[1044] Elysische Gefilde [Iulia, Achilla, Ilario]

[Januar '21]
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Ilario
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Re: [1044] Elysische Gefilde [Iulia, Achilla, Ilario]

Beitrag von Ilario »

"Eines Nachts mag San Donato beides sein, Mahnung und Elysium. Dem Schrecken jener Nächte zum Gedenken. Bis dahin jedoch wird dieser Garten den Nachkommen des Dunklen Vaters als Elysium dienen."

Einen wildledernen Beutel aus den Tiefen seines Umhangs holend, wandte sich Ilario halb um und blickte nun über die Brüstung der Terrasse auf den Garten hinunter
.

"Die Erde hat bereits von meinem Blut gekostet..."
Diesen gefährlichen Teil, der womöglich das Tier Anwesender hätte reizen können, hatte er wohlweislich bereits vollzogen. "Von nun an soll kein Tropfen Vitae mehr an diesem Ort des Friedens vergossen werden." Aus dem Beutel nahm er eine Mischung aus Asche und Metallsplittern in seine Hand. "Ein Schleier soll diesen Ort vor den Augen der Menschen verbergen, ein Schleier aus Asche jener die dieses Gebot nicht achten." Ilario blies die Asche aus einer Handfläche in die Luft, ließ sie hinunter in den Garten rieseln. "Dieses Elysium ist ein Hort des Friedens, aller Streit soll mit Worten ausgefochten werden. Waffen sollen an diesem Ort nicht getragen werden noch genutzt. Auch die Gaben des Dunklen Vaters, unsere verheerendsten Waffen, bleiben hier versagt." Nun ließ der die Metallsplitter, wohl Bruchstücke einer Klinge, über die Brüstung zu Boden fallen. "So ist es nun Gesetz, im Elysium."

Einen Moment verharrte er nahezu andächtig, dann wandte Ilario sich wieder den beiden Harpyien zu.
"Es ist vollbracht, das Elysium ist nun geweiht. Es ist mir eine Ehre, dass die Harpyien Genuas dies nun bezeugen können. Die neuen Regeln des Elysiums werden im Inneren dort auch schriftlich festgehalten werden, damit niemand sich unwissend geben kann.
Nun, das der formale, rituelle Teil vollbracht ist, können wir uns darüber unterhalten wie wir die Zusammenarbeit zwischen Hüter und Harpyien so gestalten können, dass sie der gesellschaftlichen Struktur der Domäne dienlich ist. Beispielsweise stelle ich es euch als Harpyien jederzeit frei das Elysium für gesellschaftliche Anlässe zu nutzen, wo dies euch angeraten erscheint."
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Iulia Cornelia
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Re: [1044] Elysische Gefilde [Iulia, Achilla, Ilario]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Iulia verfolgte das Ritual aufmerksam und mit gleichbleibend ruhiger Miene, welches der Schatten den Harpyien zugestanden hatte beiwohnen zu dürfen. Einzig die fallenden und im Licht glitzernden Metallsplitter hatten dabei eine beinahe instinktive Versteifung ihres Nackens ausgelöst, bevor sie sich entspannte, um sich respektvoll und schweigend vor ihm zu verneigen, als er von einer Ehre sprach, dass die beiden Harpyien die Einweihung nun bezeugen können. Den darauffolgenden Hinweis bezüglich den schriftlich festgehaltenen Regeln des Elysiums nickte sie dagegen nur kurz ab, bevor sie das Angebot zur Zusammenarbeit und die zum Beispiel aufgeführte Nutzung des Elysium für gesellschaftliche Anlässe, wo dies ihnen angeraten erschien, erneut deutlich tiefer, respektvoller und dankender erwiderte.

Dieses Mal verband sie jedoch den Dank auch mit Worten, als sie seine Aufmerksamkeit suchte, bevor sie ihr bisheriges Schweigen brach, so ihr diese zuteil wurde und sie mit ruhiger Stimme an Ilario gewandt sprach: „Ich danke euch, verehrter Hüter des Elysiums. Für eure Einladung und dass wir dem Eröffnungszeremoniell hatten beiwohnen dürfen. Ich werde bezeugen, dass das Elysium geweiht wurde und ich verspreche die Regeln des Giardino della rosa silenziosa zu achten. Ich versichere euch Jeden zu ermahnen, der gedenkt mit ihnen brechen zu wollen. Oder auch dem Frieden dieses Ortes. Verfügt über mich und mein Wort als Harpyie, sollte Jemand dies tatsächlich wagen.“ Iulia machte eine kurze Sprechpause, bevor sie fortfuhr: „Ich freue mich auf eine Zusammenarbeit mit euch und darauf zu sehen, wie dieser Ort unter euren fähigen Händen weiter gedeihen wird. Zudem danke ich euch für euer großzügiges Angebot. Ich weiß dies zu schätzen und werde gerne darauf zurückkommen.“ Mit einer erneuten höflichen Verneigung vor dem Lasombra schloss Iulia ihre respektvollen Worte ab.
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Signora Achilla
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Re: [1044] Elysische Gefilde [Iulia, Achilla, Ilario]

Beitrag von Signora Achilla »

“Es ist bezeugt.” Es war eine erste, überraschend schmucklose Antwort der Nosferatu, die sie nichtsdestotrotz einen Moment so stehen und für sich wirken ließ.
Doch dann fand sie wieder mehr zu der altgewohnten, vielleicht oder vielleicht nicht einstudierten Rolle zurück: “...und ich bin wahrhaft froh und dankbar darum.”

“Es lässt sich ein ganzer Strauß an Wortbildern hierzu malen: Dass eine Gesellschaft geplegt werden kann wie ein Garten, mit Sorgfalt und Geduld, doch niemals mit nachlässiger Hand, denn sonst schleicht sich all das Unkraut ein… .” Achilla klackte einmal mit der Zunge, was eine handvoll Motten um ihren Kopf her aufschwirren und sich in der Nacht verirren ließ.
Sie neigte den Kopf ein wenig auf die Seite. “Das würde Euch und auch uns zu Gärtnern machen.” Dann jedoch winkte sie ab. “Ich bin mir sicher, dass vor mir schon zu viele andere eben genau diese Bilder für diesen Garten gezeichnet haben. Doch es ändert nichts an dem, was sie am Ende sagen.”

“Wir sollten uns gegenseitig auf dem Laufenden halten, über gesellschaftliche Ereignisse, über Fehltritte Einzelner, dass ihnen weitergeholfen werden kann. Über Glanzstücke wohl eben so, dass sich andere danach richten und lernen können. Wenn Ihr, als Hüter des Elysiums, jemals etwas in diesen Austausch hinein geben könnt oder wollt, dann soll es nicht ungehört verklingen.”
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Ilario
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Re: [1044] Elysische Gefilde [Iulia, Achilla, Ilario]

Beitrag von Ilario »

Ihnen beiden nickte der Hüter zu, den Hauch eines Lächelns auf den Lippen. "Die Gesellschaft der Nacht als Garten den es zu hegen und zu pflegen gilt... Ein überaus treffendes Bild. Dann wäre ich der Hüter und Bewahrer eines besonderen Stückes Erde innerhalb dieses Gartens. Das friedvolle Zentrum jenes Gartens, das ihm Halt gibt. Und ihr seid die Gärtner die der nächtlichen Gesellschaft mit scharfer Klinge angemessene Form verleihen.

In diesem Sinne wäre ein gegenseitiges Austauschen in gesellschaftlichen Belangen in meinem Interesse. Sollten Gäste des Elysiums sich beispielsweise Fehltritte erlauben, würdet ihr umgehend unterrichtet. Ein solcher Fehltritt würde dann zu zweifachem Bedauern des Übeltäters führen. Wenn hingegen Kainiten sich den gesellschaftlichen Normen über die ihr als Harpyien wacht zu sehr widersetzen, so wäre ich durchaus auch geneigt solchen Kreaturen den Zugang zu Elysium nicht mehr frei zu gestatten."


Zu oft in seiner langen Zeit in Genua hatte Ilario schon erlebt zu welchen Problemen die Taten solcher Renegaten führten. Ein funktionierendes gesellschaftliches Miteinander würde es Barbaren nicht gestatten ihren Willen mit stumpfer Gewalt durchzusetzen. Je mehr Finesse in diesem Spiel nötig wurde, desto mehr würde auch er gedeihen. Denn jenes raffinierte Spiel war es erst, was das Unleben des Ancilla würzte.
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Iulia Cornelia
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Re: [1044] Elysische Gefilde [Iulia, Achilla, Ilario]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Als der Schatten die Spielregeln definiert hatte, wirkte die junge Ventrue weiterhin gewillt sich an diese zu halten, denn sie zollte dem Lasombra erneut schweigend Respekt, als sie seinen Worten mit einer Verneigung und einem Nicken stumm zustimmte.
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Signora Achilla
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Re: [1044] Elysische Gefilde [Iulia, Achilla, Ilario]

Beitrag von Signora Achilla »

“So soll’s werden, so soll’s sein”, stimmte die Signora da zu. “Ich glaube wohl, dass keiner, die und der Schrecken wie jene aus den Fünf Nächten überlebte, den Wert einer gewissen Ordnung in unserer Gesellschaft je zu hoch preisen kann.” Sie schüttelte sacht einmal den Kopf.

“Ich würd’ gern sogleich und in diesem Zuge die Gelegenheit zu einer Frage nutzen. Vielleicht mag die Antwort für zwei wie euch, die ihr beide auf eigene Weise schon viel von den Arten und Weisen von unsereins in der Nacht gesehen habt, sogar allzu einfach sein.”

“‘s geht um den werten Valerios und um sein Blut. Ich kenne allerlei Gerüchte und Geschichte über die Schlangen, doch vieles widerspricht sich und anderes klingt nach halben Märchen. Doch soll es viele von ihnen auf der anderen Seite des Meeres geben? Und so fremdartig wie die Menschen von dort wohl sind, so sind auch sie für uns? Ich habe ein paar von Valerios’ Geschichten gelauscht und konnte mir keinen Reim auf sie machen. Liegen darin Gefahren verborgen, so wie Schlangen, die sich im Sand verbergen?”
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Ilario
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Re: [1044] Elysische Gefilde [Iulia, Achilla, Ilario]

Beitrag von Ilario »

"Ihre Stammlande liegen im Süden, jenseits noch von Sizilien über das Mare Nostrum hinaus. In Afrika, in Ägypten, sind die Schlangen zuhause... Doch es gibt überall im der gesamten Mittelmeerregion wohl Linien und Abkömmlinge, nur seltener als beispielsweise Schatten, Könige oder Verborgene.
Als die so sittsam erscheinende Livia in Genua langsam ihren Einfluss ausdehnte, fragte ich den sehr verehrten Lucius Valerius Galba nach dem Clan der Schlange. Sein Rat war ihnen nicht zu trauen, sie sind wie das Tier nach dem ihr Blut benannt wird. Tückisch und verschlagen, ohne Ehre. Sie kennen viele Geheimnisse und handeln mit vielen und vielem, doch letztlich würden sie versuchen einen zu hintergehen."


Ilario lächelte schief.

"Was natürlich auf die meisten Kainiten zutrifft."
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Iulia Cornelia
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Re: [1044] Elysische Gefilde [Iulia, Achilla, Ilario]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Iulia lächelte ein schmales Lächeln auf Ilarios letzte Worte hin, widersprach ihm jedoch nicht, noch bestätigte sie seine Worte. Stattdessen wanderte ihr Blick auf Achilla ab, als sie mit den Schultern zuckte und meinte: „Valerios war bisher der erste Kainit seines Blutes, den ich kennengelernt habe. Livia dagegen war mir nur namentlich und vom Sehen her bekannt. Doch wart ihr selbst in der Arena anwesend, werte Harpyie. Und auch wenn ihr zu diesem Zeitpunkt das Amt selbst noch nicht trugt, so war die Anweisung des Prinzen diesbezüglich doch eindeutig.“ Iulia legte ihren Kopf leicht schief, als sie sie rhetorisch fragte: „Oder nicht?!“

Ihr Blick aus blaugrauen Augen lag noch einen Moment länger auf Achilla, als sie ihr höflich vorschlug: „So ihr also wissen wollt, wie es um die Redlichkeit von Valerios bestimmt ist, weshalb erkundigt ihr euch nicht bei euren Blutsverwandten in Sardinien?“ Iulia machte eine bewusste Sprechpause, bevor ihre Hand eine sanfte Geste beschrieb und sie der Nosferatu zu verstehen gab: „Ich hege keinen Zweifel daran, dass ihr über die entsprechenden Verbindungen verfügt oder diese ohne weiteres herstellen könntet.“
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Signora Achilla
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Re: [1044] Elysische Gefilde [Iulia, Achilla, Ilario]

Beitrag von Signora Achilla »

“‘s klingt so als kennt Ihr nur Schwarz und Weiß”, meinte da die Signora eher heiter. “Die Wahrheit ist selten so. Sie ist grau und hässlich, hungrig und kompliziert.” Sie neigte das Haupt ein wenig.
“Nein, diese Antwort hilft wenig für jene Frage, doch sie sagt viel über Euch. Dafür jedenfalls bin ich dankbar, ebenso wie für Eure Antwort und Euren Rat, verehrter Herr Ilario.”

Achilla trat ein wenig zurück, ein zwei Schritte fort von Iulia. “Es ist allein meine Unerfahrenheit mit jenem Blut, die mich fragen ließ. Ist dies eine Schande? Vielleicht! Unwissenheit ist jedenfalls eine Schwäche. Doch es ist lieber eine, die ich ausmerze, wo ich es kann, als eine, die ich aus Furcht nur vergrößere.”

“Doch wenn Ihr so direkt von ihm sprecht, jenem Valerios Pieros: Er ist sehr von sich eingenommen, hat seine Zunge schon an der Liktorin Anastasia gewetzt ohne selbst viel für die Stadt und Domäne vorzuweisen. Und ich warte noch immer, dass er seinen Teil vom Handel mit mir und meinem Blut einhält.” Sie schnalzte einmal mit der Zunge. “Ihr seht, dass daher meine Frage rührt: ich will wissen, wen ich vor mir habe und ob sich’s noch wenden lässt.”
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Ilario
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Re: [1044] Elysische Gefilde [Iulia, Achilla, Ilario]

Beitrag von Ilario »

"Den Schlangen mag nicht zu trauen sein, doch sind sie sicherlich eine andere Art Lügner und Betrüger als beispielsweise die Ravnos." Er warf der Signora einen kurzen Blick zu. "Wo letztere Diebe und Gauner sind, gelten die Schlangen doch eher als Händler in unseren Gefilden. Und als solche werden sie sich wohl an einen Handel halten. Lasst euch nur nicht beißen dabei."

Mehr hatte Ilario gerade nicht hinzuzufügen, fand er doch das Gefüge zwischen den beiden Harpyen sehr interessant. Es erinnerte ihn ein wenig an Ajax und ihn selbst. Im jüngeren Jahren.
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