[1045] Der Heiler, der mit dem Tod spricht [Nicolo, Galeno]

[Februar '21]
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Nubis
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[1045] Der Heiler, der mit dem Tod spricht [Nicolo, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Etwas stürmisch war es draussen. Der Wind peitschte schon den ganzen Tag rau über die verwahrlosten Felder und durchs Unterholz des nahen Wäldchens. Ausser dem Wind pfiff nichts, quiekte nichts und trappelte nichts. Beunruhigend, doch normal für diese Zeit.

Ruhig lauschte er dem Wind und die Feder flog über das Papier, als Strich um Strich eine Zeichnung entstand. Der Herold hatte mehrere Wachstafeln in Holz gefasst um sich herum auf einem Tisch liegen und nahm mal die eine, dann wieder die andere hervor, um zu übertragen, was nur schnell festgehalten worden war. Nun sauber und ordentlich.

Er wartete, denn er hatte nach Nicolos Anwesenheit ersucht und seinen Diener geschickt, der ihn zur Werkstatt geleiten sollte. Dieser hatte es dieses Mal gut. Er musste nur nach nebenan.
Der Heiler hatte natürlich ein paar Nächte zuvor eine Einladung erhalten und so mochte es wenig erstaunen, dass Luciano anklopfte und wartete.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Nicolo Trevisan
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Re: [1045] Der Heiler, der mit dem Tod spricht [Nicolo, Galeno]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Und tatsächlich wurde Luciano bereits erwartet. Nicolò selbst öffnete die Tür. Er war wie üblich in seinen wollenen Kittel gekleidet, im Gegensatz zu sonst, war dieser jedoch nicht mehr in tadellosen Zustand, sondern es fand sich Dreck und Schmutz an den Rändern des Saums.
Als wäre keine Zeit oder keine Dringlichkeit gewesen, diesen in diesen Zeiten zu reinigen.

Nicolò selbst sah verhärmt und müde aus - als sterblicher hätte er wohl auch noch besonders blass gewirkt. Für einen Kainiten mochte das jedoch noch als normal durchgehen.
Ein strenger Zug war in seinem Gesicht zu sehen, welches sich nur kurz aufhellte, als er Luciano erblickte. Dennoch sprach Nicolò sanft mit seinem ruhigem Bariton, so wie stets.
"Luciano, ich bin erfreut Euch zu sehen. Obwohl wir einander so nah wohnen, war es mir in letzter Zeit nicht vergönnt, allzu viel anders als dahinsiechende zu sehen und ich hoffe es geht Euch gut in diesen schweren Zeiten." Nicolò nickte dem Ghul zu, während er sprach und als hätte er es eilig, kam Nicolò wie oft direkt zum Punkt:
"Bitte bringt mich zu Euren Herren."
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Nubis
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Re: [1045] Der Heiler, der mit dem Tod spricht [Nicolo, Galeno]

Beitrag von Nubis »

"Meister Nicolo" antwortete Galenos Ghul, als er ihn erblickte und verneigte sich. So, wie es sich bei einem guten Diener nun einmal geziemte.
"Ihr habt sicherlich alle Hände voll zu tun, gerade in diesen Zeiten. Dies versteht mein Herr. Auch er tut alles nach besten Möglichkeiten, um der Bevölkerung Genuas zu helfen, doch erscheint es nur wie ein Brotkrumen für die Hungernden und Kranken. Er achtet gut auf seine Diener. Ich kann also nicht klagen, auch wenn wir alle natürlich kürzer treten müssen."
Er strich dabei etwas über seinen Bauch, der auch mit der Zeit abgenommen hatte. Luciano war zwar kein Strich in der Landschaft, aber deutlich schlanker, nun wohl eher Muskeln zeigend, statt Fett.

Diese kleine Unterhaltung fand auf dem Weg statt, leise und so, dass niemand von den Grenzen der Grundstücke etwas hören konnte. Sie schritten vorbei an dem Eisentor, welches den Innenhof des Haupthauses schützte und wo noch immer ein Kräutergarten darin zu finden war. Er wirkte auch weniger üppig, als sonst, aber war auch nicht geplündert worden, wie so manch anderer. Mit Nicolos Erfahrung konnte dieser auch erkennen, dass dies auch weniger ratsam war, wuchs doch nur auf einem Viertel verzehrbares Gut, der Rest war eher Arznei oder pures Gift.

Dort beim Tor führte ihn Luciano aber nicht hindurch, sondern liess es unberührt und der Weg ging Weiter vom Haupthaus zum Anbau hin, eben dort, wo Galeno die Werkstätten hatte. Nahe des Haupthauses war jene für seine Kunst, dahinter Richtung Grundstücksgrenze die für die Papierherstellung. Doch es ging zu ersterer, in der Nicolo erst einmal Kunst in hohem Umfang vor fand. Einige Stücke von kunsthandwerklichen Geschickt einiger Schmiede oder Bildhauer waren hier versammelt, kleinere Stücke, als wenn sie Geschenke waren oder zur Ansicht hier präsentiert wurden. Sie standen fast alle beisammen, beinahe geordnet.
Die Wände des Raumes waren mit wunderbaren Bildern versehen, eine Ode an die Künste als Fresco, teils vollendet, teils nicht, teils wieder übermalt. Als wenn Galeno hier selbst immer mal wieder etwas verbesserte und somit auch sein Können trainierte.
Und zu guter Letzt standen in dem Raum viele Holztafeln mit Bildern darauf. Entwürfe und schöne, fertige Arbeiten, die Menschen zeigten. Menschen beim Arbeiten, beim Tanze, beim Gebet. Ausserdem Landschaften, die von der Nacht inspiriert waren, doch auch helle, warme Farben besassen, Vorstellungen vom Tag ohne wirklichen Bezug zur Realität, phantastisch wirkend, verträumt.
Und dann aber auch schaurige, die neueren Bilder. Schaurige Malereien von Innenansichten von Toten, die zum Trocknen aufgestellt waren. Die Farbe nur wenige Tage oder Nächte alt.
Manches mochte sehr skurril für einen einfachen Betrachter sein, selbst für einen Heiler.

Und vor Galeno auf dem Tisch lagen Arbeiten, die er wohl erst vor Kurzem angefangen hatte. Schriftstücke mit Zeichnungen an ihren Rändern, ähnlich hochwertiger Bücher, wie der Bibel beispielsweise. Verdorrte Felder, eine Stadt in Trümmern, Menschen, die klagend zum Himmel beten mit ihren knochigen Fingern und zerschundenen Leibern. Trauernde, die ihre Familie beerdigen, Hunde, die Tote fressen und Tote, die Hunde fressen, um dann wieder zu verenden....
Genua in all seiner derartigen Pracht lag dort vor Galeno in Skizzen auf Wachstafeln und schon fertig mit Tinte auf Papier verewigt. Eine Chronik des Grauens....

Galeno setzte den letzten Strich, als Nicolo von Luciano hereingeführt wurde und nickte diesem zu.
"Seid gegrüsst, werter Nicolo. Es freut mich, dass ihr Zeit finden konntet, trotz dem Umstände. Ihr seht...nun, ich hoffe, euch werden bald wieder bessere Zeiten erwarten. Euch scheint die jetzige nicht wohl zu bekommen?"

Galeno trug einfache Kleidung, die beim Arbeiten ruhig schmutzig werden konnte, nichts Edles. Wobei es nur den Überwurf betraf. Darunter mochte anständiges Leinen stecken.
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Nicolo Trevisan
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Re: [1045] Der Heiler, der mit dem Tod spricht [Nicolo, Galeno]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

"Diese Zeit verlangt von uns beiden wohl viel ab, denn ich weiß wohl, dass Eurem Meister das Wohl Genuss viel bedeutet. Ich hatte gehofft, dass er mit seinen Möglichkeiten mehr erreichen würde, als nur Brotkrumen,, wo doch meine Mittel ebenso nicht ausreichen."

Nicolò hob die Hand in einer beschwichtigen Geste.
"Das Leid der hungernden lastet schwer auf meinem Gemüt und ich will Euch nicht mit meinen Sorgen belästigen."

Womit Nicolò dann eine Weile schweigend neben Luciano ging. Er gesagt sich an der ein oder anderen Stelle dann doch neugierig um, war er doch schon lange nicht mehr auf dem Grundstück des Herolds gewesen.
Bei der Anzahl an giftigen Pflanzen hob der Salubri dann doch überrascht seine Brauen. Kurz schien es, als wollte er Luciano dazu befragen, aber er schüttelte sogleich nur den Kopf.


Als er schließlich die Kunstwerkstatt beträgt, hob er abermals an einer bestimmten Stelle die Brauen, sonst schien Nicolò jedoch diesmal entgegen seines sonstigen Interesses kein Blick für die künstlerischen Werke zu haben.
Beinahe ungeduldig folgte er Luciano,bis er dem Herold gegenüber stand.

"Seid auch Ihr gegrüßt Wohlwerter Herold. Ich danke Euch für die Einladung."
Kurz sammelte Nicolò sich bevor er weiter sprach.
"Tatsächlich verlangt diese Zeit einiges von mir ab. Ihr wisst um meine Einstellung den Sethskindern gegenüber und all meine Versuche dieses Leid zu lindern oder wenigstens abzuschwächen, sind ins leere gelaufen. So dass mir nur bleibt, mich so gut es geht um die Kranken und Siechenden zu kümmern. Aber es ist nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein."

Nicolò warf einen Blick auf Galenos momentanes Werk, dann blickte er dem Kappadozianer wieder in die Augen.
"Wenn ich Euer Werk betrachte, hadert Ihr auch mit der Not. Vielleicht habt Ihr eine Idee, wie wir hier gemeinsam mehr erreichen können?"
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Nubis
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Re: [1045] Der Heiler, der mit dem Tod spricht [Nicolo, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Luciano hatte geschwiegen und als erste Antwort mit dem Kopf geschüttelt, bei dem zweiten Wortwechsel dann nur mitfühlend den Salubri angesehen.

So blieb er stumm und wandt sich zum Gehen, als Galeno den Salubri in Empfang nahm.

"Es sind zu viele, werter Nicolo. Ihr könnt nicht alle retten. Gott dünnt die Herde aus...es ist sein Urteil über uns und wir müssen dies akzeptieren. Stemmt ihr euch zu sehr dagegen, vergeht vielleicht auch ihr? Wenn nicht körperlich, so im Geiste?"

Er bot ihm einen Sitzplatz an.
"Ich gebe mein Bestes, um wenigstens einige zu versorgen. Arbeiter vor allem, deren Wegfall tragisch wäre. Doch an die dreihundert Menschen sind noch immer zu wenige. Aber ich strauchle nicht, wie ihr. Dies hier ist eine Chronik des Verfalls von Sitte und Anstand während der Not. Beobachtungen meiner Ghule und Verbündeten...Menschen werden zu Bestien, die selbst uns in den Schatten stellen könnten. Und das alles, weil sie angeblich überleben wollen.
Diese hier sind die Schlimmsten."


Er hob ein Papier hoch, auf dem ein Händler zu sehen war mit prallen Geldtaschen.

"Statt Gutes zu tun, schlagen sie sich die Taschen voll und leben wie die Könige. Zugegeben...sie haben Möglichkeiten Ergriffen, aber sie behandeln auch den Rest wie Dreck. Ich hoffe, sie erhalten bei Zeiten ihre Strafe."

Er setzte ab und blickte Nicolo ernst an.
"Dies ist allerdings auch eine gute Zeit zum Forschen. Unterschiedlichste Vergiftungserscheinungen...Menschen, die sich nicht kümmern, ob Leiber aufgerissen sind....aber aucv alternative Lebensmittel...."
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Nicolo Trevisan
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Re: [1045] Der Heiler, der mit dem Tod spricht [Nicolo, Galeno]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Nicolò fühlte sich an mehrere Gespräche in der gleichen Art erinnert und antworte daher nur mit einem milden lächeln.
"Ich weiß, aber dennoch folge ich meiner Berufung und so versuche ich mein möglichstes zu geben. Ich weiß, dass mir - wie jedem - Grenzen gesetzt sind. Aber Gott gab uns die Möglichkeit und auch die Fähigkeit zu helfen, so ist wohl auch das sein Wille, nehme ich an."

Nicolò nahm dankbar die Sitzgelegenheit an und lauschte Galenos Worten. Er kam nich umhin "dreihundert, so viele..." zu murmeln und verwundert seine Augenbrauen zu heben. Schließlich schüttelte Nicolò jedoch entschieden den Kopf und richtete sich etwas auf.
"Ich hadere, ja, aber ich strauchle nicht. Das ist ein Unterschied" fügte er noch mit leiser Stimme hinzu.

Das Papier fesselte jedoch sogleich wieder seine Aufmerksamkeit.
"Ihr habt recht mit jenen und doch gibt es auch andere... Vielleicht muss man dort genauer hinschauen und beobachtet es auch seltener, bedenkt man den Bau der Kirche in Clavicula, die Arbeit der Heiler des Domus Medicorum und Händler, die verzweifelt versuchen Essen außerhalb Genuas aufzutreiben."
So dann hob Nicolò jedoch seine Hände, wie um zu sagen 'Friede'. Entsprechend begeistert nahm Nicolò das folgende Thema auf.
"Ihr habt recht, dafür sind es gute Gelegenheiten.... Vergiftungserscheinungen sind auch wirklich anschaulich, Ihr glaubt gar nicht wie oft ich inzwischen einem armen Tor helfen musste, der den falschen Pilz gegessen hat..."

Ein nachdenklicher Ausdruck schlich sich schließlich auf Nicolòs Gesicht.
"Hm, über alternative Lebensmittel habe ich bisher nicht nachgedacht, aber wenn man etwas finden würde... Ah welche Möglichkeit sich bieten würde..."
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Nubis
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Re: [1045] Der Heiler, der mit dem Tod spricht [Nicolo, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Der Ausdruck Galenos war für eine Weile starr, mit toten Augen geradeaus blickend, kein Feuer brannte in ihnen. Doch das änderte sich leicht, als er zu sprechen begann. In seiner Stimme lag durchaus Ehrgeiz oder ein gewisser Drang...
Doch etwas Regung kehrte zurück, als er einiges auszuführen versuchte.

"Ich habe mich gen Süden orientiert, was die Nahrung anbelangt und sagte unter anderem Bäckern, mit was sie probieren sollen ihre Brote zu strecken. Nüsse und getrocknete Früchte können noch ganz gut hergeliefert werden, doch alles ist natürlich rarer geworden und daher teurer. Aus dem Norden ist kaum Hilfe zu erwarten, da die Not dort genauso oder noch stärker zugeschlagen hat."

Er setzte kurz ab.
"Man müsste ergründen, was dies Leid verursacht. Warum gibt es plötzlich so viel weniger Nahrung und wie kann man dem entgegen wirken? Als Heiler bekämpft man oftmals nur die Symptome, nicht die Ursache.... als Forscher versucht man mehr ... Lösungen zu finden.
Was meint ihr? Könnten wir hierfür welche finden?"
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Nicolo Trevisan
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Re: [1045] Der Heiler, der mit dem Tod spricht [Nicolo, Galeno]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

"Ja und genau dort im Norden und im Westen liegen die Möglichkeiten, die ich habe. Wenn ich ein Schiff gehabt hätte... aber nun ja... Wenn die Zeiten wieder besser werden sollten, sollte ich das wohl nun doch angehen. Zumindest erweitern sich dann die Möglichkeiten, wenn es wieder zu so etwas kommt..."

Nachdenklich fuhr Nicolò mehrere male durch den Bart, den starren Ausdruck hatte er wohl nicht bemerkt.
"Das Brot strecken ist natürlich eine gute Idee. Ich hätte mich wohl besser damit befassen sollen, welche Lebensmittel noch einigermaßen ankommen. Aber die Tollwut-Fälle und andere Krankheiten hielten mich auf vollends beschäftigt. Aber das ist wohl auch das, was Ihr mit den Symptomen meint..."

Immernoch fuhr Nicolò durch den Bart, offenbar nahm er sich des Themas bereits an.
"Hm... die Missernten sind natürlich hier ursächlich für die folgende Hungersnot zu sehen, doch..."
Vorsichtig, besah er sich Galeno genauer an - bedacht im Falle einer falschen Äußerung zurück zu rudern.
"Würdet Ihr die Missernte als Strafe des Allmächtigen sehen, oder mag es hier in etwas anderem begründet sein?" setzte er daher vorsichtig hinterher.

Dann plötzlich schlug er mit seiner Hand vor seine Stirn.
"Giersch... aber natürlich, das könnte vielleicht eine Lösung sein..."
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Re: [1045] Der Heiler, der mit dem Tod spricht [Nicolo, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Galeno schien leicht amüsiert. "Aber werter Nicolo...ich besitze doch auch kein Schiff. Jedoch ja, mit Schiff wären manche Nahrungsmittel sicherlich einfacher zu erreichen und günstiger zu haben. Sagt mir, was ihr benötigt und ich versuche es zu ordern. Oder lasst einen regen Austausch diesbezüglich zwischen euren Dienern und den meinen laufen. Ich denke, dass dann sicherlich noch einiges herangeschafft werden kann, was den Menschen hier helfen wird."

Er nickte, als er dies mit den Symptomen ansprach und grübelte kurz. "Tollwut? Ihr meint jene, die bei Mensch und Hund auftritt und bei der die Hunde recht aggressiv werden, der Mensch dagegen im Fieber liegt, Angstgefühle oder eine Unruhe spührt? Die Menschen sollten wohl keine kranken Hunde essen."
Er schüttelte mit dem Kopf. "Doch im Moment ist jedes Fleisch willkommen, egal ob es krank macht. Selbst vor den Toten machen sie nicht Halt. Bei dieser Tollwut werden wir nicht viel tun können. Ich habe ihren Krankheitsverlauf beobachtet, nachdem ein menschlicher Diener von einem meiner kranken Hunde gebissen worden ist. Dies übersteigt derzeit unser Wissen und die Frage ist, ob man dort nicht sogar beim Hund selbst anfangen müsste...denn dieser scheint es zu übertragen. Allerdings würde sich eine weitere Überlegung dahingehend lohnen, wenn sie in Notzeiten wohl häufiger auftritt, diese Krankheit. Sie ist nicht zu unterschätzen."

Bei den nächsten Fragen musste er leicht lachen. "Hmm... ja und nein? Es kommt darauf an, warum es Missernten gibt. Ihr wisst, ich bin in einem Kloster gross geworden und folge dem christlichen Glauben, doch ich bin auch aus dem, was die Kirche predigt entwachsen. ich hoffe, ihr lauft mit dieser Aussage nicht zum nächsten Himmlischen oder zu unserem verehrten Ferruccio...."
Er räusperte sich amüsiert. Er ging wohl nicht davon aus.
"Ich ergründe gern warum etwas so ist, wie es ist...den Tod und seine Rätsel, aber auch andere Themen, um Fortschritte zu erzielen. Und ich denke, es ist auch Gottes Wille, dass wir etwas gegen diese...Prüfung, die er uns auferlegt tun, dass wir ihr gerecht werden. Versteht ihr? Die einen sehen es als Strafe, die anderen als eine Prüfung um daran zu wachsen! Wir sollten daran erstarken, Wissen aneignen und darauf reagieren können. Sollten wir an ihr scheitern, so ist dies Scheitern Gottes Strafe....sein Wille. Doch sollten wir es schaffen, dann kann man doch nicht bestreiten, dass dies dann sein Wille gewesen ist, oder nicht? Da wir nicht wissen, welchen Pfad er schlussendlich für uns vorgesehen hat, so müssen wir positiv voraus schauen und jeden Tag als einen Tag der Lektionen und Erprobung unseres Glaubens und Handelns sehen. Lasst euch nur nicht einreden, dass Schlechtes so kommen muss, weil es der Herr so vorgesehen hat. Nein. Erst, wenn wir nichts mehr dagegen tun können, müssen wir es als solches akzeptieren. Ansonsten...wozu heilen wir sonst unsere Kranken? Und wozu sind wir sonst geschaffen oder von ihm hier unten akzeptiert? Er könnte uns sofort auslöschen mit seiner göttlichen Macht, doch wir sind hier und wir hüten Wissen und wenden es an, um unsereins, aber auch den Menschen zu helfen. Wozu belässt er uns hier....wenn nicht, um eben auch diese Herausforderungen zu meistern und das erlangte Wissen an andere weiter zu geben?"

Diese Worte waren energisch gesprochen, beinahe schon, als würde er selbst versuchen eine Rede zu halten. Bei weitem nicht so gut, wie ein Prediger, aber dafür dennoch aus seiner Überzeugung heraus.

Der Finger wanderte zum Kinn. "Giersch? Das findet ihr in einigen Klöstern als Heilpflanze....der Tee entgiftet unter anderem und es ward auch oft als Grünzeug der Mahlzeit zugeführt. Schmeckt recht mild, soweit ich mich erinnere. Aber da fragt ihr lieber Luciano. Er hat in diesem Hause den grünen Daumen, ich bekanntlich nicht."
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Nicolo Trevisan
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Re: [1045] Der Heiler, der mit dem Tod spricht [Nicolo, Galeno]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

"Ich danke Euch," dabei senkte Nicolò respektvoll den Kopf. "Vielleicht kommen wir durch die Bepflanzung des Grundstücks auch noch gut durch. Es wird sich zeigen, ob die nächsten Jahre besser ausfallen oder nicht."
Die Sorge darum, was kommen möge, sollte die nächsten Jahre nicht besser werden, war dem Salubri ins Gesicht geschrieben.

"Ja genau diese meine ich. Es sind nicht nur Hunde... Ich fürchte, die Menschen werden einfach unvernünftig, egal was für Folgen es haben wird. Andererseits könnte man sagen, ob man jetzt an Hunger oder Krankheit stirbt... Ich stimme aber zu, die Krankheit übersteigt selbst meine Fähigkeiten und dies sagt schon einiges aus, denke ich... Aber auch hier wären weitere Untersuchungen interessant."
Ein schiefes und freudloses lächeln entstand in Nicolòs Gesicht, "Möglichkeiten zum Forschen gibt es wohl derzeit mehr, als wir Zeit zur Verfügung haben... Aber eines nach dem anderen und Erkenntnisse die man erlangt, wird man später immer noch nutzen können, hoffe oder fürchte ich..."

Während Nicolò Galeno aufmerksam zuhörte, machte sich langsam Erleichterung in seiner Körpersprache breit - am Ende lächelte er sogar aufrichtig.
"Eure Worte treffen meine Überzeugung besser, als ich sie selbst auszudrücken vermag, jedenfalls war genau dies die Intention meiner Worte vorhin. Ich bin erleichtert, dass Ihr es so seht und werde bestimmt nicht zum verehrten Ferrucio gehen. Leider ist wohl Vorsicht angebracht, solange der verehrte Ferrucio Hofgelehrter und Beichtvater der Domäne ist..."
Gerade bei den letzten Worten blickte Nicolò alles andere als zufrieden drein, wenn auch ein gewisser Respekt aus der Stimme des Salubri über den Ancilla herauszuhören war.
"Wenn wir später Gelegenheit haben, würde ich auch gerne die Gelegenheit nutzen, um mit Euch kurz über Ferrucio zu reden. Bevor ich es aber wieder vergesse..." und damit wechselte Nicolò urplötzlich das Thema, "Mir ist Giersch eingefallen, weil es eine äußerst robuste Pflanze ist, eigentlich ein Heilkraut, wie Ihr sagt. Aber es ist auch gut essbar, sowohl roh als auch gekocht. Der große Vorteil an Giersch ist, dass es selbst milde Winter übersteht und selbst dann noch geerntet werden kann. Außerdem verbreitet es sich ungemein und braucht wenig Platz, so dass man es zusätzlich an unzugänglichen Orten pflanzen kann. Was gewiss der größte Vorteil ist, um noch mehr essbares zu erzeugen."
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