[1042] ...müssen Männer mit Bärten sein! [Achilla, Liutprand]

[November '20]
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Signora Achilla
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Re: [1042] ...müssen Männer mit Bärten sein! [Achilla, Liutprand]

Beitrag von Signora Achilla »

Es war nie leicht, die Signora tatsächlich einzuschätzen. Die Maske verbarg viel und überließ es den ausschweifenden Gesten, der wohlgeübten Haltung und den Kleidern, ein Bild von ihr zu zeichnen.

“Ja, die Menschen sind unsere erste Beute. Und unser gefährlichster Jäger neben uns selbst! So gern geben wir uns überlegen und selbst unsere Jüngsten können gut gegen einen Einzelnen von ihnen bestehen. Doch wenn sie sich zusammentun… .” Sie schauderte.
“Ich hab’s gesehen, gar nicht weit von hier, direkt am Hafen. Fackeln und Blut und brüllende Mäuler. Ich hab’ gesehen wie einer von uns blutigste Ernte unter ihnen gehalten hat, aber irgendwann waren’s wohl zu viele… .”

Sie wiegte den Kopf. “Und dann, die zweite große Gefahr: Ein Teil unserer Herzen gehört noch in ihre Welt. Nehmt einen wie den verehrten Ferrucio. Er ist so entbrannt in seiner Hingabe und damit geht er Seite an Seite, Herz an Herz mit so vielen Menschen. Wenn er im Namen des Herrn befiehlt oder bittet, dann ist es wie flüssiges Feuer, das von seinen Lippen rinnt. Wenn er es will, dann kann er eine ganze Menge entzünden, nur mit Worten und Blicken. Und ich fürchte auch, dass es ihn selbst verbrennt, diese Art von Feuer.”

Für einen Moment hielt sie dann inne wie um seinen Fragen und seinem Wechsel im Ton den nötigen Raum zu geben.

“Ich erzähl’ Euch gern von meiner Ankunft in Genua und wie la superba meine Heimat wurde. Doch wollt Ihr tauschen? Denn ich will nicht einen Deut weniger gern wissen, was es war und ist, das Euch hergeführt hat.”
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Liutprand
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Re: [1042] ...müssen Männer mit Bärten sein! [Achilla, Liutprand]

Beitrag von Liutprand »

"Der Ferrucio...es so klingt, als Du denkst wäre Gefahr für uns. Brennende Fackel um zu entzünden Herzen ist schlecht in Hand von einem Wahnsinnigen. Ich sähe lieber, er sie legt aus Hand, denn Wahnsinn niemand kann kontrollieren."

Seine Nachdenklichkeit und eine gewisse Besorgnis schwingt in seiner Stimme mit. Es mag an seiner Ausdrucksweise liegen, dass er den nötigen Respekt vor dem Ancilla der Malkavianer vermissen lässt.

Als Achilla ihm einen Handel vorschlägt lächelt er und nickt wissend.

"Ein Geschichte für ein Geschichte...ein gerecht Handel. Du mein Wort hast...ich vergelte Gleich mit Gleich."

Und wie zum besiegeln eines Handels, streckt er Achilla seine rechte Hand zum Handschlag entgegen.
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Signora Achilla
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Re: [1042] ...müssen Männer mit Bärten sein! [Achilla, Liutprand]

Beitrag von Signora Achilla »

Und da schlug die Signora auch ein, nicht unbedingt zimperlich. Geziertes Gehabe oder nicht - offenbar war ein Handel eben ein Handel. Ihre Hand fühlte sich an wie Hühnerknochen und zusammengebundener Reisig unter dem Stoff, zu leicht, zu trocken und fürchterlich brüchig.
Sie ließ die Geste für einen Moment so stehen und wirken, bevor sie dann sprach.

“Was mich herbrachte, das war der Wunsch nach einer Heimat, eine Notwendigkeit für unsereins, so glaube ich. Nur die Wanderer verstehen es, ewig zu wandern.” Sie richtete ihren Fingerling behutsam ein wenig.
“Ich stamme aus Venecia, la serenissima. Doch dort ging und geht der Tod um, für unsereins. Aus Jägern werden dort Gejagte und ich sah wie um mich her solche fielen, die älter und stärker als ich waren. Es gab keinen Halt mehr, keinen Schutz, keine Herrschaft. Also floh ich, blutjung wie ich war.”

Für einen Moment wirkte sie ein wenig verloren, so wie sie dastand und der Wind an ihrem Kleid zerrte. Es war vielleicht eine Pose, doch es war eine gute. Sie erklärte sie auch mit den nächsten Worten:

“Doch was ist eine, die die Heimat verlor? Wer nimmt so eine auf? Keiner, nicht ohne Nutzen. Und so musste ich durch die Lande ziehen wie andere, die ohne Heimat sind. Ich bin eine Fahrende geworden und ein Stück weit bin ich’s noch. Es ist eine Sache, die sich nie ganz abstreifen lässt, eine alte Dankbarkeit für eine alte Schuld.”

Sie strich einmal über das Tuch, das um ihre Schultern lag, mit den bunten Knoten und Zipfeln, die bei jeder Bewegung tanzten. Wenn man genauer hinsah, konnte man auch sehen, wie es in den Falten des Stoffes kroch und wimmelte, als er in Bewegung geriet: Winzige, braune Dreiecke, aufgeschreckte Motten, die dort eigentlich verborgen saßen und fraßen.

“Doch aus Genua kam dann doch ein Ruf, eine Hoffnung auf Heimat. Es war ein Ahnherr meines Blutes, der ihn aussprach - und ich bin dem gefolgt.”
In den Worten klang ein Hauch von alter Sehnsucht oder sogar echter Hoffnung. Es war schwer zu sagen. Doch mit den nächsten wurde das harsch abgeschnitten. Eine andere Seite der Signora wurde offenbar, handfest und pragmatisch, weil es eben nicht anders ging.
“Die Dinge laufen aber nie so gerade und glatt wie man es denkt oder erhofft. Und was ist Hoffnung schon, wenn nicht einfach ein Krückstock für die, die zu schwach sind, die Dinge zu formen anstatt sie nur zu erhoffen? Ha.”
War das ein Hauch von Bitterkeit? Oder bloß ein Spott für Träumereien?

“Ich kann nicht sagen, wie mein geliebter und geehrter Ahnherr seine nächsten Schritte setzen oder was er verlangen wird. Wir sind die Verborgenen, eh? Und es gibt immer diese Zeiten, in denen wir ein Stück weit zurück treten, für dies oder das und was es eben zu tun gibt.”
Sie konnte hier nur mit den Schultern zucken und ließ die Worte dann auch einfach so stehen, bevor sie neu ansetzte:
“Am Ende jedoch ist die Herrin dieser Stadt klar und ihr Licht strahlt hell. In ihrer Zeit hat sie diese Stadt zu Pracht und Wohlstand wachsen lassen. Als sie mich auf sich schwören ließ, war ich trunken vor Glück. Eine Heimat, edler Luitprand, ist eine große Kostbarkeit. Man erkennt dies umso klarer, wenn man sie je verlor.”
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Liutprand
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Re: [1042] ...müssen Männer mit Bärten sein! [Achilla, Liutprand]

Beitrag von Liutprand »

Der Händedruck des Venture war kräftig, krafterprobt durch viele Gelegenheiten des tatsächlichen Zupackens, dies es offenbar in seiner Vergangenheit gegeben haben mochte. Mit interessierter Miene und sehr aufmerksam verfolgte er die Erzählung der Signora, das Umfeld aber entließ er nicht ganz aus seiner Wacht. Er schien sehr bemüht, dass dieses Gespräch nicht an unbeteiligte oder gar sterbliche Ohren drang. Auch wenn der Wortlaut eher unverfänglich war, so gab es in dieser Stadt noch genug, die zu viel wussten.

"Heimat...es wert ist, arbeiten für bessere Heimat. Jeder, der Heimat nennt Genua verantwortlich, es besser zu machen. Es Dich ehrt, als du hast geschworen."

Er machte eine kleine Pause, in der er ihr bedeutungsschwanger zunickte.

"Wenige wir können entkommen, den Wünschen unserer Ahnen. Und alles wir müssen tun, um unser Schuld tilgen."
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Signora Achilla
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Re: [1042] ...müssen Männer mit Bärten sein! [Achilla, Liutprand]

Beitrag von Signora Achilla »

“Am Ende ist es die Macht, die unsere Welt eben formt”, meinte die Signora milde. “Doch es ist nichts Schlechtes daran, dem so einen Mantel aus Gedanken anzuziehen wie wir’s als Menschen auch verstanden hätten. Schuld und Dankbarkeit.”
Wahrscheinlich lächelte sie unter der Maske, so wie es klang.

“Ist es so eine Schuld, die Euch hergebracht hat…? Erzählt mir Euren Teil dieser Geschichte von Genua als unserer Heimat.”
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Re: [1042] ...müssen Männer mit Bärten sein! [Achilla, Liutprand]

Beitrag von Liutprand »

Er nickte...zögerte dann aber einen Augenblick, als suchte er nach den richtigen Worten in dieser für ihn noch so fremden Sprache. Für einen kurzen Augenblick ärgerte er sich, denn in seiner Muttersprache könnte er Ihr nun ein Heldenepos erzählen, doch so war es nur der kümmerliche Schatten davon...aber vielleicht war es auch besser so.

"Einst ich reitete mit König...führte Heer in Schlacht. Viele Städte belagert...Pisa, Milan...Ravenna. Doch großer König bekommt große Feind...und der Papst schickt Häscher, um zu töten. Doch da mich mein Ahn schon gefunden und geholt zu sich. Der große König später starb im Bett...und nicht von Häschern."

Der Wind zerrte an seinem Mantel und als er so erzählte legte er eine Hand auf dem Knauf eines Gladius ab, das er unter dem Mantel am Gürtel trug. Nicht, um die Waffe zu ziehen. Vielmehr war es eine gewohnte und entspannte Haltung, die er wohl des Öfteren einnahm, wenn er eine Geschichte erzählte.

"Ich begleiten mein Ahn durch Italien, nach Süden und wieder nach Norden. Soldaten führte ich wieder...keine Heere...kleiner die Menge jetzt. Ich nützlich war, um Fundament von Macht beanspruchen für mein Ahn. Schließlich rief mich her um erfüllen sein Auftrag."

Er stockte und wirkte ein bisschen unzufrieden.

"Du musst entschuldigen...wenn Du verstehen könntest meine Sprache von Mutter, so wäre Geschichte besser."

Wieder überlegte er.

"Ich will nicht bleiben in Schuld. Wenn willst...Du darfst stellen Fragen."

Es schien ein ehrliches Angebot, um eine imaginäre Waagschale auszugleichen.
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Re: [1042] ...müssen Männer mit Bärten sein! [Achilla, Liutprand]

Beitrag von Signora Achilla »

Achilla neigte den Kopf ein wenig und legte in einer nachdenklichen Geste einen Finger an das bemalte Kinn ihrer Maske.
“Ein Krieger, ein Heerführer. Ein Mann, der in Italien auf und ab reist, doch die Sprache nicht mitnimmt… .” Es lag ein milder Tadel in diesem letzten Teil der Worte, doch auch nicht mehr als das.

“Was ist es dann für ein Auftrag, der Euch hierher bringt, ohne Soldaten, ohne den direkten Blick Eures Ahnherrn? ...ha. Das wäre die vernünftige erste Frage, eh?” Sie hatte sich mitten im Wort selbst unterbrochen und lachte nun. Und dann fragte sie: “Ist es das erste Mal, dass Ihr ein wenig mehr ...Raum bekommt?”
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Re: [1042] ...müssen Männer mit Bärten sein! [Achilla, Liutprand]

Beitrag von Liutprand »

Liutprand lächelte milde, als er den Tadel in der Stimme der Nosferatu bemerkte.

"Ein kleines Rätsel ist...nicht wahr? Willst herausfinden selbst die Antwort darauf?"

Zu ihrer Frage wurde er wieder ernst, auch wenn nicht unfreundlich.

"Ich es so sagen versuche...unsere Ahnen uns den Raum geben, den sie geben uns wollen. Und wenn auch wir nicht spüren die Wand von Raum...ich weiß, dass sie ist da. Aber um beantworten Deine Frage...nein es ist nicht erstes Mal. Aber was genau Auftrag ist...das mein Geheimnis zu bleiben hat."
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Re: [1042] ...müssen Männer mit Bärten sein! [Achilla, Liutprand]

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“Was ist einer von uns auch ohne Geheimnisse?”, meinte die Signora munter. “Wir sammeln sie mit den Jahrzehnten. Einige gehen uns wieder verloren und verblassen, genauso wie so manches Jahr.” Sie legte die Hände aneinander, fast ein Händeklatschen, das nur wegen des Stoffes ihrer Fingerlinge nicht gelang. "Ich will sehen, ob ich das erste Rätsel, das Ihr da anbietet, lösen kann!" Oh, die Signora liebte solche Spielereien - das war auch offenkundig genug.

“Was wollt Ihr tun mit dem Raum, den Ihr hier habt? Und was treibt Euch dazu, mit ganz Genua im Rücken doch eher hier zu stehen und hinaus zu sehen?” Sie lachte einmal - es war ein hübscher, perlender Laut, nur etwas dumpf durch Maske und Tuch. “Vielleicht gibt es Seiten von la superba, die Ihr gern sehen wollt und noch nicht kennt?”
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Re: [1042] ...müssen Männer mit Bärten sein! [Achilla, Liutprand]

Beitrag von Liutprand »

"Ich will tun, was tun ich kann, zu stärken Macht unser Herrscherin. Ihr zu geben das, was sie forderte...goldene Zeit für la superba. Frieden, Wohlstand und Stabilität in Gesellschaft von unser Blut."

Die Worte mochten wie eine Phrase erscheinen, doch aus seinem Mund und so wie seine Stimme klang, schien dies keine hohle Phrase zu sein. Es machte den Eindruck, dass dieser hier seinen Worten durchaus Taten folgen lassen würde.

"Ich einmal stand hier vor langer Zeit. Vieles in Genua seitdem sich hat verändert...manchmal ich glaube alles sich verändert hat. Eine neue Stadt geworden ist...es ein gewissen Trost verbirgt, dass es gibt einige Dinge, die nicht verändert...wie das Meer."

Und damit wandte er sein Gesicht wieder Richtung Wasser...ein leicht verträumtes Schmunzeln umspielte seine Lippen, bis er sich schließlich wieder der Signora zu wandte.
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