[1042] Gedankenlabyrinth [Nicolo, Ilario]

[November '20]
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Ilario
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[1042] Gedankenlabyrinth [Nicolo, Ilario]

Beitrag von Ilario »

In den ersten Nächten des Jahres 1042 nach Christi Geburt erreichte Nicolo eine Nachricht. Ein Dienstbote der Embriaci überbrachte eine versiegelte Rolle Pergament zu Händen des frischgebackenen Senatore Tommaso, mit der mündlichen Anweisung diese an wiederum seinen Herrn weiterzuleiten.

In gestochen scharfen, aber schmuck- und schnörkellosen Letter, und einem römisch anmutenden Adler dessen Flügel das sterbliche Siegel der Contarini umschlossen als Siegel versehen, stand dort geschrieben:

"Werter Nicolo,

in Anbetracht früherer Gespräche und Erkenntnisse lade ich euch in den Nächten des kommenden Neumonds zum Austausch von Wissen in die Villa Embriaci ein. Eure Expertise und die eures Blutes wäre mir sehr willkommen, sowohl in Belangen der Heilkunst wie auch des Aufspürens jener Kreaturen die man gemeinhin Baali nennt.

In Erwartung eurer Antwort verbleibend,
Ilario Contarini, Aschepriester der Via Regalis und Harpyie Genuas, Ancilla der Schatten, Kind des Lucius Valerius Galba, Ahn der Schatten zu Venedig, Kind des Magnus Sertorius Mamercus, Ahn im Blut der Schatten, Kind des Eremiten, Ahn im Blut der Schatten."
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
- persisches Sprichwort
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Nicolo Trevisan
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Re: [1042] Gedankenlabyrinth [Nicolo, Ilario]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Nicolò hatte in einem schmucklosen Schreiben bestätigt am gewünschten Tag zu erscheinen - in knappen Worten allerdings. Mit keiner Silber erwähnte er die Baali und ließ sich nur kurz darüber aus, dass er entsprechend sein Werkzeug mitzunehmen Gedenke.

So eilte denn auch Nicolò in der finsteren Nacht des Neumondes durch die Gassen Genuas. Einige Schritte voraus mit einer Öllampe bewehrt ging ein glatzköpfiger, stämmiger Mann und spendete so spärliches Licht.
Nicolò selber trug einen hellen Kittel aus robuster Wolle. Wenn auch ein einfaches Gewand, ließ ein der tadellose Zustand dennoch darauf schließen, dass hier kein armer Mann ging. Über seinen Kittel trug er einen Umhang, mit einer tief ins Gesicht gezogenen Kapuze, während sein Gürtel eine Tasche zierte, in denen die Enden von einer Schere, Dorn, Messer und verschiedenen Haken herausragten. Über seine Schulter trug er vorsichtig einen Beutel, welchem verschiedene aromatische und würzige Düfte entströmten.

Tebaldo dagegen war mehr in das Gewamst eines Straßenwächters gekleidet, sogar ein Schwert baumelte in einer Scheide an seinem Gürtel.

So erreichten die beiden schließlich die Villa Embriaci, während Nicolò anklopfte und um Einlass bat.
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Ilario
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Re: [1042] Gedankenlabyrinth [Nicolo, Ilario]

Beitrag von Ilario »

Beide wurden wortlos eingelassen und durch den Garten zur eigentlichen Villa geführt. Dort erwartete Tebaldo ein herzhaftes Nachtmahl in der Küche, wo man ihn zu warten bat, Nicolo wurde weitergeleitet bis zu einem kleinen Raum. Dieser entpuppte sich als Schreibstube, die ungewohnt ordentlich schien. Alles war sauber verräumt, weder lagen Schreibutensilien noch Karten oder Pergamente herum, wie man es vielleicht von vorherigen Besuchen kannte. Ilario saß auf einem Stuhl, nachempfunden jenen die römische Feldherren zu benutzen pflegten. Etwas, das er sich bei jenem todbringenden Ahn der See abgeschaut hatte. Adaption war etwas das Ilario nicht ausschloss. Auf dem kleinen Tisch vor ihm stand ein begonnenes Schachspiel, noch keine Figur war gefallen, und auf der anderen Seite befand sich ebenfalls ein Stuhl. Auf diesen deutete der Ancilla als er mit leiser Stimme sprach.

"Gut dass ihr gekommen seid. Es gibt viel zu besprechen, über die Diener der Hölle und auch über anderes. Wie ist es euch ergangen in den letzten Jahren?"
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Nicolo Trevisan
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Re: [1042] Gedankenlabyrinth [Nicolo, Ilario]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Nicolò trat ein und zog seine Kapuze zurück.
Dann verbeugte er sich vor Ilario - tief genug um sowohl seinem Status als Ancilla, als auch seinem Amt Respekt zu zollen.

"Verehrter Ilario, ich danke Euch für Eure Botschaft und Eure Einladung."

Erst dann nahm der Salubri Platz.
"Nun es gab einige, wie sagt man so schön, Rückschläge...
aber es gelang mir auch an der ein oder anderen Stelle etwas zu bewirken. Euch scheint es gut ergangen zu sein."
Ein tragender Unterton lag in seiner Stimme.

"Ich hoffe, dass Gratulationsschreiben hat Euch erreicht?"

Schließlich besah er sich das Spielfeld genauer.
"Ein kunstvolles Spiel habt Ihr da."

Dabei bewegte sich der Salubri einmal kurz auf dem Stuhl hin und her, wie um eine bequeme Position zu finden, doch unschwer war zu erkennen, dass er versuchte, seine direkte Art zu unterdrücken.
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Ilario
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Re: [1042] Gedankenlabyrinth [Nicolo, Ilario]

Beitrag von Ilario »

Er nickte als Nicolo das Gratulationsschreiben erwähnte und schüttelte etwas später knapp sein Haupt. "Gut ergangen... Nun der Weg des Ancilla ist einsam und gefährlich. Wie auch ihr erlitt ich in den letzten Jahren Rückschläge und musste Zugeständnisse machen." Bitterkeit blitzte hinter der Maske aus Gelassenheit auf. Gewollt oder eine tatsächliche Regung? "Keine gute Tat bleibt ungestraft nicht wahr?"

Ilario ließ die Frage im Raum stehen und deutete auf das Spielbrett. "Seid ihr mit dem Spiel der Könige vertraut?" Es lag eine Mehrdeutigkeit in der Stimme des Älteren die kaum wahrnehmbar akzentuiert, aber dennoch da war.
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Nicolo Trevisan
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Re: [1042] Gedankenlabyrinth [Nicolo, Ilario]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

"Wohlwar, wohlwar..." murmelte Nicolò unweigerlich auf die Spruch der 'Guten Tat' bezogen, während sich sein Blick langsam wieder auf das Spielbrett richtete.

Nicolò schwieg einen Moment und hatte somit wohl die Mehrdeutigkeit erkannt. Kurz strich eine seiner Hände über seinen Kittel, aber sonst war keine weitere Regung zu sehen. Schließlich schüttelte er den Kopf.
"Als Sterblicher war es in meinen Kreisen nicht vergönnt sich damit vertraut zu machen. Und seitdem ich in die Nacht geholt wurde, war mir die Zeit nicht gegeben, mich mit dem Spiel der Könige auseinander zu setzen. Aber wenn Ihr es mir zeigen würdet, würde ich mich gewiss als neugieriger und eifriger Schüler erweisen."

Während seiner Worte wanderte Nicolòs Blick wieder zum Ancilla zurück, seine Stirn war leicht kraus gezogen. Es war jedoch kein kritischer, sondern eher ein nachdenklicher Blick.
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Ilario
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Re: [1042] Gedankenlabyrinth [Nicolo, Ilario]

Beitrag von Ilario »

Langsam nickte Ilario. "Es stammt aus den Morgenland und schult das Denken. Insbesondere muss man sich in den Gegner hineinversetzen, seine Möglichen Züge in Gedanken durchspielen genau wie die eigenen... und mit welchem Zug andere vereitelt oder ihnen begegnet werden kann. Ein Spiel welches sehr vielschichtig sein kann und deshalb eine gute Übung für das Überleben in unserer Gesellschaft. Wenn auch die Regeln der kainitischen Gesellschaft um ein vielfaches komplexer sind..." Einen Moment lang schweifte sein Blick in die Schatten, aufmerksam, dann allem Anschein nach aber beruhigt. "Wenn ihr möchtet bringe ich es euch bei, dazu bräuchte es regelmäßige Treffen um zu üben. Im Gegenzug würde ich euch um zwei Dinge bitten: Eure Verschwiegenheit und eure Ansichten zu einem bestimmten Thema, aus der Perspektive eines Heilers aus dem Clan der Salubri." Der Ancilla sah Nicolo direkt an und erwartete dessen Antwort.
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Nicolo Trevisan
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Re: [1042] Gedankenlabyrinth [Nicolo, Ilario]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Während der Salubri zuhörte, rätselte er so gleich über die Bedeutung Ilarios Worte nach, zweifelsohne war auch hier seine Worte mehrdeutig, oder nicht?
Seine Stirn runzelte sich und erst da fiel ihm der Blick in den Schatten auf. Unwillkürlich öffnete sich sein drittes Auge, während er ebenfalls hineinblickte, aber da war nichts, oder doch?*
Eine gewisse Nervosität machte sich in und er überdeckte dies, in dem er abermals seinen Kittel glatt strich.

"Nun, meine Verschwiegenheit habt Ihr, jedoch könnte es unter Umständen von Nutzen sein, mehr als nur um die Ansicht eines einzigen Heilers zu erbeten. Aber ich werde Euch darin dienlich sein, so gut ich es vermag."

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Results: 9+ 6+ 10+ 2 10+ 6+ 1-.
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Ilario
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Re: [1042] Gedankenlabyrinth [Nicolo, Ilario]

Beitrag von Ilario »

Da war nichts in den Schatten, nichts als die Vorsicht eines Magisters der wusste was in den Schatten lauern konnte. Interessiert betrachtete der Lasombra wie sich Nicolos drittes Auge öffnete und dieser seinem eigenen Blick in die Schatten folgte. Ilarios Überraschung war jedoch nicht so groß wie sie hätte sein sollen, das öffnen eines solchen Auges hatte er wohl schon einmal miterlebt.

"Vielleicht werter Nicolo, vielleicht... nun was wisst ihr um Wunden die dem Geist geschlagen, Erinnerungen die geraubt wurden?"
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Nicolo Trevisan
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Re: [1042] Gedankenlabyrinth [Nicolo, Ilario]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Nicolò schüttelte nur leicht den Kopf und schloss sein drittes Auge wieder.

"Nun..." setze Nicolò an und lehnte sich dabei grübelnd zurück. Sein Blick schien Unzufriedenheit auszustrahlen und war wieder auf das Schachfeld gerichtet. Dann fuhr sein Blick wieder hoch und nahm Ilario in Augenschein.
"Seht Ihr, genau das ist der Grund, warum ich eben meinte, der Rat eines weiteren Heilers könnte entscheidend sein. Aber nun... Ihr fragtet nach meinem Wissen. Es gibt gewisse Umstände, die einem die Erinnerung rauben können. Sicherlich wisst Ihr es von Schlägen auf den Kopf und manchesmal von jenen, in welchem das innere Feuer brennt, dass diese ihre Erinnerungen verlieren zumindest von dem Zeitpunkt in welchem das Feuer brannte oder der Schlag auf dem Kopf auftrat.
Es gibt natürlich auch noch weitere Krankheiten und... es gibt auch bestimmte Pflanzen, mit denen so etwas erreicht werden kann. Auch können Menschen durch... hm... nun bestimmte Ereignisse ihre Erinnerungen verlieren. Ich meine Ereignisse solcherart, die nur schwer für den menschlichen Geist zu ertragen sind... In manchen Fällen kehren die Erinnerungen von alleine zurück und in anderen Fällen nicht. Das ist nur schwer vorauszusagen, genauso welche Erinnerungen betroffen sind - sollte es nicht durch ein bestimmtes Ereignis ausgelöst sein. Mit Zeit, Geduld und Pflege desjenigen, welcher die Erinnerung verlor, vor allem durch Vorzeigen und Umgang mit wiederkehrenden vertrauten Handlungen, Gegenständen und Menschen, kann die Erinnerung auch wiederkehren."

Nun schaute Nicolò sein Gegenüber unverhohlen musternd an.
"Aber ich vermute, dass beantwortet Eure Frage nicht so, wie Ihr es erhofft hattet. Es... gibt noch andere Möglichkeiten, den Geist zu heilen. Aber da solltet Ihr Euch an den sehr verehrten Kometiolos wenden, denn meine Kenntnisse sind nicht ausreichend hierzu..."
Aus Nicolòs letzten Worten war etwas widerstrebendes herauszuhören, welches aber abebbte als er hinterher setzte:
"Habt Ihr einen solchen Fall, dem Wunden des Geistes geschlagen wurden?"
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