[1042] Die Bestie in uns [Arash, Valerios]

[Valerios]

Francesco Mancini war vorbereitet. Trug er anders als gewöhnlich hohe lederne Stiefel, robuste Kleidung aus grobem Tuch und einen dicken Mantel aus gewachstem Filz.
Dennoch stakste der Seemann unbeholfen durch den Wald nahe Votori, denn es regnete in Strömen. Er war ungehalten, über das neuerliche Interesse seines Meisters am Umland von Genua. Der ehemalige Freibeuter hatte an Umfang zugelegt und die Jahre als Händler in seiner neuen Heimat Genua hatten ihn bequem gemacht.

Äste knackten unter seinen Füßen und er fluchte als er über einen Baumstamm stolperte und direkt in eine schlammige Pfütze trat. Wieder blickte er sich im Dickicht. Doch bisher war keiner der Waldläufer zu sehen, die die Nachricht entgegen nehmen würden, an den wohlwerten Arash. So zumindest hatte Valerios es seinem Schiffskameraden gesagt.

[Arash]

Der Wald konnte beängstigend sein. Insbesondere für jemanden der die Geräusche nicht zu deuten wusste. Dazu war er groß. Viel größer, als man glauben wollte. Grenzen gab es hier keine. Zumindest keine sichtbaren. Trotzdem konnte man unwissentlich Grenzen zu Revieren überschreiten. Wo fing es an? Wo hörte es auf? Unmöglich zu sagen, wenn man den Wald nicht seine Heimat nannte.

Beinahe konnte man sich beobachtet fühlen. Scheinbar wurde jeder Schritt und jede Geste von unsichtbaren Augen gesehen. In den Baumwipfeln raschelte es. Der unheimliche Ruf einer einer Eule durchbrach das monotone Rauschen des Regens. Das undurchdringliche Dickicht das den Seemann umgab schien sich nur im Takt des Strömenden Regens zu bewegen und doch hatte er das Gefühl beobachtet zu werden.

Es war nur niemand zu sehen. Beinahe unheimlich.

[Valerios]

Francesco stapfte weiter. Einen Hügel hinauf, während der Regen Schlamm und Erde bergab spülte. Er stimmte ein altes Seemannslied an, um die Unruhe zu vertreiben:

"Deine Kais, Al-Orham seh'n Matrosen krepier'n
voll von Wein und Tamtam, wenn den Morgen sie spür'n.
Deine Kais, Al-Orham seh'n Matrosengeburt,
in den Nächten erhurt, die die See ihnen nahm.."

Er starrte hinaus in die Dunkelheit *, die Weite immergleicher Bäume. Er stütze sich auf einem Fels. War er hier, nicht vor einer ganzen Weile schon einmal gestanden?
Der krumme Baum kam ihm so bekannt vor. Hatte er sich verlaufen? Er konnte es nicht sagen.

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Awareness+Perception: Today at 12:21 AM, kein Erfolg.

[Arash]

Vielleicht war der Seemann tatsächlich bereits an diesem Baum gewesen. Wer mochte sagen wie viele Bäume es von diesem hier gab? Auch sein Lied schien den Wald nicht wirklich zu beleben. Nur das Rauschen des Regens und das Rascheln des Unterholzes waren zu hören. Die Dunkelheit hatte sich in diesem Teil des Waldes scheinbar mehr ausgebreitet, als anderswo und doch war er nicht allein. Eine Stimme erklang hinter ihm.

"Du siehst nicht so aus, als wüsstest du wo du bist." erklang die Rauhe und tiefe Stimme eines Mannes hinter ihm. Aus dem Dickicht hatten sich zwei Gestalten geschält, die seltsamer kaum hätten aussehen können.

Beide trugen offenbar grobe Lederkleidung, die der Wildnis angemessen schien. Darüber dunkle Umhänge mit Kapuzen, die ihnen eine gewissen Schutz vor dem Regen gewährten. In den Händen hielten sie Speere und auf dem Rücken hingen Pfeil und Bogen. Ganz offenbar waren es Jäger. Oder die angesprochenen Waldläufer.

Was aber wirklich seltsam erschien war das, was auf ihren Köpfen saß. Denn dort trugen sie offenbar Masken, die den ganzen Kopf umschlossen. Eine der Masken hatte die Form eines Raubvogels. Vielleicht die eines Falken. Die Maske war detailliert nachgebildet, mit echten Federn geschmückt und einem Schnabel aus Holz verziert. Die Augen des Falken schienen aus Bergkristall oder Bernstein zu bestehen. Die andere Gestalt trug eine Maske die einen Hasen zeigte. Auch diese war sehr detailverliebt und machte aus der Erscheinung der kleineren Gestalt trotzdem eine unheimliche Begegnung.

Beide beobachteten den Fremden vor ihm. Durch die Masken war nur unmöglich zu erkennen, was sie dabei dachten. Waren das die Waldläufer, die Arash dienten? Tiermenschen?

[Valerios]

Francesco drehte sich laangsam zu den Männer um. Unter dem während der Drehung umschlagenden Mantel, wurde kurz eine Handaxt sichtbar, die er am Gürtel trug.
Als er den Falken sah stutzte er und legte die Hand auf den Griff, wohlwissend das er zwei Speeren vermutlich nicht würde ausweichen können.

"Waidmannsheil!
Nein, bei dem Wo bin ich mir in der Tat etwas unsicher. Aber das wohin ist mir klar.
Ich suche die Gruppe Waldläufer, die hier zwischen all diesen Bäumen wohnt. Ich habe eine Nachricht für ihren Anführer."

[Arash]

Die beiden Maskenträger sahen sich an, nachdem der Seemann gesprochen hatte. Dann antwortete der Hase.

"Wir können dir den Weg zurück zu den Straßen zeigen." Die Stimme war zwar dumpf, durch die Maske, aber eindeutig die einer Frau. "Aber, wenn du Waldläufer suchst, wieso dann bei diesem Wetter und mitten in der Nacht?"

Auf die Axt und die Geste Francescos seine Hand auf diese zu legen, hatte nur der Falke reagiert. Er hatte den Speer fester gepackt. Aber ansonsten keine Anzeichen der Aggression gezeigt. Vielleicht hoffte er darauf, dass es nicht zum Kampf kam.

"Nur für den Fall, dass wir die sind die du suchst," begann nun wieder Falke zu sprechen. "Welche Nachricht hättest du für unseren... "Anführer." das letzte Wort betonte er seltsam. Scheinbar war ihm zwar das Konzept vertraut, aber er assoziiererte es offenbar nicht mit jemandem von ihnen.

[Valerios]

"Mein Herr hat mir gesagt: Überbring die Nachricht persönlich. Am besten nachts, da ist's wahrscheinlicher, dass du Ihn antriffst.
Für das Wetter kann ich nichts. Er hat gesagt es wäre dringend, da bin ich gleich los. Er muss Ihn sprechen. Er braucht seinen Rat."

[Arash]

Vom Hasen ging ein Lachen aus. "Persönlich? Ich hoffe dein Herr hat Zeit." erwiderte sie.

"Wer ist dein Herr?" fragte der Falke ernst ohne zu lachen. "Offenbar niemand, der weiß wie die Dinge in diesen Wäldern laufen." Eine Feststellung nicht mehr.

[Valerios]

Francesco wendet sich dem Hasen zu:
"Da habt ihr Recht. Die Schlange kennt diesen Wald nicht. Aber der Wald weiß, was er wissen muss, nicht wahr?"

[Arash]

Wieder sehen sich die beiden Waldläufer an.
"Kommt auf den Baum an den man fragt." erwidert wieder der Hase.

Der Falke schüttelte nur mit dem Kopf. "Vielleicht folgt ihr uns vorerst. Hier werdet ihr nur nass und die Kälte könnte man auch anders vertreiben." Mit diesen Worten drehte der Mann sich um und schritt in die Dunkelheit hinein. Die Häsin blieb noch kurz stehen und sah ihm nach. Dann sah sie wieder zu Francesco. "Passt auf wo ihr hin tretet. Hier sind überall Fallen ausgelegt." Dann drehte auch sie sich um und folgte ihrem Kameraden, ohne direkt auf den anderen Mann zu achten.