[1043] Audias fabulas veteres sermonesque maiorum [Galeno, Ilario]

[Ilario]

Und so geschah es, dass in einer verregneten Winternacht Anfang 1043 ein einsamer Wanderer an das Tor jener Villa pochte, die einst der grausamen Amalia gehört hatte. Ilario stand dort, gestützt auf einen Wanderstecken und vor dem Wetter nur durch einen Mantel samt Kapuze geschützt. Niemand hatte ihm bemerkt bis er an der Türe klopfte und nach dem Signore verlangte, er sei hier um Galeno Fiore zu sprechen. Die Sache sei nicht aufzuschieben.

[Nubis]

Der ungewöhnliche Klang am Tor zum Innenhof der Villa war gehört worden und ein Mann mit Fackel öffnete die Tür des Haupthauses, schritt durch den im Frühling und Sommer üppigen Kräutergarten, durch welchen der Weg als Kreuz auf Steinplatten hindurch führte.
Am Tor angelangt hob er die Fackel, um zu erkennen, wer dort stand.

Ilario war jenem bekannt, so auch jener Ilario. Lucianos Augen blinzelten einen Moment, als würde er denken zu träumen, dann aber öffnete er schnell und verneigte sich, allerdings wie gegenüber eines Menschen.

Schnell führte er ihn hinein und sobald sie innerhalb des Hauses waren, verneigte sich der Diener entsprechend tiefer, wie es sich gehörte.

Luciano überlegte schnell, wie er mit diesem unangemeldeten, aber sehr geschätzten Gast zu verfahren hatte. Noch auf dem Weg durch den Innenhof war der Entschluss gefasst worden und Ilario wurde einen Gang zum Nebenhaus hin geführt, einer Werkstatt, bei der er klopfte und mit Ilario dann eintrat..

Hier sass der Hauseigentümer an einem Tisch, um sich mehrere Papiere, eine Lampe erhellte die Umgebung. Er sah auf, als es an der Tür klopfte und hob verwundert die Brauen, als er Ilario erkannte. Sofort war er vom Tisch aufgestanden und hatte sich entsprechend Ilarios Stellung verneigt.

"Verehrter Ilario, was verschafft mir diese Ehre eures Erscheinens in meinem Haus? Ist etwas vorgefallen?"

Verwunderung und Sorge lag in seinen Worten, denn noch nie war Ilario zu ihm gekommen. Immer hatte er nach seinem Schüler schicken lassen.

[Ilario]

Ilario wartete bis Luciano den Raum verlassen hätte, lediglich ein ernstes Nicken war ihm zuvor zu entlocken. Erst als sie beide allein waren sprach er, die Worte dennoch mehr raues, heiseres Flüstern denn laut und tragend.

"Eine neue Macht erhebt sich... Eine Macht die einst war und wieder sein wird."

Sein Tonfall hatte etwas andächtiges, klerikal anmutendes, angenommen. Ilario sah Galeno an, sah wonach dieser suchte, seinem Naturell entsprechend. Als König und Sucher nach geheimem Wissen.

"Er hat mich gerufen, und nun gilt sein Ruf dir. Das ist der Weg."

[Nubis]

Verwundert blickte der Kappadozianer den Schatten vor sich an.
Eine alte Macht? Schon einmal da gewesen?
Die Augen suchten einen Fokus, flimmerten unentwegt zwischen den Gedanken umher. Kannte er sie..diese Macht? Er...so hatte Ilario gesagt, kannte er ihn? Vielleicht auch nur von Geschichten?

"Er?" brachte Galeno hervor und Ilario konnte deutlich die vielen Fragezeichen, die den Raum füllten, erkennen.
Doch er fragte nicht gezielt nach allen, vorerst nicht. Geheimnisse waren auch spannend.
Dennoch musste er in etwa wissen, was er zu erwarten hatte...

"Verehrter Ilario, ich nehme an, durch euch hat jener von mir erfahren? Doch frage ich mich, was diese alte Macht von mir möchte, einem Neugeborenen am Anfang eines Weges... Was erwartet mich? Auf was oder wen sollte ich mich einstellen?"

Er setzte ab und schloss für einen Moment die Augen.
"Wie ihr wisst, stehe ich euch stets zur Seite oder folge eurem Urteil. So ihr zu mir kommt mit jenem Ruf, so kann ich nicht anders, als dem Folge zu leisten. Und ich vertraue auf euch, dass ihr mich nicht unwissend fallen lasst."

Galeno belog ihn nicht, sondern zeigte ihm ,durch die ihm dargebotene Offenheit, dass er Vertrauen in jenen hatte, den er verehrte, den er respektierte und dabei auch nach Wissen strebte. Er hatte manchmal so seine ganz eigene Art dies zu zeigen, doch der Magister war SEIN Magister....

[Ilario]

Da war Sorge erkennbar in den meergrauen Augen Ilarios, Sorge die bei einem sterblichen Menschen sicherliche tiefe Falten gegraben hätten. "Ich lasse euch nicht fallen, kann aber auch nicht für euer Wohl garantieren. Die Beweggründe und Reaktionen der Alten sind nicht immer nachvollziehbar für uns Jüngere. Vielleicht erwartet euch die Vernichtung, aber das glaube ich nicht. Dann würde er mich nicht schicken, er könnte euch rufen und ihr würdet kommen." Ilario hielt inne und es war naheliegend, dass er einen solchen Ruf erlebt hatte. "Ihr habt nun eine Wahl die mir nicht vergönnt gar, dennoch glaube ich, dass es das wert ist. Dem Ruf zu folgen ist der erste Schritt auf einer Reise voller Mysterien..."

Sich einen Augenblick Zeit nehmend schloss Ilario seine Augen. Als er sie wieder öffnete waren Sorge und Anspannung verschwunden, er ruhte in sich selbst und zog Kraft aus dem was so etwas wie seinem Glauben am nächsten kam.

"Er ist der Abkomme einer uralten Linie, geboren aus Mythen und Blut. Er ist mit Abstand der Älteste Wandler auf der Via Regalis in Genua. Ich vermute er sucht solche deren Weg auch der seine ist, sammelt sie um sich."

[Nubis]

"Nun, nein. Garantieren könnt ihr dafür nicht und das werde ich auch niemals von euch verlangen oder erwarten. Eben weil es viele Aspekte gibt, die in das Geschehen verwoben sind und der Blick auf Alles uns sicherlich nicht gegeben ist. Der Wille der Alten, die Geschicke anderer und möglicherweise sogar die überraschenden, eigenen Irrungen und Wirrungen, die uns ab und an überkommen, manchmal, wenn wir es am wenigsten wollen...vielleicht, weil genau dies jemand anderer möchte....
Wie dem auch sei. Kann ich mich in irgendeiner Weise darauf vorbereiten? Müsste ich etwas beachten? Etwas, was über die gewöhnliche Etikette hinaus geht beispielsweise?"

Er setzte ab und legte den Kopf leicht schief. "Ruft jener nur mich? Oder auch andere der Via? Werdet ihr dabei sein? Und vor allem auch...wann?"

Die Fragen wurden tatsächlich mehr, denn das Mysterium wuchs und die Neugierde in Galeno ebenfalls. Das war spannend, nicht solche langweiligen Treffen, bei denen unzählige Ventrue hintereinander aufgezählt wurden und das zum wiederholten Male.

Doch da sie ohnehin von der Via sprachen, so schlich sich auch gleich ein weiteres Anliegen mit hinein und Galeno, der gerade etwas im Fluss schien, zögerte nicht, dies ebenfalls mit anzusprechen.

"Im Übrigen....betreffend der Via...wenn wir einen Ort für zukünftige Treffen benötigen sollten, so kann ich in naher Zukunft eben dies stellen. Ich habe ein Haus in Auftrag gegeben, welches für Sterbliche ein Gilden- und Handelshaus darstellt. Mit gelegentlichem nächtlichen Treiben. Etwas, das in den Jahren, in denen vielleicht dies auch geprüft werden wird, zur Selbstverständlichkeit werden sollte. Nächtliche Anlieferungen, Inventur, wenn es den normalen Handelsbetrieb nicht stört, kleinere Feste und Zusammenkünften von Gildemitgliedern....und das alles vor den Toren der Stadt in der neuen Ansiedlung."

Er klang tatsächlich schon recht stolz auf das, was er da zu organisieren begonnen hatte, was er bisher erreicht hatte.

[Ilario]

"Ich werde euch zu ihm bringen, doch das vermutlich werdet ihr das Treffen allein durchstehen müssen. Wenn ihr vor ihm steht, oder kniet, seid respektvoll wie es einem alten Ahnen gegenüber angemessen ist. Es mag sein, dass er nach eurem Geist oder euren Sinnen greifen mag. Seid stark und steht es durch, was auch immer euch abverlangt wird. Vieles werdet ihr nicht verstehen, er ist ein Meister alter Mysterien. Bleibt aufmerksam, lernt. Steht es durch was euch abverlangt wird, Mysterien erwarten euch..."

Ilario selbst wirkte erschöpft und noch immer mitgenommen, als galten seine vorherigen Worte ihm selbst ebenso sehr wie Galeno.

"Eure Vorhaben gedeihen, das freut mich. Auch, dass Genua als Stadt davon profitiert und ihr zugleich. Lasst mich wissen wenn ihr dahingehend etwas braucht, an Unterstützung oder Rat. Ob dieser Ort sich für Treffen unserer Via eignet wird sich zeigen, viel wird auch von eurem Treffen mit Ihm abhängen. Aber ich für meinen Teil wurde es beführworten, schließlich werden wir uns vermutlich nicht im Elysium versammeln." Er lächelte sacht.

[Nubis]

"Ich denke, ein angemessener Ort mit genug Privatsphäre und vor allem weniger Gefahr, dass ungebetene Gäste gerade anwesend sind oder hereinstolpern, ist wichtig für solch ein Treffen. Sollte es bis zum nächsten dieser Treffen schon bereit stehen, lade ich euch gern zur Sichtung des Hauses ein. Sodass ihr euch schon einmal vorher davon überzeugen könnt, ob es geeignet wäre, oder nicht."

Er lächelte leicht.

"Dieser Ort wird nebst der Sicht nach Aussen einige kleine versteckte Räume bieten. Räume, die für ganz private Unternehmungen gedacht sind, fernab neugieriger Augen. Räume, die dadurch besonders geschützt werden können, da sie geheime Zugänge besitzen. Ich hoffe, dass alles von den Tischlern und Schreinern so gestaltet wird, wie ich es mir erhoffe.

Was eure Hilfe anbelangt...nun, in Sachen Politik weiss ich noch immer nicht sonderlich viel, vor allem in der unsrigen. Wo beginnen, was ist noch wichtig zu wissen...um Fehler, wie in der Vergangenheit zu vermeiden.... Auch dies trägt dazu bei, dass es Genua gut geht..."

Dann kam er aber wieder zu dem ominösen Treffen zurück.
"Ihr gebt mir Bescheid, wenn es so weit ist, denke ich. Am Besten am Vorabend, damit ich mich darauf vorbereiten kann. Einige eurer Worte stimmen mich etwas...unsicher, aber wie ihr schon meintet, kann ich dabei möglicherweise auch viel für später gewinnen."

Er setzte ab und musterte Ilario mit einem bedenklichen, sorgvollem Blick.
"Oh, und verzeiht, dass ich damit nicht eher kam, aber kann ich euch irgendetwas Gutes tun, eine kleine Stärkung zum Beispiel? Ihr wirkt recht mitgenommen."

[Ilario]

Bezüglich der angedachten Räumlichkeiten fand sich ein erfreutes Lächeln auf Ilarios Gesicht wieder, er nickte. "Ich werde es mir gern ansehen, wenn es soweit ist. Im Übrigen möchte ich euch mein Kompliment aussprechen für das großartige Mosaik welches das Elysium ziert. Eure Kunstfertigkeit sucht seinesgleichen."
Eine weitschweifende Geste mit der Linken begleitete Ilarios nächste Worte. "Die Politik, ein weites Feld... vor allem die kainitische. Welches Wissen darüber sucht ihr? Spezielles oder einen Überblick über eine bestimmte Region?"

Das Angebot einer Erfrischung wurde mit einer beruhigenden Geste und sachtem Kopfschütteln verneint. "Nein danke, es ist kein körperlicher Durst den ich verspüre." Die sorgenvoll in Falten gelegte Stirn legte nahe, dass es ein gänzlich anderes Verlangen war. Wissen, es war ihm fehlendes Wissen, nach dem der Hüter dürstete.

"Wenn möglich werde ich am Vorabend des Treffens einen Boten senden. Er wird euch ein Wort nennen, Nebula, nicht mehr. Ihr verlasst euer Anwesen hier dann nicht mehr bis zur Folgenacht, noch sendet ihr Boten aus oder empfangt irgendjemanden. Das Geheimnis muss gewahrt bleiben." Eindringlich waren jene Worte, von einer Intensität die von Vorsicht und Verheißung sprach.

[Nubis]

"Oh vielen Dank. Doch der Entwurf stammte von mir, nicht die endgültige Umsetzung. Ich konnte es bisher selbst nicht sehen. Der Krieg kam dazwischen.... Es war ehemals noch ein Fresko geplant gewesen. fand dies ebenfalls seinen Weg in den Garten? Oder wurde dies statt des ehemals geplanten Mosaikes als nun solches umgesetzt?"

Ilario war umgeben von Galenos Kunst, auch hier in der Papierwerkstatt. Allerdings waren die Fresken hier weniger kunstvoll, als im Rest des Hauses, aber erfreuten dennoch die Augen derer, die hier sonst am Tage arbeiteten.
Zudem war es, wenn man sie sich genauer ansah, eine Art bebilderte Anleitung des Herstellungsprozesses, allerding grob. Feinheiten fehlten, sodass es niemand nur daher nachmachen konnte.

"Unsere Verbindung zu anderen Regionen... wie steht Genua zu jenen Domänen, die uns umgeben. Welche sind eher kritisch zu betrachten...welche eher mit uns im Bunde. Wird auf eine bestimmte Änderung hingezielt, wie kann man diese unterstützen.
So kann ich auch Kainiten aus jener Region jeweils passend begegnen..."

Auf seinen anderen Durst hin, reagierte Galeno dennoch mit Sorge.
"Falls ich euch dennoch irgendwie helfen kann, gebt mir Bescheid."

Doch folgte daraufhin ein entschlossenes Nicken.
"Ich werde eure Nachricht erwarten und natürlich Stillscheigen bewahren."