick erklären konnte. Ungeheuerliches ging hier vor sich!

Der Malkavianer indes nahm davon weniger Kenntnis als andere - selbst Aurore hatte den Kopf fragend schief gelegt und ihr schwerer Blick lag ganz genau auf ihrem Kinde - Ferrucio machte einfach weiter er salbte das Königskind mit Chrisam und übergab Iulia ein rotes Taufkleid. Auch eine Taufkerze hatte er parat, entzündete sie jedoch nicht, hob sie lediglich symbolisch in die Höhe, so das jeder sehen konnte das sie kein Licht erhellte.

Noch während er die Kerze in die Luft hielt, begann er erneut laut und deutlich zu sprechen, nach und nach stimmten die Taufpaten und auch einige der Anwesenden oben auf den Tribünen, mit ein. Die Worte kannte ein jeder von ihnen:
"Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen."


Nach einer kurzen Pause - und Abschluss der Taufe - sprach der Malkavianer allein die Taufsegnung zu Ende:

"Du gehst nun deinen Weg, und niemand weiß, wohin er dich führt.
Unsicher ist, ob Gott bei dir sein wird. Du bist allein. Musst deinen Weg zu ihm erst wiederfinden.
Denn du bist verdammt. Trägst seinen Fluch mit dir.
Findest du jedoch den Weg zurück in seinen Schoß, wird Gott stets vor dir sein, um dir den Weg zu zeigen.
So wirst du nie mehr in die Irre gehen.
Gott wird an deiner Seite sein, um dich zu stützen. So wirst du nicht erneut fallen.
Gott wird hinter dir sein, um dich zu schützen, so wirst du gegen das Böse stark sein.
Gott wird unter dir sein, um dich zu tragen, so wirst du dein Ziel erreichen, selbst wenn die Kraft versiegt.
Gott wird stets über dir sein, um dich zu segnen mit allem Guten und für alles Gute.
Täglich wirst du seine Nähe spüren. Als Kind Gottes wirst du deine Wege gehen.
So musst du nie mehr allein sein."
hielt er all jenen die den Kainsfluch nicht wahrhaben wollten erneut vor wie es um sie stand und stellte doch einen Ausweg in Aussicht. Und vor allem Iulia konnte an dem Glanz in seinen Augen erkennen das es für ihn nur diese eine Wahrheit gab und keine andere. Der Wahn des Gläubigen schien heller noch als seine eisblauen Augen selbst. Niemand hätte ihm in diesem Augenblick sagen wollen das er falsch läge. Und die wenigsten könnten solch überbordendem Glauben überhaupt soetwas wie eine eigene Meinung entgegensetzen. Er war so intensiv in seinen Worten, das es kaum mit anzusehen war. Wie ein zu heller Stern der einfach nicht verglühen wollte.
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Iulia Cornelia
Ventrue
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Re: [1041] Justitia [Alle]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Iulia hatte weder ihren Blick noch ihren Körper erhoben, während die Fürbitten gesprochen wurden. Stattdessen kniete sie weiterhin unbewegt inmitten des Runds. Erst als ihr Erzeuger sprach, hellte sich ihre starre Miene für einen kurzen Moment auf und wurde ungleich weicher. Sie senkte demütig ihr Haupt, bevor auch sie die Fürbitte mit einem wir bitten dich, erhöre uns schloss. Als Iulias Haupt sich danach erneut hob, war ihr Gesicht wieder ebenmäßiger geworden, während sie den darauffolgenden Fürbitten lauschte. Die Wünsche und Segnungen der anderen Kainiten aufnehmend.

Erst als diese geendet hatten und der Malkavianer ihr gebot sich zu erheben, folgte die Ventrue seiner Geste schweigend weiter, bevor ihr Blick nur wenig später distanziert auf die Pfütze fand, in welche sie sich auf sein Geheiß hin nun niederknien sollte. Doch erneut leistete sie keinerlei Widerworte, noch Widerstand, sondern kniete sich folgsam mit einer weiterhin erhabenen Haltung nieder, ganz so als würde das eine, nicht unweigerlich auch das andere ausschließen müssen.

Auf Ferrucios Aufforderung hin das Glaubensbekenntnis vorzutragen, schloss Iulia zum ersten Mal in dieser Nacht bewusst die Augen und für einen kurzen Moment wirkte es beinahe so, als würde die junge Neugeborene dieses nicht kennen, sich verweigern oder auch an den an sie gestellten Ansprüchen zerbrechen. Doch als sie ihre Lippen öffnete, war hörbar Gegenteiliges der Fall. Ein anmutiger, geradezu lieblicher Klang durchzog stattdessen den Grund der Arena und wurde weit hinauf in die Lüfte getragen, bis auch zu den Ohren Jener, die die Zeremonie distanziert von den Rängen aus beobachteten.

Die junge Ventrue sprach das Glaubensbekenntnis nicht, nein, vielmehr sang sie es klar und deutlich in einem christlich geprägten Latein, welches offen eine klösterliche Früherziehung widerspiegelte und sich dabei von dem ansonsten durch ihren Erzeuger eingefärbten hörbar unterschied. Die junge Neugeborene hatte sich offenkundig dabei für das Athanasianische Glaubensbekenntnis entschieden, grifft damit die vorherigen Worte des Vates selbst auf, und rezitierte so die Lehre von Gott als Trinität, sowie den Glauben an die Inkarnation.

Einerlei, ob man sie nun verstand oder nicht, so fiel es dennoch ungemein schwer, Iulias auf natürlicher Weise bezaubernder Stimme nicht einfach nur andächtig lauschen zu wollen. Ihre von redlicher Ehrfurcht, aber auch wohlwollender Wärme hörbar durchzogene, engelsgleiche Stimme, die den geschundenen, gar verdammten Seelen, der anwesenden Kainiten, welche ihr in der heutigen Nacht lauschen durften, so etwas wie liebevollen Trost, womöglich sogar tiefschürfende Hoffnung zu spenden vermochte.

Anmutig und fern allem dieser Welt war ihr erhabener Klang. Rein und klar die alten Worte, welche Iulia ergeben auf Geheiß des Malkavianers hin formte, fast so, als würde der Herr selbst darüber wachen, dass die junge Ventrue hierbei nicht wankte oder gar scheiterte. Er, der ihr diese engelsgleiche, gefühlvolle Stimme verliehen hatte, damit seine Worte von ihr in dieser berührenden Weise heute Nacht verbreitet werden konnten.*

In der vollkommenen Ruhe, die Iulia ausstrahlte, während sie sang, spiegelte sich ihre eigene Perfektion und Makellosigkeit wider und womöglich zeigte sich gerade darin auch der wahre Grund, weshalb die weiße Prinzessin gerade sie als ihr Kind in die Nacht geholt hatte. Eine junge Neugeborene, die sich dem Willen der Alten demütig beugte und folgsam kniete, während sie dennoch selbst aufrecht Haltung wahrte, obgleich des ganzen Schmutzes, Blutes, Vitae und Wahns, welcher auf sie abgeladen worden war. Der an ihr und ihrem damit befleckten Leib klebte wie schweres, dunkles Pech.

Ihre sanftmütige Stimme war davon unberührt und erreichte scheinbar mühelos ein jedes Ohr in der gesamten Arena, ganz so als würde die junge Harpyie sehr genau wissen, wie sich ihre Worte ausbreiten würden, während sie in lateinisch das Glaubensbekenntnis sang: „(Lateinisch:) Jeder, der selig werden will, muss vor allem den katholischen Glauben festhalten. Jeder, der diesen nicht unversehrt und unverletzt bewahrt, wird ohne Zweifel auf ewig verloren gehen. Dies aber ist der katholische Glaube: Dass wir den einen Gott in der Dreifaltigkeit und die Dreifaltigkeit in der Einheit verehren, ohne dabei die Personen zu vermischen und ohne die Wesenheit zu trennen. Denn eine Person ist die des Vaters, eine andere die des Sohnes; eine andere die des Heiligen Geistes. Aber der Vater und der Sohn und der Heilige Geist haben nur eine Gottheit, die gleiche Herrlichkeit, gleichewige Majestät. Wie der Vater ist, so ist der Sohn und so der Heilige Geist: Ungeschaffen der Vater, ungeschaffen der Sohn, ungeschaffen der Heilige Geist. Unermesslich der Vater, unermesslich der Sohn, unermesslich der Heilige Geist. Ewig der Vater, ewig der Sohn, ewig der Heilige Geist. Und doch sind es nicht drei Ewige, sondern ein Ewiger, wie es auch nicht drei Ungeschaffene oder drei Unermessliche sind, sondern ein Ungeschaffener und ein Unermesslicher. Ebenso ist allmächtig der Vater, allmächtig der Sohn, allmächtig der Heilige Geist. Und doch sind es nicht drei Allmächtige, sondern ein Allmächtiger. So ist der Vater Gott, der Sohn Gott, der Heilige Geist Gott. Und doch sind es nicht drei Götter, sondern ein Gott. So ist der Vater Herr, der Sohn Herr, der Heilige Geist Herr. Und doch sind es nicht drei Herren, sondern ein Herr. Denn wie wir gezwungen sind, in christlicher Wahrheit jede einzelne Person für sich als Gott und als Herrn zu bekennen, so verbietet uns der katholische Glaube, von drei Göttern oder Herren zu sprechen. Der Vater ist von niemandem gemacht, weder geschaffen noch gezeugt. Der Sohn ist vom Vater allein, nicht geworden noch geschaffen, sondern gezeugt. Der Heilige Geist ist vom Vater und vom Sohn, nicht geworden noch geschaffen noch gezeugt, sondern hervorgehend. Es ist also ein Vater, nicht drei Väter, ein Sohn, nicht drei Söhne, ein Heiliger Geist, nicht drei Heilige Geister. Und in dieser Dreifaltigkeit ist nichts früher oder später, nichts größer oder kleiner, sondern alle drei Personen sind einander gleichewig und gleichrangig, so dass in allem, wie schon oben gesagt worden ist, die Einheit in der Dreifaltigkeit und die Dreifaltigkeit in der Einheit zu verehren ist. Wer also selig werden will, soll diese Auffassung von der Dreifaltigkeit haben. Aber zum ewigen Heil ist es nötig, dass er auch an die Fleischwerdung unseres Herrn Jesus Christus aufrichtig glaube. Der richtige Glaube ist nun dieser: Wir glauben und bekennen, dass unser Herr Jesus Christus, der Sohn Gottes, Gott und Mensch ist. Gott ist er, aus der Wesenheit des Vaters vor den Zeiten gezeugt, und Mensch ist er, aus der Wesenheit der Mutter in der Zeit geboren. Vollkommener Gott, vollkommener Mensch, bestehend aus einer vernünftigen Seele und aus menschlichem Fleisch. Dem Vater gleich der Gottheit nach, geringer als der Vater der Menschheit nach. Doch obwohl er Gott und Mensch ist, ist Christus nicht zwei, sondern einer. Einer aber nicht durch Verwandlung der Gottheit in Fleisch, sondern durch Aufnahme der Menschheit in Gott. Er ist ganz und gar einer nicht durch eine Vermischung der Wesenheit, sondern durch die Einheit der Person. Denn wie vernünftige Seele und Fleisch einen Menschen ergeben, so ergeben Gott und Mensch einen Christus. Er hat gelitten um unseres Heils willen, ist hinabgestiegen in die Unterwelt, am dritten Tage auferstanden von den Toten. Er ist aufgefahren in die Himmel, er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters, von wo er kommen wird, um die Lebenden und die Toten zu richten. Bei seiner Ankunft müssen alle Menschen mit ihren Leibern auferstehen und werden über ihre Taten Rechenschaft ablegen. Und die Gutes getan haben, werden ins ewige Leben eingehen, die hingegen Böses getan haben, in das ewige Feuer. Dies ist der katholische Glaube. Nur wer diesen aufrichtig und fest glaubt, wird selig werden können.“

Als Iulia nach einer gefühlten Ewigkeit, ihre Lippen schließlich schloss, blieb eine beinahe bedrückende schier unangenehme Leere zurück, ob der Stille, die sich daraufhin in der Arena ausbreitete. Und erst jetzt als der letzte Nachklang dieser verstummt war, öffnete die Ventrue erneut ihre blaugrauen Augen und sah kurz zu dem Malkavianer auf, ganz so als wollte sie ihn damit fragen, ob er damit zufrieden war, bevor sie ihren Blick schweigend gen Boden schlug und sie ihn mit der Taufe fortfahren ließ.

Entsprechend bereitwillig akzeptierte sie, dass Ferrucios Hand ihre Stirn erneut berührte, doch als die Ventrue die rote Flüssigkeit rinnen spürte, versteifte sich ihr Körper instinktiv. Offenkundig war sich ihr Innerstes in diesem Moment alles andere als schlüssig darüber, ob es gerade von dem fanatischen Priester angegriffen wurde oder womöglich doch eher von diesem gefüttert werden sollte.**

Abseits der kurzen Verwirrung ihres Tieres, wirkte die Tochter der weißen Prinzessin jedoch weiterhin charakterlich gefestigt und schien so weit wohlauf zu sein. Sie verspürte offenkundig keinerlei Schmerzen, noch Hunger, während sie sich sichtlich selbst zur Ruhe zwang, sich langsam trotz der befremdlichen Situation wieder entspannte und mit einem starren Blick weiter den Boden fixierte, ihre eigenen Befindlichkeiten streng beiseiteschiebend.

Weder blinzelte die Ventrue, noch wischte sie das verheißungsvolle Rot zwischen ihnen hinfort, welches unweigerlich in ihre Augen floss und aus ihnen herausperlte, ganz so als wären es ihre eigenen bitterem Tränen, welche ihr doch selbst versagt waren, in diesem Augenblick zu weinen. Jenes, welche ihre Nase mit dem verheißungsvollen Geruch nach Leben umspielte und ihre feinen geschlossenen Lippen, wie begierige Küsse eines feurigen Geliebten benetzte. Die über die zarten Linien ihres Hals und Schulter hinweg rann wie verheißungsvolle Bäche, ewiger Wonnen. Ihre Brüste tropfen ließ, als spendeten sie Muttermilch, die in ihrem Schoß versickerte, bevor sie an ihren Oberschenkeln hinabfloss, gleich den Zeichen einer Gebärenden, um schließlich auf dem Boden der Arena zu versickern.

In Blut getauft oder womöglich auch gebadet, nahm Iulia im Anschluss das dargebotene rote Taufkleid aus Ferrucios Händen sorgsam entgegen und streifte es sich geradezu artig während dem Vater unser über. Die abschließende Taufsegnung des Malkavianers dann, ließ die jungen Ventrue nicht unberührt und sie wirkte sichtlich noch ehrfürchtiger im Umgang mit dem Priester. Offenkundig war ihr in diesem Moment alles andere als danach, ihn oder gar seinen Glauben herauszufordern. Und so geduldete sie sich, bis die Taufe beendet war und sie sich erneut erheben durfte.


---
*Vokaler Vortrag: -> 6 Erfolge: (Spezialisierung: gefühlvoll)
**Ursprung der Vitae wahrnehmen (gegen SK 8): -> Kein Erfolg
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Adamo Manacres
Toreador
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Re: [1041] Justitia [Alle]

Beitrag von Adamo Manacres »

Adamo, welcher mitlerweile nur noch darauf wartete, dass dieser Abend endlich enden würde, nahm das Geschehen unten in der Arena nur noch am Rande wahr. Sein Blick war nicht mehr in die Arena gewand, sondern auf einen Punkt auf der anderen Seite der Arena. Zu tief saß der Schock über das Gesehene, das Erlebte und das Verhalten, welches in dieser Domäne mit einer Selbstverständlichkeit an den Tag - oder die Nacht- gelegt wurde.

Den Gesang der Ventrue nahm er mehr am Rande wahr, ein Hintergrundgeräusch, welches aus den Stimmen der anderen, der Sprechenden herausstach, ihn jedoch nicht mehr mit seinen Gedanken an dieses Abend fesseln konnte.
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Nubis
Kappadozianer
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Registriert: Do 31. Mai 2018, 05:24

Re: [1041] Justitia [Alle]

Beitrag von Nubis »

Die Augen stets weiterhin auf des Malkavianers Handeln gerichtet, grübelte der Herold über das, was möglich schien und was unmöglich. Die eigenen Kräfte waren für viele auch Unmöglichkeiten. Besass der irre Priester vielleicht auch solche? Oder ähnlicher Art? Förderte vielleicht sein Fanatismus auch diese?
Jeder richtige Priester würde dies Geschehen hier mit blankem Entsetzen verfolgen. So vieles schien so falsch zu sein. Und doch war es für den Priester des Blutes hier und jetzt das einzig Richtige und niemand würde ihn daran hindern. Warum auch? War man Lebensmüde?

Als dann Iulia fortsetzte und ihre Stimme erklang, löste sich der Blick und wanderte zu ihr. Sie hatte wahrlich Talent darin, etwas gefühlvoll vorzutragen, sodass man es einfach hören musste oder wollte.
Die Zeit verschwamm scheinbar und die endlos wirkenden Worte wollten und wollten nicht enden, ohne aber, dass sie anstrengend oder langweilig die Nerven reizten. Er lauschte einfach und war fast schon etwas enttäuscht, als es vorbei war.

Mit einem Blinzeln löste er sich von der Ventrue und verfolgte wieder den irren Prediger. Im Hier und Jetzt kam auch wieder das Gefühl auf, dass dieser Abend schon viel zu lange dauerte und so viele Ereignisse mit sich gebracht hatte, dass man lieber nach Hause wollen würde...dies abschliessen und vielleicht in den kommenden Nächten auch verarbeiten zu können...
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Signora Achilla
Nosferatu
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Re: [1041] Justitia [Alle]

Beitrag von Signora Achilla »

Die Signora war sich unumstößlich sicher, dass sie Zeuge eines Mirakels geworden war. Es war wie die Legenden von Tränen aus Blut, die Statuen der Heiligen Mutter Maria weinen konnten! Nur war dies nicht heilig, es war unheilig aus der reinen Glorie der Nacht.

Es fühlte sich an wie eine klaffende Wunde an der Welt, was dieser Priester dort tat. Die junge Vampirin, die er besudelte, hatte keine echte Wahl. Hatte sie überhaupt gewusst, dass dies auf sie zukommen würde? Sie konnte sich dies kaum vorstellen! Dies war nicht nach der Art von Iulia Cornelia… oder doch?

Und dann erklang das Lied, das sie sang. Es gab der Blasphemie des Priesters keine Antwort und das allein war Antwort genug. Von Seligkeit sang sie, von Erlösung, vom letzten Urteil. Die Signora erschauerte. Diese beiden, der Priester und sein Täufling, waren füreinander geschaffen. Wie viel Leid, wie viel Blut, Tränen, wie viele Seelen würden diese beiden wohl in der Welt einfordern? Für solche wie diese beiden, das blutige Wort Gottes und einen strahlenden Engel von unmöglicher Perfektion würden ganze Scharen, ganze Armeen durch die Länder bis direkt in das Herz der Hölle gehen. Das Einzige, was die Welt davor bewahrte, war wohl, dass keiner der beiden sich tatsächlich für die Welt außerhalb der Nacht interessierte. Oder doch?

Sie wiegte sich im Klang des Liedes, das das Bekenntnis zu einem Glauben war, der fantastisch und verworren klang. So hatte sie es noch nie gehört und würde es wohl auch niemals wieder: In wunderschönem Klang, wie geronnenes Licht, wie die ersten, süßen Tropfen warmen Blutes nach einer bitteren Zeit von Staub und Hunger.
Unter der Maske öffnete sie halb den Mund als könnte sie den Gesang auf den eigenen Lippen schmecken, doch sie roch nichts und sie schmeckte nichts als Staub, Moder, Holz und Leder. Und vielleicht war dies die Wahrheit, der Geschmack von Tod und Fäulnis hinter der Illusion von Macht und Gottesglaube. Der Geschmack der Heuchelei wie sie aus den Mündern der Priester schwappte.

Doch war dies falsch? Waren diese Lügen, war diese Heuchelei tatsächlich falsch? Wenn dies der Pfad dieser beiden durch die Nacht war, wenn es sie sicher und stark durch all die Jahre, Jahrzehnte und Jahrhunderte führte - war es dann nicht gut genug?

Die Signora legte ihre Hände über ihr Herz. Ah, was es wohl schlecht machte, war die Natur der Kirche dieser beiden: Sie wollte keinen Raum lassen für irgendetwas anderes neben sich. Und das war wohl die scharfe Schneide der Gefahr, die von diesem Schauspiel ausging. Und solche wie sie selbst? Abschaum, den es zu läutern oder auszumerzen galt? Ah, vielleicht war dies auch der wahre Grund für all den rechtschaffenen Zorn und die harte Hand der principessa.
Vielleicht, angesichts von solcher Macht in Blut, noch dazu unterstrichen mit dem Wohlwollen des Prinzen, wäre es doch eine gute Idee, einfach mit diesem Strom mit zu schwimmen? Ein paar Lippenbekenntnisse kosteten gar nichts.

Doch dann endete der Gesang. Sie schüttelte sich einmal und streckte wie prüfend ihre Hände und Arme aus.
Ah, nein, was soll’s? Nichts von alledem war ein Dasein in ewiger Entsagung wert, eh? Zum Teufel mit uns allen!
Niemand kann auf Dauer eine Maske tragen. (Seneca)
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Nicolo Trevisan
Salubri
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Registriert: Do 6. Jun 2019, 19:35

Re: [1041] Justitia [Alle]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Er verfolgte weiter die Zeremonie, aber im Fokus lag noch immer Ferrucio, bis... ja bis Iulias Gesang einsetzte. Natürlich richtete er da den Blick auf sie und lauschte ihrem engelsgleichen Gesang, zumindest entstand diese Implikation sofort in ihm, als sie passenderweise das Glaubensbekenntnis auf diese Weise darbot. Er war beeindruckt von ihrem Talent und wenn er noch gelebt hätte, hätte der sanfte Klang ihrer klaren Stimme und die Emotionen, die sie mit ihrem Gesang erweckte ihn vermutlich zu Tränen gerührt. Auch so konnte man sein Entzücken wohl an seinem Gesicht ablesen, auch dass er diesem gerne weiter gelauscht hätte, anstelle dem was dann folgte.

Nicolò beugte seinen Oberkörper ganz leicht vor, um noch etwas mehr von der Szenerie zu erhaschen. Seine Augenbrauen hatte er fragend nach oben gezogen, sein Blick war dennoch scharf und nun wieder auf den Malkavianer gerichtet.
Seine Lippen formten etwas wie
"hm" und wohl noch etwas anderes. Aber selbst das gehauchte "hm" war allenfalls von Galeno zu hören, in dessen Nähe er stand.
Wieder einmal gab es eine Wendung in dieser Nacht, wo ohnehin schon so viel aufgewühlt worden war und sich so viele Fragen stellten.
Dann setzte er an, seinen Kopf zu schütteln, beherrschte sich aber mitten in Bewegung und verfolgte nun wieder mit dem gleichmütigen Gesichtsausdruck den Abschluss der Taufe.
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