[1043] Die Schlange am Abgrund [Valerios, Arash]

[Arash]

"Mehr der zu werden, der ihr seit?" fragte der Gangrel ohne den Blick von den weiten des Meeres zu nehmen. "Wer seit ihr denn...und wichtiger...wer wollt ihr werden?" fuhr der Fischer fort, der dabei seine Angel wieder aufnahm. "Seit ihr die Bestie in eurem Inneren?" stellte er nach kurzer Pause eine weitere Frage. Dann warf er die Angel wieder aus. Es war kein Köder am Haken befestigt. Würde er trotzdem einen Fisch fangen?

[Valerios]

"Eine Schlange.." beantwortete er die Frage kurz, bevor er wieder ausholte: "Viele Ältere meines Clans, vor allem unter den Griechen, in denen die Schlange sehr stark ist nehmen über die Jahrhunderte ihre Gestalt an. Echidna, die buntgefleckte Schlange und Mutter der Tiere. Typhon, der Riese mit den zehn Drachenköpfen, Hydra, die Wassergeborene, die Herrin über die Lernäischen Sümpfe, Medusa mit den Schlangenhaaren, den Schweinshauern und den glühenden Augen. Sie alle haben sich entschieden, die menschliche Form hinter sich zu lassen. Viele Araber und Ägypter in meinem Blut verurteilen diesen Weg und lehren, dass die menschliche Form erhalten werden muss.

Wie haltet ihr das, sucht ihr die Verwandlung in ein Tier? Oder geht ihr in Einklang mit der Bestie, um genau das zu verhindern?", fragte er nach der Haltung des Gangrel. Dabei wirkte er suchend, unentschlossen.

[Arash]

Der Gangrel schwieg noch einen Moment. Lies dies Zeit zwischen den Worten des Setiten und seiner Antwort fließen. Der Moment dehnte sich aus und beinahe schien es so, als wollte er nicht antworten. Dann aber ergriff er doch wieder das Wort. "Eine Schlange war recht offensichtlich...wenn auch eine recht monströse." Er schüttelte leicht den Kopf ohne Valerios anzusehen. Sein Blick ging weiter in die Ferne auf das Wasser hinaus.

"Mein Blut ist der Bestie in uns deutlich näher, als das Eure, oder irgendeines anderen Clans. Für uns ist die menschliche Gestalt nichts von Dauer." Mit diesen Worten strich er sich die Kapuze vom Kopf und entblößte Ansätze eines Geweihs, oder Hörnern, die zwischen seinen strubbeligen Haaren hervorstachen. "Wir tragen das Tier nach außen. Wir tragen seine Züge an uns, immer wenn es die Kontrolle übernimmt und wir seinen Gelüsten nachgeben bleibt etwas von ihm zurück." Er drehte sich dabei zu dem Setiten um und betrachtete ihn mit den grünen intensiven Augen.

"Die Menschliche Form ist für mich nicht von Dauer, genau wie für alle anderen meines Clans. Auch die menschlichen Vorstellungen von Moral oder Werten sind für viele meines Clans, mich eingeschlossen nichts was uns am Leben hält. Dort draußen in der Wildnis. Abseits der Städte, abseits der Menschen, überlebt nur wer sich anpasst." Seine Zunge fuhr über seine Lippen. "Die Verwandlung in Tiere liegt in meinem Blut. Wahrscheinlich mehr als in eurem. Die Bestie in unserem Inneren mag dies wiederspiegeln oder nicht." er zuckte mit den Schultern. "Dies ist eine Frage auf die ich selbst noch keine Antwort gefunden habe."

[Valerios]

"Doch während sich die Waldläufer, mit denen ihr euch umgebt, ein Tier für sich gewählt haben, ruht in eurem Blut die Saat so vieler verschiedener Gestalten. So wandelbar wie die Drachen, oder die Verborgenen. Sagt gibt es noch mehr in diesem Land, die diesen Weg der Wildnis gehen?" - fragt der Setit weiter.

"Was empfindet ihr, wenn ihr die Kontrolle übergebt an das Tier? Freiheit? Versöhnung?"

[Arash]

Träge blinzelte der Gangrel. "Freiheit." er lies das Wort langsam über seine Lippen perlen, wie einen kostbaren Wein schien er es auszukosten. "Freiheit ist eine Frage die sich jeder selbst fragen muss. "Was ist Freiheit für mich?" Habt ihr euch das jemals gefragt?"

Er schüttelte leicht mit dem Kopf, bevor er schnurrend fortfuhr. "Außer mir gibt es niemanden sonst meines Clans in der Domäne und auch keinen Anhänger des Pfads den ich beschreite." Wieder ein träges Blinzeln, bevor er seufzte. "Kontrolle abgeben...ihr nennt es Kontrolle abgeben, weil ihr und so viele andere die Kontrlle verliert, wenn die Bestie in euch die schwachen Ketten eurer Selbstbeherrschung sprengt, als wären sie aus Morschem Holz." er machte eine wischende Bewegung mit der Hand, was eher Ähnlichkeiten mit einem Pfotenhieb hatte. "Ich gebe die Kontrolle nie ab. Das ist es was ihr nicht versteht. Das ist die Kunst das Tier zu reiten. Die Bestie selbst dann lenken zu können, wenn ihr euch zurück zieht und nur zusehen könnt."

Die Stimme war zu einem tiefen Knurren geworden, während er Valerios wohl versuchte zu erklären welchen Denkfehler dieser machte. Vielleicht etwas das er schon viele Mal getan hatte.

[Valerios]

"Freiheit ist die Macht und die Fähigkeit, alles und auf jede Weise denken, handeln, besitzen, sein zu können, ohne eingeschränkt zu sein, durch die Gesetze weltlicher und geistlicher Macht, durch Schranken in Wissen, Verstehen, Fähigkeit und Besitz, mit einem Geist, den Gefühle nicht benebeln und einem Körper, den seine Form nicht beschränkt."

Langsam und sachte machten die Worte des Setiten kleine Schritte vorwärts, in Richtung des Horizonts den Arash ihm aufzeigte. Bewusst roch und schmeckte er an den Gedanken, sorgsam kostet und Wog er die Wörter. Da war kein bisschen Widerwillen in seiner Stimme, seinem Körper - Seine Augen hefteten offen auf dem Gesicht des Kainiten, nur manchmal glitten sie nachdenklich Richtung Meer..

Es war kein Wettstreit der Ideen, wie sonst so oft, wenn zwei unterschiedliche Geister und Haltungen aufeinander trafen. Valerios überlies Arash die Führung, bildete seine eigene Position, aber nach seiner Anleitung *. Nur ganz sachte wob er neue Aspekte in die Unterhaltung: Die Ähnlichkeit ihrer beider Fähigkeiten, die Verbindung in die tierische Welt, die allmähliche Verwandlung der Setiten beim Älterwerden, die Unklarheit in der Suche nach dem eigenen Selbst, die Verbindung zwischen äußerer Form und innerer Bestie, die Verwandschaft der monströsen Clans, die Sehnsucht nach Freiheit ** . Sorgsam achtete er darauf Respekt auszustrahlen.

* Manipulation + Empathie: Today at 6:26 PM: 1 Erfolg
** Presence 1: Today at 6:37 PM: 2 Erfolge

[Arash]

Arashs Augen fanden die des Setiten, aber wieder blinzelte er nur kurz und wandte sich dann wieder dem Meer zu. "Eine Definition die fast alle nennen, denen ich diese Frage stelle." beinahe enttäuscht schüttelte der Gangrel mit Kopf, während er weiter über das Meer blickte. "Was wollt ihr von mir? Ihr hofft das wir uns ähneln, aber das tun wir nicht. Euer und mein Clan sind grundsätzlich verschieden. Wir tragen unterschiedliches Blut in uns..." kurz blickte er über die Schulter hinweg wieder zu Valerios. "Mein Weg ist nicht der den viele außerhalb meines Clans gehen oder gehen können...die wenigstens überleben es diesen Weg zu folgen, wenn sie nicht meinem Clan angehören." fuhr er langsam fort.

[Valerios]

"Eine Definition, mit der ihr aber nicht übereinstimmt?", spekuliert Valerios.

"Natürlich sind alle 13 Clane verschieden, aber entspringt unser aller Blut nicht der gleichen Quelle?", stellt Valerios eine weitere Frage, deren Antwort er ganz offenhält.

"Und ja, es braucht wohl sicher Mut, den Weg zu gehen, den ihr beschreibt. Sich dem Tier so zuzuwenden und fern der Menschen zu erkennen suchen, was uns als Verwandelte ausmacht, ohne sich zu sehr an das zu hängen, was wir einmal gewesen sind." fährt er respektvoll fort.

[Arash]

Wieder schüttelt Arash leicht mit dem Kopf. "Es ist nicht an mir die Freiheit anderer zu hinterfragen. Das steht weder mir noch jemand anderem zu." Träge blinzelte er. "Freiheit ist individuell und jeder sollte seine eigene Freiheit wählen." Er zuckte mit den Schultern. "Dies bedeutet natürlich nicht, dass wahre Freiheit für jeden erreichbar ist. Auch ich bin es nicht. Auch, wenn es so wirken mag."

Seine Augen fixierten den Setiten. "Wir alle stammen vom selben Blut? Dies mag sein. Und doch sind die Unterschiede so groß, dass jeder versucht seine eigene Individualität zu finden. Also...ist es wirklich von Belang?"

[Valerios]

"Ich weiß es nicht, ob es von Belang ist. Aber ich weiß, das ihr mir heute Nacht geholfen habt, etwas zu erkennen."
In einem Anflug von Dankbarkeit neigte er kurz den Kopf.

"Ich will eure Zeit, dann auch nicht weiter beanspruchen.."