[1044] Elysische Gefilde [Iulia, Achilla, Ilario]

[Januar '21]
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Ilario
Lasombra
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[1044] Elysische Gefilde [Iulia, Achilla, Ilario]

Beitrag von Ilario »

In den letzten Winternächten vor dem Jahreswechsel hatten Boten den Hof der Wunder und das Leuchthaus außerhalb der Stadt aufgesucht und eine Einladung überbracht. Die Herrinen jener Orte wurden eingeladen dem Eröffnungszeremoniell des nunmehr neuen Elysiums der Domäne beizuwohnen. In Anbetracht des noch wenig zurückliegenden Strafgerichts und der Lücken die jene Versammlung gerissen habe, wolle der neue Hüter das Zeremoniell nur in kleiner Runde.

In dieser klirrend-kalten Vollmondnacht stand Ilario Contarini an Rand der Terasse und sah hinunter auf den winterlich stillen Garten. Eine tiefschwarze Tunika und ein ebenso dunkler Mantel, gehalten von einer silbernen Schließe, betonten die schmale Gestalt eher als sie zu verbergen. Kein Atemzug zeichnete sich in der kalten Nachtluft ab, während er auf seine beiden Gäste wartete.
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
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Iulia Cornelia
Ventrue
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Re: [1044] Elysische Gefilde [Iulia, Achilla, Ilario]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Iulia hatte Ilario bereits vor einiger Zeit ein Schreiben mit Gratulationen, sowie dem höflichen Gesuch um ein gemeinsames Treffen zukommen lassen. Entsprechend erfreut war die junge Ventrue, als sie von dem Lasombra nicht nur eine Antwort, sondern auch die Einladung zum Eröffnungszeremoniell des neuen Elysiums der Domäne erhalten hatte. Entsprechend hatte sie ihr Kommen dankend bestätigt und war zeitig in jener Nacht am genannten Ort erschienen. Wie immer in Begleitung, die sie jedoch weit vor dem eigentlichen Elysium zurückgelassen hatte. Die letzten Schritte wie so oft an manchen Orten allein gehend.

In jener Nacht waren unter der Haube ihres grauen Wollumhangs ihre langen hellen Haare, mit von kleinen Perlen verzierten silbernen Kämmchen, zu einem ordentlichen Flechtgebilde kunstvoll hochgesteckt worden. Der Überwurf, den die hochgewachsene und schlanke Ventrue trug, war von dicker und guter Qualität, sowie von weißem Lammfell gesäumt, unter diesem der feine Stoff von weißer Seide gelegentlich bei ihren ruhigen und aufrechten Schritten zum Vorschein kam, als sie sich dem Garten näherte, etwaigen Menschen auf dem Weg höflich begegnend, den Anschein eines Sterblichen vor Uneingeweihten aufrechterhaltend.
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Signora Achilla
Nosferatu
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Re: [1044] Elysische Gefilde [Iulia, Achilla, Ilario]

Beitrag von Signora Achilla »

Auch vom Hof der Wunder her war Antwort gekommen. Weniger fein und geschliffen als die der Ventrue, doch mit einem freundlichen Dank für die Einladung und der Bestätigung, dass Achilla kommen werde.

Ein Stück weit war die Signora mit zwei Spielleuten gekommen, einer der alte Meister, der andere der junge Schüler, doch an einem Rund um einen genuesischen Herd, bei Geschichten und Gesang, waren die beiden verloren gegangen und so machte auch sie den letzten Teil der Strecke allein, heimlicher und auf leiseren Sohlen als zuvor in Gesellschaft. Zu gut erinnerte sie sich daran, dass einst sterbliche Jäger zum letzten Elysium geführt worden waren und dies wollte sie nicht wiederholt sehen.

Doch immerhin kam sie nicht ganz mit leeren Händen: In ihren Armen trug sie mit einer gewissen Sorgfalt einen kleinen Korb, aus dem etwas stand, das lose in Tuch geschlagen war. Das Präsent raschelte leise, als sie es abstellte und den Wachen überließ, nicht ohne den Hinweis, dass es als Gabe für den Ort und den Hüter des Ortes bestimmt sei.

Nicht nur deswegen machte sie am Eingang des Elysiums Halt sondern auch um tatsächlich ein paar kleinere Waffen in die Hände der Wächter zu geben: Ein lange Messer aus feuergehärtetem Holz, ein echtes Messer, widerwärtig scharf, ein Handschuh, in dessen Rücken und Finger lederner Schutz für die Fingerknochen eingenäht worden war, zusammen mit ein paar aufgeleimten Dornen… solcherlei, ohne große Worte oder gar Erklärungen. Achilla trug den Geruch von Clavicula mit sich, ob sie wollte oder nicht.

Doch sie trug auch eine kunstvolle Farbenpracht mit sich: Die Maske, die sie heute Nacht trug, zeigte aufgemalte, miteinander verschlungene Ranken und Blüten, deren Verlauf vage die Konturen eines echten Gesichtes nachahmte.
So machte sie sich auf, um Ilario Contarini unter die Augen zu treten - ganz so als seien sie einander noch nie außerhalb der Hofhaltungen begegnet.
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Signora Achilla
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Re: [1044] Elysische Gefilde [Iulia, Achilla, Ilario]

Beitrag von Signora Achilla »

Das Gastgeschenk, wenn es in Augenschein genommen wird:
Spoiler!
Das Präsent der Signora Achilla mutet auf den ersten Blick schlicht an. Schlägt man das Tuch beiseite, offenbart sich ein Korb mit dunkler Erde und ein kleines, dank des Winters auch etwas kärgliches Sträuchlein.

Seine Zweige wurden mit einer gewissen, verspielten Kunstfertigkeit miteinander verflochten und sind mit geflochtenen Bändern zusammen gehalten. An einem der Bänder hängt auch ein schmaler Brief, geschrieben in der durchaus feinen Handschrift der Signora:

An den verehrten Herren Ilario Contarini, als Hüter des Elysialen Grundes in Genua,

Ich möchte Euch mit diesem Geschenk meinen Dank dafür ausdrücken, dass Ihr die Pflichten auf Euch genommen habt, uns allen wieder einen Ort zu geben, der uns den Raum für die friedvolle Begegnung schafft. Ich selbst habe einst mit angesehen wie einer der Sterblichen aus Ravecca in die doch eigentlich behütete Kirche stolperte und der Anblick hat mir das Blut in den Adern gefrieren lassen. Gewiss bin ich dem nachgejagt, noch während der Liktor an meiner Seite floh, doch vor allem war damit die Sicherheit des alten Elysiums gebrochen.

Mein Geschenk ist ein schlichtes, denn es kommt aus schlichter Hand. In einem Garten voller Rosen soll es sich dennoch einfügen: Ros Marinus, die Rose am Meer, Meertau, Rosmarin. Unscheinbar, vielleicht sogar hässlich, so könnte man mit bloßem Augenschein meinen. Doch die Kundigen sagen, dass es eine starke Heilpflanze sei, deren Duft und Kräfte die Säfte des Körpers reinigen - und ebenso auch den Geist. Es heißt sogar, dass sie Dämonen abwenden könne.

Was nun handfeste Wahrheit und was Märchen sei, kann ich schwerlich ergründen. Doch diese kleine Gabe soll die dunklen Geister von Zwist und Gewalt fernhalten, von denen wir alle vom Blut auf so vielerlei Arten versucht werden. Vielleicht vermag eine einfache Pflanze derlei nicht, doch der Gedanke, der von Herzen kommende Wunsch und meine Dankbarkeit sind vielleicht ein Beginn, ein Saatkorn, das sich in einem Garten wie diesem unter Eurer Obhut fortpflanzen darf.

achtungsvoll
Achilla[/quote]
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Ilario
Lasombra
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Re: [1044] Elysische Gefilde [Iulia, Achilla, Ilario]

Beitrag von Ilario »

Je eine der dunkel gewandeten Wachen geleitete die Ventrue und die Nosferatu durch den Garten bis zum Gebäude, hinauf zur Terrasse. Jene die Achilla begleitete überreichte dem Hüter das Präsent, welcher das Tuch zurückschlug und es betrachtete. "Habt Dank, es wird seinen Platz hier finden." Ilario gab den Korb zurück an die Wache und entließ dann die beiden Menschen mit einem Wink.

Als sie gegangen waren wandte er sich wiederum an die beiden Harpyien
. "Werte Iulia Cornelia. werte Achilla, es ist mir eine Freude euch heute hier willkommen zu heißen. Meine Gratulation zu eurer Ernennung und Erhebung zu den Harpyien Genuas. Möget ihr mehr Freude finden darin als es mir vergönnt war und mehr... Beständigkeit als es der Bretone tat." Einen Moment lang blickte Ilario in die Nacht hinaus, gedachte Alains ohne Missgunst, Abscheu, aber auch ohne jedes Zeichen von Trauer oder Bedauern. Dann fand sein Blick zurück zu Iulia, dann zu Achilla. Auch hier zeigte sich keine Regung, weger Entzücken ob der Schönheit der Ventrue noch Abscheu oder Ekel angesichts der Nosferatu. "Nun, wie ist es euch ergangen in diesen ersten Nächten in Amt und Würden?"
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Iulia Cornelia
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Re: [1044] Elysische Gefilde [Iulia, Achilla, Ilario]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Iulia hatte mit einer gleichmäßigen Bewegung ihre Kapuze zurückgeschlagen, nachdem sie die Straße hinter sich gelassen hatte, doch entgegen der Nosferatu trug sie weder ein Geschenk an den Hüter noch Waffen in dieser Nacht bei sich.

Schweigend und mit aufrechtem Gang war sie den dunkelgekleideten Männern letztlich gefolgt, bis sie schließlich bei Ilario angelangt war. Ihre blaugrauen Augen suchten stumm die des Lasombras und für einen flüchtigen Moment hielt sie diesen Kontakt, bevor sie ihn letztlich brach, als sich ihr Körper und Blick vor dem Hüter gesenkt hatte. Für einen Augenblick war sie in dieser Haltung verweilt, bevor sie sich wieder aufgerichtet, ihre Augen jedoch weiterhin sanft gesenkt gehalten hatte.

Unbewegt verfolgte die junge Ventrue die Übergabe des Präsents der Nosferatu, sowie dessen Annahme. Einzig auf die Gratulationen hin, hatte sich ihr Haupt noch einmal in einem langsamen Nicken gesenkt, bevor sie sich geduldete, bis der Schatten geendet hatte. Ob aus Gewohnheit oder einem anderen Grund heraus, beschrieben ihre feingliedrigen Finger eine sanfte und dezente Geste in Richtung Achilla mit der offenen Hand, während sie selbst vorerst weiterhin stumm verweilte.
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Signora Achilla
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Re: [1044] Elysische Gefilde [Iulia, Achilla, Ilario]

Beitrag von Signora Achilla »

Achilla nahm das mit einem kleinen Nicken an. Es wirkte leicht und leichthin, was sie tat und sagte. Ein paar kleine, braune Falter flatterten um sie her.
“Habt Dank für solche Wünsche. Ich glaube wohl, dass dies Amt so wandelbar ist wie die Gesellschaften in der Nacht. Niemals wohl sollte man leichtfertig sagen, es fiele einem leicht, schon gar nicht nach so kurzer Zeit. Denn wer von uns durchdringt schon alles um uns her?”
Sie machte eine verschnörkelte kleine Geste in die Nachtluft hinein.

“Doch ich bin froh drum, wie dieser Teil der Dinge kam, froh um die wohlwerte Iulia Cornelia im selben Amt, die vielleicht eine Art Gleichgewicht halten helfen mag…” Dies klang arglos, nicht nach Hintergründigkeiten - bestenfalls konnte man aus dem Tonfall der Nosferatu eine Spitze von Humor oder Selbstironie heraushören. “...und froh darum, dass Genua ein neues Elysium und in Euch einen klugen und umsichtigen Hüter fand. Es setzte mir arg zu wie die Dinge zuvor um San Donato standen und ich gestehe: Hätte es das nicht, so hätte ich den Schritt voran in das Licht der Aufmerksamkeit, die auf einem Träger eines Amtes doch liegt, nicht getan.”
Kurz sah sie zu Iulia herüber als sei diese nicht ganz unbeteiligt daran. Doch dann wandte sie den Blick auch wieder zu Ilario selbst.

“Ich muss auch gestehen, dass ich alsbald schon mit einer Bitte an Euch als dem Hüter des Ortes herantreten möchte. Doch das ist etwas für später, eine Sache der Kunst und ein mir ganz eigenes Anliegen.” Mit einem leichten Wink legte sie dies erst einmal beiseite und sah zu Iulia hin.
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Re: [1044] Elysische Gefilde [Iulia, Achilla, Ilario]

Beitrag von Ilario »

Als sie sprach wandte der Hüter sich Achilla zu, ein sachtes Lächeln auf den Lippen. "Ein Gleichgewicht fürwahr... in diesem wandelbaren Amt. Doch es wandelt sich vor allem vor dem eigenen, inneren, Auge. Das Selbstverständnis wird ein anderes nicht wahr? Ich weiß um die Last und Verantwortung die damit einhergeht, daher tretet gern an mich herna mit eurer Bitte, zu späterer Zeit."

Auf ihre Worte zu San Donato hin verdüsterte sich des Hüters Miene.
"Eine Schande, zumal San Donato nun für unsere Art für mindestens eine oder zwei Generationen der Sterblichen verloren ist. Doch die neuen Regeln die Stille und die Menschen betreffend im Elysium bestehen nicht ohne Grund. Ihnen ist Ort und Natur des Gartens vorzuenthalten, so dass auch kein herrenlos gewordener Blutdiener ihn zu verraten vermag."
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Iulia Cornelia
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Re: [1044] Elysische Gefilde [Iulia, Achilla, Ilario]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Geduld, wie auch Demut, war für die junge Ventrue eine offenkundige Selbstverständlichkeit, denn sie drängte sich nicht in das Gespräch zwischen dem Ancilla, dass dieser seinem Blick nach, mit Achilla zuerst hatte führen wollen. Stattdessen fand ihre Hand entspannt wieder zu ihrem Körper zurück, nachdem sie Ilario mit ihrer vorherigen Geste dezent signalisiert hatte, dass sie seinen Wunsch respektierte.

Kerzengerade, mit höflichem Ausdruck und sanft geschlossenen Lippen, stand sie einfach nur dar, ohne das Gesicht bei Themen zu verziehen, die sie womöglich selbst anders sah oder gar in diese zu intervenieren, um ihre Meinung hierüber kund zu tun.

Offenkundig fiel ihr dies nicht weiter schwer, denn sie hatte mit dem Lasombra einen Kainiten vor sich, der wie wenig Andere in Genua die Etikette beherrschte, weshalb sich in ihren Blick aus blaugrauen Augen nicht nur der damit verbundene Respekt vor ihm, sondern auch die unterschwellige Freude gemischt hatte, dezent von Jemandem wie ihm lernen zu können.
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Signora Achilla
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Re: [1044] Elysische Gefilde [Iulia, Achilla, Ilario]

Beitrag von Signora Achilla »

“Das ist ...wahr”, gab die junge Harpyie zu. “Diese Wandlung vor dem inneren Auge und zugleich die Wandlung der Welt. Doch in Wahrheit hat sich nichts verwandelt als ich selbst, mein Verstehen. Ich fragte mich unlängst, ob es so den Faltern geht, wenn sie ihren Kokon aufbrechen?”
Kurz hob sie die Hand, entließ zwei, drei der winzigen Tiere in die Nacht.

“Vielleicht wird uns dreien vergönnt sein, zu sehen, dass San Donato einst wieder ein Elysium wird. Und wenn nicht dies, dann doch ein Mahnmal dafür, was uns allen geschehen kann, wenn auch nur einer von uns die Stille bricht, die wir alle halten müssen.”
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