[1044] Königsgambit [Valerios, Liutprand]

[Januar '21]
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Valerios
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[1044] Königsgambit [Valerios, Liutprand]

Beitrag von Valerios »

Liutprand erreicht eine Nachricht mit etwa folgendem Wortlaut:

"Wohlwerter Signore Liutprand,
Ich hoffe euch in diesen ersten Nächten in Genua bei bestem Wohlbefinden.
Wenn es euch beliebt, würde ich gerne einmal die Gelegenheit nutzen, euch in persona meine Aufwartung zu machen und mich gemäß Brauch und Tradition vorzustellen.
Ich freue mich auf eine mit Wohlwollen beschiedene Antwort.

Hochachtungsvoll
Valerios Hyakinthos Pieros, Neugeboren im Blut des Seth"
"Es ist nicht so sehr die Hilfe unserer Freunde, die uns hilft, als vielmehr das vertrauensvolle Wissen, daß sie uns helfen werden."
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Liutprand
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Re: [1044] Königsgambit [Valerios, Liutprand]

Beitrag von Liutprand »

Es dauerte einige Nächte, bis Valerios über einen Boten von Liutprand hörte. Der Ventrue würde ihn in ein paar Nächten gegen Mitternacht im Elysium Giardino della Rosa silenziosa im Pavillion erwarten.

Die Nacht, des Treffens war gekommen. Liutprand war schon ein wenig früher ins Elysium gelangt und hatte seine Waffen den stummen Wachen übergeben. Sein Gewand war in einem königlichen Blau gehalten, mit einem senfgelb abgesetzt. Tuch und Machart war edel, aber nicht protzig. Der Ventrue wartete geduldig im Pavillion und betrachtete von dort aus den Garten. Er schien sich hier wohl zu fühlen.
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Valerios
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Re: [1044] Königsgambit [Valerios, Liutprand]

Beitrag von Valerios »

Valerios betrat das Elysium durch den kleineren der beiden Eingänge von Ravecca her. Seine Aufmachung zeigte sehr deutlich: Trotz der schlechten Lage in der die Stadt sich aktuell befand, liefen seine Geschäfte wohl sehr gut. Oder vielleicht gerade deswegen?

Der grünen Fäden seines weiteren Obergewands waren zu einem dünnen Stoff gewoben, über dem ein Halskragen Perlenschnüren in verschiedenen Rot, Orange und Gelbtönen lag. An seinem dunklen Ledergürtel hing eine silbergewirkte graue Börse. Anders als am Hoftag trug er einen sorgfältig gestutzten Kinnbart, der schwarze Khol um seine Augen war sparsam eingesetzt, unterstrich aber seinen klaren Blick.

Da er nur mit seinem Charme bewaffnet war hatte er den Wächtern nichts zu geben und schlenderte frohen Mutes auf den roten Brunnen in der Mitte zu.
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Liutprand
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Re: [1044] Königsgambit [Valerios, Liutprand]

Beitrag von Liutprand »

Liutprand hörte Schritte und blickte aus dem Pavillion auf den Weg. Von Ravecca aus kam der Setit in das Elysium und schritt schnurstracks am Pavillon vorbei auf den Brunnen zu. Der Ventrue hob eine Augenbraue...war bei der Übergabe der Botschaft etwas schief gelaufen. Eine Weile beobachtete er den Weg des Valerios, dann seufzte er innerlich. Dann also der Brunnen.

Mit ruhigem Schritt trat er auf dem Weg und näherte sich dem Setit von hinten. Mit etwas mehr als einer Speerlänge Abstand blieb er stehen und erhob seine Stimme. Ruhig, ohrscheinlich freundlich, angenehm.


"Guten Abend."
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Valerios
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Re: [1044] Königsgambit [Valerios, Liutprand]

Beitrag von Valerios »

Überrascht wandte sich der Setit um und erblickte den Mann, den er erwartet hatte.
"Ah, ein guten Abend, wohlwerter Liktor Luitprand aus die Blut der Könige" erwiderte Valerios die Begrüßung mit einer angedeuteten Verbeugung. Sein sardischer Akzent war unverkennbar, doch sein Italienisch wirkte altertümlich in der Wortwahl- changierte zwischen altem Latein und zeitgenössigem Italienisch - fast als wollte, oder könnte der Sprecher nicht genau dazwischen trennen. "Lasst mich euch meine huldvolle Gratulation sagen zur Verleihung eures neuen Offiziums."
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Liutprand
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Re: [1044] Königsgambit [Valerios, Liutprand]

Beitrag von Liutprand »

Ein huldvolles Nicken mit einem freundlich dankbaren Lächeln beantwortete die Gratulation des Setiten.

"Habt Danke für Eure Glückwünsche. Jedoch kommt mit der Ehre auch Verpflichtung und Verantwortung."

Er hatte sich seit der Nacht der Justitia besser in die italienische Sprache eingefunden. Er traf die richtigen Vokabeln und verwendete die korrekte Grammatik, doch war der fremde Akzent doch immer noch deutlich hörbar. Die tiefe kräftige Stimme klang ruhig, höflich...gar freundlich. Wenn man es nicht besser wüsste, und alle Kainiten, die von verantwortungsvollen Erzeugern freigesprochen waren wussten das besser, war die höfliche Fassade täuschend echt.

"In Eurer Botschaft, batet Ihr, Euch vorstellen zu dürfen..."

Mit einer auffordernden Geste seiner rechten Hand, entsprach er der Bitte und ließ Valerios den Raum sich vorzustellen.
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Valerios
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Re: [1044] Königsgambit [Valerios, Liutprand]

Beitrag von Valerios »

"Valerios Hyakinthos Pieros, Neonatus im Clan der Schlangen, Primogenitus Timotheus Maniakes, Anchilla und Hüter der Elysien der Domäne Masala, Primogenitus des Azmi at-Sahra, Anchilla und Zebani der Domäne Tunis aus der Linie der Nefertiti, Erste königliche Gemahlin des Herrn beider Ägypten Amenophis IV.

Erster seines Clans in der Stadt Genua, Gesandter des Akolythen des Clans des Seth in der Domäne Caliagri an den gastfreundlichen Hof Ihrer höchstverehrten königlichen Hoheit Principessa Aurore

von Ihrer höchstverehrten Majestät betraut mit der Administration des Schmuggels und des irregulären Handels in der Stadt und Domäne Genua."


fügte der Sethit einige Details hinzu, die er in der Nacht des Hofes nicht genannt hatte. Sein Latein holperte, wie ein Eselskarren auf einer Landstraße und so wechselte er doch ins bequemere Italienisch, nachdem er bemerkte das sein Gegenüber dies ebenfalls verwendete.
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Liutprand
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Re: [1044] Königsgambit [Valerios, Liutprand]

Beitrag von Liutprand »

Stille. Das war alles, was er dem Schwall von Namen, Titularien, Beinamen und der Ahnenreihe entgegen setzte. Immer weiter erstarb das Lächeln in seinem Gesicht und aus dem zuvor freundlichen wurde ein höflich reservierter Gesichtsausdruck. Und die Stille dauerte an, auch noch eine Weile nachdem der Setit geendet hatte. Schweigen war eine Form von Macht, doch wollte er diese Macht noch nicht in Gänze demonstrieren, denn er war es schließlich, der das Schweigen brach.

"Mein Name ist Liutprand, Neugeborener vom Blute der Könige aus der Linie des ehrwürdigen Mithras. Liktor der Domäne Genua."

Schlicht und ohne Schnörkel wählte er diese paar Worte aus. Und mit diesen wenigen Worten verpuffte der schöne Schein der vielen Titel und Namen, den Valerios aufgebaut hatte, und ging in Bedeutungslosigkeit auf. Es klärte die Verhältnisse zwischen den beiden zumindest aus Liutprands Sicht klar und eindeutig.

"Valerios, erlaubt mir Euch einen Rat zu geben. Nach Eurer misslungenen Vorstellung in der Nacht der Justitia stünde Euch ein wenig mehr Bescheidenheit gut zu Gesicht."

Seine Worte klangen keinesfalls hochnäsig oder überheblich. Es war ein Ratschlag nicht mehr, aber auch nicht weniger.
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Valerios
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Re: [1044] Königsgambit [Valerios, Liutprand]

Beitrag von Valerios »

Er mochte seine Stimme nicht überheblich klingen lassen, doch sein blasiertes Auftreten sprach Bände.
Dennoch blickte der untersetzte Valerios den Hünen mit offenen, freundlichen Augen an und fragte verhalten:

"Ehrt man die Älteren in Italien dadurch, dass man ihre Namen und seine Abstammung von denen die soviel größer sind verschweigt?
Ehrt man sein Gegenüber dadurch, dass man ihm vorenthält, wem er begegnet? Ist das Bescheidenheit?

Ich werde keines eurer Worte Prahlerei oder Hybris heißen, sondern jedes eurer Worte als das Geschenk nehmen, das es ist. Ein Licht, das mir die Sitten und Umgangsformen dieser fremden Stadt erhellt. In welchem Gewand zeigt sich die Zurückhaltung?",
versuchte er ihm eine Brücke zu schlagen.

Er legte seine ganze Verwunderung in seine Stimme, sein Blick war nachdenklich und fragend. Die Könige waren ihm ein Rätsel.
Höflichkeit und Hingabe beantworteten sie mit Kälte, Haltung und Aufrichtigkeit mit Grobheit, schöne Worte mit beißendem Spott.

Ruhig und zurückhaltend erwartete er die Antwort - er würde hören, was er zu sagen hatte.
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Liutprand
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Re: [1044] Königsgambit [Valerios, Liutprand]

Beitrag von Liutprand »

Da erschien wieder das freundliche Lächeln auf seinem Gesicht. Er betrachtete den Setiten von oben bis unten, bis er schließlich direkten Augenkontakt herstellte.

"Eure Ahnenlinie ist bestimmt beeindruckend. Leider muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich von keinem der Namen je etwas gehört habe, was aber nicht verwunderlich ist, da Euer Blut diese Länder nicht zu ihren angestammten Domänen zählt. Doch ist es Euer Recht Eure Linie bei Eurer Vorstellung zu nennen. Daran stoße ich mich auch nicht."

Er machte eine kurze Pause, bevor er weiter sprach.

"Doch wenn Ihr Euch Erster Eures Clans nennt, wenn Ihr im Grunde genommen tatsächlich nur der einzige Vertreter Eures Blutes in Genua seid...."

Er hob für einen Augenblick beide Augenbrauen und verzog ein wenig den Mund, um die Skepsis in seiner Stimme Ausdruck zu verleihen.

"...so befürchte ich wird es seine Wirkung, die Ihr vielleicht beabsichtigt habt, verfehlen. Schlimmer noch könnte es die Tatsächlichen Ersten und Ältesten einiger Clans hier in Genua auf Euch aufmerksam machen, wenn Sie hören, dass Ihr behauptet einer von Ihnen zu sein."
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