[1043] Festa dei Serpari [Valerios, Achilla, Adamo, Angelique]

[Angelique]

"Au, ja!", meinte das als Junge verkleidete Mädchen und ließ sich von einem der Gepanzerten auf die Schultern heben, damit es den besten Blick auf die Bühne hatte.

Sie hatte die Begeisterungsfähigkeit eines Kindes mit in die Nacht genommen, so schien es, und genoss das Possenspiel mit Lachen und Weinen.

Im Anschluss aber fachsimpelte Angelique über die Details der Inszenierung und den einzelnen Schauspielleistungen wie eine Expertin und Kennerin der antiken Theatersitten.

In einer Pause des Stücks war sie kurz verschwunden, um sich mit dem jungen Geoffredo zu treffen. Der bekam vom Rest des Stücks nicht mehr so viel mit, da er nach einem geheimen Kuss auf Wolke Sieben schwebte.

[Signora Achilla]

Die Signora beobachtete das Stück mit Kennerblick, doch auch und gerade diese kleine Zuschauerin mit einer gewissen Freude. Lachen und Weinen wie das ihre war selten genug in der Nacht und noch seltener unter denen vom Blut.

Der größere Genuss war wohl eben diese Fachsimpelei im Anschluss. Bald wurde klar, dass die Signora durchaus das eine oder andere von den alten Spielen wusste, doch vieles aus zweiter oder dritter Hand, aus Erzählungen, die unter Schaustellern irgendwie überlebt hatten, oder sogar aus dem einen oder anderen Schriftstück. Mit Schwärmerei in der Stimme konnte sie von alten Theaterplätzen erzählen, aus Stein gebaut und rund, so dass sich der Klang darin fing und zugleich Platz genug für einen Chor oder Musik war! Es war nicht zu vergleichen mit dem, was es heute auf den Bühnen gab - doch Genua bot den Raum, altes neu zu machen oder die Geschichten, Bräuche und Sitten fremder Länder auf die eigene Bühne zu bringen.

Unter den Schaustellern, so konnte Angelique bald feststellen, gab es ein paar, die aus dem Norden kamen, von der anderen Seite der Alpen her. Aus aller Herren Länder konnten sie kommen oder waren doch schon einmal dort gewesen wo sonst ein Genuese niemals einen Fuß hinsetzte. Das war, woraus das Wissen der Signora gemacht war: Ein Flickwerk an Geschichten und Bräuchen, Überlieferungen und dem, was sich hier tatsächlich machen ließ. Die Truppe an Musikanten, Tänzern und Schaustellern, die die Signora aufbieten konnte, verdiente sich offenbar ihr Brot mit Heiligenspielen, aber auch Kunststücken und Scherzen auf dem Markt oder Musik und Erzählungen in dem einen oder anderen Schankhaus. Doch die Signora selbst war ehrgeiziger, wollte mehr - und dies, so wurde bald nur allzu deutlich, war der Grund, weshalb Angeliques eigener Vorschlag ihr so gefiel.

[Valerios]

Als Angelique Geoffredo wieder auf den Platz zurückbrachte, strauchelte er kurz. Beim Abschied packte er den Pagen kurz an der Schulter und flüsterte: "Ich will euch wiedersehen.." Das Gesicht des jungen war aschfahl, als zu der älteren Frau aus der Gruppe um den Setiten zurückkehrte. Diese stützte ihn fürsorglich, während er sich setzte. Sie legte ihren senfgelben Schal über seine Beine. Das Mädchen, ein paar Jahre jünger als Geoffredo funkelte Angelique böse an. Die beiden anderen Jungen grinsten dümmlich.

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Valerios war inzwischen durch ein anderes Tor auf den Platz der Wunder zurückgekehrt und sprach Adamo an, der dort noch im Torbogen lehnte.
"Eine interessantes Aufführung, nicht wahr?"

[Adamo Manacres]

Wenig überrascht von der Ansprache des Neugeboren drehte sich Adamo dem jungen Mann zu.

" Absolut. Es ist ein sehr interessanter Zeitvertreib, der zu einem kurzfristigen Verweilen einläd. Man könnte nur wenig an der Darbietung verbessern. "

Er lächelt den Sethiten freundlich an.

"Führt ihr solcherlei Dinge hier häufiger auf ? "

[Valerios]

"Durchaus öfter, vielleicht jeden Monat. Ein bisschen Kurzweil zwischen all dem Geschäftlichen. Daher legt nicht zu hohe Maßstäbe an.
Die Stücke des Maestro Mauricio sind da ein ganz andere Kragenweite.

Und ab und zu trifft man hier unseresgleichen. Das die maskierte Dame hier auftaucht, ist nicht verwunderlich, ist es doch ihre Bühne. Aber mit dem Mondkind hätte ich heute Abend nicht gerechnet. Aber es ist gut, der Empfänger wird sich über den Falken freuen."

[Adamo Manacres]

Adamo lächelt freundlich.

" Oh ich kann euch versichern, dass ich keinerlei Maßstäbe ansetze. Ich erfreue mich an der Kurzweil, die man zu dieser Stunde noch in der Stadt erleben kann."

Fröhlich plaudernd fährt der Toreador fort.

"Es freut mich, das ihr das angenehme mit dem Nützlichen verbindet und noch ein paar Geschäfte nebenher abschließt. Das die maskierte Dame und das Mondkind hier zugegen sind ist in der Tat ein wundervoller Zufall, der euch in diesem Falle vortrefflich zu passe kommt. Ich wollte mir eigentlich nach dem Essen nur ein wenig die Beine vertreten, bevor auch mich die Arbeit ruft. Nun verweile ich fast schon ein wenig zu lange, wohlgemerkt ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben. Ich denke, die hohen Herren werden wohl nachsehen mit mir haben müssen, nicht wahr ?"

Er zwinkert seinem Gesprächspartner schellmisch zu.

[Valerios]

"Ja, das ist, war das es mir zu pass kommt. Allerdings hätte ich mir doch eine diskretere Übergabe erhofft. Denn so ein teurer Vogel erregt Aufsehen, und ein solches Tier ist für einen aus dem niederen Stadt, der den Umgang mit ihnen nicht vertraut ist, nicht leicht zu bändigen."
Ein Hauch von Nachdenklichkeit taucht kurz in seiner unbeschwerten Stimme auf, bevor er wieder anknüpft.

"Habt ihr euch denn gut eingelebt in der Stadt? Ein Atelier und eine Villa gefunden, die euren Wünschen genügt?"

[Adamo Manacres]

Adamo schüttelt den Kopf und verneint somit die Frage seines Gegenüber.

" Ich hatte bisher noch nicht die Gelegenheit mit um diese Dinge zu kümmern. Wichtigere Aufgaben und Verpflichtungen haben mich bisher davon abgehalten. Aber ich habe zumindest einen Plan für ein kleines, bescheidenes Gebäude hier in der Stadt. Aber leider gestaltet sich dies immer schwieriger."

Er zuckt mit den Schultern.

" Immer mehr Arbeiter verlassen die Stadt, so ist zumindest mein Eindruck. Oder sie verschwinden oder tauschen das Handwerkszeug gegen eine Axt und rauben Nahrungsmittel von den Bauern und den Feldern. Das erschwert sowohl den Hausbau, als auch die Haussuche."

Sein Blick, der bei seinen Worten ein wenig Betrübnis in sich trägt, klart sich wieder freundlich auf.

" Und wie ist es euch ergangen ?"

[Valerios]

"Nun, ich habe gute Verbindungen, zu einigen einflussreicheren Menschen, die unter anderem im Handel mit Holz und Marmor tätig sind, da ließ sich eine Unterkunft sehr gut finden. Manchmal gibt es Gebäude zu kaufen, die säumigen Schuldnern entzogen werden, dort lassen sich gute Geschäfte machen.

Zu Bauen ist in der Tat aktuell schwierig, da habt ihr Recht, viele Arbeitskräfte schuften auch auf den Großbaustellen von Adano und Carpentiere, wie zum Beispiel dem zweiten neuen Leuchtturm an der Küste.

Ansonsten bin ich viel mit der Einflussnahme auf den Schmuggel beschäftigt, der Aufbau eines größeren Netzwerkes nimmt doch viel Zeit in Anspruch.
Langfristig wird sich das jedoch einmal auszahlen.

Natürlich bin ich auch im ehrbaren Handel nicht untätig. Ich bin der Kunsthandwerkergilde beigetreten und arbeite an neuen Handelsrouten im Bereich Farben & Pigmente, sowie mit Edelsteinen." berichtet der Setit von seinen Vorhaben und Erfolgen.

[Adamo Manacres]

Adamo wartet geduldig bis sein Gesprächspartner seine Aufzählung beendet hat.

" Ach, da kann ich ebenfalls ein Liedchen drüber singen. Zuerst hatte ich auch gedacht, in den Kauf und Verkauf von Häusern in der Stadt mit einzusteigen, wo doch in der kommenden Zeit so viele Häuser frei werden könnten, jedoch habe ich mich dann dagegen entschieden. Ich habe es nicht eilig, was den Bau angeht und werde mich in der nächsten Zeit ein paar anderen Dingen zu wenden, die mir derzeit deutlich dringender erscheinen. "

Er reibt sich das Kinn, als würde er nachdenken.

" Hmmm ja Schmuggel soll auch so eine profitable Sache sein, jedoch ist mein Schiff derzeit vollkommen ausgelastet durch die ganzen anderen Fahrten, die in und für Genua anstehen. Da ist es immer schwierig, so etwas noch dazwischen zu schieben, aber ich freue mich auf jeden Fall, dass ihr eine profitable Niesche für euch gefunden habt. Ich freue mich daran, eines der größten Schiffe im Hafen zu haben und einfach auf das Angebot und die Nachfrage reagieren zu können. Aber wie bereits gesagt, andere Dinge erscheinen mir derzeit noch ein wenig wichtiger. Politik zum Beispiel. Man hört da ja gar schreckliche Gerüchte"