[1042] Wir tragen alle eine Maske [Achilla, Galeno]

[November '20]
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Nubis
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Re: [1042] Wir tragen alle eine Maske [Achilla, Galeno]

Beitrag von Nubis »

"Es steckt nicht nur Schönheit im Leben, sondern auch im Tode."

Der Künstler in ihm war vielen Themen zugeneigt und manche beinhalteten den Tod, andere das Leben. Beides gehörte zusammen und so manches existierte sogar dazwischen.
Der überzeugte Ausdruck in seinen Augen, der Stand seiner Brauen und das feine Lächeln auf seinen Lippen rutschte förmlich ab, als sie dann ihre Frage äusserte.
Was meinte sie damit? Den Tanz des Lebens, den er versuchte zu meistern oder den Tanz der Frau, den er gezeichnet hatte?
Doch fasste er sich wieder und wirkte, als wolle er sich räuspern, doch ohne einen Laut dabei zu erzeugen.

"Wir alle tanzen stets auf der Bühne des Lebens oder Unlebens, versuchen unsere Schritte zu perfektionieren, versuchen zu gefallen, zu provozieren, zu verhandeln...ein Wirbel aus Aktionen und Reaktionen aus Taten und Konsequenzen. Oftmals ein chaotischer Tanz, manches Mal sogar scheint der Tanzpartner verhüllt oder nicht anwesend und dennoch dreht und wendet man sich nach einer Musik, die gespielt wird. Manches Mal sogar ohne die eigenen Bewegungen zu lenken...wie gesteuert durch eine fremde Macht.
Oft nur sind hölzerne, steife Figuren möglich, oftmals ist es schwer den richten Partner zu finden...."


Er setzte ab und lächelte leicht verlegen wirkend.
"Ich habe noch nie des Tanzes wegen ... getanzt. Und schon gar nicht so anmutig und elegant, wie eben jene Exotin dies ihren Zuschauern präsentierte...."
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Signora Achilla
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Re: [1042] Wir tragen alle eine Maske [Achilla, Galeno]

Beitrag von Signora Achilla »

“Oh…”, machte Achilla da. Es klang ein wenig betroffen und zugleich überrascht. Und da war noch etwas anderes, feineres, das durch die Maske zu sehr verdeckt wurde.
“Ihr habt das Gesicht und den Körper eines Toten, doch den Geist und die Worte eines Dichters”, meinte sie dann leise. Da war es wieder, eine Note von Traurigkeit… Betroffenheit, vielleicht. Doch dann neigte sie das Haupt tief.

“So jemanden meinen Gast nennen zu dürfen, das ist eine große Ehre für mich und dies’ Haus.” Damit schüttelte sie auch die seltsame Beklemmung ab, brachte wieder etwas Unbeschwertheit in den Tonfall zurück.

“Ihr habt recht mit Euren schönen Worten, so glaube ich fest und tief in meinem Herzen. Oft fühle ich mich wie eine, die durch dieses zweite Leben tanzt. Meist folge ich dieser Melodie oder auch jener - manchmal kann ich selbst ein paar Töne und Takte angeben. Vielleicht werden es mehr, wenn ich diesen Tanz meistere, aber nur die wenigsten von uns können das wohl wirklich von sich behaupten, mh?”
Sie legte den Kopf ein wenig zurück. Zwischen Maske und Tuch zeigte sich eine Dunkelheit, wo sich bei einem heilen Menschen die zarte Haut am Hals gezeigt hätte. Etwas suchte sich aus dem Spalt seinen Weg in die Freiheit, vielbeinig, schwerfällig, mit großen Flügeln.

“Und warum ist es ein Tanz?”, fragte sie nachdenklich, denn eigentlich war diese Pose wohl nachdenklich. Sie bemerkte die außergewöhnlich große Motte wohl nicht einmal. “Die meisten bewegen sich darin als wäre es eher ein Strafmarsch oder als könnten sie die Musik nicht hören. Gehen sie besser als eine wie ich, frage ich mich? Weil es zielstrebiger ist, weil sie mit ihren Kräften besser haushalten? Aber dann frage ich mich auch: Fehlt ihnen dann nicht so viel? Was gewinnen sie tatsächlich außer den paar Schritten voran und zurück und zur Seite, die sie nicht einmal als solche sehen?”
Das Tier hatte ihre Schulter erreicht und ruhte dort. Die Flügel, beinahe handtellergroß, breiteten sich zittrig aus. Sie waren noch feucht und wirkten ein wenig zerknittert. Jetzt trockneten sie langsam in der Luft.
Niemand kann auf Dauer eine Maske tragen. (Seneca)
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Nubis
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Re: [1042] Wir tragen alle eine Maske [Achilla, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Wieder huschte ein Lächeln über die toten Lippen und die Augen schlossen sich. Wohlgefallen, welches dem Gesicht des Todes eine unnatürliche Weichheit verlieh, die beinahe sagen wollte: "Der Tod ist kein schrecklich Ding..."

Aufmerksam verfolgte der Zuhörer die Worte der Verborgenen, die hier allerdings eine der Hauptrollen spielte. Doch welche Rolle spielte sie wirklich? Was führte sie im Schilde? Würde sie selbst zu einem Tanz aufrufen und wenn, war dieser dann ein gefährlicher, schneller, der in einem Strudel endete an dessem Ende der Abgrund wartete. Oder war es ein stiller, ruhiger Tanz, der nach und nach den Körper zu Boden drückte, die Seele vereinnahmte und bei dem man später erst bemerken würde, dass ein grosser Teil der Bewegungen in der Leere statt fand, in der man unaufhörlich den Boden des teuflischen Schlundes suchte.
Ihm kam die Motte in den Blick und seine Neugierde regte sich. Die dunkle Stelle unter der Maske, das ungewöhnliche Bild der Frau mit Maske und Tuch und diese Motte, die ihre Flügel auszubreiten suchte.

Wie eine Motte im Licht war er gebannt von einer gewissen Faszination und die Worte flogen um ihn herum, wie ein Wirbel aus Worten ohne Bedeutung, doch von melodischem Klang. Diese Tiere, wo kamen sie her? Wie würde wohl die Verborgene unter der Maske aussehen? Würde sie eine Maske unter dieser tragen oder ihr natürlichess Äussere?
Ruhig bewegte er den Zeigefinger in Richtung des kleinen Geschöpfes, welches auf ihrer Schulter sass. Würde diese Motte anders auf ihn reagieren, als es sonst Tiere taten? Würde sie die Umarmung des Todes treffen, wenn er sie berührte, so klein und unschuldig sie war.

"Euer Ausdruck sagt mir, ihr scheint betroffen von dem Gesicht des Todes, welches ich trage? Missfällt es möglicherweise? Ich trage es mit Stolz, denn es verbindet mich mit dem, was ich bin. Macht mich zu dem, der vor euch steht."
Er legte den Kopf leicht schief und hob eine Braue. Die Frage setzte sich in seinem Blick fest.
"Was den Tanz betrifft, so werden jene, die nur einem Takt folgen, die nur einen Satz an Schritten tätigen, niemals den Umfang erkennen, den jener finden wird, der sich über die Tanzfläche zu bewegen weiss und auch mal hier und da ausbricht, um neue Stücke kennen zu lernen. Die Erfahrung werden sie niemals geniessen können und aus diesem gesammelten Wissen niemals schöpfen können. Der kurze Tanz mag zwar schneller zum Ende führen, doch der andere ist dafür mit allem gewürzt, was das Leben ausmacht."

Und noch immer interressierte ihn diese Motte....

...die Hand zitterte kurz, so nah an Achilla....

..ein Kribbeln...


Entsetzt zog er sie zurück. Immer zur falschen Zeit am falschen Ort.
Die Augen wurden starr, die Pupillen klein. Der Geist konnte dem Körper keinen Halt mehr verleihen, tot.

Doch dann zuckte er..unkontrolliert, mal weniger, mal heftiger, der Blick starr auf einen Punkt gerichtet.



Und Galeno stand im Dunkel...
Und er wusste, dass es wieder geschehen war...

Gott, was willst du mir nur mitteilen?
Warum lässt du mich sehen?
Warum hier und jetzt?

Und durch die Schwärze floss ein feines Rinnsal, ergoss sich in einem kleinen See aus roter Flüssigkeit, die in der Mitte dunkler erschien, als am Rand. Er betrachtete das seltsame Wasser, was wie Blut aussah, wie Blut roch und wie Blut...schmeckte?
Etwas zog ihn hinab und begann mit ihm eine Reise. Schlieren aus Vitae zogen an ihm vorbei, wurden zu feinen Fäden, kaum noch sichtbar und dann war wieder alles dunkel. Schwarze Schatten krochen in den Ecken herum, er hörte sie rascheln und knurren, Krallen, die auf Stein scharrten. Zähne rissen an ihm von mehreren Seiten und hielten ihn in jener Position. Dann ein Schmerz und er erkannte den Schlund einer grossen Bestie, die ihn zur Hälfte schon verschlungen hatte.

Doch das Biest löste sich auf, die schwarzen Tropfen fielen zu Boden und hinterliessen kleine Wellen. Langsam lief er auf diesem Grund und erkannte es als einen Spiegel, dunkel und unheimlich. Er betrachtete sich, seine Gestalt in den Jahren zuvor. Der kleine Galeno, der er einst gewesen war. Er legte den Kopf schief, sah unschuldig zu ihm und wandt sich dann um. Ein Schatten empfing ihn, der sich aus der schwärze der nacht schälte und hielt ihn in seinen Klauen. Ein finsteres Lächeln dieses Dämons adressierte ihn, den Betrachter dieses Spiegels. Tentakeln aus dunkler Materie krochen von diesem Wesen durch die Oberflache, die ihn davor eigentlich schützen sollte, zu ihm hinauf und er setzte ein paar Schritte zurück, stiess gegen eine Wand, die aber nachgab und sich als Tür entpuppte.

Verwundert landetete er auf dem Holzboden, der ihn unsanft auffing. Seine Finger strichen über das alte Holz, Splitter schoben sich schmerzvoll unter die Haut und er zuckte zurück, stand auf.
Die Tür war verschwunden, eine Tafel wartete. Wieder die Gesichtslosen.
Ein Diener führte ihn an einen der Plätze, er setzte sich, wurde hinein gezwungen.
Ein erneutes Überfliegen der Runde liess bei einem dieser Gestalten das Gesicht bröckeln. Unter jener maske erschien das feine Gesicht seiner Clansschwester. Teilweise mit hoher Freude erfüllt, teilweise mit Abscheu und Hass. Sie ass ein Lamm und spuckte Asche...

Er wollte weg, doch konnte nicht, war gebunden an seinen Platz. Ihm wurde etwas serviert. Asche.
Asche, die er schlucken sollte.
Asche, die an einer Seite zusammen sank und ein Auge offenbarte.

Dieses wurde in seinen Mund gelegt, der Kiefer fest zusammengepresst und Hände legten sich über Mund und Nase. Er zuckte....
Seine Augen verdrehten sich nach Innen.

Er wollte es ausspucken, einfach los werden, doch er konnte nicht.

Und er sah das Gesicht deas Todes, wie es über das Feld der Gefallenen strich und seine Hand die Toten berührte, sie zu Asche werden liess und sanft lächelte. Über ihn der Mond aus roter Vitae, der wie ein See am Firmament wirkte.
Und er hüllte alles in Rot...

...in ein tiefes, dunkles ....

...und dann wurde alles wieder schwarz.....
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Signora Achilla
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Re: [1042] Wir tragen alle eine Maske [Achilla, Galeno]

Beitrag von Signora Achilla »

Natürlich wollte sie dies nicht so stehen lassen: Ausgerechnet sie, betroffen vom Gesicht des Todes? Ha… . Doch wie fasst man derlei in Worte? Natürlich war sie entsetzt, oft genug entsetzt von sich selbst, gefangen in einem Körper aus verrottendem Fleisch und brüchigen Knochen. Was würde sie dafür geben, ein Gesicht wie das seine zu haben!
Und das war noch viel schwerer in Worte zu gieß--

Ihre Gedanken wurden jäh abgerissen, als ihr Gegenüber in seiner Bewegung zu ihr her erstarrte.
...ein Kribbeln…

Das waren ein Dutzend oder hundert Leiber, die seine Nähe spürten, den Hauch des Todes. Würden sie darunter enden? Doch er riss die Hand zurück als wäre er es, der sich verbrannt hätte. Achilla prallte zurück, unsicher. Vielleicht gab es Gründe dafür, dass es so tiefe Gräben zwischen seinem Blut und dem ihren gab? Unsinn… das hätten die älteren doch gewiss gesagt? Dies in Genua, das war nur Politik oder nicht?
Sie hatte keine Ahnung!

Ihr Gegenüber war erstarrt, mit einem Blick hindurch durch die Welt. Sie sprang auf. Was nun? Was, wenn ihm hier etwas widerfuhr? Wie sollte sie das erklären, ausgerechnet jetzt? Wusste jemand, dass er hier war? Vielleicht nicht, nur seine Wächter. Die waren schnell genug still gemacht.
Doch was war los mit ihm? Würde es sie auch treffen? Hektisch sah sie sich um, doch es war kein Feind zu sehen, kein Angreifer. Sie hob die Arme und mit der Geste hoben sich hunderte winziger Leiber in die Luft, krochen über den Boden, über alles, suchten, tasteten, füllten die gesamte Kammer aus. Fielen, wo sie dem Zug des Todes näher waren als der Macht des Blutes und ihrer unseligen Geburt.
Nichts!

“Galeno?”, rief sie und dann wollte sie doch nicht laut genug werden, dass es jetzt schon seine Wächter auf den Plan rief. Behutsam trat sie näher an ihn heran und wagte es, seinen Arm zu berühren. “Was geschieht mit Euch?”
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Nubis
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Re: [1042] Wir tragen alle eine Maske [Achilla, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Galenos Leib zitterte, hatte sich mehr und mehr zusammensacken lassen. Gehalten durch die Knochen, die dem Körper Stabilität verliehen und durch das unkontrollierte Zucken, mal linksseitig, mal rechtsseitig, mal nach vorn, mal nach hinten....
Auch als sie seinen Arm berührte, geschah erst einmal nichts, nichts, was sie hier erkennen konnte, bei ihm einer der Wechsel in seinen Visionen.

Es waren lange Minuten, die er in seiner Trance war, lange Minuten, in denen Achilla nicht wusste, was sie wohl tun solle.

Doch wenigstens raste er nicht...

Doch wenigstens erfuhr auch sein Diener nichts davon....

Dann huschte ruckartig das Leben in den Leib zurück und die Pupillen wurden wieder grösser, als eine Stecknadel, suchten den Fokus. Die Sicht kehrte zurück und die kontrollierte Bewegung.
Achilla erst nur ein Schemen, wurde klarer und ein tiefes Seufzen entrann des Kappadozianers Kehle. So etwas musste nun ausgerechnet bei einer Nosferatu geschehen sein.
Er richtete sich wieder auf, konnte allerdings nicht wirklich verbergen, dass es ihm nicht gerade passte, dass dies hier und jetzt so gekommen war. Etwas peinlich berührt war er dann schon, auch wenn er es akzeptierte, dass es kam und ging...

Und so herrschte von seiner Seite aus erst einmal ein Schweigen, ein sich wieder Sammeln...
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Signora Achilla
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Re: [1042] Wir tragen alle eine Maske [Achilla, Galeno]

Beitrag von Signora Achilla »

Die Signora erstarrte für einen winzigen Moment, als die Bewegung in den Körper ihres Gastes zurückkehrte. Sie sah ihn forschend an, während langsam das wimmelnde, kriechende, flatternde Leben um sie her wieder auf sie zukroch, um Heim und Nest in totem Fleisch zu suchen. Sie verstand nicht, was gerade geschehen war. Litt Galeno unter Veits Fluch so wie der kleine Mico eine Straße weiter?
Doch sie verstand ein wenig von dieser peinlichen Berührtheit, war ja selbst so lang von derlei gefesselt gewesen. In Scham wie diesem lag Schmerz, ein Messer, das sich auf die eigene Seele und das eigene Herz richtete. Es konnte den rasenden Hunger, die Bestie, die im Innern ruht, losreißen, wenn man nicht gut acht gab.
Für diesen Moment lauschte sie auf das stumme Schreien jener Bestie, doch ihr Gast schien ruhig genug. Es war nur jener Schmerz.

Und dann tat sie, was eine gute Gastgeberin tut, der Versuch, jenen Schmerz zu lindern auf die beste Weise, die sie kannte. Sie blinzelte einmal, zweimal und tat so als wäre der Moment gar nicht geschehen.
Es war eine simple Maske, die man aufziehen konnte, wenn Zeit ihre Bedeutung verlor. Was war schon ein Moment?

“Kunstfertigkeit wie die Eure, ein Blick auf die Dinge umher, wie sie wirklich sind und die Gabe, diese dann in Form oder Farbe zu bannen, das ist selten”, sagte sie stattdessen. Es war ein leichter Tonfall und die Rede gab ihm Zeit. Sie baute ihm eine einfache, kleine Brücke, über die er gehen konnte. Stolz war eine Last, ein Laster und ein Luxus so vieler, vieler vom Blut. Die Signora hatte nichts dagegen - in gewisser Weise war dies, was sie nun vor sich sah, ein stiller Moment in stiller Pracht, den sie zu schätzen wusste. Wer verstand solche Feinheiten? Die wenigsten.
“Ich glaube wohl, dass es beides braucht: die Hand, die das vermag, und den Blick, der unverstellt erkennen kann”, fuhr sie fort und wartete ab, ob es noch ein wenig mehr brauchte.
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Nubis
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Re: [1042] Wir tragen alle eine Maske [Achilla, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Stumm verfolgte er ihr Schauspiel. Ihren Tanz, den sie vollführte. Doch war er für ihn? Für sie selbst?

Ein Lächeln zog sich über die Mundwinkel hinweg und erreichte sogar die Augen. Diese schloss er kurz und nickte. Dann wandt er sich mit freundlichem Wort an sie.
"Ihr scheint mir ebenfalls eine besondere Gabe zu besitzen ... Ihr versteht es, euch über mannigfaltige Art und sei es einem Tanz, zu verbergen...und zugleich, so dünkt mir, den Gast damit zu schmeicheln. Vielleicht besitzt ihr sogar einen besseren Blick auf die Dinge ... oder sagen wir ... einen anderen, durchaus auch sehr wichtigen. Den Blick, den es braucht, um auf dem gesellschaftlichen Parkett eine gute oder passende Rolle zu spielen."

Er legte den Kopf leicht schief. Achilla war erfrischend anders. Sie schaffte es, dass er sich wohl fühlte. Vielleicht, weil sie nicht so steif, wie andere war, weil sie an sich schon faszinierte und weil sie in Situationen anders reagierte, als der Durchschnitt. Als jene, die er so bisher kennengelernt hatte.
Sein Zeigefinger tippte an sein Kinn, ein...zweimal....

"Würdet ihr einen Tanzschüler annehmen? Jemand, der gern einmal über seinen eigenen Tellerrand hinweg sehen möchte, um neues zu ergründen?"
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Re: [1042] Wir tragen alle eine Maske [Achilla, Galeno]

Beitrag von Signora Achilla »

“Oh”, machte die Signora da, überrascht und im selben Augenblick noch fasziniert von dem Gedanken. Da war plötzlich ein Glanz in ihren toten Augen.
“Was wäre, wenn wir dies beiderseitig täten? Einander Schüler und Lehrer wären?” Wie um den Vorschlag zu unterstreichen hielt sie ihm eine Hand hin, geöffnet und mit der leeren Handfläche nach oben. Die andere hielt sie daneben in der Luft, ein wenig höher, in einer Geste als wäre sie im Begriff, ihm damit etwas zu reichen.
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Nubis
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Re: [1042] Wir tragen alle eine Maske [Achilla, Galeno]

Beitrag von Nubis »

"Im Tanze?" fragte er und lächelte. "Ich werde darin wahrscheinlich kein guter Lehrer sein."
Doch er schenkte der Geste eben jene in gespiegelter Version.
Die eine Hand gab, die andere nahm. Doch so nah nun, würde Achilla erst recht den kalten Griff spüren, den ihr Tanzpartner da hatte. Eine Eiseskälte, die ihre Finger umspielte, jetzt, da seine nur in ihrer Nähe schwebten, sie noch nicht direkt berührte.
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Signora Achilla
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Re: [1042] Wir tragen alle eine Maske [Achilla, Galeno]

Beitrag von Signora Achilla »

Achilla schloss die Geste mit einem simplen Handschlag. Da war ein Schaudern ob der Kälte, sichtbar in dutzendfachem, zitternden Flügelschlag, spürbar in seiner Hand. Ihre eigene Hand in dem dünnen Fingerling fühlte sich viel zu leicht an, brüchig wie Hühnerknochen.

“Vielleicht wisst Ihr es nur nicht”, meinte sie. “...oder es fehlt der rechte Blickwinkel. Doch Ihr habt überlebt bis nun, habt einen Weg genommen, habt die Welt in der Nacht kennen gelernt. Eine Welt, die mir vielleicht so fremd ist wie meine Euch?” Sie schämte sich nicht für die gewisse Theatralik in den Worten, konnte sie mit einer gewissen Heiterkeit über sich selbst aussprechen.

“Wie wollen wir beginnen?”
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