[1043] Ein Genuesischer (Alp-)Traum [Achilla, Benjamin]

[Dezember '20]
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Benjamin
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Re: [1043] Ein Genuesischer (Alp-)Traum [Achilla, Benjamin]

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Benjamin beugt sich interessiert nach vorne. Versucht möglicherweise aus Achillas Gesten mehr zu erkennen, da ihr Gesicht... nun nichts preis gab.

"Gehe Ich richtig in der Annahme das ihr den Moment um seiner selbst willen sucht? In euch und in anderen? Mit Spannung erwartet welche Wirkung er entfalten wird, ungeachtet der Konsequenzen? Erkennen wollt was hervorbricht wenn die obersten Schichten mit Gewalt oder subtil gebrochen werden?" es liegt keine Wertung in seiner Stimme, sondern Interesse und Neugier ob ihrem Durst nach... Mehr?
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Signora Achilla
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Re: [1043] Ein Genuesischer (Alp-)Traum [Achilla, Benjamin]

Beitrag von Signora Achilla »

Das führte zu einem absurden, kleinen Moment, in dem die Signora hinter ihrer Maske Benjamin dabei beobachtete wie er sie beobachtete. Dann beendete sie den Augenblick, in dem sie sich ein wenig streckte und mit einem Male das zarte Flattern, Heben und Senken von dutzenden, hunderten von graubraunen, winzigen Flügeln über ihre gesamte Gestalt hinweg das Auge ablenkte. Es waren so viele der kleinen, unscheinbaren Tiere, perfekt gemacht für die Tarnung und die Nacht.

“Ja, ich glaube, darin habt Ihr recht”, gab Achilla dennoch zu. “Manchmal glaube ich, ich bin darin wie die Motten selbst, so wie ich um das helle Licht kreise, ob’s mich nun versehrt oder nicht. In irgendeiner Nacht wird es das ganz gewiss.”

“Manchmal frage ich mich, ob sie’s bereuen, diese kleinen Tiere in ihrem gedankenlosen, selbstmörderischen Taumel. Wenn ich sie frage, dann höre ich nichts von Reue und alles von der Verlockung, dem Licht, dem Hunger, den anderen umher, dem Tanz selbst.” Sie lachte, ein wenig selbstvergessen, und hob einen Arm an, um ein Dutzend oder mehr der Falter in den dunklen Himmel zu entlassen.

“Ich glaube fest, dass ich sterblich bin. Wir alle. Die wenigsten von unsereins überleben die ersten Nächte. Die wenigsten davon den ersten Monat, oder davon das erste Jahr, oder davon das erste Jahrzehnt und so fort und so fort. Doch wenn ich in diesem Sog des Todes stehe, dann will ich nicht meine endliche Zeit damit vergeuden, mich davor zu fürchten, ewig zu bangen, mich zu verschanzen und immer mehr und mehr und mehr von allem zurück zu treten bis ich in der Illusion gefangen bin, ich sei sicher.”
Achillas Kopfschütteln ließ noch ein paar mehr Motten auffliegen, nur um sich kurz darauf wieder zu setzen.

“Nein. Lieber will ich mit offenen Augen und klarem Blick sehen und erleben, fühlen und kosten, lernen und lehren. Und diese Momente, von denen Ihr und ich hier sprechen, sind genau solche, in denen sich mein Fortkommen, mein … “Erfolg”, wenn man’s je so nennen kann, tatsächlich misst. Ist dies töricht? Ich glaube nicht. Ich glaube, es ist weit klarer als vieles andere, dem unsereins in unseren langen, langen Nächten nachhängt.”
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Benjamin
Assamit
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Re: [1043] Ein Genuesischer (Alp-)Traum [Achilla, Benjamin]

Beitrag von Benjamin »

Benjamin erwidert ihren Blick, mit dem sie seinen Blick erwidert und lacht kurz bevor sie ihn beendet. Schaut danach interessiert dem Schwarm an Motten hinterher die sich aufmachen in die tiefe dunkle Nacht, auf der Suche nach Licht. Irgendwie waren diese Wesen ein Sinnbild ihres Lebens, da hatte die Signora schon recht. Ein falscher Flügelschlag, eine Windböe. Alles konnte so schnell gehen und es war vorbei mit ihnen.

"Solange man seine Entscheidungen in bestem Wissen und Gewissen getroffen hat gibt es nichts zu bereuen. Nie. Reue fühlt man nur wenn man denkt einen Fehler begangen zu haben, doch ist eine Entscheidungen die aufgrund von unvollständigen Informationen getroffen wurde und in einem Desaster geendet hat wirklich ein Fehler?" der Nachdruck mit dem diese Worte seinen Mund verlassen gibt vielleicht Aufschluss darüber warum der Assamit Ferrucio als so abgestoßend empfand.

"Wer bereut ist nicht bereit die Verantwortung für seine Taten zu übernehmen! Und ist eine Existenz die in Abschottung verbracht wird wirklich eine Existenz? Wir werden nie sicher sein. Niemand ist je sicher. Ich kann eure Sicht auf die Dinge verstehen... Was nützen euch Jahre, Jahrunderte wenn ihr nie wirklich da wart, nie wirklich einen Unterschied gemacht habt. Genauso gut hättet ihr nicht da sein können. Es hätte keinen Unterschied gemacht." Benjamin beugt sich abermals nach vorne in Achillas Richtung.

"Ich reiße uns nur ungern aus diesem Reigen von Weltanschauungen. Höhen und Tiefen. Doch würdet ihr mir die Frage erlauben, da ihr die erste eures Bluts seid, die Ich nach dem Hoftag treffe, wie ihr als Clan gedenkt mit der Blutjagd nach zweien aus eurer Mitte umzugehen? Ich wollte den werten Vergonzo bereits kontaktieren, doch es scheint mir als ob er bisher unpässlich war... eine Schande." die Katze war aus dem Sack, auf der Straße Claviculas. Waren seine Worte schon eine implizite Frage? Er war ja immerhin vom Clan der Jagd...
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Signora Achilla
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Re: [1043] Ein Genuesischer (Alp-)Traum [Achilla, Benjamin]

Beitrag von Signora Achilla »

Da lachte die Signora herzlich. Der Laut war so frei und lustig, dass er gut in das Echo vom Hof der Wunder passte. Sie zwinkerte Benjamin zu und irgendetwas kroch grau und braun zwischen ihrer Maske und dem Auge vorbei, aus dem Loch der Maske heraus und blieb dort hocken. Die Motte war mit ihren nun ausgebreiteten Flügeln beinahe so groß wie Achillas Handteller.
Die Nosferatu schien nichts davon auch nur im geringsten zu stören: Nicht Benjamins Frage, nicht die Motte.

“Ai, mein feuriger, lieber Gast in dieser Nacht”, sagte sie, noch immer mit von Lachen klingender Stimme. “Ich fürchte, die Antwort auf diese Frage könnt Ihr nicht bezahlen, eh?”
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Benjamin
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Re: [1043] Ein Genuesischer (Alp-)Traum [Achilla, Benjamin]

Beitrag von Benjamin »

Benjamin stimmt in das kurze Lachen mit ein. Was jedoch schnell wieder verebbt, dann zuckt er die Schultern. "Keine Antwort ist auch eine Antwort... und wie man so schön sagt, fragen kostet nichts." er zwinkert Achilla ebenfalls zu.

"Ich nehme an der Clan wird hierzu noch eine Entscheidung treffen? Sollte dem so sein, so denkt ruhig an mich. Meine Erfahrungen mit den Euren waren durchweg positiv. Und ihr werdet Verbündete brauchen in den kommenden Jahren." sein Gesicht ist wieder ernst geworden.

"Dies mag vielleicht genau die Stunde sein in welcher Ich mich bei Vergonzo ausreichend revanchieren kann. Würdet ihr ihm das ausrichten wenn ihr ihn seht?" es ist keine Sorge in seinem Gesicht zu erkennen, aber seine Worte lassen durchaus tief blicken.
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Signora Achilla
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Re: [1043] Ein Genuesischer (Alp-)Traum [Achilla, Benjamin]

Beitrag von Signora Achilla »

“Das will ich wohl tun”, meinte Achilla langsam. “Ich kann nicht sagen, was er damit tun wird. Er ist wie der Stein, den er haut, den er fügt, aus dem er alles machen kann.”
Was auch immer das bedeuten mochte. Achilla ließ es unausgesprochen.
“Was das übrige angeht: Ich kann Euch nichts versprechen, über das ich nicht verfüge, eh? Die Geschäfte der Brut sind eine Sache im Blut, in der Familie. ‘s gibt bessere Zeiten, ‘s gibt beschi- ...schlechtere Zeiten. Das Geschäft ist das Geschäft. Am Ende war’s immer so, landauf, landab, allezeit: Wer da draufschlägt, schneidet sich meist ins eigene Fleisch ohne dass irgendwer was dazu tun muss.”

Sie zuckte mit den Schultern. “Wie’s ausgehen wird? Hässlich, he?” Das entlockte ihr ein Kichern für den billigen Wortwitz über den Fluch im eigenen Blut.
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Benjamin
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Re: [1043] Ein Genuesischer (Alp-)Traum [Achilla, Benjamin]

Beitrag von Benjamin »

Jetzt ist es an Benjamin zu lachen, er schüttelt leicht den Kopf und lehnt sich entspannt zurück an den Stein in seinem Rücken. „Ich will doch kein Versprechen von euch werte Achilla. Ich will nur das ihr in den kommenden düsteren Nächten an mich denkt wenn ihr entscheidet wen ihr an eurer Seite haben wollt. Weil wenn es hässlich wird ... braucht man jemanden der sich die Hände dreckig macht. Ich habe nämlich kein Interesse daran wegen ungezielten Schlägen auf den Clan mir selbst mein Geschäft zu versauen.“ er zuckt abermals mit den Schultern.
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Signora Achilla
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Re: [1043] Ein Genuesischer (Alp-)Traum [Achilla, Benjamin]

Beitrag von Signora Achilla »

Dazu nickte Achilla einmal. “Ich werd’s mir merken und der Baumeister gewiss auch.”
“Es sind Zeiten wie diese, in denen man die anderen um sich her besser kennen lernt”, meinte sie dann nach einer kleinen Pause. “Dann sieht man klarer in die Zukunft.”

Sie schüttelte sich einmal. “Aber was sag’ ich. Ihr werdet das selbst kennen, eh? ‘s kann nicht gänzlich einfach für Euch gewesen sein, Euer bisheriger Weg in Genua.”
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Benjamin
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Re: [1043] Ein Genuesischer (Alp-)Traum [Achilla, Benjamin]

Beitrag von Benjamin »

Benjamin schüttelt langsam einmal, zweimal den Kopf. "Da habt ihr Recht... wobei sich Nacht ein Nacht aus auch schon die Spreu vom Weizen trennt. Es ist ein stetiges Rauschen von Sandkörnern die eine Düne hinabfließen um an anderer Stelle wieder aufgeschichtet zu werden. Manche werden so immer weiter nach unten gedrückt und verfestigen sich mit anderern Körnern im Sediment, werden zu etwas anderem gepresst und verharren dort statisch während sich über ihnen immer mehr Masse ansammelt."

"Und ja ihr habt ebenso recht mit dem Weg den Ich bisher in Genua beschritten habe. Doch Ich bin deswegen nicht verbittert, Ich werde immer das tun was Ich für das richtige halte. Auch wenn es mich womöglich einiges kosten wird. Doch dieser Preis ist ein kleiner im Vergleich zu dem was es kosten würde, wenn Ich bei jeder meiner Entscheidungen die Meinung anderer einbeziehen würde." er schmunzelt "...Am Ende ist es wohl alles eine Frage der Perspektive."

"Es ist durchaus nicht einfach zu versuchen die Meinung von anderen auszublenden. Doch es existiert meiner Meinung nach eine feine Linie zwischen Dingen die einen nicht interessieren sollten, weil sie auch keine Relevanz haben oder von einfachen Geistern in die Welt geschrien werden und Dingen die die eigenen Regeln und Grundwerte mit Füßen treten. Ist diese Grenze überschritten so kann das Gegenüber von mir kein Erbarmen oder Entgegenkommen mehr erwarten. Was wäre für euch solch eine Linie werte Achilla?"
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Signora Achilla
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Re: [1043] Ein Genuesischer (Alp-)Traum [Achilla, Benjamin]

Beitrag von Signora Achilla »

Da zuckte Achilla mit den Schultern. “Prinzipien und hohe Moral. Das sind oft Dinge, die so teuer sind, dass eine wie ich sie sich nicht leisten kann.” Dann schüttelte sie den Kopf. “Wonach Ihr damit fragt, das wären so die letzten Dinge. Das, wofür man sich selbst opfern würde, bevor’s verlorengeht.”
Sie breitete die Arme aus. “Ich hab’s noch nicht gefunden, denke ich. Und vielleicht gefällt’s mir so? Ich will mehr von dieser Welt sehen, von der Nacht und all jenen, die darin sind. Und auch davon, was am Tage reift und wird!”

“Ich würd’s nicht wollen, dass die Welt zu einem strikten Einerlei wird, diese Pflichten, jene Ziele, die nächsten Befehle. Was bleibt dann noch, frage ich? Und vielleicht wär’ das so ein Grundsatz, von dem Ihr sprecht: Wenn’s keine Freude mehr gäbe, in meinen Nächten und meiner Welt, ich wüsste nicht, wozu ich sie noch verbringe. Es wäre Verschwendung.”

“Doch geht’s am Ende nicht jedem so? Mit nur dem Unterschied, dass die Freuden und die Erfüllung in so unterschiedlichen Dingen liegen können, dass sie untereinander vielleicht gänzlich unversöhnlich sind?”
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