[1040] Pythia und Python [Angelique, Arash, Valerios]

[Angelique]

"Unter anderem. Ja. Nicht mehr soviel wie früher. Ja."

Die kurzen und verwirrenden, wenn auch in korrekter Reihenfolge gegebenen Antworten auf die Reihe Fragen, watren die Overtüre zu einer Kaskade eigener Fragen der Malkavaniarein.

"Folgt Ihr dem westlichen Zweig des Hauses, wie er in Ostrom üblich ist oder seid Ihr aus dem Ägyptenland? Warum habt Ihr ein S an Valerio angehöngt? Steht es für Set? Bedeutet es Set ist stark? Seid Ihr hier, um Eure Klanschwester zu ersetzen?"

[Arash]

Arash blickte die beiden Händler beinahe interessiert an, während sie sich die beiden neuen Bekannten beschnupperten. Gleichzeitig begann seine Aufmerksamkeit sich allderdings anderen Dingen zuzuwenden. Sein Interesse am Handel war gering. Man könnte sagen kaum vorhanden. Auch, wenn seine Waldläufer sich den Unterhalt mit Fischen und der Jagd verdienten hatte er selbst sich nie dafür interessiert, die Dinge zu verkaufen.

So nickte er den beiden Kainiten noch einmal zu und bedachte den Setiten mit einem kurzen aber deutlich intensiveren Blick, als die Malkavianerin, bevor er sich, ohne ein weiteres Wort, aus der Unterhaltung zurück zoge und sich entfernte.

[Valerios]

"Weder - noch", beantwortete er die Frage kurz angebunden. Mit einem Augenrollen nach links und rechts machte er deutlich, dass er solcherlei Fragen nicht in dieser Öffentlichkeit beantworten würde.

Dann fuhr er in einem lockereren Tonfall fort: "Valerios ist ein griechischer Name, daher nein es steht nicht für Seth.
"Und nein ich bin nicht hier, um die wohlwerte Livia zu ersetzen, entstammt sie doch einer ganz anderen Linie des Clans,
und weilte aus gänzlich anderen Gründen hier in Genua."

[Angelique]

"Interessant...", murmelte die kleine Malkavianerin zu sich selbst und machte sich Notizen mit einem Bronzegriffel auf einem Wachstäfelchen. Mit einem heimlichen Blick konnte man neben anderen wirren Sätzen in kindlicher Schrift mit sehr unterschiedlich großen Buchstaben und vielen Satzteilen in griechischer und sogar hebräischer oder arabischer Schrift lesen:

"Memento Babelfluch: Klar lateinische Ausdrücke und sogar Namen werden in das neue Amtsgriechisch übersetzt und die Leute glauben selbst, es sei Altgriechisch. Hanfabzeichen: AltemeinesHauses? Wahnsinn der oströmischen Ahnen?"

Es zu lesen, bereitete schon Kopfschmerzen. Es zu versuchen zu verstehen, noch mehr.

[Valerios]

Falls die Malkavianerin erwartet hatte, das er versuchen würde einen Blick auf die Tafel zu werfen. Er machte keinerlei Anstalten.

"Wenn ihr euch auf diese Weise mit Pilgern, Mönchen und Büchern umgebt: Seid ihr denn selbst auch eine Geistliche?"

[Angelique]

"Ich bin eine Frau, noch dazu ein Mädchen. Wie könnte ich eine Geistliche sein? Des Bischofs von Rom, aber auch die vom Kaiser in Konstantinopel erlassenen Gesetze verhindern dies seit vielen hundert Jahren. Und das, obwohl meine Heimat schon durch die drei Mariae missioniert worden war, als Rom nur eine Stadt der Heiden war und Konstantinopel ein Fischerdorf."

Sie legte den Kopf schief. "Ich weiß nicht, ob Ihr aus dem Reich Ostroms oder einem der Kalifate seid, aber auch bei den Sarazenen hat das Weib zu schweigen in der Gemeinde. Und nein, unsere Nonnen sind keine geweihten Geistlichen. Jeder Dorfpfarrer ist vor GOtt höher angesehen als die mächtigste Äbtissin."

Ihre kindliche Stimme troff vor Hohn. Eindeutig hielt sie nichts von dieser Gott gegebenen natürlichen Ordnung der Dinge. Aber angesichts des vielen Weibsvolks unter den Kainiten in hoher Position war das keine so ungewöhnliche Ansicht dieser Tage.

"Und Ihr? Folgt Ihr dem Glauben des HErrn in irgendeiner Form der Sarazenen oder Oströmer? Oder habt Ihr eine interessante Mytholgie, die Euren Zustand zu etwas Gloriosem verklären kann? Eure Klanschwester deutete da faszinierende Ideen an, die Eure Gefolgschaft des Set haben soll. Ich wüsste gerne mehr darüber."

Sie lächelte. "Aber natürlich nicht hier."

[Valerios]

"Verzeiht die Ungenauigkeit meiner Frage. Dieser Unterschiede in der Bewertung waren mir nicht bekannt.
Der Blick eines frommen Christenmenschen richtet sich demütig nach oben zum Klerus, und auf diesem Weg verschwimmt so mancher Unterschied.
Und oft wiegt der Wert des Schweigens, weit höher als der allzuvieler Worte.

Sagt als Bürgerin dieser Stadt, könnt ihr euch einen Reim machen, auf dieses Schauspiel der wohlwerten Liktorin?"

[Angelique]

"Ich bin keine Bürgerin dieser Stadt. Ich komme aus Arles", korrigierte sie. "Und selbst da war ich als Müllerstochter keine Sterbliche mit Bürgerrecht gewesen. Nur Untertan, damals noch des Königreichs Burgund. Und das bin ich im Tode geblieben, nur jetzt als Untertan der Ventrue... Oder Lasombra. Da steigt ja keiner durch. Der Trog bleibt, die Schweine wechseln."

Sie lachte. "Ach, Anastasia wollte nur nett sein. Aber nett zu sein, wird in Genua sofort oder mit Zeitverzögerung bestraft. Niemand weiß das besser als ich."

[Valerios]

"Das liegt auch in Frankreich nicht wahr? In der Nähe von Marseille" vergewissert sich Valerios. Den Einwurf mit den Schweinen übergeht er, aber sein Gesicht signalisiert Zustimmung.

"Keine gute Tat bleibt ungestraft. Aber ein hilfloses Tier unter Unseresgleichen? Das war doch vorauszusehen, was dann passiert.

Ich sehe gerade, die Harpyie ist eingetroffen. Würdet ihr mich entschuldigen, ich würde mich dem Amtsträger gerne vorstellen. Aber wir sollten unser Gespräch auf jeden Fall fortsetzen. Was haltet ihr davon, wenn ihr mich in meinem Kontor besucht?"

[Angelique]

"Nein, nein, beides liegt im Königreich Burgund. Das hat mit den fränkischen Barbarenkönigen nichts zu tun. Wir sind zivilisiert."

Sie legte offenbar Wert darauf, die fälschliche Zuweisung an das fränkische Krongebiet empört zurückzuweisen, selbst wenn sie, wie sie sagte, nur von niederer Geburt war.

"Ja, das arme Tier hatte hier nichts verloren. Anastasia hätte wissen müssen, dass die Reaktionen des Tier gegen sie verwendet würden. Deshalb hatte ich noch versucht zu vermitteln. Was natürlich auch wiederum gegen mich verwendet wurde."

Wieder zuckte sie mit den schmalen Schultern. "Egal. Aber ich will gern in Eurem Kontor besuchen kommen. Sagt die Nacht und die Stunde."