[1041] Prolog Justitia, Castelleto [Valerios, Aurora]

[Aurora]

Der Beginn einer Nacht für Kainiten, deren Urteil vor vielen Jahren ausgesprochen wurde, nun vollstreckt werden würde. (( [1041] Justitia [Alle] ))

Es war kein Fest dem zuzuschauen, aber sie würde der Einladung folgen.
Gleich zu Beginn der Nacht, nachdem sie in einem zuvor bestellten Gästezimmer eines Wirtshauses in der Nähe von Castelleto tagsüber genächtigt hatte, war Aurora durch eine bestellte Kutsche nach Castelleto gebracht worden. Von dort wusste sie nur, dass sie zur Arena nach Luccoli begleitet wurde.
Die Kleidung, die sie trug war wie immer schlicht, monoton aber sauber, dieses Mal in einem dunklen braun, wenn man es im Lichte betrachtete, ansonsten erschien das Kleid schwarz. Einzig ihr weißer Wimpel sticht durch die Farbgebung hervor. An ihrem Gürtel trug sie keine Waffen, so sie danach gefragt oder durchsucht würde, einzig einige Beutel mit verschiedenen getrockneten Kräutern trug sie mit sich. Ein dominanter Duft vom Lavendel, der aus einem dieser kleinen Säcke drang, dürfte jedem der sich ihr näherte wohl bekannt in die Nase stechen.

So wartete sie am vereinbarten Treffpunkt in Castelleto auf weitere Kainiten, ehe dann die bis zu einem gewissen Zeitpunkt versammelte Gruppe in Richtung der Arena begleitet wurde. Anders als üblich hatte sie heute Nacht kein sanftes Lächeln auf den Lippen, dass so manches Eis zu brechen vermag. Ihre Mimik war ernst und in sich gekehrt.
Es war kein Fest.

[Valerios]

Valerios machte sich ebenfalls direkt zum Casteletto auf. Unter einem einfachen dunklen Mantel verbarg er sein schickes, wenn auch zurückhaltendes Abendgewand.
Bis auf seinen Charm war auch er unbewaffnet - es war durchaus keine Nacht für Scherze, aber er wirkte auch nicht betrübt.

Leise sprach er ein paar Worte mit dem älteren Mann, der mit ihm aus dem Wirtshaus gekommen war, und strich dem Jungen der neben ihm lief über den Kopf.
Dessen Gesicht - er mochte vielleicht 14 oder 16 Jahre alt sein, war fahl, sein Blick abwesend.

Allein betrat er den Vorplatz der Festung und sah sich suchend in alle Richtungen um. Sein Kopf wiegte hin und her, und auch seine Hüften und Schultern schwangen, unüblich für einen Italiener, dezent und rhythmisch hin und her, während seine Füße über den Boden schlurften. Er war eine merkwürdige Erscheinung, an der Blick hängen blieb. *

Er hatte die junge Dame, die er auf Iulias Einladung beim Gehen flüchtig gesehen hatte, erkannt und wartete mit einem einladenden Lächeln ab, ob sie auf Ihn zukommen würde..

--
* Serpentis 1

[Aurora]

Sie mochte nur wenige Minuten am vereinbarten Treffpunkt alleine gewesen sein, ehe Aurora gewahr wurde, dass sich dem Treffpunkt in Castelleto eine weitere Person näherte. Sie musste blinzeln, sich auf ihn fokussieren, sich konzentrieren, ehe sichtbar ein leichtes Zucken durch ihren Körper fährt. Ein Moment der Erkenntnis.
„Tibi gratias ago vos!“ murmelte sie auf Latein gehalten zu sich selbst, ehe sie vollends ihren Körper so zu ihm drehte, dass er gewiss sein konnte, dass sie ihm „offen“ gegenüberstand.

Sein Blick, seine Erscheinung, der sie mehr und mehr gewahr wird, fokussiert ihre nächste Handlung darauf seiner einladenden Geste nachzukommen. Ja, selbst ihr sanftes Lächeln ziert nun wieder ihr Gesicht. Nachdem sie sich ihm bis auf wenige Schritte angenähert hatte, blieb sie vor ihm stehen und neigte ihren Kopf, während sie sittsam ihre Augen nach unten senkte. „Zum Gruße in dieser so dunklen Nacht…“ sie wartete einen flüchtigen Moment, ehe sie wieder ihren Kopf aufrichtete und ihre Augen wieder Kontakt zu den seinen aufnahmen „…eine Nacht in der jedoch die Momente der Erkenntnisse unserem Wissen zuträglich sind. Doch anders als bei unserem ersten…flüchtigen Treffen vermag ich es wieder nicht mich euch auf richtige Weise vorstellen zu können. Der Ort, dieser Ort…“ sie machte mit ihrem linken Arm eine leichte, offene Geste „… vermag mir zu dieser Zeit nur euch meinen Namen zu verraten.“ Sie wartete wieder. „Seht es mir nach. Sollten wir uns einmal in einer Kirche wiedersehen oder an einem anderen ruhigen Ort der Stadt Genua, fern ab der Gefahr, fern ab der heutigen Nacht, so würde ich euch mit Freuden mehr erzählen, was euch zustünde.“

Sie trat bewusst einen Schritt wieder von ihm zurück, während ihr Blick immer noch bei ihm blieb und ihm ihre volle Aufmerksamkeit schenkte.

[Valerios]

"Seid versichert, niemand betrübt diese Tatsache mehr als mich." erwiderte der Sethit mit einem Nicken und einem ebenso freundlichen Lächeln.
Dabei führte er seine offenen Arme beiläufig am Saum seines Mantels nach hinten, auch er war offensichtlich unbewaffnet - und offensichtlich besser gekleidet, als er der mundanen Welt offenbaren wollte. Sein Antlitz war menschlich rosig und sein Brustkorb hob und senkte sich beim Atmen.

"Mein Name ist Valerios und ich freue mich überaus euch kennen zu lernen." * stellte er sich mit ruhiger und freundlicher Stimme vor, bevor er die Konversation angesichts der Umstände mit einer unverfänglichen Frage begann: "Ist das ein Lavendelduft, den ihr tragt, werte..", bevor er innehielt - hatte sie ihren Namen entgegen ihrer Ankündigung noch nicht preisgegeben.

--
* Presence 1: Vertrauensvoll/Friedfertig

[Aurora]

Noch einen Schritt, einen einzigen trat sie erneut näher an ihn, so dass das Wispern ihres Namens nur ihn erreichen sollte. „Aurora, werter Valerios. Einfach nur Aurora.“
Dann schritt sie auch wieder einen Schritt von ihm zurück und brachte sich wieder in einen sittsamen Abstand. „Nun, den Duft trage ich keineswegs, stattdessen die getrocknete Pflanze Lavandula angustifolia, welche in ihrem Zustand den markanten und dominanten Duft an die Umgebung abgibt.“
Der lateinische Name der Pflanze kam ihr dabei flüssig über die Lippen, kein Haspeln, kein Zögern. Das Lächeln blieb ihm erhalten, intensivierte sich sogar ein wenig.
„Ich darf bemerken, dass dieser Duft euch nicht neu ist, habt ihr ihn doch sofort erkannt.“
Sie ließ die Bemerkung so stehen, ob es als Lob angesehen wird, war ihm überlassen.

„Valerios…ein Name, den ich in dieser Form noch nie hörte und doch...“ sie machte unbewusst eine kurze Pause, in der er erkennen konnte, dass sie über etwas nachdachte, ehe sie mit etwas zufrieden war. „…kommt euer Name auch aus dem Lateinischen? Valere? Was ins Italienische übersetzt stark sein bedeutet?“

[Valerios]

"Ja, er ist mir nicht neu, auch wenn mein Wissen über diese Pflanze sehr begrenzt ist. Bei euch scheint das anders zu sein.
Meine Informationen sind stets aus zweiter Hand, liegt der Marktstand meines Untergebenen neben dem einer Kräuterhändlerin.
Sie sagte auch das sie gegen Blutegel helfen.."

Der Name stammt soweit ich weiß in der Tat aus dem alten Rom. In meiner ehemaligen Heimat Sardinien und auch in Sizilien ist er weit verbreitet.
Auf dem Festland ist er wohl seltener. Obwohl man Valerio wohl öfter hört, aber um meine griechischen Wurzeln zu ehren, verwende ich Valerios mit s.
Auch wenn mein Erschaffer wohl nicht glücklich darüber wäre, wenn er um diese kleine Eigenmächtigkeit wüsste.", zwinkerte er der jungen Frau zu.

[Aurora]

„Ihr habt Recht, ich besitze eine gewisse Form von Wissen bezüglich der hiesigen Kräuter und kann mit ihnen umgehen. Das Lavendel eine Macht gegen Blutegel besitzt ist mir allerdings neu.“ In ihren Augen glitzerte es ein wenig verschmitzt und das Wort gegen war eindeutig betont.
„Ich dachte stattdessen bei der Menge mit denen Blutegel zur Behandlung in dieser Zeit eingesetzt werden nicht daran, dass sie wieder vertrieben werden müssen. Eigentlich gehen sie nach einer gewissen Zeit von selbst ab, aber meine Studien zu dieser Art von Behandlung sind nicht sehr weit fortgeschritten.“
Die Worte erklangen insgesamt ansonsten nüchtern, obwohl ihr Lächeln ihm gegenüber blieb. Dann wurde sie aber neugieriger, was sich in der Stimmlage sofort bemerkbar machte. „Ihr sagtet, ihr besitzt einen Marktstand? Auf welche Waren habt ihr euch spezialisiert?“

[Valerios]

"Material für Kunsthandwerk, Schmuck, sardische Spezialitäten, Myrte - ich suche noch nach den richtigen Waren, die in dieser Stadt gefragt sind und meine Kunden glücklich machen. Die Kundschaft in Maddalena und Nervi ist sehr angenehm, Clavicula gestaltet sich eher schwierig, was die Handelsroute nach Pontedecimo angeht, da bin ich mir noch unschlüssig, aber ich bin auch noch nicht so lange in Genua, um den gesamten Überblick zu haben."

Sein Blick suchte in ihrem Gesicht nach einem Zeichen, ob sie entschlüsseln konnte, was hinter der vermeintlichen Plauderei vor den sterblichen Ohren verbarg..
"Die Wälder im Westen sind ein sehr unwirkliches Gebiet, aber ihre raue Natur birgt eine gewisse Schönheit, nicht wahr?"

[Aurora]

Die Frau vor ihm stand wie zuvor dar. Die Augen auf ihn gerichtet, der Fokus, ihre Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet ebenso ein sanftes, für sie typisches Lächeln. Die Regungen in ihrem Gesicht hatten sich während des Gespräches nicht verändert. Ob sie seine Worte entschlüsselt hatte oder nicht, blieb verborgen.
„Die Wälder im Westen Genuas verbargen sich bisher vor meinen Augen. Als … Dame … wäre ich ebenso besser beraten niemals alleine die Wälder zu betreten.“ Gespielt sittsam geht die Hand vor ihren Mund, um ein lautloses, künstliches Lachen zu verbergen, dass sich in ihren Augen nicht wiederfindet. Mochte es für ihn sofort klar sein, dass sie hier spielte, sehen ihre Bewegungen von weitem realer, angepasst an ihre Stellung aus. „Raubtiere verschiedenster Art lauern dort verborgen, bereit zuzuschlagen, wenn sich Ihnen die Gelegenheit bietet.“ Sie erhob mahnend einen kleinen Finger, der Blick dem sie ihm dabei zuwarf, war jedoch das genaue Gegenteil davon und spätestens der Unterton im Klang ihrer Stimme, machte ihm deutlich, dass die folgenden Wörter mehr als kleiner Spaß ihrerseits zu verstehen war. „Ihr wolltet mich doch nicht mit euren Worten verführen diese Wälder aufzusuchen?“

Sie gab ihm dem Moment darauf zu reagieren. Sei es mit Worten oder nur mit Gesten, ehe sie fortfuhr. "Und doch begeben wir uns bald von hier weg in eine Gegend in der... " Stille, ein leichtes Kopfschütteln, das Lächeln verschwindet und macht einem nachdenklichen Ausdruck in ihrem Gesicht Platz, den sie auch schon vor Beginn dieser Unterhaltung hatte. "Die heutige Nacht läutet ein neues Kapitel ein. Carpe noctem. Nutze die Nacht."

[Valerios]

"Eine ehrbare Signora zu verführen, niemals." erwidert er ebenso scherzhaft. "Aber seid versichert, ab jetzt wird euch kein Raubtier mehr zu nahe kommen.."
flaxte er, während er ein unsichtbares Schwert aus der Luft zog und eine bedrohliche Pose gegen einen abwesenden Gegner einnahm.
Er wusste wohl, das Sie beide heute Abend Bestien gegenüberstehen würden, deren Gefährlichkeit für solche junge Wesen wie sie beide unermesslich ist.
Doch wollte er diese bedrohliche Wahrheit zumindest für einen Moment vertreiben.

"Ich hoffe, das es nur ein dunkles und kein finsteres Kapitel wird, auch wenn der Gerechtigkeit genüge getan werden muss.
Da ich die vorherigen Kapitel dankenswerterweise nicht kenne, wird es in jedem Fall neu und überraschend sein.
Hoffen wir das das Land im Westen seine Gäste wohl empfängt, wenn Sie heute Abend aufbrechen müssen. Liegt im Leiden doch für keinen Profit."