[1042] Basilisklein und Seth-Tier [Angelique, Valerios]

[November '20]
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Angelique
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[1042] Basilisklein und Seth-Tier [Angelique, Valerios]

Beitrag von Angelique »

Irgendwann kam dann tatsächlich ein kleines Mädchen zum Kontor des Mancini. Wuschelige Locken, abgerissene Kleider und barfuß. Ein magerer, großäugiger Strich in der Landschaft.

Unweit standen ein paar Söldner in der schweren Rüstung der Normannen in Rufweite in einer Gasse herum. Scheinbar hatten sie aber nichts mit dem reichen Kontor zu tun, von dem die Gossenratten munkelten, es habe sogar Purpur, den geheimen Schatz Konstantinopels, im reichhaltigen Angebot.

Gossenkinder um diese Uhrzeit waren nicht ungewöhnlich in der unbarmherzigen Stadt, selbst wenn sie Freiwild für Sklavenjäger, Stadtwachen und anderes Pack waren. Wer schlau und schnell war, überlebte. Den Rest fraß Genua.

Das Mädchen war wohl eher eins von den Schlauen und Schnellen. Normalerweise verscheuchte man sie oder erteilte ihnen eine Lektion, wenn sie des Abends zum Stehlen kamen. Es sei denn, man lud sie ein für abscheuliche Dinge.

Was immer für Wachen das Kontor haben mochte, sie schienen das Kind nicht gesehen zu haben, bis es sich im Vorraum bemerkbar machte.

"Ui", hörte Mancini eine helle Stimme und sah das lockige Balg, als es einen der Stühle betrachte. "Stühle! Ich habe noch nie in einem Handelshaus, das nicht den Ascomannen gehörte, Stühle gesehen. Wofür braucht man in einem Handelshaus Stühle?"

Das Mädchen lächelte entwaffnend und zeigte dabei gute, weiße Zähne. Es war hübsch und würde bestimmt 8 Nomismata auf dem Sklavenmarkt in Tunis oder Syracus bringen, vielleicht 10, wenn es noch Jungfrau war.

Doch es sagte plötzlich etwas Unerwartetes: "Ich bin Angelique und würde gerne mit Valrerios reden."
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Valerios
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Re: [1042] Basilisklein und Seth-Tier [Angelique, Valerios]

Beitrag von Valerios »

Das Gelände des Kontors war bewacht, die Lagerhalle, die Francesco Mancini gehört - wie das Mädchen nach längerem Umsehen auf dem großen Gelände herausfand - nicht.
Im Vorraum saß nur Francesco Mancini, ein älter grobschlächtiger, aber gut gekleideter Mann mit einer Narbe unter dem linken Auge und zählte Geld.

Er sah kurz auf als er das junge Ding bemerkte. Er wirkte nicht sonderlich überrascht, das sie so unvermittelt auftauchte - nur etwas ungehalten für den ersten Moment.
Dann aber gab er ganz den guten Gastgeber: "Wohlwerte Signora Angelique. Es ist mir eine Freude euch in meinem bescheidenen Haus willkommen zu heißen." und verneigte sich tief.

Er blickte auf zwei Sanduhren, die neben einer kleinen Glocke an der Wand hingen und kniff das Auge zusammen: "7 Glasen sind schon fast durch. Er wird nicht mehr lange dauern, bis er hier ist. Falls ihr mögt, setzt euch gerne auf den Stuhl. Der Kunde sei König - sagt man in diesem Handelshaus. Möchtet ihr etwas trinken?"
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Angelique
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Re: [1042] Basilisklein und Seth-Tier [Angelique, Valerios]

Beitrag von Angelique »

"Aha", meinte das Mädchen verständnislos. "Glasen" musste was Byzantinisches sein. Vielleicht hatte es mit diesem unglaublich kostbaren Paar Weißglas zu tun, das neben der Glocke war. Ein magisches Ritual möglicherweise, denn der Mann hatte die Zahl Sieben erwähnt.

Angelique, wie das Mädchen sich genannt hatte, holte eine Wachstafel hervor und begann das Kleinod zu zeichnen. Gedankenverloren murmelte sie ein. "Keine Umstände meinetwegen. Ich warte gern und meinen Durst mag wohl keins Eurer Getränke stillen."

So artig und mit geschliffener Wortwahl passte der Kleinen Worte nicht so recht zu ihrer abgerissenen Erscheinung.

"Der Kunde ist König ist ein sehr aufrührerisches Motto", meinte sie allerdings noch, während sie zeichnete. "Lasst solche Majestätsbeleidigung außerhalb des Narrenfestes ja keinen Adligen hören, selbst wenn es im Scherze gemeint ist."
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Valerios
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Re: [1042] Basilisklein und Seth-Tier [Angelique, Valerios]

Beitrag von Valerios »

Die hintere Türe öffnete sich, und ein Junge, nur wenig älter als Angelique trat ein. Er trug ein großes Tablett mit Brot und Oliven heraus, während er mit seinem Fuß die Tür hinter sich schloss. Als er sah, dass Francesco einen Gast hatte, verneigte er sich.

"Ich bringe das übrige Essen zu den anderen, ja?"
- Dabei zwinkerte er Angelique zu.
Francesco beantwortete seine Frage nicht, sondern die des Mädchens.

"Ich weiß, Signora. Wenn ihr euren Durst stillen wollt, vielleicht sagt euch dieses Gefäß zu?"
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Angelique
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Re: [1042] Basilisklein und Seth-Tier [Angelique, Valerios]

Beitrag von Angelique »

Angelique war selten überrascht und noch seltener irritiert.

Aber als der Junge ihr zuzwinkerte und als "Erfrischung" angeboten wurde, war sie zugegebenermaßen irritiert.

Sie murmelte ein verlegenes "Nur wenn er es auch will."

Sie hatte ewig von keinem Kind mehr getrunken. Nein, eigentlich noch nie! Alerio zählte nicht, denn er war ein Vampir gewesen und zeitlos wie sie.

"Wie heißt du?", hauchte sie schüchtern zu dem Knaben.
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Re: [1042] Basilisklein und Seth-Tier [Angelique, Valerios]

Beitrag von Valerios »

"Goffredo, Signora - gerne." Der Junge verneigt sich und lächelte verschmitzt als er wieder aufblickt.
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Angelique
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Re: [1042] Basilisklein und Seth-Tier [Angelique, Valerios]

Beitrag von Angelique »

Sie hatte sich doch abgewandt vom weltlichen Genua! Und dochwar es wieder hier in Gestalt eines Knaben mit lockigem Haar, samtener Haut und Lächeln, das ihr kaltes Herz einen Sprung machen ließ.

Der Kaufmann interessierte sie nicht mehr. Auch nicht Schätze aus Glas oder Purpur, mehr wert als die halbe, verkommene Stadt.
Das lebendige Kind vor Angelique hatte sie gefangen und ließ sie sich wieder so jung fühlen, wie sie auf auf ewig sein würde.

Es war nicht richtig, sich seinem hedonistischen Selbst hinzugeben in der Domäne eines der Schlauesten der Klans. Und doch konnte sie nicht anders. Wusste die Schlange, wie sehr der Kleine sie an den lange vergangenen Alerio erinnerte? War vielleicht gar ein Urahn von ihm denselben Lenden entsprungen wie der jungenhafte Magister, der ihre erste Vampirliebe gewesen war.

Sie ergriff den verschmitzt lächelnden Geoffredo. Was immer er erwartete, die Liebkosungen, die sie zu geben bereit war, wogen die Gabe des vergossenen Blutes mehr als auf. Ihr Jagdmethode war eine sanfte, verführerische. Und die Wonne des Kusses eine schockiernd skandalöse, die sie eigentlich ungern vor Zeugen schenkte.

Aber es war ihr egal. So sehr sehnte sie sich nach der Umarmung eines bösen Jungen wie Alerio oder eben Geoffredo. Es fiel ihr schwer die blutigen Tränen zurückzuhalten, als sie letztendlich die Zähne in ihn langsam versenkte und das heiße Blut unbändiger Jungend stahl.
Am liebsten wollte sie ihn aussaugen, ihr eigenes Blut geben und gemeinsam in die Nacht verschwinden.

Aber die Malkavianerin war nicht so verrückt undhielt sich zurück, nahm nur ein höfliches Bisschen in quälend lustvoller Langsamkeit, bevor sie die Wunde mit sachtem Zungenschlag schloß.

Die großen Rehaugen der Untoten genossen den Anblick des seufzenden und ermatteten Knaben.
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Re: [1042] Basilisklein und Seth-Tier [Angelique, Valerios]

Beitrag von Valerios »

Francesco setzte sich leise wieder an seinen Tisch und senkte diskret den Blick.

Der junge Mann war überrascht von Angeliques Leidenschaft - so ganz anders als Valerios Pathos oder die höfliche Zurückhaltung anderer Gäste seines Meisters.
Er zitterte als seine Lippen sich ihm näherten, doch der ungestüme Schiffsjunge der er war, genoss er die Zuwendung der jungen Schönheit, bevor der Rausch seine Sinne vollends vernebelte. Er strauchelte, fing sich jedoch wieder uns setzte sich auf den Stuhl, der als unschuldiger Beobachter direkt neben ihm bereitstand.
Als er die Augen nach einigen Momenten schließlich wieder aufschlug funkelten sie.
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Angelique
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Re: [1042] Basilisklein und Seth-Tier [Angelique, Valerios]

Beitrag von Angelique »

Angelique richtete danach wieder ihre armselige Kleidung und lächelte sanft, während ihre kleinen, scharfen Zähne sich wieder zurückbilden ließ.

Dann wartete sie artig auf den Herrn der Schlangengrube.
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Valerios
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Re: [1042] Basilisklein und Seth-Tier [Angelique, Valerios]

Beitrag von Valerios »

Geoffredo warf der jungen Frau noch einen letzten laaangen Blick zu, als er mit dem Tablett in die Hand das Kontor verlies. Die anderen Jungs würden Augen machen, wenn er ihnen das beim Nachtmahl erzählen würde.

Francesco stand von seinem Stuhl auf und sah nach der Sanduhr. Er tippte an das Glas, die letzten Körner waren wohl vor kurzem gefallen. Er drehte beide um, und schlug die Glocke. Wenige Augenblicke öffnete sich die Tür erneut und Valerios kam hindurch. Er strich sich ein nicht vorhandes Staubkorn vom Oberkleid bevor er seinen Gast freudig begrüßte.

"Werte Angelique, welch eine Freude euch zu sehen. Ich hoffe alles zu eurer Zufriedenheit. Wie laufen die Geschäfte?"
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