[1043] Der Hüter des Westens - Ein neuer Versuch [Galeno, Valerios]

[Dezember '20]
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Nubis
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Re: [1043] Der Hüter des Westens - Ein neuer Versuch [Galeno, Valerios]

Beitrag von Nubis »

"Ich denke, ich bevorzuge es aus einen Kelch. So wird unsere Unterhaltung auch nicht gestöhrt."

Er wartete einfach ruhig ab, bis der Gastgeber bereit war. Schliesslich hatte jener um ein Treffen ersucht, nicht der Herold und auch nicht Galeno in persona.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Valerios
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Re: [1043] Der Hüter des Westens - Ein neuer Versuch [Galeno, Valerios]

Beitrag von Valerios »

Ein hagerer älterer Mann huschte durch die Tür und kniete vor Valerios nieder. Dieser murmelte etwas, bevor nach Salvatores Handgelenk griff, die Adern mit einem Messer öffnete und sein Blut in einen Kelch fließen lies. Er küsste erst das Handgelenkt und verschloss die Wunde, dann den knieenden Mann auf sein schütteres Haupthaar. Eine liebevolle Geste. Fast wie ein Vater bei seinem Kind.

Dann reichte er Galeno den Kelch und Salvatore verschwand wieder im Hinterzimmer.

"Es freut mich außerordentlich, dass ihr meine Einladung angenommen habt. Fand unser erste Treffen doch in einem sehr förmlichen Rahmen statt. Vielleicht haben wir heute Abend die Gelegenheit einmal etwas persönlich zu sprechen.

Beherbergt die Stadt doch Unsterbliche vielerlei Talents: Medici, Gelehrte, Künstler und Künstlerinnen, Baumeister, Handwerker und Händler.
Ich bin neugierig, welche Werke erfüllen eure Nächte?"
"Es ist nicht so sehr die Hilfe unserer Freunde, die uns hilft, als vielmehr das vertrauensvolle Wissen, daß sie uns helfen werden."
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Nubis
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Re: [1043] Der Hüter des Westens - Ein neuer Versuch [Galeno, Valerios]

Beitrag von Nubis »

Er nahm den Kelch entgegen und beobachtete das ihm eher fremde Verhalten des Herrn zu seinem Diener. Auch hatte der geschulte Blick schnell den Gesundheitszustand der Blutquelle abgetastet. Offensichtliche Schwäche? Hautveränderungen? Fiebrige Augen?

Sein inneres Tier roch das Blut, regte sich frohlockend und gierig. Es war nichts für die Stillung des unterschwelligen Hungers, trotzdem zählte für es jeder Tropfen.
Er schlang es nicht hinter und das Tier wusste es. Es brauchte nicht hervor zu kommen. Er trank einen Schluck, um es zu beruhigen und hoffte, dass es ihm bekommen möge.

Bevor er zum zweiten Mal ansetzen würde, nickte der Herold und lächelt milde.
"Alle von jenen, doch nicht zu gleichen Teilen. Und ihr...der Handel? Und sonst?"

Gab es noch etwas anderes, was den Setiten interessierte?
Der zweite Schluck, kräftiger und weniger prüfend. Es war angenehm und schmeichelte dem Inneren, doch es wurde stets so schnell kalt....
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Valerios
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Re: [1043] Der Hüter des Westens - Ein neuer Versuch [Galeno, Valerios]

Beitrag von Valerios »

"Alles von jenem... dann seit ihr ein vielseitig begabter Mann.."

"Ja, es ist vor allem der Handel, liegt dort doch meine Leidenschaft. Aber ich bemerke, dass die Gelehrten dieser Stadt mich mit ihren Gedanken inspirieren.
Der wohlwerte Toma ist ein sehr tiefgründiger Gesprächspartner, und auch die werte Angelique beeindruckt mich mit ihrem Wissen. Fast bedauere ich, dass ich nie lesen und schreiben gelernt habe. Und das ich kein Latein spreche, bereue ich sogar.."
- Der Grund dafür war mehr als offensichtlich.

"Und seit mir Signora Achilla den Hof der Wunder gezeigt hat, bin dort manchmal auf dieser kleinen Bühne unter der großen Eiche. Hab schon als ich meine Kneipe in Masala gerne Seemannsgeschichten zum Besten gegeben und Späße gemacht. Keine hohe Kunst, aber ab und an ein bisschen Zerstreuung."

"Ich hoffe das Blut mundet?"
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Nubis
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Re: [1043] Der Hüter des Westens - Ein neuer Versuch [Galeno, Valerios]

Beitrag von Nubis »

"Diese Bereiche liegen alle nah beieinander, wenn man sie genau betrachtet. Ich interessiere mich für vielerlei Dinge, auch da es um das Wohl Genuas sich dreht und somit erfüllen sie meine Nächte. Selbst wenn ihr andere fragen würdet, würde einer mich als einen Geistlichen bezeichnen, ein anderer als einen Händler, wieder einer als einen Edelmann, dann jemand als Maler oder aber als Forscher und Gelehrten."

Jeder Teil dieser Aufzählungen wurde gar anders betont. Der Geistliche ehrfürchtig, der Händler spielerisch, der Edelmann erhaben, der Maler begeistert und der Forscher kühl und neutral.
Die Worte liess er vorerst wirken, ehe er dann fort fuhr und auf Valerios Leidenschaft einging.

"Wenn ihr von Leidenschaften sprecht, so bezeichne ich den Handel eher als eine Notwendigkeit, um anderes zu stützen. Nichts, was im Blute liegt und doch wichtig ist. Es wird niemals den Stellenwert erreichen, den das küsntlerische Wirken in mir entfacht. Farben und Formen, elegant oder kräftig und abprubt gesetzte Pinseltriche auf einem gut vorbereiteten Malgrund in den schönsten Tönen, die in dem Betrachter Gefühle erwecken, Geschichten erzählen, zum Nachdenken anregen oder einfach nur sinnlicher zu schmeicheln suchen, als es jede noch so anmutende Frau es nicht zu verstehen vermag..."

Sein Lächeln wurde intensiver, die Körpersprache offener, lockerer. Er gestikulierte zu Ende sogar, indem er die Hände vom Rücken gelöst hatte und die Arme in einem grossen Bogen von seiner Mitte nach Aussen hin bewegte.
Doch fast wie ertappt glitten sie wieder zurück und seine Haltung wurde wieder steifer.
"Ihr könnt von Gelehrten die Sprache und Schrift noch im Nachhinein erlernen, wenn ihr dies als notwendig erachtet. Potius sero quam numquam."

Tja...das Blut..besser schnell noch trinken, wenn auch nicht zu überstützt. So war der Kelch leer, doch er behielt ihn in der Hand. Die letzten Tropfen waren tatsächlich nicht mehr so schmackhaft, da sie erkaltet waren, aber es übrig zu lassen, wäre auch Verschwendung gewesen. So nickte er ohne Worte Valerios zu, noch einmal ein Dank für die Gastfreundschaft.
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Valerios
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Re: [1043] Der Hüter des Westens - Ein neuer Versuch [Galeno, Valerios]

Beitrag von Valerios »

"Dabei ist das Handeln auch nicht weit vom Kunsthandwerk. Die Fäden zu sehen, die Einzelne miteinander verbinden, die Melodie der Bedürfnisse und Wünsche zu hören, die Mosaiksteine von Angebot und Nachfrage zusammenzusetzen. Ist es doch letztendlich das Geben und das Bekommen, das die Schöpfung in Bewegung und die Welt zusammenhält. So schläft die Kunst in allen Dingen, sagt man in Ägypten." Auch in Valerios Stimme hört man Begeisterung, doch schwelgt er weniger darin als der Herold.
Vielmehr stimmt er sich auf sein Gegenüber ein.

"Habt ihr dabei das Wohl des sterblichen oder des unsterblichen Genuas - wenn zu trennen das möglich ist?"
interessierte sich der Setit.

"Ja, es gibt so vieles. zu dem zu lernen uns die Zeit gegeben ist, jetzt da die Ewigkeit vor uns liegt, nicht wahr. Wie lange dauert es Latein zu lernen, meint ihr? Ist es eine schwierige Sprache? Manchmal klingt sie wie Italienisch, aber manchmal sind die Wörter so fremd. Mir fällt es jetzt schon manchmal schwer, auseinander zu halten, welches Wort in welche Sprache gehört. Griechisch, Arabisch, Italienisch, Fränkisch, in den Häfen fließt es alles irgendwie in einander.."
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Re: [1043] Der Hüter des Westens - Ein neuer Versuch [Galeno, Valerios]

Beitrag von Nubis »

"Da stimme ich euch oder dem, was man in Ägypten sagt, zu. Kunst ist vielseitig, Kunst ist überall zu finden, nur muss dafür auch die Wahrnehmung geschärft werden. Auch im Lernen der Sprachen."

Nun aber lag eine kleine Aufforderung in seinem Blick.

"Ich kann euch nicht sagen, wie lange es dauern wird, hängt es doch viel von euch und natürlich auch eurem Lehrer ab. Nehmt ihr euch Zeit, investiert ihr viel Mühe hinein? Wendet ihr es täglich an oder doch nur wenn ihr es benötigt? Welchen Zugang besitzt ihr zu Sprachen sonst? Welche versteht ihr sonst? Denn sind sie ähnlich, so könnt ihr es besser lernen, als wenn ihr völlig von Anfang an beginnen müsstet."

Zu seiner Frage bezüglich Genuas Wohl legte er den Kopf etwas schief und blickte fragend.
"Kann es nicht beides sein? Unser Dasein ist abhängig von dem der Sterblichen. Sind sie nicht glücklich, so werden auch wir eine schwere Zeit haben."
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Re: [1043] Der Hüter des Westens - Ein neuer Versuch [Galeno, Valerios]

Beitrag von Valerios »

"Nunja, seit einigen Jahrzehnten spreche ich hauptsächlich nur noch Italienisch, meine Muttersprache Griechisch und auch mein Arabisch sind abgenutzt wie die Sohlen eines Schusters. In der unsterblichen Welt wird hier auf dem Festland wohl viel Latein gesprochen, aber in der sterblichen gibt es wohl kaum Gelegenheit zu üben." gesteht der Händler etwas resigniert ein.

"Ich denke, das kommt ein bisschen darauf an, ob man Hirte oder Jäger ist. Gerade in dieser Stadt scheint ersteres die bessere Wahl, wie mir scheint. In der Stadt marodieren die Wissenden, die Unsrigen ziehen sich in ihre Kastelle und Landsitze zurück. Selbst der Wolf in Votori schart seine Schafe um sich.
Nur die Katzen in Clavicula streunen durch die Straßen, als wäre alles wie eh und je. Aber man kann sich seine Nachbarn nicht aussuchen, nicht wahr."
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Re: [1043] Der Hüter des Westens - Ein neuer Versuch [Galeno, Valerios]

Beitrag von Nubis »

"Latein ist hier in Italien üblich...aber vor allem eben in den Kirchen oder unter jenen mit Bildung, griechisch dafür weniger und arabisch...noch seltener. Aber ja, wenn ihr mit Menschen sprecht, so ist das Italienische natürlich wichtiger als alles andere, doch die Sprachen der Gelehrten sollte man nicht vernachlässigen. Ihr solltet möglicherweise mehr soziale Kontakte zu jenen pflegen, die ihre Konversation angenehm zu würzen wissen..."

Sein Lächeln zog sich etwas weiter, als sonst, die Augen wurden etwas Schmaler, ein echtes...
Dann setzte er in arabisch, jedoch mit deutlich fremden Zungenschlag, fort:
"Und wenn ihr es denn wieder etwas geschmeidiger werden lassen wollt,"
Und liess dann fliessendes Latein folgen...
"so sucht euch jene aus, die es zu schätzen wissen, wenn man ihnen in ihrer bevorzugten Sprache begegnet."

Zu guter Letzt war sein Ausdruck erneut fragend, musternd. Wen hatte er da vor sich...
"Als Händler hätte ich euch eher zu jenen gezählt, der sich als Hüter bezeichnen würde. Seid ihr etwa ein Jäger, wenn ihr denn so sprecht? Und ist es nicht auch für einen Jäger schrecklich, wenn die Beute mehr und mehr ausgedünnt wird, elendigst zu Grunde geht und nur noch schwach und wenig nahrhaft wird? Ist ihm nicht auch eine gesunde Herde wichtiger, um eine spannende Jagd zu haben und sich auch sättigen zu können? Zudem...wer mag beurteilen wann eine Jagd eine Jagd ist?"
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Re: [1043] Der Hüter des Westens - Ein neuer Versuch [Galeno, Valerios]

Beitrag von Valerios »

"Ein Jäger, nein wirklich nicht, das überlasse ich den Verborgenen.. und den Lebemännern wie dem wohlwerten Alain." Er schmunzelte, als er vom Herrn von Nervi sprach.

"So sucht euch jene, die zu schätzen weiß, wenn er ihnen in ihre bevorzugten Sprache begegne.", wiederholte er die Worte des Herolds holprig. "Habt ihr in eurem Gefolge jemanden, der mir die Grundzüge vermitteln könnte?" erkundigte er sich, bevor er sich einem anderen Thema zuwandte:

"Es sind einige weitere Neuankömmlinge in die Domäne gekommen, nicht wahr. Wie ist eure Einschätzung von der wohlwerten Aurora, und den wohlwerten Signores Macario und Manacres - Manacres, so heisst er doch?"
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