[1043] Die Schlange am Abgrund [Valerios, Arash]

[Dezember '20]
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Arash
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[1043] Die Schlange am Abgrund [Valerios, Arash]

Beitrag von Arash »

Das Jahr war noch jung und ein kalter Wind peitschte den Regen durch die Straßen Genuas. Kaum jemand war bei diesem Wetter draußen, denn die Straßen verwandelten sich in Schlammgruben. Und trotzdem stapfte eine Gestalt in einem langen grünen Mantel mit Kapuze durch dieses Mistwetter.

Schließlich pochte er mit der Faust kräftig gegen eine Tür, die zu einem bestimmten Kontor gehörte und überbrachte eine Nachricht für einen Francesco.

"Er erwartet euren Herren in drei Nächten an der Küste in der Nähe von Vottori. Allein." dann ging der bärtige Mann, der keine Maske getragen hatte, ohne eine Antwort abzuwarten. Es war an ihm dort zu sein oder nicht.

~*~

In dieser Nacht stand nur ein Sichelmond am Himmel, der immer wieder von schnellen Wolkenfetzen verdeckt wurde. Die Küste nahe Vottori war nicht mehr ganz von Klippen gesäumt. Hier gab es auch Buchten, die nicht einfach zu erreichen waren, aber wenn man wusste wo man lang gehen musste, so fand man diese abgelegenen Orte. In einer dieser Buchten erwartete Arash den Setiten. Einer seiner Waldläufer hatte ihm noch in der gestrigen Nacht über Francesco eine genauere Wegbeschreibung überbracht.

Um in die Bucht zu gelangen musste man sich durch unwirtliches Unterholz schlagen durch das nur ein kaum sichtbarer Trampelpfad führte. Dieser bewies immerhin, dass es hier durchaus Menschen gab die diesen Weg gingen. Aber wohl eher selten. Betrat man die Bucht indem man sich durch eine Felsspalte hindurchschob so erreichte man einen kleinen Strandabschnitt, der mit einigen großen Felgen gespickt war. Fast als hätte ein Riese sie hier hin geworfen. Sie schienen nicht von den umliegenden Hügeln zu stammen.

Das monotone schlagen der Wellen an den Strand lies die Szenerie friedlich wirklich und auch der Gangrel schien dies in diesem Moment. Denn er saß dem Meer zugewandt auf einem der Felsen und hielt eine Angelrute in der Hand. Im selten aufblitzenden Mondlicht schien es so, als hätte er einen Köder im Wasser. Offenbar hatte er Valerios nicht in die Irre geführt.
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Valerios
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Re: [1043] Die Schlange am Abgrund [Valerios, Arash]

Beitrag von Valerios »

Nach Francescos Bericht war Valerios mit festem Schuhwerk und einem regendichten und warmen Mantel unterwegs. Die Handaxt an seinem Gürtel wirkte eher wie ein Werkzeug, aber er kannte die Römerstraße inzwischen gut genug, dass hier durchaus mit Strauchdieben zu rechnen war.

Er duckte sich unter einem Olivenzweig weg und schlug sich dann durch das stachelige Pistaziengestrüpp bis zu der Bucht durch. Er war bereits aus einiger Entfernung zu hören, immer wieder knackte das Unterholz unter seinen Füßen oder das Wasser der Priele spritze.

Als er den Gangrel in einigem Abstand erkannte schlug er die Kapuze zurück und ging langsam auf die Geißel zu.
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Arash
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Re: [1043] Die Schlange am Abgrund [Valerios, Arash]

Beitrag von Arash »

Der Gangrel bewegte sich nicht, während Valerios hinter ihm durchs Unterholz brach. Mit Sicherheit hatte er ihn gehört, aber er schien sich nicht umzudrehen. Entweder war er sich sicher, dass nur sein Gast heute Nacht den Weg hier her finden würde, oder er hatte anderswo Augen. Natürlich konnte es auch sein, dass er schlicht keine Angst hatte egal was sich da von hinten näherte. Aber welcher dieser Fälle nun auch immer die Wahrheit war. Wirklich wissen würde dies nur die Geißel selbst, die scheinbar in sich ruhend auf diesem Felsen saß und...angelte.

Schließlich, als der Jünger des Seth nur noch wenige Schritte entfernt war erhob der Gangrel schnurrend die Stimme. Gerade laut genug, um das Rauschen des Meeres zu übertönen. "Seit mir gegrüßt Valerios." ob er das "werter" absichtlich wegließ? Vermutlich. Seine Haltung änderte sich dabei nicht. Aber eine gewisse Provokation lag in seinen Worten. Eine Warnung? Wer konnte schon in den Zügen oder den Gedanken der Tiere lesen? "Euer Diener sagte ihr sucht meinen Rat." Dann verstumme er wieder. Bisher hatte er sich noch nicht zu Valerios umgedreht. Seine Konzentration schien vollkommen auf dem dunklen Wasser des Meeres vor ihm zu liegen.
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Valerios
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Re: [1043] Die Schlange am Abgrund [Valerios, Arash]

Beitrag von Valerios »

"Seid mir ebenso gegrüßt, wohlwerter Arash."

Der Setit stellte sich neben den Gangrel und blickte ebenfalls aufs Meer. "Das ist richtig."
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Re: [1043] Die Schlange am Abgrund [Valerios, Arash]

Beitrag von Arash »

Arash richtete den Blick immer noch nicht zu dem Setiten hinüber, sondern lies den Blick weiter auf den dunklen Wellen gerichtet.

"Was für einen Rat sucht ihr?" fragte der Gangrel leise schnurrend.
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Valerios
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Re: [1043] Die Schlange am Abgrund [Valerios, Arash]

Beitrag von Valerios »

"Seltsame Dinge widerfahren mir, in den letzten Monaten. Ich kann mir nicht erklären. Aber ich dachte mir, jemand von eurem Blut, der unserer tierischen Natur so nah ist, kann es vielleicht. Tia sagte, das eure Gefährten die Masken tragen desjenigen Tieres, das ihre Natur widerspiegelt. Ist das so? Hat jeder von uns ein Tier, das ihn durch diese Welt begleitet, oder führt?

Während er spricht schiebt er die Oberarme nach oben, so dass die Schlangentätowierungen auf seinen Unterarmen sichtbar werden.

"Denn ich habe den Eindruck, dass mir die Schlange etwas sagen will. Etwas wichtiges, doch ich verstehe es einfach nicht."
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Arash
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Re: [1043] Die Schlange am Abgrund [Valerios, Arash]

Beitrag von Arash »

"Die Schlange." schnurrt Arash nachdenklich. Sein Blick schweift über die Tätowierungen auf den Armen von Valerios. "Interessant. Die Schlange versucht euch etwas zu sagen. Oder ist es das Tier in uns das versucht euch zu erreichen?" Er schüttelte den Kopf sacht, ohne direkt auf die Fragen von Valerios einzugehen. Ein träges Blinzeln, bevor er fortfuhr.

"Ich verstehe was ihr meint. Vielleicht verstehe ich was ihr fühlt. Aber was ist es euch wert dies zu erfahren?" Sein Kopf wandte sich nun vollständig dem Setiten zu und die grünen Augen des Gangrel fixierten noch einmal die Tätowierungen auf dem Arm.
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Re: [1043] Die Schlange am Abgrund [Valerios, Arash]

Beitrag von Valerios »

"Ich träume von einer Schlange, einer großen Viper, während ich übertage. Erst steht sie nur da und flüstert mir etwas zu, unverständliches Kauderwelsch. Dann wächst sie, wird immer größer, dann stürzt sie sich auf mich, verschlingt mich und alles wird schwarz. Und wenn ich aufwache, schmerzt mein ganzer Körper, mein Nacken, mein Kiefer, mein Kopf, meine Fänge. Ein Reissen tief im Fleisch. Und Blut läuft mir aus dem Mund..
Kennt ihr so etwas? Könnt ihr euch einen Reim darauf machen?"


Während er spricht, tauchen ganz langsam grün-braune Schuppen an seinem Hals auf. Schlängeln langsam Richtung Kiefer fast als wären sie lebendig.

"Irgendetwas passiert mit mir.."
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Arash
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Re: [1043] Die Schlange am Abgrund [Valerios, Arash]

Beitrag von Arash »

Arashs Kopf ruckte herum, als der Setit von seinen Träumen erzählte. Er verengte die Augen und betrachtete fasziniert die Schuppen die über seine Haut zu wandern schienen. Die Zunge fuhr über die Lippen des Gangrels, während er er sich erhob und die Angel beiseite legte, um näher an Valerios heranzutreten.

"Wie macht ihr das? Ist das eine Fähigkeit ähnlich die eurer Augen?" schnurrte der Gangrel. Dabei war seine Aufmerksamkeit unentwegt auf die bewegenden Schuppen gerichtet. Eine direkte Antwort auf die Frage gab er vorerst nicht. Nur konnte einem durchaus mulmig werden, wenn man so im Zentrum der Aufmerksamkeit der Geißel stand. Letztendlich entließ er den Setiten aber wieder aus seinem Blick und sprang wieder auf den Felsen hinauf. Den Blick wieder auf die dunkle See gerichtet begann er wieder schnurrend zu sprechen. "Ich habe von so etwas noch nichts gehört. Von Träumen ja. Aber nichts so regelmäßiges." sein Blick ging wieder zu Valerios hinunter. "Vielleicht ist es nicht die Schlange die euch etwas sagen will, sondern ihr selbst?" fuhr er leiser fort. Er hob die Angel wieder auf, lies den Blick auf auf seinem Gesprächspartner liegen.
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Valerios
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Re: [1043] Die Schlange am Abgrund [Valerios, Arash]

Beitrag von Valerios »

Die Schuppen verschwanden langsam wieder in seiner Haut, fast als glitten sie tief in seinen Körper hinein.
"Sagen wir, unsere Verbindung mit unserem tierischen Begleiter ist flüchtiger, als.." sein Blick ruht auf den Hörnern des Gangrel "bei euch, wohlwerter Arash.
Bleibt euch doch manchmal ein Merkmal erhalten.. und scheint eure Fähigkeit euch zu verwandeln, viel viel ausgeprägter zu sein..

Seiner Stimme fehlt an diesem Abend der aufgesetzt-höfliche einschmeichelnde Unterton, der an ihm bisher so offensichtlich war.

Was meint ihr damit, das Ich mir selbst etwas sagen will?"
fragt er unsicher nach - wie ein Sohn seinen Vater, wie ein Lehrer seinen Schüler..
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