[1042] Bruder, reich mir die Hand [Ilario, Macario]

[November '20]
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Macario
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[1042] Bruder, reich mir die Hand [Ilario, Macario]

Beitrag von Macario »

Ein Mönch war allein zu dieser nächtlichen Stunde auf dem Weg durch die dunklen Gassen in Mascharana,
hinauf den sanften Hügelkamm zur Kirche San Nazareth.

Man konnte schon den frischen Wind vom Meer spüren, der die Klippen heraufzog.

Der Kirchvorplatz samt der kleinen Kirche San Nazareth eröffnete sich vor Macario.

Die bevorstehende Zusammenkunft, gerade hier an diesem Ort, war verheißungsvoll. Es könnte doch alles bedeuten, großen Fortschritt, aber auch den Untergang...
Wie kann man von Licht sprechen, wenn man nicht, wenigstens einmal,
die Erfahrung der Finsternis gemacht hat.
Zenon von Kition
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Ilario
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Re: [1042] Bruder, reich mir die Hand [Ilario, Macario]

Beitrag von Ilario »

Eine Gestalt wartete im Schatten der Pforte und als Macario näher kam, bewegte sich diese und öffnete das Portal. Deutlich war unter dem langen dunklen Umhang ein gegürtetes Schwert zu erkennen. Offenbar ein Wächter oder in ähnlicher Funktion hier. Durch die nun offenstehende Kirchtür drang der sanfte Schein dutzender Kerzen in die mascharanaer Nacht.

In Inneren kniete eine schlanke Gestalt, in dunklen, klerikal anmutenden Gewändern, vor dem Altar. Die bleichen Hände zum Gebet gefaltet bewegten sich die blassen, schmalen Lippen zu einem lautlosen Gebet. Als Macario die Kirche betrat, löste sich eine Hand und Ilario hielt inne. Einladend zum gemeinsamen Gebet deutete die Hand neben sich. Weder jedoch hob der Ancilla den Kopf, noch blickte er sich zu dem Neuankömmling um. Er wartete schlicht ob dieser sich ihm anschließen mochte oder nicht.
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
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Macario
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Re: [1042] Bruder, reich mir die Hand [Ilario, Macario]

Beitrag von Macario »

Der Mönch Macario schob vor dem Betreten der Kirche die Kapuze der Robe zurück. Die Tonsur des Ordensbruders war unübersehbar. Er bekreuzigte sich. Im Vorbeigehen wurde er des Bewaffneten, der ihm die Tür geöffnet hatte, gewahr. Anscheinend kein einfacher Söldner.

Als Macario den geweihten Boden betrat, führte abermals das Kreuzzeichen mit dem Zeige- und Mittelfinger vor seinem Körper aus und blieb ein paar Sekunden in demütiger Haltung mit gesenktem Haupt und vor der Brust in Gebetshaltung zusammengeführten Händen im Eingangsbereich des Gotteshauses stehen.

Die deutliche Geste des vor dem Altar Knieenden war eine Aufforderung und Einladung gleichermaßen. Dies musste er sein: Ilario, Harpyie der Domäne Genua, Vasall der Aurore, Ancilla unseres Blutes in Genua... und so vieles mehr, welches noch aufgedeckt werden würde.

Der Neugeborene ging in Richtung des Altares. Er blieb stehen, einen, vielleicht anderthalb Schritt schräg hinter der schlanken, in dunklen Gewändern gekleideten, offensichtlich noch immer betenden Person.
Macario, bekreuzigte sich erneut, seine Lippen bewegten sich und fast stimmlos, geflüstert waren die Wort zu vernehmen:
"Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen."

Er sinkt herab auf seine Knie. Er senkt sein Haupt. Er schweigt.
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Zenon von Kition
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Ilario
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Re: [1042] Bruder, reich mir die Hand [Ilario, Macario]

Beitrag von Ilario »

Ein Rascheln des dunklen Stoffes, Ilario erhebt sich und bekreuzigt sich dabei. Dann wendet er sich dem anderen Lasombra zu, wartet bis dieser sein Gebet oder andächtige Geste vollendet hat und deute diesem dann sich zu erheben.

"Pax noctis werter Macario, Kind Stefanos des Büßers, Ancilla im Blut der Schatten. Es freut mich einen weiteren Schatten in Genua zu wissen. Ihr batet um dieses Treffen und da ihr euch bei Hofe als Benediktiner zu erkennen gabt, schien mir eine Kirche angemessen. Wisset, dass ihr nicht der erste Benediktiner seid unter den Kainiten denen ich begegnete... Unter ihnen war einer den ich als Verbündeten, als Rivalen und ehrbaren Feind ebenso schätzte und schätze wie er mich. Vielleicht kann ich euch und dem Orden dies vergelten, indem ich euch mit Offenheit empfange... Also werter Bruder im Blute, was führt euch zu mir? Was führt euch nach Genua?"

Seine Stimme war flach und doch hatte sie die Stille in der Kirche ausgefüllt, kein unnötiger Atemzug wurde verschwendet. Die meergrauen Augen ruhten auf Macario und er wartete.
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Macario
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Re: [1042] Bruder, reich mir die Hand [Ilario, Macario]

Beitrag von Macario »

Die Zeit des Abwartens war vorüber.

Macario erhob sich. Er verneigte sich langanhaltend vor dem Ancilla, hielt den Blick gesenkt und sprach dann mit gedämpfter Stimme:

"Pax vobiscum verehrter Ilario..., Ancilla unseres Blutes in Genua.
Es entspricht meinem Wunsch und auch die Pflicht gebietet es, nachdem ich von Euch durch den wohlwerten Herold Galeno Fiore erfahren habe, dass ich Euch als Erstes aufsuche.
Wenngleich dem sehr verehrten Seneschall ohne Zweifel der Titel des Ersten zu Eigen ist, so hoffe ich auf Euer wohlgefällig Auxilium, so dass ich nicht selbst die Vorstellung an den Ersten unseres Blutes richten müsse.
"

Eine Sprechpause.
Dies war wohl der offiziellere Teil seines Anliegens.

Der Mönch Macario sah nun seinem Gegenüber recht offen ins Angesicht.

Er fährt fort:

"Auxilium ersuche ich auch in einer anderen Sache... als Ordensbruder der Benediktiner habe ich Zugang zur Kirche. So ist mir durch den wohlwerten Herold eine Aufgabe zu Teil geworden, die aus den jüngsten Ereignissen in Genua um den Bischof selbst hervorgeht.
Ich möchte Euch anbieten, dass ich meine Nachforschungen innerhalb der Kurie, Kirchen und Klöster Genuas dies betreffend mit Euch teile, auf dass Ihr von meinen Entdeckungen als Erster wisset.
"

Eine weitere Sprechpause würde folgen, um den Inhalt sacken zu lassen.
Offen blieb, was der Mönch Macario im Gegenzug ersuchte.

Wie würde der Ancilla auf dieses Ersuchen und das unverhoffte Angebot reagieren?
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Zenon von Kition
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Re: [1042] Bruder, reich mir die Hand [Ilario, Macario]

Beitrag von Ilario »

"Auxilium.. sei euch gewährt in ersterer Angelegenheit. Ist euer Begehr, dass ihr ihm in Persona durch mich vorgestellt werdet oder möchtet ihr unserem sehr verehrten Ältesten lediglich in Kenntnis gesetzt sehen, dass ihr hier seid? In aller Form natürlich."

Den offenen Blick Macarios erwiderte Ilario nachdenklich und nickte dann.

"Gut, einverstanden. Ihr informiert mich zuerst und im Gegenzug kann ich euch sicherlich mit Informationen weiterhelfen. Innerhalb der Kirche bin ich nicht untätig, auch wenn ich mit dem Orden bisher wenig zu tun hatte. Ich schlage also einen dauerhaften Informationsaustausch vor.
Es gäbe ein weiteres Feld in welchem unser Clan sich engagieren sollte... Wir könnten Ansehen für unser Blut gewinnen und zugleich ein gutes, ein Werk der Barmherzigkeit tun."


Eine Frage lag in des Magisters Blick, war dem anderen an solchem Engagement gelegen?

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Macario
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Re: [1042] Bruder, reich mir die Hand [Ilario, Macario]

Beitrag von Macario »

Macario nickte Ilario dankend zu, während er begann zu sprechen:

"Habt Dank. Ich möchte die Zeit des sehr verehrten Ältesten nicht ungebührend in Anspruch nehmen. Zumal er meine Person und meine Vorstellung am Ersten des August des letzen Jahres bereits vernommen hat. Euer Angebot gereicht Euch zur Ehre, verehrter Bruder im Blute."

Auf das Angebot zum Informationsaustausch des Ilario antwortete Macario folgendermaßen:

"Ausgezeichnet. Ich werde sogleich beginnen und Euch berichten, was ich bisher in Erfahrung bringen konnte und vielleicht verhilft Euer Beitrag zu einer Lösung eines Rätsels im Kloster San Andrea in Staglieno..."

Eine Pause hob das Interesse Macarios und die Beudeutung folgender Worte zusätzlich hervor:

"Doch zu aller Erst, Verehrter, habt Ihr meine Neugierde geweckt. Wie könnte ich mich davor verschließen, wenn Ihr doch von Barmherzigkeit sprecht... wohl dem, der barmherzig ist und gerne leiht und das Seine tut, wie es recht ist!", so sprach der Mönch Macario und zitierte frei aus der heiligen Schrift.
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Re: [1042] Bruder, reich mir die Hand [Ilario, Macario]

Beitrag von Ilario »

Der andere Lasombra wollte ihren Ältesten nicht unnötig beanspruchen. Klug, aber eventuell auch merkwürdig. Viellecht entstammte er einer Linie die wie die seine zu Lydiadas stand? Er würde das im Hinterkopf behalten, ein sachtes Lächeln stahl sich auf die schmalen Lippen.

"Ein Rätsel in San Andrea? Nun ich muss gestehen mich bisher eher mit den Kirchen in der Stadt beschäftigt habe, aber vielleicht kann ich dennoch etwas beitragen. Was ist es das euch umtreibt werter Macario?"

Er hörte sich an was der Benediktiner zu sagen hatte und wandte sich dann jener anderen Sache zu.

"Hört mir genau zu und schwört mir bei Gott, dass nichts von dem was wir hier besprechen nach außen dringt..."
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Re: [1042] Bruder, reich mir die Hand [Ilario, Macario]

Beitrag von Macario »

Der Mönch Macario erklärte:

"Es geschieht viel um die heilige Kirche in Genua, verehrter Ilario. Ich werde Euch das, was ich weiß, berichten. Der alte Abt Rinaldo von San Andrea steht unter dem Einfluß einer anderen Macht. Die Zeichen waren eindeutig. Ich hatte gehofft, dass Ihr Kenntnis davon hättet, wenn es einer Unseresgleichen wäre, der das Kloster für sich beansprucht..."

Macario schob sein Urteil über San Andrea vorweg und würde so das Gespräch am Laufen halten und Rückfragen darüber provozieren, was ihn zu der sicheren Annahme geführt hätte. Außerdem musste der Lasombra unbedingt mehr über die Kirchen Genuas in Erfahrung bringen. Ilarios jahrzehntelanges Wissen, nur darum ging es ihm.

Eine Sprechpause machte deutlich, dass Macario noch weitaus mehr beschäftigte, als er vermochte, in einem sinnvollen Satz unterzubringen.

"...aber da ist noch mehr. Jüngst ward ein zerstückelter Wanderprediger in den Feldern vor den Toren der Stadt gefunden. Nur ein Rosenkranz an seinem Handgelenk und Reste seiner Kutte ließen es noch zu, jenen als solchen zu erkennen, so hört man.
Was geht hier vor sich?
Man hört auch von Bischof Corrado, der um die Kainiten Genuas Wissen haben soll und von einem Georgio, anzunehmen Pater Georgio von San Silvester, der Kapelle im Bischofskastell, als Sonderbeauftragtem in dieser Sache.
Das ist doch alles sehr beunruhigend...
"

Als Ilario einen Schwur der Verschwiegenheit von Macario forderte, blickte der Mönch seinen Blutsbruder stoisch an.

"So wahr mir Gott helfe, ich schwöre es.", sprach er mit nüchterner Stimmlage.

Was würde folgen? Welche Geheimnisse würde Ilario ihm offenbaren? Macario wäre jeder Schwur Recht gewesen, so lange er das Wissen Ilarios erlangen könne.
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Re: [1042] Bruder, reich mir die Hand [Ilario, Macario]

Beitrag von Macario »



Auf Einladung des Ancilla Ilario kam Macario zur kleinen Kirche San Nazareth, oberhalb der Klippen, im Sestieri Mascharana. Eben dort traf Macario auf Ilario. Nach der Begrüßung gemäß Tradition und Sitte eröffnete der Mönch Macario dem Ancilla, dass er um Untersützung bei der Vorstellung seiner Person bei dem Ahnen Lydiadas, dem Ersten des Blutes in Genua, ersuche. Zudem bot Macario an Informationen in Bezug auf Kurie, Kirche und Klöster in Genua, die er im Zuge einer durch den Herold Galeno Fiore gestellten Aufgabe erlangen würde, mit Ilario zu teilen. Der vermeintlich Ältere gab seine Zustimmung und eine schnelle Übereinkunft wurde hergestellt. Auf Grundlage dessen offerierte Ilario dem Neugeborenen Teilhabe an einem Werk der Barmherzigkeit, welches er jedoch nicht genauer ausführte, bevor Macario nicht einen Schwur auf Verschwiegenheit ablegte. Macario tat diesen Schwur umgehend. Seinerseits berichtete Macario daraufhin dem Ancilla von seinen Nachforschungen im Kloster San Andrea in Staglieno, wo er die Einflußnahme einer anderen Macht oder eines Anderen vermute. Das Gespräch nahm seinen Verlauf und man tauschte weitere Informationen aus, die jedoch zwischen den beiden Lasombra im Geheimen verblieben...
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