[1043] Das Haus am Ende der Straße [Anastasia, Valerios]

[Dezember '20]
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Valerios
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Re: [1043] Das Haus am Ende der Straße [Anastasia, Valerios]

Beitrag von Valerios »

Valerios nickte stumm, bevor er ihr antwortete.

"So viele Fragen, wohlwerte Signora Achilla. Beginnen wir doch mit euren Bedenken. Ja Ihre höchstverehrte Majestät hat sehr deutlich klar gemacht, was Ihr missfällt: Schmeichelei. Anmaßung. Hochmut. Ignoranz. Seid versichert, diese Lektion habe ich verstanden. Da es mit der mir übertragenen Verantwortung für die Kontrolle des Schmuggels und des illegalen Handels gut voranschreitet, bin ich zuversichtlich das mein Stern wieder steigt.

Was die Händel angeht. Die Gesichter des Ätna und die Herren von Sets roter Wüste verbindet ein starkes Band gewebt aus tausend goldenen Fäden.
Doch anders als die Banu Haqim führen wir nicht ihre Kriege. Es besteht auch keine Feindschaft mit einem der anderen Clane wie beispielsweise zwischen Königen und Gelehrten. Und auch in der Linie meines Erschaffers gibt es keine Konflikte, die ihn mit einem der Älteren und Ältesten dieser Stadt über Kreuz legen.

Daher stehe ich mit dem Großteil der Domäne auf guten Fuß, mit einigen verbinden mich inzwischen gute geschäftliche Beziehungen, aber keiner der Kundenwünsche oder Handelsabschlüsse richtete sich bisher gegen Euer Blut. Es scheint der Clan der Verborgenen in dieser Stadt überall wohlgelitten zu sein. Weiterhin führe ich keine Fehde in dieser Stadt, bisher gab es nur einen Konflikt, der sich in beiderseitigem Einvernehmen klären lies.

Das unsere beiden Geblüter unter anderem mit Wissen handeln, muss uns nicht in die Rivalität führen, wie ihr befürchtet. Aber in der Tat, wir sollten darüber reden."

schloß er fürs Erste.

Hatte seine Hände immer wieder seine Gedanken durch Bewegungen unterstrich, ruhen sie jetzt vor der Kordel seiner Kutte ineinander, seine Stimme ist ruhig und sachlich, seine Haltung offen, beiden Verborgenen zugewandt, um Rede und Antwort nicht verlegen.
"Es ist nicht so sehr die Hilfe unserer Freunde, die uns hilft, als vielmehr das vertrauensvolle Wissen, daß sie uns helfen werden."
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Signora Achilla
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Re: [1043] Das Haus am Ende der Straße [Anastasia, Valerios]

Beitrag von Signora Achilla »

“‘Illegaler Handel’, eh?” Es klang ein wenig spöttisch, wie die Signora es sagte. “Und die Verantwortung wurde Euch davor übertragen.” Sie neigte den Kopf ein wenig. “Von einem, der noch nie ein Nachtschiff gefahren ist, will ich wetten. Der noch nie all seine Habe mit einem Würfelwurf verlor, noch nie gefürchtet hat, seine Hand auf dem Richtblock zu verlieren, noch nie mit der Faust in eine Kiste voller edler Steine und Gold griff, die vom Meer herein getragen wurde. Der nicht diesen Moment kennt, wenn das Herz frohlockt und man mit der Beute in der Tasche die Gassen herunter rennt, den metallenen Klang der nachjagenden Wächter im Ohr… . Ah.” Sie brach ab, mit diesem beinahe genießerischen Laut, einem kleinen Lachen und dann einem Augenzwinkern für Valerios. Etwas kroch unter dem Rand ihrer Maske hervor, klein und bleich, für den Moment in einem prekären Gleichgewicht. Gleich würde es fallen… .

“Bevor wir fortfahren, hoher Herr, lasst mich Euch direkt fragen, denn Ihr habt mir die Höflichkeit einer direkten Antwort ebenso gegeben: Sind die ‘Bastieri’ Euer Werk? Oder habt Ihr mit ihnen zu schaffen?”
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Valerios
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Re: [1043] Das Haus am Ende der Straße [Anastasia, Valerios]

Beitrag von Valerios »

"Da habt ihr wohl recht, meine Teuere. Ich war niemals ein Strandläufer, Ganove, Fenstersteiger oder Beutelschneider.

Meine aufregenden Momente, in denen der Blitz in mich einschlug, das innere Feuer aufwallte oder mein Herz in Erwartung des Schlimmsten stehen blieb, waren die, in denen der Rammsporn durch die Bordwand schlug, die Enterbrücke aufs Vordeck krachte, wenn die ganze Meute das Kastell stürmte und unsere scharfen Messer sich gegenseitig das Gekröse aus dem offenen Leib löffelten. Meine Alpträume hießen nicht Büttel, Wächter oder Henker - sie hießen Klinge, Axt und Meeresgrund.

Und als der Schiffbruch und die ewige Nacht kam zog ich mich von der Frontlinie zurück in den Schatten - verlegte mich aufs Baldowern, Schachern, Paschern - machte meinen Schnitt als Hehler, Schmuggler, Falschmünzer und Mittelsmann.

Und um eure Frage zu beantworten: Nein, nichts - assolutamente niente"
antwortete Valerios mit ruhiger Stimme einem Ausdruck der Verwunderung, ganz im Gegensatz zu der Lebendigkeit seiner farbenfrohen Beschreibung.
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Signora Achilla
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Re: [1043] Das Haus am Ende der Straße [Anastasia, Valerios]

Beitrag von Signora Achilla »

“Ha!”, lachte die Signora da. “Nun, dann haben sich mit uns beiden zwei gefunden, eh?” Sie machte eine Geste zu Anastasia hin. “Und meine liebe Familie macht’s komplett.”

“Ich denke, wir alle könnten einander nutzen, wenn Ihr diese Dinge in die Hände nehmen könnt. Ihr gebt uns einen Schnitt ab, doch ich kann dafür sorgen, dass es insgesamt ein wenig besser geht. So gewinnt Ihr daran, dass wir gewinnen.”
Mit einer gewissen Leichtigkeit rechnete sie ihm die Dinge auf diese Weise vor.

“Die Bastieri sind.. ah. Grobiane am Hof der Wunder, die sich wohl in genau dieser Art von Handel breitmachen wollen. Ihr Anführer, so heißt’s, ist ein Menschenfresser. Und ich hab’ nicht gern so grobe Töne am Hofe. Sollen sie sich in die Gassen wagen so wie all die anderen Halsabschneider in Clavicula.” Sie wiegte den Kopf.
“Sie wären ein erstes Ding, an dem wir eine Zusammenarbeit erproben könnten, wenn Ihr an derlei Interesse habt. Und im Gegenzug wüsste ich ein, zwei, drei Namen von solchen, die Geschäfte wie Eure bereits in der Hand haben und gut machen, tagein, tagaus.”

Sie legte einmal die Hände ineinander. “Was wir von Euch bekommen, das geht direkt in eine Sache, die der gesamten Brut in Genua nützlich ist. Und das wiederum nützt Euch, weil wir Euch gern gedeihen sehen, solang’s uns Nutzen ist und nicht Last.”
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Valerios
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Re: [1043] Das Haus am Ende der Straße [Anastasia, Valerios]

Beitrag von Valerios »

Auf die Geste der Signora in Richtung der Schweigsamen legte die Schlange den Kopf schief.

"Gewinnen klingt gut. An welchen Schnitt habt ihr gedacht, Signora? Wieviel, wie oft?" Nachdenklich lag sein Zeigefinger auf dem Kinn, seine Augen klein, seine Augenbrauen schief. Doch in diesem Blick lag weniger kalte Berechnung oder Geiz, eher.. Sorge?

"Was die Grobiane angeht, die eurer Herde das Essen aus der Bettelschale klauen - auch, wenn's soviel nicht sind, die haben mächtige Freunde in einer der Familien, was man so hört. Aber ihr tut Recht damit solche Unmenschen nicht zu dulden am farbenfrohen Hof..."
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Signora Achilla
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Re: [1043] Das Haus am Ende der Straße [Anastasia, Valerios]

Beitrag von Signora Achilla »

“Der fünfte Teil von allem”, sagte die Signora geschäftsmäßig. “Doch Ihr könnt den Teil in jedem Jahr kleiner kaufen, mit Nützlichkeiten, die Ihr bringt. In der Währung, die den meinen am besten gerecht wird: In Wissen, in Namen, in diesen kleinen Nützlichkeiten, die so große Wirkung entfalten können, wenn man sie richtig gebraucht.”

Sie nickte einmal und bevor das Feilschen losging oder nicht, merkte sie an: “Ihr habt recht, was die mächtigen Verbindungen angeht. Doch das ist, wo Ihr und ich ansetzen können, eh? Man beginnt nicht damit, ihnen einfach die Kehlen aufzuschneiden. Nein, zuerst muss man diese Verbindungen schwächen, muss sie schlecht und schlechter dastehen lassen, als Trunkenbolde, als Lügner, als Wortbrecher und all diese hässlichen Sachen, die solche wie sie zur Last anstatt zum Nutzen machen können. Und dann, wenn sie schwer sind von all der Last, und verrottet von all dem Übel, dann wird ein Schnitt angesetzt.”
Damit machte sie eine knackende, kleine Geste aus dem Handgelenk.
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Valerios
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Re: [1043] Das Haus am Ende der Straße [Anastasia, Valerios]

Beitrag von Valerios »

"Der fünfte Teil aller meiner Geschäfte in und mit Clavicula für euch Signora. Das klingt annehmbar, vor allem mit der Möglichkeit sie abzutragen."
Er nickt, und hält der Signora die Hand zum Handschlag hin, um das Geschäft zu besiegeln. Bei einem fairen Preis, scheint er nicht feilschen zu wollen.

"Was die Verbindung angeht, wisst ihr was die Steinbruch-Schacherer wollen in Clavicula? Ist ja kein Patrizierquartier, ne? Oder halten die Familien so die Kontrolle über das Herz ihrer Stadt, weil sie wissen, dass die Banden hier stärker sind als die Wache?"
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Signora Achilla
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Re: [1043] Das Haus am Ende der Straße [Anastasia, Valerios]

Beitrag von Signora Achilla »

“Ah… ist die Wache etwas anderes als auch nur eine Bande?”, fragte die Signora verschmitzt. “Die meisten hier in Clavicula bauen mit dem, was sie zusammenklauben. Meistens reichts für Holz und meistens auch eher aus zweiter und dritter Hand. Ich habe hier schon ganze Häuser gesehen, die aus lecken Fässern und den Resten zerschellter Schiffe wieder hergerichtet wurden.”
Sie zuckte mit den Schultern. “Der Brand, der hierhin geschickt wurde, vom Hafen aus noch dazu, hat arg gewütet.”

“Doch wenn Ihr Stein wollt und solide Baukunst, dann bleibt mir mit gutem Gewissen nur, Euch an Meister Vergonzo zu verweisen, den Baumeister von Genua. Alles, was ich zu solcherlei sagen könnte, ist blass gegen seine Handwerkskunst.”
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Valerios
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Re: [1043] Das Haus am Ende der Straße [Anastasia, Valerios]

Beitrag von Valerios »

Valerios lachte auf. "Das ist wahr.. eine lausige Bande. Aber ich denke für die Arbeiten an dem kleinen Haus, das ich jetzt beziehen darf, muss ich den Baumeister nicht belästigen.

"Wie kam es damals zu dem Brand?"
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Re: [1043] Das Haus am Ende der Straße [Anastasia, Valerios]

Beitrag von Signora Achilla »

“Ein Kriegsschiff vom Hafen her schoss Feuer und Pech mit schwerem Kriegsgerät in die Stadt hinein”, antwortete die Signora prompt und unverblümt. “Einer oder eine vom Blute steckte dahinter, mitten während der fünf Nächte.” Sie ließ die Worte wirken und betrachtete, wie er damit umging.
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