[1041] Die Schatten zieht es nach Genua [Macario, Galeno]

[Oktober '20]
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Nubis
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Re: [1041] Die Schatten zieht es nach Genua [Macario, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Eine Braue wanderte hinauf, während die andere sich ein klein wenig herab senkte. Der Blick des Gastgebers wurde tatsächlich etwas kühler und im Raum selbst war eine Kälte zu spüren, nicht zuletzt deswegen, weil die Tür hinter dem Gast geschlossen worden war, sobald dieser sich einen Schritt weiter in den Raum gewagt hatte.
Doch das Lächeln blieb vorerst bestehen.

"Ihr erwähntet in eurem Schreiben doch einen bestimmten Zweck, nicht wahr? Sollte ich jenem nachkommen, wenn es an einer gewissen Etikette mangelt? Ich hoffe doch, da wo ihr her kommt, hat man euch eines Besseren belehrt?"

Offensichtlich forderte der Herr in der edlen Kleidung etwas ein und schien sichtlich nicht zufrieden mit dem, was bisher gezeigt worden war.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Macario
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Re: [1041] Die Schatten zieht es nach Genua [Macario, Galeno]

Beitrag von Macario »

Eine profunde Prüfung schien das Ansinnen dieses Herolds. Denn nur ein Amtsträger der Domäne könnte es wagen, ohne Status und Blut des Neuankömmlings wirklich zu kennen, die Etikette desjenigen direkt in Frage zu stellen. Das Amt würde jedoch nicht schützen vor Fehl. Ein riskantes Spiel. Es sei denn, der Ahn Lydiadas... wäre es möglich?!

Ohne den Blick zu heben und ohne weitere Umschweife kam diese Antwort aus Macarios Mund:

"So hat Euch mein Schreiben erreicht, werter Herold...", wobei eine besondere Betonung auf den letzten beiden Worten lag.

Er hatte es nicht eilig. Er würde dem Herold den Spiegel vorhalten.

So setzte der Magister fort:

"Es ist einem Fremden nicht gegeben Euch zu er-kennen. Doch ist es nicht auch in Genua Sitte, dass der Fremde den Namen seines wohlwerten Nächsten erführe, bevor er sich in Gänze ihm offenbare?"

Macario legte eine kurze Sprechpause, gar eine Atempause und setzte mit wohlwollender Stimmlage fort:

"Und sind es nicht die Worte unseres Herrn Jesu Christi, welche allerorten gleichsam zu hören sind? Denn da heißt es... wer jemanden aufnimmt, den ich senden werde, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat..."

Er würde das Spiel mitspielen, ein gefährliches Spiel.
Wie kann man von Licht sprechen, wenn man nicht, wenigstens einmal,
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Zenon von Kition
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Nubis
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Re: [1041] Die Schatten zieht es nach Genua [Macario, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Der Mann, der Macario gegenüber stand, verweilte in seiner Haltung, regungslos für einige kurze Momente. Sekunden, die an ihnen vorüber strichen. Sekunden des Schweigens.

Nur etwas regte sich vorerst. Die Mundwinkel. Sie wanderten hinab und das Lächeln starb. Ausdruckslos wurde die Mimik.
Zudem kroch in eben jener Zeit die Kälte mehr und mehr in die Ecken dieses Raumes, auch vorbei an Macario.

Dann kam Bewegung in die Person, der rechte Arm löste sich vom Rücken und deutete auf, nein, wohl eher hinter Macario. So, wie jemand eine Richtung weisen würde...zum Stuhle hin oder zur Tür. Und eben letztere war wohl eben jetzt gemeint.

Dazu fielen nur folgende Worte: "Wenn dies eure letzten Worte waren, bitte ... "
Tatsächlich blieb er freundlich und geduldig, doch sicherlich war klar, dass er hier kein Spiel spielte.
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Macario
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Re: [1041] Die Schatten zieht es nach Genua [Macario, Galeno]

Beitrag von Macario »

Woher kam diese aufziehende, deutlich spürbare Kälte? Konnte es sein, dass der Galeno Fiore, denn dieser dürfte es sein, der ihm hier gegenüber stand, mit einer Fähigkeit des Clans des Todes diese Kälte heraufbeschwor? Sollte dies Macario einschüchtern? Oder war die Kälte gar eines natürlichen Ursprungs? Macario versuchte, die Quelle dieser Kälte zu ergründen.*
Spoiler!
*Wahrnehmung + Gewahrsein (Heute 14:02)(3 Erfolge)
Aus den Augenwinkeln konnte Macario auch die Weisung des Herolds zur Tür gemäß der gesprochenen Worte wahrnehmen.

Der Herold schien nicht gewillt dem Magister im übertragenen Sinne auch nur einen Fußbreit entgegenzukommen. Die aufgezeigte Konsequenz konnte Macario nicht ignorieren.

Macario setzte erneut an, um der geforderten Offenbarung und Ehrerbietung gerecht zu werden, wobei sein Blick weiterhin nach unten gesenkt blieb:

"Wohlwerter Herold, höret meine Vorstellung. Mein Name ist Macario, Neonatus, vom hohen Blute Lasombras, aus der Domäne Rhegium in Calabria, Kind des Stefanos, genannt der Büßer, Ancilla der Domäne Rhegium in Calabria, Kind des Erminulf von Beneventum, der den endgültigen Tod starb."
Die ersten beiden Worte betonte Macario nun besonders.
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Zenon von Kition
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Nubis
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Re: [1041] Die Schatten zieht es nach Genua [Macario, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Der Deut mit der Hand in Richtung Tür senkte sich und dder Arm glitt wieder in die Ausgangshaltung zurücke, die Hand wieder hinterm Rücken auf der anderen ruhend.
"Gut..."

Noch einmal herrschte kurz Stille, ehe dann der Gastgeber mit der wohlklingenden Stimme seine Vorstellung kund gab.

"Nun denn, ich heisse euch in Genua noch einmal herzlich willkommen, Macario vom Clan der Schatten.
Galeno Fiore, Herold Genuas, Neugeborener im ehrenwerten Blute Kappadozius, Kind des Bruder Martinus, Ancilla und Prior der Einsiedelei Camaldoli, Kind von Hephaistos, Ahn und Senechall zu Florenz."

Er setzte noch einmal ab und das Lächeln kehrte wieder zurück.
Ausserdem deutete er nun mit der linken Hand zu den Stühlen.

"Wenn ihr mögt, so setzt euch und wir unterhalten uns ein wenig über euch und euer Ansinnen."

Galeno setzte sich und legte vor sich eine der in Holz gerahmten Wachstafeln mit passendem Griffel.

"Was verschlägt euch in diese, unsere Stadt? Was ist euer Begehr?"

Tatsächlich schien die Kälte von Galeno auszugehen und stärker zu werden, je länger man mit ihm in diesem Raum war. Noch war sie nicht eisig, sondern eher klamm, doch mit verstreichender Zeit könnte es richtig kalt werden. Zumal die Tür geschlossen war und kein Feuer, bis auf die kleine Kerze, im Raum brannte.
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Macario
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Re: [1041] Die Schatten zieht es nach Genua [Macario, Galeno]

Beitrag von Macario »

Der Mönch sah auf, nickte dem Galeno Fiore kurz zu und setzte sich alsgleich auf einen der angewiesenen Stühle.

Da die Kälte von dem Kappadozianer auszugehen schien, musste er auch die Quelle dessen sein. So schlussfolgerte der Magister. Aber warum nahm die Intensität weiter zu? Was hatte das zu bedeuten?

"Er hat sich auf den Weg begeben, um Genua und der höchstverehrenswerten Aurore, der vieler Orts auch so genannten weißen Prinzessin, in diesen wirren und kriegerischen Zeiten beizustehen und Frieden zu stiften, wo Unfrieden herrscht. Auf dass die Flamme des Glaubens hell wie ein Leuchtfeuer von Genua aus erstrahlen möge, so dass es alle Welt wisse; nie wieder darf der Sarazene unsere Kirche entweihen.", sprach Macario mit gewisser tonaler Steigerung zum Ende hin.

Sein Blick blieb weiterhin gesenkt.

Ohne Auf Antwort oder Zustimmung seines Gegenübers zu warten, setzte er seine Rede fort mit der Frage:
"Wohlwerter Signore Galeno Fiore, Herold Genuas, berufen von der höchstverehrten Aurore, ist dieser Ort ein Elysium?"
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Nubis
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Re: [1041] Die Schatten zieht es nach Genua [Macario, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Galeno notierte sich in Latein einige der Worte Macarios. Wahrscheinlich führte der Herold Buch über die Neuankömmlinge, oder es war eine Mitschrift für eben seine Herrin. Lateinische, geschwungene Lettern wurden in den Wachs geritzt.

Auf Macarios Frage hin hob der Herold wieder eine seiner brauen und musterte ihn.
Doch statt darauf zu antworten, reagierte er mit einer Gegenfrage.
"Warum fragt ihr? Erhofft ihr euch etwas davon, wenn dies hier eines wäre? Oder würdet ihr es ausnutzen, wenn es keines wäre?"
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Macario
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Re: [1041] Die Schatten zieht es nach Genua [Macario, Galeno]

Beitrag von Macario »

Zu gut erkannte Macario das Muster von Frage und Gegenfrage, von Schüler und Lehrer, von Jesus lehren lernen.

Macario stellte eine neue Frage in den Raum, anstatt auf die Kontroverse des Galeno Fiore einzugehen:

"Was ist diese widernatürliche Winterskälte inmitten einer Sommersnacht, die von Euch, wohlwerter Signore Galeno Fiore, auszugehen scheint?"

Derweil er saß, lagen seine Hände in seinem Schoß übereinander.
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Zenon von Kition
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Nubis
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Re: [1041] Die Schatten zieht es nach Genua [Macario, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Und erneut ein zwei Worte in Wach geschrieben, beinahe ohne die Aufmerksamkeit von seinem Gegenüber fallen zu lassen. Das Schreiben ging locker von der Hand.

Auf die Erwähnung der Kälte reagierte er mit ein paar beiläufig klingenden Worten. So. Als sei gerade das Schreiben sogar wichtiger als die Lösung dieses kleinen Mysteriums.
„Dies braucht euch nicht zu bekümmern..“

Ruhig legte er den Griffel ab und faltete die Hände, die locker auf dem Tisch zum Liegen kamen. An der linken Hand konnte man am Gelenk unter dem Ärmel seines Hemdes ein hölzernes Kreuz erkennen und kleine Perlen. Ein Rosenkranz war wohl um das Handgelenk geschlungen.

„Kommen wir zu euch zurück. Wie genau wollt ihr denn Friede in Genua schaffen? Wisst ihr um die Situation in dieser Stadt? Wahrscheinlich eher nicht, von der Wahl eurer Worte zu schliessen.“
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Macario
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Re: [1041] Die Schatten zieht es nach Genua [Macario, Galeno]

Beitrag von Macario »

So beiläufig wie der Galeno Fiore tat, könnte diese ansteigende Grabeskälte nicht sein. Soviel war klar. Dafür brauchte man kein besonderes übernatürliches Bewußtsein.

Macarios Blicke folgten den Händen des Galeno, während er dessen Beschwichtigung zuhörte. Dabei fiel ihm auch der Rosenkranz am Handgelenk des Herolds auf.

Macario antwortete dieses Mal auf die Fragen des Herolds:

"Wohlwerter Signore Galeno Fiore, Friede ist doch weitaus mehr als die reine Abwesenheit von Krieg."
Hier legte der Magister eine Sprechpause ein.

"Was den Krieg anbelangt, so mag man sich noch nach dem Lukas Evangelium richten, wo geschrieben steht - eine Gedankenpause - "Wenn der Starke bewaffnet seinen Hof bewacht, so bleibt sein Besitztum in Frieden.""

"Bedenket aber unseres Herrn Jesu Christi Worte in der Sermone della Montagna (Bergpredigt)!", ergänzte Macario wohlwissend.

Der Mönch beschließt seine Ausführung nun seinerseits mit einer neuen Frage:
"Wie steht es also um die Stadt Genua, wohlwerter Herold?"
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Zenon von Kition
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