[1042] Basilisklein und Seth-Tier [Angelique, Valerios]

[Angelique]

Sie grinste milde. "Ihr habt einen heiligen Eifer, wie ich ihn sonst nur von Ferrucio kenne. Nehmt meinen guten Rat an: Lasst Euch nicht so leicht aus der Ruhe bringen, sonst bekommt Ihr einen ähnlichen Ruf wie er.

Hier gibt es ohnehin niemanden außer mir in Genua, der überhaupt die obskuren Berichte über die Religion der Heiden Ägyptgenlands kennt.
Es freut mich zu sehen, dass offenbar in Eurem Haus dieses alte Wissen fortlebt.

Und Eure Reaktion zeigt mir, dass es auch noch Anhänger des Bruders des Set geben muss. Denn sonst würdet Ihr Euch brüsten, dass Euer Erster lebt und der Widersacher und seine Anhänger vergangen sind. Fortgeschwemmt von der Flut der Sarazenen Mohammeds. Gibt es gar eine Blutlinie, die wir im Westen nicht kennen? Verborgen vielleicht wie der geheime Kult der Isis im Römischen Reich?"

Scharfsinnig und logisch, die Kleine! Verfluchte Logik der Griechen! Wenn Sie das raten konnte, dann wohl auch andere.

"Plutarch, ja, auch er war Grieche, aber er lebte schon in den Tagen flavischen Kaiser. Ein großes Vorbild von mir. Auch er reiste gerne und untermauerte sein Buchwissen mit praktischer Erfahrung. Das werde ich wohl tun müssen, will ich mehr über Ägyptenland Pharaos lernen"

Sie seufzte. "Ach, Eure Ungeduld und der wohl berechtigte Zorn auf den Feind Eures Hauses hat Euch ein wenig Glaubwürdigkeit gekostet. Nun muss ich annehmen, Eure Berichte werden von Eurem Eifer gefärbt sein und die Neutralität, die einem Historiker oder Geographen ziemt, missen. Schade!"

[Valerios]

"Ich hörte bisher wenig, von jemanden mit dem Namen Ferrucio. Wer ist er?" fragte er nach - unwissend ob er sich beleidigt oder geschmeichelt fühlen sollte.

"Nein, so eine Blutlinie gibt es nicht. Ich kenne nur eine, die wie wir selten in den kalten Norden vordringt. Die Ciganch, die Athinganen. Von denen scheint keiner hier zu sein, nachdem sich die Signora Achilla als Nosferatu herausgestellt hat. Aber wo wir von den Blutlinien sprechen: Von wem ich bisher keine Kenntnis hatte, sind diese Tzimisken. Vom Chasarischen Meer. Wer sind diese Formwandler?"

Ihre Spitze gegen seine Ungeduld lies er unkommentiert. Er könnte den Kinder Toths auch ihre Feigheit und Unentschlossenheit vorwerfen. Doch zu wessen Nutzen?

[Angelique]

"Athinganen? Ihr meint Melchisedechiten hätten einen vampirische Blutlinie? Ich dachte, ich sei die einzige hier, die gnostische Traditionen hochhielte. Schade, dass ich keinen aus Konstantinopel mehr zur Hand habe, der mir erklären könnte, was Athínganoi mit Vampiren zu tun haben.
Sousanna fehlt mir! Die hätte das gewusst!"

Auf die Frage meinte sie: "Oh, Ferrucio ist der Oberste aus dem Hause Malkavs in Genua. Ein Anhänger des Bischofs von Rom und ein fanatischer, ungebildeter und misanthropischer Zelot. In einem Anfall von Ironie hat die Princeps ihn zu einem Gelehrten erklärt. Da sage noch einer, die Kinder Ventrues hätten keinen Humor!"

Sie fügte hinzu: "Ich mag ihn nicht und er mich nicht. Er ist ein Heuchler und besudelt den Namen GOttes mit jedem Wort seiner falschen Predigten."

"Ah, die Tzimisce! Wie der Name schon sagt, haben sie wenig mit den primitiven Blutlinien unter den Barbaren zu tun, sondern sind vornehmlich kultivierte und gottesfürchtige Gelehrte im Reich Ostroms. Selbst Alain ist als Bretone ein Beispiel der Wissbegierde. Und das Toma ist ein vortrefflicher Drache. Die heidnischen Zauberer, die sich als Götzen verehren lassen, wie man mir sagte, sind nur eine Nebenlinie in heidnischen Landen."

[Valerios]

Valerios nickt nur, um sich sein Unwissen nicht anmerken zu lassen. Während ihren Ausführungen über Ferrucios blickt er Sie kritisch bis skeptisch an, bevor er kurz nachhakt. "Ein Ahn oder ein Ancilla?"

"Zauberer..? Ihr meint, es gäbe eine Art Hexerei, die über die Kräfte unseres Blutes hinausreicht? Oder ist es nur, das was diese Drachen den Menschen glauben machen?
Woher kommt überhaupt dieser Name?"

[Angelique]

"Ein ungebildeter Kretin", korrigierte Angelique, "der aber Ancilla genannt wird, weil der Demiurg ihn über die Zeit hinaus hat leben lassen."

"Nun", meinte Angelique, "jede unsere Kräfte, die über tumbes Prügeln hinausgehen, sind nicht von Kain, sondern von Lillith und somit pure Zauberei.
Ich vermute auch, dass alle gehüteten Disziplinen, die man niemandem teilt, auch in der Regel Zauberei sind oder für solche von anderen Familien gehalten würden.
Gehet in Euch und überlegt, was die geheimsten Kräfte von Euch sind und wie sie auf Unwissende wie mich wirken würden.

Es würde mich nicht wundern, wenn die Kräfte der barbarischen Blutlinien der Drachen nicht nur Barbaren als Zauberei erscheinen, sondern auch oder gerade zivilisierteren Vampiren.

Auch meine eigenen Orakelkräfte muten manchem wie Zauberei an, dabei sind sie doch nur die Wissenschaft der Mantie und Astrologie."

[Valerios]

Valerios spiegelte den Unmut, der auf Angeliques Gesicht zu sehen war, wenn Sie über ihren älteren Bruder im Blut sprach. Das musste er nicht mal vortäuschen, verachtete er ihn doch schon seit den Worten Bischof von Rom.

Stumm ermunterte er das vermeintliche Mädchen mit seinen Augen weiter zu sprechen.
Die Tür knarrte, fast urhörbar leise, als der junge Geoffredo wieder in das Lagerhaus schlich.

[Angelique]

Das Mädchen schaute so unschuldig verliebt, wie es nur ein junges Mädchen dieses scheinbaren Alters konnte, als der Junge eintrat.

Faszinierend. Die Theorien, dass man mit allen, auch dem Ungleichgewicht der Säfte, so blieb, wie man zum Vampir gemacht wurde, schien zu stimmen.
Klug und belesen, wie es nur die ältesten Weisen der Sterblichen zu werden hoffen konnten nach lebenslangem Lernen, und doch wie ein Backfisch an der Schwelle zur Frau die Gefühle nicht verbergen können. Ein irritierender Gegensatz.

"Ähm, nun, der Name der Tzimiske ist ziemlich jung und stammt von Kaiser Johannes Tzimiskes. Es bedeutet so viel wie klein in der barbarischen Sprache der Grenzprovinzen des Ostens.

Älter ist der Name Drachen für die Wandelbaren. Wohl nach dem mächtigsten Ältesten ihrer Linie, der Mitregent von Konstantinopel ist und der Dracon genannt wird, was so viel wie Drache heißt.

Ein Spitzname, so wie man die Meinen Basilisken nennt."

Jetzt fiel auch auf, dass sie die Angewohnheit hatte, mit ihren großen Rehaugen zu starren, ohne zu blinzeln wie ein cocatrix. Wie eine der mystischen Hahnenschlangen, deren Blick versteinerte.

[Valerios]

"Also ist es weniger eine Idee oder ein Wesen, dem sich die Drachen verpflichtet fühlen? Vielmehr einem Anführer, dieser Dracon. Und wem oder was folgt diese ältere Linie?"

Valerios bemerkte den medusenhaften Blick, den sie dem jungen Geofredo zuwarf, der sich nachdem er den Teller abgestellt hatte, wieder still auf einer der Kisten niederlies. Der unschuldig-verliebte Blick und das kecke Kauen auf der Unterlippe kannte er nur zu gut. Dieser Junge war teils auf See, teils im Bordell aufgewachsen und hatte viel mehr gesehen, als ein Kind seines Alters sehen sollte und kam daher ganz nach seinem Vater.

Er musterte das Augenspiel zwischen den beiden genau. War die junge Frau nur gebannt oder begann ihr Blut bereits auf irgendeine Weise Einfluss über den jungen Mann auszuüben?

"Was hat euch diesen Spitznamen eingebracht?", fragte er ohne Argwohn.

[Angelique]

"Offen gesagt, ich weiß es nicht. Ich kenne alte Symbolik meines Hauses. Und da ist der Spiegel, der Mond, die Triskele der Unendlichkeit und eben der Basilisk ein Zeichen für Mysterien meiner Linie.

Müsste ich raten, würde ich sagen, eine Harpyie hat einst dieses Zeichen mal gesehen und sich für witzig gehalten."

Wenn Angelique derweil irgendeine Blutzauberei ausübte, so war diese so subtil, dass Valerios sie nicht bemerkte.
Der starrende Blick mochte vielleicht wirklich etwas mit Spitznamen und Disziplinen zu tun haben. Aber wenn, dann schien das Mädchen ähnlich den Stetiten sie nicht offen zu verwenden.

"Ich habe keine Ahnung, wer die Drachen lenkt, vermute aber, sie sind alle die Köpfe einer Hydra oder eines Typhons, egal wie unterschiedlich oder gar verfeindet sie untereinander sind.

Wir beide wissen, dass der Erste unseres jeweiligen Hauses in uns allen ist. Viele haben es einfach nur vergessen oder verdrängt. Das Erwachen wird unsanft, wenn sie erinnert werden."

[Valerios]

"Also ein einfaches Symbol, nichts was tiefer in Geschichte oder Blut verankert ist, wie schade.." warf er ein. "Es sind ja doch einige Linien, die sich auf irgendeine Weise auf ein geschupptes oder nicht geschupptes Monster beziehen und all diese Linien überschreiten auf die ein oder andere Art die menschliche Form. Ich würde zu gerne wissen, was die Quelle dieser Gemeinsamkeit ist.."

"In uns, um uns und unter uns." stimmte er zu: "Ist das was in euerem Blut überliefert wird, das der Engel Liliths Einzug gehalten hat in die Seelen und Körper seiner Kinder? Euer Ältester als aufrechter Christ wird euch da sicher widersprechen, oder?"