[1042] Basilisklein und Seth-Tier [Angelique, Valerios]

[Angelique]

"Dann sucht Ihr einen Zauberer. Niemand auf Erden vermag Stahl flüssig zu halten und auch noch zu transportieren. Selbst wenn es ein Gefährt gäbe, dass einen Kaminofen tragen könnte und das auch noch überdacht wäre, damit ein Regenguss den Schlot nicht bersten ließe, so gäbe es keine Straße und auch kein Schiff, das so ein Gewicht tragen könnte. Ist dies ein Test oder ein Rätsel?"

Angelique bewies, dass sie wohl auch von solchen Dingen viel Wissen besaß.

"Was die wirklich edle Steine angeht, so wäret Ihr wohl eher der, der sie liefern müsste und wollt Ihr sie wirklich gut geschnitten haben, so müsst Ihr nach Venedig. Genua ist nicht bekannt für seine Gemmengoldschmiede.
Aber die Granate und Karfunkel aus den nahen Gebirgen sind natürlich leicht zu beschaffen. Ich hatte eher gehofft, Ihr würdet die wirklich begehrten Steine wie Lapislazuli und Almandine hierher bringen, die es nur jenseits der Reiche der wilden Turkopolen gibt, die jeden Handel damit mit Christen abgeschnitten haben, seit sie dem Propheten folgen."

Sie zuckte mit den Achseln. "Aber jemanden, der Kontakt mit großen Baustellen und deren Zulieferern pflegt, kann wohl vermitteln. Ich kenne zufällig den Baumeister unter den Vampiren sehr gut. Wenn Ihr wollt, vermag ich ein Treffen arrangieren."

[Valerios]

"Nein, kein Rätsel. Zumindest nicht meines. Nur eine Frage, von jemandem der sonst nicht so verrätselt spricht. Daher dachte ich ich frage einmal.
Kunden haben ja manchmal recht ausgefallene Wünsche.

Lapislazuli habe ich im Sortiment - es gibt kaum ein schöneres Blau. Benötigt ihr welchen für eure Bücher? Aktuell habe ich auch noch schönen Türkis auf Lager.

Mit Almandine meint ihr vermutlich das dunkel rote Alabandra? Das wir meiner Ansicht nach überschätzt.
Als Schmuckstein ist der Rubin farbenfroher und auch besser zu schneiden. Und für Pigmente Rosensteine aus Griechenland vielfältiger.

Ein Treffen mit dem Baumeister, das wäre allerdings großartig. Ihn konnte ich bisher leider nicht kennenlernen, hatte nur mit der wohlwerten Liktorin und der wohlwerten Signora Achilla das Vergnügen. Stet es gut zwischen den Kindern des Mondes und den Verborgenen?"

[Angelique]

"Oh, zumeist steht es sehr gut, wenn der Baumeister und ich uns treffen. Auf mit Liktorlein habe ich freundliche Beziehungen. Die Signora kenne ich kaum. Meine Theaterphase ist aber im Moment auch ruhend. Vielleicht sollte ich sie wieder aufleben lassen. Was die aber mit dem Hofgelehrten zu schaffen haben, kann ich schwer beurteilen."

Sie lachte. "Nein, ich versuche mich selten selber im Schaffen von Büchern. Ich habe auf ewig eine Kinderschrift und kann keine Linie halten. Aber für eben jene Schmucksteine wird es einen Markt geben. Lasst uns damit handeln.

Den Kontakt mit dem Baumeister vermittele ich Euch in Kürze, versprochen!"

[Valerios]

"Wunderbar!" erwiderte Valerios freudig, bevor er ebenso beschwingt nachfragte: "Ihr habt Theater gespielt? Noch zu sterblicher Zeit?
Ob es einen wundern soll wie viele Künstler sich unter den Unsterblichen befinden, besonders in der Freiheit dieser Stadt

[Angelique]

"Nein, natürlich nicht!", meinte das untote Mädchen fast empört. "Theaterspiel ist nicht mehr wie in den Tagen der alten Heiden ein geehrtes Gewerbe. Nur Gaukler, Dirnen und Sodomiten betreiben es heute, sehr zum Zorn der Kirche und selbst der Sarazenen, die es auch gering schätzen, wie ich hörte.

Ich habe aber gerne in der Zeit der Carne Vale den Hellekin in den Passionspossen gegeben und manch Satire auch hinter der Maske verborgen in Tavernen zum Besten gegeben. Ich sollte es wirklich wieder mal tun. Die Harpyien sind viel zu zahm in ihrem Spott."

[Valerios]

Valerios schmunzelte ob Angeliques Empörung. "Aber auch die Huld des einfachen Volkes hat seinen Wert. Und es kommt der Tag, da das Handwerk wieder zu alter Blüte findet, da bin ich mir sicher."

"Für zu zahm haltet ihr sie? Der wohlwerte Alain zeigt so viel Zähne, wie ein geprügelter Hund es eben kann. Und auch der Schalk tanzt nach der Melodie der Macht.
Und hier hängt die Waage in seinen Augen wohl immer noch in der Schwebe.

Wo hätte es denn mehr Biss gebraucht in euren Augen? Bei dem Ausrutscher der wohlwerten Liktorin? Oder bei dem Streit zwischen dem wohlwerten Herold und seiner geschätzten Gastgeberin? Oder bei der Zurückhaltung respektive dem Aufbrausen Ihrer Gäste?" stellte Valerios Vermutungen an.

[Angelique]

"Das wird noch Jahrhunderte dauern, bis Theater wieder den Stellenwert aus alter Zeit erreicht, aber ich sehe gut Ansätze in den Passionsspielen und Possen", meinte das kleine Orakel und musste dafür nicht einmal ihre präkognitiven Fähigkeiten bemühen.

Sie zuckte mit den Achseln. "Alain ist stets bemüht, die Erwartungen der Princeps zu erfüllen. Ich rede ihm nicht in seine Aufgabe hinein und bin glücklich, selber keine zu haben."

[Valerios]

"Äußerst diplomatisch", merkte Valerios spitzzüngig an.

"Sagt, was die Schmucksteine betrifft, wie viele benötigt ihr von welcher Art? Von welcher Qualität in welchem Farbton? Zu welchem Behuf und zu welchem Preis?"
wandte er sich wieder dem Geschäft zu.

[Angelique]

Sie lachte glockenhell. "Ich doch nicht! Ich will sie doch nicht für mich, selbst wenn ich wie jedes dumme Mädchen natürlich Edelsteine mag", wehrte sie lachend ab, "ich treibe Handel. Die Art der Steine ist völlig egal. Hier wird auch zweite und dritte Wahl genommen. Sie werden immer Abnehmer finden, denke ich. Der Preis sollte angemessen sein. Also so schamlos hoch, wie nur Ihr aus dem Osten es könnt. Dann wird es nur um so teurer, wenn ich sie weiterverkaufe."

[Valerios]

"Habt ihr denn regelmäßige Abnehmer? Und wolltet ihr als Zwischenhändler auf eigene Rechnung oder als Vermittler auftreten?" erkundigt sich Valerios.