[1045] Gewächse der Nacht [Toma, Liutprand]

[Toma Ianos Navodeanu]

Nachdem das Elysium offiziell seine Tore geöffnet hatte, kehrte auch Toma eines nachts dort ein.
Sie waren gespannt darauf zus ehen, wie der Garten, den Avelina damals geplant hatte, geworden war. Sie hätten hier ihre eigene Kunst sehen können, doch die Toreador hatte sich dem Handel verweigert. Damals war es auch noch kein Elysium gewesen. Nun jedoch...vielleicht würden sie einmal mit Ilario darüber reden. Doch erst wenn es die Zeit erlaubte.

Unbewaffnet und in relativ einfache graue Kleidung gehüllt, war es nur ein Überwurf aus schwarzer Seide mit goldenem Saum darüber, der hingegen teuer und fein anmutete an ihrer Gaderobe.
Der Stoff war auch ein Geschenk der Toreador gewesen.

Sie fragten sich wo Avelina nun eigentlich war. Auf der Versammlung war sie auch nicht erschienen. Ob sie vernichtet war, so wie manch anderer? Titus, Gasparo...Immer wieder ging es doch so schnell. Ehe man sich versah war wieder einer weg und ein neuer da.

Sie hofften, dass sie in diesem neuen Elysium bald auch die Neuankömmlinge antreffen würden. Vielleicht schon diese Nacht?

Toma schlenderte unter dem hölzernen Bogengang hindurch und betrachteten mit ihren gesteigerten Sinnen die sie umgebende Natur. Für sie alle war es nicht mehr wie es für die Menschen sein würde, wenn sie hier flanieren könnten. Die ganzen Farben waren gedimmt, kaum noch wahrnehmbar in der tiefen Nacht, mehr noch wenn sie normal sahen und so blieb von der ganzen Schönheit nur ein Schatten ihrer selbst zurück.

Auch ein Grund warum sie wenig Interesse an Natur und Landschaften hatten. Es war nicht mehr dasselbe. Lieber hatten sie da ihre Kunst die sie fühlen konnten.

Der Weg hatte sich zu dem steinerne Haus geschwungen, wovor sie nun stehen geblieben waren und es betrachteten.

[Liutprand]

Es dauerte etwa eine halbe Stunde bis der Ventrue über das Tor nach Mascharana das Elysium betrat. Er trug einen verzierten ledernen Wams über edlen, aber schlichtem Wolltuch. Auf seinem Haupt trug er eine Filzkappe auf einer Bundhaube. Den Gladius, den er sonst am Gürtel trug hatte er samt Scheide bei einem der Wächter abgegeben.

Seine Schritte führten ihn bedächtig über den Weg durch die Holzbögen und den Rosenstöcken, die er im vorbeigehen betrachtete. In Wirklichkeit aber hoffte er, dass sich weitere Mitglieder der Gesellschaft der Nacht hier einfinden würden...mehr, die er vielleicht kennenlernen konnte.

So lenkte er seine Schritte allmählich in Richtung des steinernen Gebäudes.

[Toma Ianos Navodeanu]

Sie hörten die Schritte schon einige Meter entfernt näher kommen und drehten sich zu dem anderen nächtlichen Gast um.
Ah das neueste Mitglied der Ventrue. Erfreulich dass sie so bald einen der neuen Kainiten hier antreffen konnten.

Die Sinne wieder dimmend, schauten sie ihm entgegen und warteten geduldig bis der König näher getreten war, dann nicktem sie ihm grüßend zu.

"Guten Abend, werter Luitprand. Wir hatten noch nicht die Möglichkeit des Kennenlernens, doch ihr wisst bereits wer wir sind." Erkennen würde er sie nicht.
"Toma Ianos Navodeanu, Erster Herold er Domäne, neugeboren im Blute der Drachen und Kind des Ancilla Navod Sorinescu." stellten sie sich daher zu erst vor.

"Man kann euch nur beglückwünschen, dass ihr so frisch nach euer Ankunft bereits das Amt eines Liktoren erhalten habt, wenn auch unter besonderen Umständen."

[Liutprand]

Liutprand lächelte freundlich, nachdem die anfängliche kleine Verwirrung aufgeklärt war. Erstaunlich und faszinierend, dass dieser Tzimisce sich so verändert hatte. Er hatte Gerüchte...viel mehr Legenden gehört über die Eigenheiten dieses Clans, diese aber noch nicht selbst beobachten dürfen.

"Guten Abend, Werter Toma. Ich möchte mich Euch auch noch einmal vorstellen. Liutprand, Neugeborener des Clan der Könige aus der Linie des Mithras, Liktor der Domäne Genua. Es freut mich persönlich Eure Bekanntschaft zu machen und danke Euch für Eure Glückwünsche. Doch kam mit dieser Ehre auch eine gehörige Portion Verantwortung."

Mehr als er sich erhofft hatte.

[Toma Ianos Navodeanu]

Toma nickte.
"In der Tat. Eine wahrlich besondere Aufgabe. Sagt, seid ihr froh darum euch auf diese Weise beweisen zu dürfen oder seht ihr es mehr als Last? Die Verantwortung über einen der unseren zu tragen, der nicht das eigene Kind ist, noch nicht mal zum eigenen Blut gehört und dazu noch eher feindlich gestellt ist...ist kein leichtes Los." Sie waren sehr gespannt wie es zwischen Liutprand und Salvador ausgehen würde. Sie kannten beide nicht oder wenig, doch was man so hörte waren sich Ventrue und Brujah so schon keine Freunde.

[Liutprand]

"Ich gebe zu, dass die Voraussetzungen keine angenehmen sind und es Verantwortungsbereiche gibt, die angenehmer und leichter zu handhaben sind. Doch war mein Vorstoß in der Nacht von Justitia auch ein Angebot, die Streitigkeiten unter den Sicherheitsorganen der Domäne beizulegen. Ob Salvador dazu bereit ist, werde ich mit ihm verhandeln müssen. Natürlich wird es schwieriger, wenn er eine Politik der verbrannten Erde einschlägt und potentiell kann er damit meinem Ansehen sehr schaden. Meine Aufgabe ist es ihm klar zu machen, dass er sich selbst damit letztlich mehr schaden wird als mir. Ich werde ihm daher verdeutlichen müssen, dass eine Kooperation ihm selbst nutzt. Was wir untereinander vereinbaren werden...das ist Politik."

Äußerlich schien er nicht sonderlich besorgt zu sein. Aber in seiner Stimme schwang eine Ernsthaftigkeit mit, die verriet, dass er diese Verhandlungen nicht auf die leichte Schulter nahm.

"Zusätzlich dazu muss noch ein Ehrenduell zwischen dem werten Benjamin und dem werten Arash abzuhalten sein. Eine weitere Verantwortung, dass beide ohne Gesichtsverlust aus diesem Konflikt ausscheiden können"

[Toma Ianos Navodeanu]

"Ihr seid ein Mann der Wert auf Ordnung und Ehre demnach legt?"
Fragte Toma nachdem Liutprand geendet hatte.
"Warum kümmert es euch ob einer der beiden sein Gesicht verliert? Wäre es nicht ihre eigene Schuld? Und wie könnte einer nicht sein Gesicht verlieren bei so einem Duell?"
Ehrenduelle waren etwas womit Toma nichts anfangen konnte. Hatten sie nie erlebt. Wenn man kämpfte dann um zu gewinnen.

[Liutprand]

"Das ist der Zweck eines Ehrenduells."

Er machte eine kurze Pause, bevor er zur Erklärung ein wenig weiter ausholte.

"Ein Ehrenduell hat nicht die vorrangige Funktion zwischen zwei Kontrahenten zu ermitteln, welcher der beiden der bessere, stärkere oder klügere ist. Sondern es dient darum, dass beide Duellanten durch die bloße Bereitschaft, sich um ihrer Ehre willen zum Kampf zu stellen und dafür Verletzung oder gar Vernichtung zu riskieren, ihre persönliche Ehre unter Beweis zu stellen oder sie wiederherzustellen. Der werte Arash hat den werten Benjamin beschuldigt und somit dessen Ehre vor ihrer höchstverehrten Majestät in Zweifel gezogen. Dafür hat ihre höchstverehrte Majestät Genugtuung verlangt mit Hilfe eines Ehrenduells."

Wieder eine Pause.

"Unabhängig von seinem Ausgang gilt die Beleidigung nach Beendigung des Duells als gesühnt. Kritisch ist das Verhalten der Kontrahenten nach dem Duell. Wie geht der Sieger mit dem Besiegten um? Wie geht der Besiegte mit der Niederlage um? Das sind Verhaltensweisen, die von den Harpyien der Domäne zu kommentieren und zu bewerten sind. Ziel ist es, diesen Konflikt zu beenden und sowohl die werte Geißel als auch den werten Liktor sich in Frieden zu trennen. Sollte der Konflikt dadurch weiter offen ausgetragen werden, so wäre das Ehrenduell gescheitert und ihre höchstverehrte Majestät wäre gezwungen erneut sich mit diesem Fall zu befassen und ich hätte in meiner Aufgabe versagt."

[Toma Ianos Navodeanu]

"Warum braucht es ein Duell dazu, wenn die eigentliche Reaktion nach dem Duell das eigentlich Entscheidende sodann ist? Warum sollte die Niederlage eines Kontrahenten die Beziehung zwischen den beiden verbessern? Einer muss verlieren...Wenn derjenige bereit wäre den Zwist fallen zu lassen, so könnt er es doch auch vor dem Duell." gaben sie ihre Gedanken dazu wieder.

"Wir verstehen was ihr meint mit dieser Ehre und es ist ein schönes Konzept in der Theorie, so wie es klingt, doch in der Praxis? Wir würden es bezweifeln. Zumal ihr selbst von Sühne sprecht. Also geht es doch auch um Rache, Genugtuung und in gewissem Sinne ein SIeg über den anderen?

Hm...Doch wir sind gespannt darauf zu sehen ob die beiden uns vielleicht eines besseren belehren. Gedenkt ihr es öffentlich austragen zu lassen?"

[Liutprand]

Liutprand war für einen moment sichtlich verwirrt, als der Tzimisce von sich im Plural sprach und runzelte einen Augenblick die Stirn. Als er weitersprach, hatte sich die kurze Irritation allerdings verflüchtigt.

"Nicht Rache....Satisfactio...Wiedergutmachung. Es ist ein Konzept, das der Austragung von Konflikten gesellschaftlich anerkannte Regeln gibt. Durch das Duell wird ein Konflikt gelöst, Genugtuung verschafft und die Kontrahenten trennen sich in Frieden. Sollte der Konflikt so groß angewachsen sein, dass keine Wiedergutmachung von den beiden Kontrahenten akzeptiert wird, so kann auch ein Duell auf Leben und Tod vereinbart werden. Letztlich kann auch bei einem Duell auf Leben und Tod Gnade erfleht und gewährt werden, so dass es nicht zu einer Vernichtung kommen muss. Rache, die unkontrolliert und impulsiv gesellschaftliche Normen verletzt und letztlich auch unsere heiligen Traditionen bricht, soll mit einem Duell verhindert werden."

"Natürlich wird das Duell unter Zeugen stattfinden. Wie viele und welche Zeugen dabei anwesend sein sollen, werde ich noch mit den Kontrahenten verhandeln. Ich gehe davon aus, dass Ihr ein Interesse habt, diesem Duell beizuwohnen?"