[1044] Königsgambit [Valerios, Liutprand]

[Valerios]

Seinem Gesprächspartner zugewandt lauschte Valerios dessen Ausführungen:

"In der Tat, dieses Missverständnis könnte aufkommen. In den meisten Domänen der See führt man diesen Titel eher pro forma. Würde mir niemals anmaßen, mich mit denen die den anderen Clans vorstehen zu vergleichen zu wagen, niemals. Ihr habt wohl recht, wenn ein Akolyth meines Blutes sich hier niederlässt sollte er diesen Titel führen, aber solange ich alleine bin in dieser Domäne, ist es ebenso lächerlich wie vermessen, ja.

Nach die großartigen Vielfalt an Geschichten, Personen, Gelegenheiten, Bauten und Wissen, von denen ich bisher berichten konnte, werden sich sicherlich weitere meines Clans auf den Weg machen, in dieses Juwel, das unsere Heimstatt ist um Genua angemessen in der See der Schätze und unendlichen Möglichkeiten willkommen zu heißen. Doch bis dahin...

Sagt, falls ihr davon erzählen mögt, was führt euch in diese Domäne? Ihr kommt aus dem Norden Italiens nicht wahr? Oder dem Frankenreich?"

[Liutprand]

Er nickte, aber innerlich war er nicht wirklich begeistert über die Aussicht, dass sich weitere Setiten auf den Weg nach Genua machen könnten. Für seinen Teil dürfte es gerne bei diesem einen hier bleiben.

"Es gibt mehrere Gründe dafür, warum ich in dieser Domäne bin. Natürlich hauptsächlich ein Auftrag meiner Ahnen, wie bei den meisten, die neu nach Genua kommen, deswegen langweilige ich Euch auch nicht mit den hohlen Phrasen von einer aufstrebenden Stadt, Kunst, Kultur, dem Wunsch nach Veränderung oder anderen vorgeschobenen Lügen. Über diesen Auftrag kann ich selbstverständlich nicht reden. Aber ich stehe an der Seite ihrer höchstverehrten Prinzessin Aurore und stütze ihre Herrschaft über ihre Domäne, wo ich nur kann."

Er machte eine Pause und schien offen für Nachfragen, doch auch er wollte etwas wissen.

"Was ist mit Euch, was führt Euch nach Genua?"

[Valerios]

"Dann will ich es euch gleichtun in Kürze und Ehrlichkeit. Meinen Auftrag kennt ihr ja.

Es ist der ewige Kreislauf der See, die Kettenhunde der Banu Haquim und der Brujah ziehen weiter, auf der Suche nach der nächsten großen Schlacht.
Und am Ende des Trosses erreichen die Schlangen die Stadt, wenn die Schlacht vorbei ist - auf der Suche nach Profit.
Die See der Schatten ist unser Netz, eine weitere Stadt, ein weiterer Markt. Ein ewiges Kaufen und Verkauft werden.

Und so läuft es gut, das Geschäft - die Normannen zahlen gut für Edelsteine, die Genueser zahlen gut für Indigo und Kork, die Korsen zahlen gut für Schmuck und Werkzeug, die Sarde zahlen gut für Blumenzwiebeln und Wein..

Die Harpyien für Gerüchte, die Intriganten für Geheimnisse, die Gelehrten für Wissen, die Liktoren für offene Augen und Ohren, die Durstigen für Blut.
Und solange genug Geld im Säckel bleibt, dass ich meinen Preis für den Frieden bezahlen kann.."

Er lies seinen Blick über das Gelände des neuen Elysiums schweifen.

"Gehen wir vielleicht ein Stück?"

[Liutprand]

Liutprand nickte und wies mit der Hand in einer Richtung mit einer einladenden Geste. Sie ließen den Brunnen zur Rechten und gingen gemächlich in Richtung des Labyrinthes und der Rosenbögen.

"Und zieht Ihr irgendwann weiter, den Schlachten hinterher? Oder habt Ihr Euch entschieden hier dauerhaft zu bleiben?"

Es mochte an seiner freundlichen Art liegen, dass die Frage nicht danach klang: Wann geht ihr wieder? ... oder klang sie doch danach?

[Valerios]

"Nein, ich werde hier bleiben, ebenso wie Ihr vermute ich, der Ihr ja jetzt von Ihrer höchst verehrten Majestät mit einem Amt betraut seid. Darf ich euch in dieser Funktion als Hüter der Stille nach einer Einschätzung fragen?

Ein Kainit, der in Gegenwart von Menschen kainitische Titel, die Namen unserer Blutlinien oder die Namen eines Ahnen ausspricht versündigt sich in jedem Falle gegen die Stille des Blutes - auch wenn dies mit gedämpfter Stimme geschieht. Nicht wahr?"

Aus seiner Stimmführung wird deutlich, dass er diese strenge Auslegung für die richtige hält. Sich aber fragt, ob die Maßstäbe, die er sich anlegt strenger sind als das in dieser Domäne verbindliche Maß.

[Liutprand]

"Aber natürlich."

Beantwortete er die Frage der Schlange nach seiner Meinung.

"Zumindest gibt jener die Stille des Blutes leichtfertig preis. Und in diesen Zeiten, in denen die Sterblichen aus vergangenen Verfehlungen mancher Missetäter sich schon Gerüchte über Kainiten, Blutsauger und nächtliche Dämonen erzählen, ist solch ein Verhalten mehr als fahrlässig."

Er machte eine kurze Pause, doch dann fuhr er fort und jetzt klang seine Stimme und befehlsgewohnt.

"Ich muss Euch jetzt jedoch auffordern mir den Namen jenes Kainiten zu nennen und mir mehr über die Situation zu erzählen."

[Valerios]

"Zu so leichtfertigem Verhalten ist es in der Situation nicht gekommen", antwortet er, "dennoch wurde meine Sorge geweckt."

Dann erzählte er:
"Ich suchte die wohlwerte Anastasia vor ihrer Schleiferei in Clavicula auf. Obwohl ich in der Verkleidung eines maurischen Dieners meines sterblichen Decknamens Lorenzo di Luca unterwegs war, sprach Sie mich bei meinem wahren kainitischen Namen als Valerios an. Ich fiel ihr natürlich sofort ins Wort und verbat mir solche Indiskretion.
Darauf hin wurde Sie sehr erbost und wir gingen auseinander."

"Nun frage ich mich, war ich zu forsch? Handelt es sich in euren Augen dabei um eine verzeihbare Nachlässigkeit oder tat ich recht damit mich darüber zu empören?"
fragte er.

[Liutprand]

"Es ist grundsätzlich besser vorsichtiger zu sein, als zu nachsichtig. Die Situation ist zu heikel, um sich nicht zu Empören oder zumindest aktiv darauf hinzuweisen, dass die werte Anastasia sich leichtsinnig verhalten hat. So es nicht zu einer Gefährdung oder gar einem Bruch der Stille gekommen ist, muss ich nicht eingreifen. Zumal die werte Anastasia selbst das Amt des Liktors inne hält. So dass sie selbst hätte aktive werden müssen wäre es zum Äußersten gekommen."

Er machte eine Pause und betrachtete den Setiten eindringlich.

"Also gehe ich davon aus, dass es nicht zu einer möglichen Gefährdung gekommen ist?"

[Valerios]

"Ich danke euch, dann weiß ich das ich richtig gehandelt habe, in dem ich dies verhindert habe. Auch wenn ich die wohlwerte Liktorin damit verärgert habe."
Der Setit wirkte an diesem Abend sehr viel vorsichtiger, fast kleinlaut. Den eindringlichen Blicken wich er zwar nicht aus, die einschüchternde Wirkung die sie hatten, war dennoch klar zu spüren, hatte ihm die Principessa doch sehr deutlich seinen Platz aufgezeigt.

"Ihr sagtet, ihr steht an der Seite ihrer höchstverehrten Prinzessin Aurore und stützt ihre Herrschaft über Ihre Domäne", wiederholte er wortgetreu, was der Ventrue vorher gesagt hatte. "Seht ihr sie denn nach dem Abschluss des aschenen Paktes mit dem hoch verehrten Seneschall Lydiadas und den Urteilen des letzten Hoftages aktuell bedroht?"

[Liutprand]

"Ich bin Mitglied des Herrscherclans dieser Domäne und somit stehe ich an der Seite Ihrer höchstverehrten Majestät. Und die Stellung eines Herrschers ist immer bedroht. In manchen Zeiten weniger in anderen wieder mehr. Den Pakt habe ich selbst nicht miterlebt und ich habe mir somit noch kein gänzliches Bild gemacht. Was wisst Ihr bisher darüber und seht Ihr da eine aktuelle Bedrohung?"