[1042] Weiche Felle gegen die Kälte der Nacht [Arash, Iulia]

[Iulia Cornelia]

Es war Winter geworden und Iulia hatte sich an den Ausläufern der Klippen nördlich von Quinto eingefunden, die hier bereits gen Dorf zum Strand hin abflachten. Ihr Blick aus blaugrauen Augen wanderte über die ersten Bauarbeiten, die hier zugange waren und die sie nachdenklich in Augenschein nahm, während sie um die Baustelle herumschritt. Der Begleiter stets an ihrer Seite, der ihr das Windlicht ruhig hielt und führte. Offenkundig entstand hier ein weiteres Leuchthaus allen Widrigkeiten zum Trotz oder gerade auf Grund dieser.

Ob sie damit zufrieden war, wie es verlief, ließ sich nur schwer sagen, denn sie lächelte nicht und auch ihre Augen wirkten seltsam distanziert. Dennoch war ihr Gang gewohnt aufrecht und ihr Haupt erhoben. In eben jener Haltung blieb sie schließlich nahe den Klippen stehen und blickte, ohne zu blinzeln, auf die Dunkelheit des Meeres, welches hier gegen die Küste Genuas brandete. Stille legte sich über die Gegend und einzig der ruhige und regelmäßige neblige Atem des gerüsteten Mannes mit dem Windlicht, der schräg hinter ihr stand, sprach von einem Leben abseits der Geräusche des Meeres an diesem Ort.

Die Ventrue hatte Arash hierher eingeladen. Es gab ein paar Dinge, die sie mit dem Gangrel besprechen wollte. Das hatte sie ihm auch so in der Einladung mitgeteilt und ihn um einen kurzen Moment seiner Zeit erbeten, in dem er sich hier an eben diesem Ort zu dieser Zeit einfinden möge. Ihm freilassend einen anderen Ort oder Zeit zu nennen, so ihm dies besser gefallen hätte.

Allem Anschein nach war das was die Ventrue von dem Gangrel wollte jedoch nicht wichtig genug, dass es eines warmen und bequemen Ortes für das Gespräch bedurfte. Womöglich hatte ihre Wahl auch andere Gründe. Dennoch wirkte das Ganze privat genug, um es nicht einfach über einen Boten zu vermitteln. Und so wartete die Ventrue geduldig auf ihren Gast in der heutigen Nacht.

[Arash]

Arash hatte die Einladung von Iulia erhalten. Allerdings hatte er keinen anderen Tag oder Uhrzeit genannt. Nur mitteilen lassen, dass er zu der vorgeschlagenen Zeit an den Klippen sein würde. Tatsächlich schien es aber so, dass der Gangrel noch nicht anwesend war, während Iulia den Baufortschritt beobachtete.

Vom Meer her wehte ein kalter schneidender Wind ins Landesinnere und machte die Nacht wirklich ungemütlich. Arbeiter gab es hier keine mehr. Natürlich arbeitete Nachts hier niemand mehr. Die Klippen fielen tief ab und während die Ventrue wartete schraubte sich ein großer Vogel mit langem Schnabel vom Meer her in den Himmel. Hoch über den Köpfen der Ventrue und ihres Begleiters begann er einige Kreise zu ziehen, bevor er sich auf einem Steinstapel in einiger Entfernung niederlies und die beiden Neuankömmlinge beobachtete. Fast so, als würde er herausfinden wollen, was diese beiden in seinem Jagdgebiet tun würden.

[Iulia Cornelia]

Iulias Blick wanderte aus ihren Augenwinkeln heraus zu dem Geräusch des Federviehs hin, dass sich in der Nähe niedergelassen hatte, doch nach einem kurzen Blick darauf*, wandte sie sich uninteressiert wieder ab. Dennoch fand er nur kurze Zeit später wieder dort hin zurück, dieses Ding eingehend musternd, dass sich in ihrer Gegenwart ganz und gar wider der Natur verhielt.** Nachdenklich blickte sie auf das Tier, als der Mann an ihrer Seite an sie gewandt fragte: „Herrin?“ Iulias blaugraue Augen wanderten aufmerksam über die Umgebung, während der Begleiter das Windlicht derweil auf dem Boden abstellte und seine freigewordene Hand unter seinem Umhang an den Gürtel legte.

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*Widererkennen von Arash: 0 Erfolge
** Feststellen der Unnatürlichkeit des Reihers: 3 Erfolge

[Arash]

Der Reiher schien die Reaktionen der Ventrue und ihres Begleiters genau zu beobachten und sich nicht zu bewegen. Dies war für solch ein Tier sicherlich vollkommen untypisch. Schließlich schlug er erneut mit den großen Schwingen und glitt von seinem Podest herab auf die Erde. Die Klauen bohrten sich in den Untergrund und die Flügel legten sich an. Nun war nur noch wenige Meter von Iulia entfernt.

Dann begann der Körper sich langsam zu verändern. Der Kopf wurde breiter, die Federn zogen sich zurück. Der Schnabel schrumpfte. Die Beine verdickte sich und die Flügel bogen sich und wuchsen zu Armen aus. Schließlich zogen sich die letzten Federn zurück und schwarze Haare, sowie Hörner sprossen aus dem Kopf. In einer flüssigen Bewegung erhob sich der Gangrel schließlich vor der Ventrue. Gekleidet war er in dunkle Kleidung aus groben Stoff. Sie mochte einfach sein, aber praktisch und sicher zu einem gewissen Punkt bequem.

Die flüssigen Bewegungen mit denen er sich aufrichtete zeugten von einer inneren Körperspannung die nicht jeder zu erreichen in der Lage war und doch schien er nicht verspannt zu sein. Er nickte Iulia zu ohne ihren Begleiter weiter Beachtung zu schenken. Aber er schien abzuwarten, ob sie zuerst reagierte.

[Iulia Cornelia]

Arash konnte aus den Augenwinkeln heraus sehen, wie der Mensch, der schützend vor Iulia getreten war, sämtliche Farbe aus seinem Gesicht verlor, als der Reiher vor seinen Augen seine Form veränderte und zu etwas wurde, dem selbst dann noch das Widernatürliche sichtbar anhaftete. Dennoch rannte er nicht weg, klappte zusammen, nässte sich gar ein oder schlimmeres.* Stattdessen lagen seine Augen starr auf dem Wesen, vor welchem er seine Herrin mit seinem Leben schützen würde.

Iulia hingegen betrachtete die Verwandlung im Vergleich geradezu nüchtern. Sie war anscheinend den Anblick von weit Schlimmerem gewohnt oder mit den Unnatürlichkeiten ihrer Art mehr vertraut als ihr Begleiter. Dennoch war in Beiden eine gewisse Anspannung zu sehen gewesen, bis der Gangrel sich verwandelt hatte.

Als jedoch erkennbar war, dass es sich um den geladenen Gast handelte, legte die Ventrue beiläufig sanft ihre Fingerspitzen auf der Schulter ihres Begleiters ab, als sie seitlich an ihm vorbeischritt. Ihr Kopf deutete ihm leicht in Richtung einer kleineren Mauer, während sie ihm ein zufriedenes und bestärkendes Lächeln zukommen ließ. Stumm verneigte er sich langsam vor Beiden, bevor er sich schrittweise zurückzog. Haltung bewahrend, bevor er sich etwas abseits im Dunkeln niederließ.

„Guten Abend.“, erwiderte derweil Iulia Arash, als sie ihm höflich zunickte, bevor sie mit einer ruhigen Stimme meinte: „Ich danke euch für euer Kommen. Schön, dass ihr einen Moment eurer Zeit für mich entbehren konntet. Ich hoffe ihr seid wohl auf.“

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*Selbstbeherrschung für verstörenden Anblick der Verwandlung: 2 Erfolge

[Arash]

Arashs Aufmerksamkeit lag vollständig auf der Ventrue die nun kein Kind mehr wahr, sondern eine Neugeborene wie auch er. Träge blinzelte er, bei der Begrüßung der jungen Frau, bevor er selbst antwortete. "Guten Abend werte Iulia Cornelia." erwiderte er schnurrend, und ging dabei langsam an ihr vorbei, auf den Rand der Klippen zu. Er überließ es der Ventrue, ob sie ihm folgte oder nicht. Aber eine Unterhaltung wäre sicher einfacher, wenn sie es tat. Schließlich blieb er am Rand der Klippe selbst stehen und ließ zuerst seinen Blick über die aufgewühlte See schweifen, bevor er seinen Blick wieder zu Iulia wandte. "Ich muss zugeben ich bin Neugierig wieso ihr mich um ein Treffen gebeten habt", schnurrte er. "Was ist es dass ich für euch, das Kind der höchst verehrten Aurore di Genua tun kann?" Das Schnurren war allgegenwertig und wieder schien er sich nicht vollständig an die Etikette zu halten, obwohl er er auf dem letzten Hof bewiesen hatte das er dazu durchaus in der Lage schien.

[Iulia Cornelia]

Die Ventrue drehte sich elegant mit ein, bevor sie mit einem weiteren Schritt wieder an den Klippen stand, an welchen sie selbst bereits zuvor verweilt hatte. Ihr Blick lag auf dem Gangrel, als sie ein einziges Wort recht klar aussprach: „Gasparo.“

Iulia machte eine bewusste Sprechpause, während ihr Blick aufs Meer ging und sie meinte: „Ich hörte ihr wart an dem leidigen Geschehen mit Alain und dem daraus resultierenden Konflikt zwischen Lydiadas und seinen Mannen im Jahre 1040 beteiligt?!“

Ihre blaugrauen Augen fanden auf den Gangrel zurück, als sie sich bei diesem mit neutraler Stimme erkundigte: „Könnt ihr mir mehr darüber erzählen, welche Rolle mein Clansbruder Gasparo bei dieser ganzen Geschichte inne hatte?“

[Arash]

Arashs Augenbraue hob sich, als er den Namen des Magisters hörte. Sein Kopf bewegte sich leicht zur Seite und seine Augen wandern prüfend über die Erscheinung der jungen Frau, bevor er wieder auf das Meer hinaus blickt. "Ein Handel also." schnurrte der Gangrel und ging dann in die Hocke, dabei die Arme angewinkelt auf den Oberschenkeln abgelegt. Die Finger verschränkt.

Kurz lässt er die Stille noch zwischen ihnen stehen und seine Zunge fährt über seine Lippen. "Ich vermute ihr wisst sehr genau wer an diesem Dilemma beteiligt war." schnurrte er ohne Iulia dabei anzublicken. Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Dann nickte er. "Ich kann euch verraten was seine Aufgabe war und was damals passierte." fuhr er weiter fort. "Dafür verlange ich allerdings eine Gegenleistung. Seit ihr damit einverstanden?"

[Iulia Cornelia]

„Sicher.“, antwortete die Ventrue mit einer Stimme, die die wegfegende Bewegung ihrer Hand unterstrich, ganz so als wäre es ihr lästig, dass der Gangrel überhaupt meinte, sie an die Grundlagen der Gesellschaft und eines kainitischen Seins erinnern zu müssen, nachdem sie bereits in der Arena von Luccoli vor aller Augen bewiesen hatte, dass sie diese kannte und beherrschte.

[Arash]

Arash hob leicht einen Mundwinkel, als Iulia diesen Einwand beiseite wischte. "Ihr sagt das so einfach." schnurrte er. "Aber euer Clan hat sein Wort schon mehr als einmal nicht gehalten. Manche nehmen Dinge als gegeben hin, ohne daran zu denken, dass sie alles bezahlen müssen. Sei es mit Worten oder Blut." fuhr er wieder dem Wasser gewandt fort. Auch ließ er bei den Worten offen, ob er früher schon Bekanntschaft mit ihrem Clan gemacht hatte, oder ob er jemanden bestimmten im Genua meinte.

Noch einmal blinzelte er, bevor er begann zu erzählen. "Der werte Gasparo begleitete uns damals, als wir der Spur eines meiner Clansbrüder nachgingen." Leicht drehte er den Kopf und sah wieder kurz zu Iulia wie sie bisher auf die wenigen Worte reagierte. Dann fuhr er fort. Immer noch mit diesem gewissen Schnurren in der Stimme. "Er soll von einer Gruppierung, den Nonnen der Jagd, als Kraftquelle benutzt werden. So die Vermutung." ein leises Knurren beendete den Satz. "Nun hatten wir Hinweise darüber wo sie ihn versteckten. Euer Clansbruder war beim Überfall auf das Versteck dabei, hat sich aber nicht direkt in den Kampf eingemischt."

Dann verstummte er vorerst. Bisher hatte er keine Details erzählt, lies Iulia aber nun die Zeit fragen zu stellen.