[1040] Pythia und Python [Angelique, Arash, Valerios]

[Valerios]

Arash löste sich aus dem Gespräch mit Toma und Valerios folgte ihm, würde der knurrige wortkarge Mann ihn einer Person vorstellen,
die abseits der großen Dramen des Abends und unbedacht von der Aufmerksamkeit der meisten die Szenerie im Leuchthaus überblickte.

[Arash]

Arashs Bewegungen blieben leise, geschmeidig, wie die eines Raubtiers auf der Pirsch. So bewegte er sich hinüber zu der kleinen Malkavianerin, die wie immer aus der Menge herausstach. Er hielt sich nicht lange mit dem Warten auf, ob sie ihn bemerkte oder nicht. Sein Geruch kündigte ihn eigentlich genug an. Er trat neben das Orakel und sprach mit leiser schnurrender Stimme.

"Werte Angelique. Ich würde euch gerne den werten Valerios vom Clan Seths vorstellen. Er ist Händler, der mehr den Seeweg bisher bestritt, dessen Aufgabe es aber ist den Schmuggel zu kontrollieren. Sei es auf dem Land- oder dem Seeweg. Da auch ihr werte Angelique Handelskarawanen beschäftigt, dachte ich, dass euch eine Zusammenarbeit sicher nutzen würde."

Der Gangrel hatte für Valerios Ohren schon ungewöhnlich viel gesagt, obwohl für Angelique, die ihn auch anders in bestimmten Themen kannte, auch wieder nicht so viel.

[Angelique]

Angelique verbeugte sich vor Arash wie es im bäurischen Genua üblich war. "Habt vielen Dank für die weise Umsicht, werter Arash."

Vor dem Anhänger des Sutech verbeugte sich jedoch in der Art, wie es Hofzeremoniell vor einigen Jahrzehnten im sarazenischen Teil Siziliens war.
"Ich grüße Euch Valerios, Anhänger des Set. Ich bin Angelique aus Arelete aus dem Hause des Malkav von der Blutlinie der Orakel."

Sie schaute von ihrer Verbeugung hoch und sie wirkte so süß und unschuldig dabei, dass die Apophisschlange im Blut des Verdorbenen begann, ihre infiniten Verschlungenheiten zu bewegen vor verkommenem Interesse.

"Sagt, was meinte der geheimnisvolle Arash damit, dass Ihr den Schmuggel kontrolliert? Heißt das, Ihr bekämpft Schmuggelei und erhebt die Zölle, die ansonsten übergangen werden, oder dass Ihr im Gegenteil den Schmuggel beherrscht und hohe Gewinne am Senat vorbei erwirtschaftet?"

[Valerios]

Valerios erwidert die Begrüßung nach dem selben Protokoll. Verbeugung aus dem unteren Rücken, nicht aus dem Nacken. Rechte Handfläche nach oben gewendet, die linke unreine Hand sorgsam hinter dem Rücken. Und da er eine junge Frau vor sich hat - mit angemessenem Abstand und ohne direkte Augenkontakt.

Einem aufmerksamen Beobachter entgeht die winzige Bewegung im Nacken nicht, als sie das Wort Anhänger benutzt und auch das sie den Namen des Vorsintflutlichen mit hartem "t" und nicht mit behauchtem "th" ausspricht, bemerkt er sehr wohl, wie auch die Qualität ihres Augenaufschlags - die er jedoch nicht erwidert, sondern die freundlich,-höfliche unaufgeregte Art seiner Kommunikation beibehält.

"Wohlwerte Signore Angelique, ist ist mir eine Ehre und eine Freude, euch kennenzulernen."

Die wohlwerte Geißel schmeichelt mir mit der großzügigen Beurteilung meiner Fähigkeiten und meiner Geschäfte. Von Kontrolle ist bei weitem noch lange nicht zu sprechen.

Aber Ihre höchstverehrte Majestät Aurore von Genua, Bezwingerin des höchstverehrten Emirs Kephax von Sardegna, Schild und Schwert der vergessenen Insel und Lehnsherrin des sardischen Nordens bat mich, die Rückkehr der irregulären Handels der sterblichen Welt in die Hände der Unsterblichen voranzutreiben und so eine Regulierung im Sinne Ihrer höchstverehrten Majestät zu ermöglichen. Die Ziele und Zwecke der diese Regulierung dienen wird, liegt dann in der Entscheidung Ihrer höchstverehrten Majestät - also ob sie eher einen Kampf gegen oder Profit durch Kontrolle bevorzugt.

Meine privaten Geschäfte betreffen aktuell hochwertige Rohmaterialien, Edelsteine, Hölzer, Gewürze und sardische Spezialitäten wie Peccorino, Kork, Mirto oder Limoncello. Außerdem makele ich im Auftrag Dritter Geschäfte mit Balken, Marmor, Mörtel und Ziegeln.

Falls die Frage erlaubt ist: Was ist die Natur eurer geschäftlichen Unternehmungen?"

[Angelique]

"Oh, ich bin auch breit aufgestellt. Das maximiert den Gewinn und relativiert den Verlust. Aber zumeist ist es menschliche Ware. Nicht wie Ihr es vermutlich annehmt, sondern im Gegenteil überaus freiwillige Passagiere.

Söldner und Pilger. Recht erfolgreich seit vielen Jahrzehnte. Zumindest genug, um mein Leben zu finanzieren und meine kostspieligen Leidenschaften. Ich verhandle auch den Lavendel meiner Heimat. Selbst wenn er nicht an den der Sarazenen heranreicht.

Oh und ich handle auch gern mit Schriften aller Art. Ganz gleich, ob es die von Christen oder Sarazenen sind."

Es war merkwürdig, solche geschliffenen Sätze über so erwachsene Themen aus dem Mund eines kleinen Mädchens zu hören.

[Valerios]

Bei diesem Thema war Valerios Fisch im Wasser und lies sich auf der Welle seiner Neugier Redefluss abwärts spülen:

"Auf welcher Route transportiert ihr? Von Nizza nach Genua oder über Pontedecimo aus Mailand? Oder vielleicht sogar aus Turin? Vermutlich aber auf jeden Fall weiter Richtung Pisa? Und den Lavendel aus der Toskana oder aus der Provence? Auch wenn er an die Qualität der Sarazenen nicht heranreicht, sollte aber der Preis unschlagbar sein, oder? Und wie regelt ihr das mit den Waffen der Söldner? Wahrscheinlich führt ihr sie um Genua herum?

[Angelique]

"Direkter Seeweg. Aus der Provence natürlich."

Von der Sache mit Söldnern war sie mehr als irritiert.
"Wird diese Sau Waffenverbot immer noch oder schon wieder durch die Stadt getrieben? Warum sollte ich meine Söldner um Genua herum führen? Sie sind Kontigente unter adligem Kommando. Niemand hat unter gräflichen Recht die Befugnis, Milites Waffen zu verbieten. Die albernen Gesetze dieses noch alberneren Senats habe ich schon vor 40 Jahren nicht ernstgenommen. Milites ohne Waffen, so was Verrücktes! Wie sollte man auch Söldner um diesen Handelsknotenpunkt herumführen? Nur Narren ohne Bezug zur Wirklichkeit kommen auf solche Ideen, die dazu führen würden, würde die Stadtwache sie nicht ignorieren, dass alle Söldner in der Dienst der Feinde Genuas treten würden."

[Valerios]

"Der Lavendel vermutlich, nicht die Pilger?" fragte er etwas scherzhaft nach.

"Aber ja, zumindest die Einfuhr ist zumindest de iure beschränkt und auch das Waffenverbot des Senats in Broglio gilt noch. Aber, wie ihr sagtet, Pergament ist geduldig.
Letzten Endes wichtig, ist was vor Ort dann getan wird. Habt ihr denn die Erfahrung gemacht, dass die Stadt- bzw. die Hafenwache an anderen Stellen ähnlich.. flexibel agiert?

"Und mit Kodizes lässt sich in großem Stile Profit machen?", erkundigte er sich später verwundert.

[Angelique]

"Natürlich, ein Buch hat allein den Materialwert von einer Herde Schafe oder Ziegen plus die sündhaft teuren Farben. Zudem ist die Nachfrage enorm, da jedes Kloster mindestens zehn Bücher aufweisen muss, um anerkannt zu werden. Ferner kann man Bücher kopieren, wenn sie nicht die Heilige Schrift sind und die Kopie für teuer Geld veräußern."

Das kleine Mädchen zuckte mit den schmalen Schultern. "Büttel und Zöllner sind seit den Tagen Jesu immer gleich, die, die nicht käuflich sind, sind feige und leicht einzuschüchtern.
Man wird nicht Stadtgardist, weil man die hellste Kerze am Altar ist und der tapfereste und geschickstete Kämpfer, sondern weil man zu besseren Söldnerdiensten nichts taugt."

[Valerios]

"Ah, interessant mit den zehn Büchern. Dann habt ihr wahrscheinlich selbst eine große Bibliothek. Meintet ihr das mit kostspielige Leidenschaften?
Und habt dann sicherlich viel Umgang mit den Klöstern im Umland Genuas. Gibt es derer viele?"