[1045] Der Heiler, der mit dem Tod spricht [Nicolo, Galeno]

[Februar '21]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Nubis
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Re: [1045] Der Heiler, der mit dem Tod spricht [Nicolo, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Zu den ersten drei Themen nickte er. Zum Schiff war es eine Bestätigung, gepaart mit einem Blick, welcher Nicolo zu verstehen gab, dass Galeno wohl aufgefallen war, dass etwas den Saljbri zu bedrücken schien. Doch er sprach dies nicht direkt an.

Die anderen beiden Male, in denen der Kopf sich senkte und wieder hob, waren eher ein Abnicken, wollte er wohl nichts weiter zu äussern.

Der angesprochene Pharmakos allerdings liess ihn den Mund verziehen. Kein freudiges Thema.
"Ich hatte einen Stein auf die höchst Verehrte geworfen, konnte ihr vermitteln, dass es keine Absicht war und... nun...ich werde irgendwann vom Turm springen, aber gut vorbereitet..."

Nun sah er ihn allerdings neugierig an. "Was war dieses Schimmern um euch herum? Ich konnte noch kurz einen Blick darauf erhaschen, bevor ihr es hattet enden lassen. Euer Auge....war es eine eurer Fähigkeiten?"

Danach tippte er sich leicht ans Kinn und überlegte. Dies auch etwas lauter, sodass Nicolo dem gewahr werden würde.
"Mhh ein Kontakt für obskure Schriften? Dies könnte interessant sein. Aber ja, ihr solltet schon darauf achten, dass euch die Vorschläge nicht um die Ohren fliegen.. "
Bestätigte er ihm nun direkt.
"Isolation.. ja... in Quinto wurde dies auch in etwa durchgeführt. Die Kranken von den Gesunden getrennt. Doch wie wollt ihr dies gesetzlich verankern? Bei Seuchen Krankenlager ausserhalb der Stadt oder des Ortes schaffen und alle dort hin bringen lassen? Soll die Stadtwache dann dies notfalls mit Gewalt durchsetzen? Viele der Menschen halten sich daran, was der Medicus ihnen zur Gesundung rät, aber nicht jeder und auch nicht jeder aus dem gesunden Teil der Familie..."
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Nicolo Trevisan
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Re: [1045] Der Heiler, der mit dem Tod spricht [Nicolo, Galeno]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Nicolò richtete sich etwas auf, auch seine Schultern hoben sich und kurz huschte ein lächeln über sein Gesicht, als er Galenos Reaktion bemerkte.
Das aber sofort wieder verschwand und in schockiertem Schweigen umschlug, als Galeno von Justitia berichtete.
"Ihr... habt... und ich dachte, nun also... mein Tun war überaus riskant, aber es lag schließlich nicht in Eurer Absicht... Nun ja...
Das Chaos, was oben herrschte, war von unten kaum zu verfolgen. Ich sah Euch nur mit der Höchstverehrten Sprechen."
Nicolò fuhr mit der Hand mehrere Male durch den Bart.
"Hm, die Ratschläge, die wir einst Vergonzo gaben, kennt Ihr ja ohnehin... Wenn Ihr wünscht könnte ich mich mit einem Boot in der Nähe aufhalten, so wie die werte Angelique es für Vergonzo tat."

Langsam ließ Nicolò die Hand wieder sinken und legte sie ruhig ab.
"Heilen ist nicht die einzige Aufgabe die unser Ahnherr Saulot uns Heilern auftrug, sondern auch diejenigen zu schützen, die dessen Bedarf zeigen. Er gab uns die Gabe dazu, so wie es wohl in der Arena offensichtlich zu sehen war, als weder Salvador noch der werte Benjamin die Barriere zu durchdringen vermochten."
Kurz verdüsterte sich sein Gesicht.
"Es war nicht in meiner Absicht in abzuhalten. Ich... Salvador hatte seine Kontrolle über das Tier verloren und wenn ich nicht gehandelt hätte, hätte er womöglich Aurora in seiner Raserei angegriffen..."
Nicolò machte eine kurze Pause,
"Ich handelte ohne groß nachzudenken und erst hinterher bemerkte ich, dass der werte Benjamin und der werte Liutprand kurz nach mir in die Arena gesprungen sein mussten. Als ich meine Gabe entfesselte, konnte ich die beiden jedoch nicht mehr einlassen. Ich habe versucht, dass Benjamin klar zu machen, aber er auch er hatte mit seinem Tier zu kämpfen, wie es schien..."

Schließlich schüttelte Nicolò den Kopf.
"Es ist nicht zu ändern..."

Dennoch schwieg er eine Weile und wurde erst durch das vernehmliche Klopfen Galenos wieder ins Hier und Jetzt gerissen.
"Ich hoffe wenigstens, dass es das wert war. Es wird sich noch zeigen..."
Auf seine Fragen hin schüttelte Nicolò den Kopf.
"Nein oder eher ja und nein. Mein Entwurf sieht vor, dass die Häuser markiert werden, so dass andere gewarnt sind. Den Leuten soll verboten werden, das Haus zu verlassen. So sollte der üble Odem sich nicht verbreiten, wenn man ihm im Haus zurück hält. Bringt man sie woanders hin, besteht die Gefahr, dass sich dieser auf dem Weg schon verbreitet und andere Leute ebenso krank werden lässt. Es besteht die Gefahr, dass gesunde Familienmitglieder auch erkranken, aber ich denke, dass sie es ohnehin täten, da sie auch so den üblem Odem ausgesetzt waren. Aber bezüglich Eurer Gedanken zur Stadtwache, das sollte ich tatsächlich noch präzisieren."
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Nubis
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Re: [1045] Der Heiler, der mit dem Tod spricht [Nicolo, Galeno]

Beitrag von Nubis »

"Unser Clan hat Möglichkeiten, um Schaden von sich abzuwenden. Vielfältige sogar. Manche durch Blutskräfte, andere durch das Wissen an sich, welches wir hüten. Aber nun, ein Boot, welches mir nach solch einem Sturz dann zumindest zur Seite steht, wäre doch ganz gut. Allerding hoffe ich, dass ich selbst wieder aus dem Hafenbecken hervortreten kann...."

Er blickte ihn nun ernst an.

"Und dafür werde ich meinen Gefallen bei euch einlösen... Ich werde mir Schaden zufügen... Weihwasser, Feuer....und ihr werdet es heilen. Damit werde ich meine Blutkräfte stärken, meinen Widerstand gegen Wunden erhöhen. Auch wenn dies niedere Priorität bisher besass, so halte ich es nun für nötig."

Und zudem konnte man auch das als Forschung sehen, aber das brauchte keine Erwähnung.

"Markierung der Häuser .... ja, warum nicht. Dann weiss man auch, wie viele Familien davon wirklich betroffen sind und wo es sich ausweitet. Betreffend Seuchen möchte ich euch ebenfalls noch eine Arbeit aufbürden. Führt ein Totenregister. Ich werde euch zeigen, welche Angaben ich will. Sobals im Heilerhaus jemand stirbt, wird dieser registriert. Diese Listen sollen helfen, unnatürliche Tode zu erkennen und zu listen, sowie Seuchenherde frühzeitig zu erkennen. Diese Listen werden wöchentlich abgeglichen...ich bilde dazu jemanden aus..."
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Nicolo Trevisan
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Re: [1045] Der Heiler, der mit dem Tod spricht [Nicolo, Galeno]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Nicolò hob interessiert eine Augenbraue und starrte förmlich neugierig sein Gegenüber an.
"Wissen ist immer ein guter Schutz, aber Eure Worte machen mich darüber hinaus neugierig... es ist eine äußerst nützliche Eigenschaft, Schaden abwenden zu können... besonders wenn man so wie wir weniger wert auf körperliche Auseinandersetzungen legt..."
Dann nickte Nicolò, sein Gesicht war ernst und verkniffen, als er sich vorstellte die genannten Verletzungen ertragen zu müssen.
"Einverstanden, ich werde Euch heilen, doch bitte ich Euch trotzdem nicht zu eifrig damit zu sein. Ich habe mich einmal selbst verbrannt, nachdem ich in die Nacht geholt wurde und weiß welche Folgen das hat. Immerhin kann ich Euch somit gleich versichern, dass dies in meiner Macht steht. Es kostet allerdings viel... Blut... daher muss ich einige Vorbereitungen treffen und die momentane Not erschwert es wohl leider etwas. Aber ich werde mir etwas einfallen lassen und Eurem Wunsch nachkommen."

"Hm,..." machte Nicolò und fuhr sich überlegend durch den Bart.
"Ein Totenregister... Ja das lässt sich einrichten. Ich werde meine Lehrlinge anweisen entsprechend Buch zu führen und Euch diese Listen zukommen zu lassen. Wenn man von der jetzigen Zeit absieht sterben allerdings nicht allzu viele in unserem Haus. Ich plane allerdings mit anderen Medici in Kontakt zu treten, vielleicht kann man so auch ein besseres Bild entwickeln... Allerdings hüte ich mich vor dem Medicorum - einmal hatte ein Mönch davon mich aufgesucht und in seiner Nähe fühlte ich mich mehr als Unwohl, wenn Ihr versteht was ich meine..."
Nicolò blickte noch einige zeit den Tisch vor sich an, während er wohl noch einmal die Begegnung Revue passieren ließ. Dann sah er wieder auf und suchte den Blick Galenos, mit einer weiteren Frage auf der Zunge.
"Im Gegenzug möchte ich Euch um etwas anderes bitten. Ich... würde gerne mehr über die Wege unserer Art wissen und da Ihr bereits mehr als einem gefolgt seid, hoffe ich, dass Ihr bereit wäret, meinen Horizont zu erweitern."
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Nubis
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Re: [1045] Der Heiler, der mit dem Tod spricht [Nicolo, Galeno]

Beitrag von Nubis »

"Es ist aber auch kein Garant fürs Überleben und könnte ab und an auch etwas länger hinauszögern, was ohnehin nicht abwendbar wäre..." bemerkte er.. "Jemand, wie Benjamin oder Liutprand zum Beispiel...mhh die dürften dennoch kaum dadurch abgewehrt werden."

Er nickte dann.
"Gebt Bescheid, wenn ihr das Blut habt. Zur Not kann ich euch auch welches zur Verfügung stellen. Ihr trink ja nicht unbedingt nur aus der offenen Ader, sondern auch in Gefässen bereitgestelltes Blut."

Er fuhr sich kurz über den Bart.
"Es kommt immer einmal vor, dass auch bei uns jemand sterben wird. Dem können wir nicht immer entgegen wirken und auch ihr hattet schon Fehlschläge zu verzeichnen, oder solltet ab und an der Maskerade wegen jemandem keine Wunderheilung zukommen lassen."
Der Blick von Galeno auf Nicolo war kurzzeitig ermahnend.
"Zudem werden uns die Toten geschickt, bevor sie auf dem Friedhof landen. Vor allem die seltsamen Fälle wandern erst einmal in unseren Keller unterhalb des Heilerhauses. Eben jene betrifft es auch, sollte ich nicht selbst daran arbeiten können."

Abermals strich er sich über die Haare seines Bartes und nickte dann.
"Jedoch eine Frage. Warum? Einfaches Interesse, oder wollt ihr gewappnet sein, falls ihr doch einen der Pfade wechseln müsstet? Euch geht es doch gut, oder?"
Er musterte ihn noch einmal.
"Ich meine....liegt mehr dahinter.. hinter eurer Müdigkeit, als nur der Umstand, dass es viel zu tun gibt? Sollte man Sorge um euch haben?"
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Nicolo Trevisan
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Re: [1045] Der Heiler, der mit dem Tod spricht [Nicolo, Galeno]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

"Dennoch eine nützliche Gabe. Und Ihr könnt damit Feuer widerstehen?" Auf Nicolòs Gesicht zeigte sich dabei eine nahezu unbändige Neugierde, die für den Moment sogar seine Müdigkeit auf Seite schob. Dann glättete er sein Gewand, als ihm seine Neugierde bewusst wurde.
"Je nachdem wir lange diese schlechten Zeiten andauern, werde ich wohl darauf zurückkommen müssen. Die Höchstverehrte gab Euch keine Vorgabe, wann der Pharmakos stattfinden soll, nehme ich an?"

Nicolò sah bei seiner nächsten Frage etwas betreten aus, er blickte auf den Tisch und sein Gesicht nahm einen Zug an, als wäre er bei etwas erwischt wurden.
"Nun, natürlich Sterben auch Patienten bei uns, ich wollte nur sagen, dass es nicht so viel sind, um darauf auf Seuchen schließen zu können. Aber das mag sich möglicherweise ändern... Das, ähm, nun die Toten in den Keller gebracht werden, war mir nicht bewusst. Ich habe wohl zu viel in letzter Zeit gearbeitet... Natürlich werde ich mir solche Fälle angucken. In dem Fall sollte man mir Bescheid sagen, falls ich wieder.... so abgelenkt sein sollte."

"Hm," sagte Nicolò zunächst nur und eine Pause von mehreren Atemzügen folgte. Nicolò rieb sich den Bart derweil, während er scheinbar über die richtigen Worte nachdachte.
"Meine Frage jetzt ist aus Interesse, weil ich festgestellt habe, dass ich mehr über die Wege und Pfade lernen sollte. Mein Wissen ist... ungenügend. Aber Ihr habt auch recht damit, dass ich auf meinem Pfad schwankte. Er ist zu solchen Zeiten besonders schwer zu gehen, da er mir aufträgt, die Sterblichen nicht leiden zu lassen. Versteht mich nicht falsch, der Tod gehört nunmal zum Leben dazu und ich akzeptiere das. Der Allmächtige nimmt diejenigen zu sich, deren Zeit es ist. Aber wie Ihr vorhin selbst sagtet, loten wir zuerst alle Möglichkeiten aus, die uns gegeben wurden, um zu erkennen, ob es wirklich der Wille des Allmächtigen ist. Und nun ja... mir sind Gaben gegeben, wodurch ich den Tod einiger verhindern kann oder könnte, oder aber zumindest deren Leiden zu verhindern, also einen schmerzfreien Tod zu schenken. Doch muss ich hier sehr genau abwägen, denn allen kann ich nicht so helfen. Das eine ist zu auffällig und das andere nimmt zu viel der Zeit in Anspruch. Daher ist es inmitten des mannigfaltigen Elends eben schwieriger. Auch muss ich den einen Sterben lassen, um den anderen zu retten, weil mir einfach die Zeit, die Arznei oder häufig genug einfach die Nahrung fehlt. Also muss ich den einen zum Tod verdammen, um den anderen vielleicht zu retten. Und auch wenn ich weiß, dass ich mein möglichstes gebe, gibt es Momente des Zweifelns, ob ich nicht doch hätte anders vorgehen können und genau diese Momente nutzt die Bestie in uns aus, um mich ob meiner unzureichenden Bemühungen zu verspoten. Da bietet der Hauptpfad meines Weges, die Via Hummanitas natürlich eine gewisse Verlockung, da sie... andere Aspekte in den Vordergrund stellt."
Nicolò warf Galeno einen Blilck zu, ob dieser ihm folgen konnte.
"Doch habe ich die Probe bestanden und bin meinem Pfad treu geblieben. Dennoch oder gerade deswegen interessiert es mich, wie andere Wege damit umgehen."
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Nubis
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Re: [1045] Der Heiler, der mit dem Tod spricht [Nicolo, Galeno]

Beitrag von Nubis »

"Ich probiere es aus..." meinte er schulterzuckend und lächelte. "Ich hoffe es...zumindest. Sicherlich nicht gleich zu Beginn, aber gut Ding will Weile haben, nicht?" Sein Lächeln wurde noch etwas breiter.
"und ja, sie sagte, ich soll sagen, wenn ich bereit dazu bin. Also im Endeffekt kann ich da schalten und walten. Es ist nur eine Lehre, keine wirkliche Strafe, denke ich. Nach Aussen hin sollte es als solche erscheinen, doch dann hätte diese nicht solche Freiheiten. Ich meine, theoretisch könnte ich den Turm einreissen lassen und dann entscheiden von dessen Spitze springen zu wollen...ein kleiner Sprung."

Er lachte. "Aber das will ich nicht. Ich will das Bild der Strafe auch nach Aussen hin erhalten sehen. Zugleich eine Lehre für andere Kainiten dieser Domäne..in vielen Richtungen und vor allem eine Bekundung von Respekt der höchst Verehrten gegenüber und ihren Befehlen. Aber wir haben Zeit, um die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten."

Er legte ein wenig den Kopf schief und seine Stirn lag etwas in Falten. "Ihr arbeitet zu viel...sodass ihr sogar vergesst, dass der Keller doch genau dafür bestimmt war. Also ja, ich erinnere euch sicherlich hin und wieder daran, vor allem, wenn ihr mich vergesst zu vertreten und doch anwesend wart."

Er schüttelte leicht mit dem Kopf. "Auch ich habe viel zu tun. Mein Interesse in mortalen Bereichen ist das Aufstocken unserer Nahrungsquellen, aber auch das Aufstocken unseres Handelsgutes. Ich will versuchen den diplomatischen Weg zu gehen und Domänen zu verbinden, wo nun grosse Kluften liegen. Ich werde mich politisch weiter fortbilden müssen, reisen müssen und sicherlich auch einiges dafür zahlen müssen, doch weiss ich, dass ich hier eine gute Unterstützung finden kann. Werter Nicolo. Ihr seid mir vielleicht mehr so etwas wie ein Clansbruder, als jene, die es vom Blute her sind."

Ein Moment der Stille folgte.

"Ich verstehe... Nun, ich kann euch etwas zu manchen Pfaden oder Wegen erzählen, doch weniger umfangreich, als ihr es vielleicht wünscht. Kennt ihr nur den Weg der Menschlichkeit? Im Übrigen ein Weg, dem ich am wenigsten folgte...die Zeit war sehr kurz, der Fall recht schnell...."

Noch einmal folgte eine Pause.

"Sagt mir doch erst einmal, welche ihr kennt und was ihr darüber wisst und wir sehen, wo ich dann Lücken füllen kann? Ich mag nicht alles wiederholen, was ihr schon wisst und damit die kostbare Zeit der Nacht vergeuden. So erkenne ich auch eher, ob ich euch überhaupt etwas näher bringen kann oder doch nicht."
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Nicolo Trevisan
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Re: [1045] Der Heiler, der mit dem Tod spricht [Nicolo, Galeno]

Beitrag von Nicolo Trevisan »

Nicolò hörte aufmerksam zu auf. Auf seiner Stirn war ein runzeln, aber eher jenes, was man sah, wenn jemand intensiv nachdachte und weniger ein kritisches.
"Ja gut Ding, will Weile haben, das sage ich mir schon oft genug selbst... Aber ich sehe die Weisheit hinter Euren Worten und hinter der... 'Strafe'."

Nicolò sah etwas zerknirscht aus bei dem Tadel, aber er nickte nur. Was sollte er sonst schon noch dazu sagen. Erst bei folgendem richtete sich sein Blick wieder auf und er lächelte schwach Galeno an.
"Eure Bekundung ehrt mich und wie Ihr wisst, bin ich niemand der groß mit Worten umgehen kann. Aber Ihr seht den Respekt, den ich Euch gegenüber walten lasse und die Zusage Euch den gleichen Schutz wie meine Clansschwester zukommen zu lassen. Nicht, dass er im Falle des Pharmakos etwas nützen würde, doch solltet Ihr jemals in der Situation sein, wo Ihr einen körperlichen Angriff fürchtet... lasst es mich wissen. Nun ja, was die politische Situation angeht, so sollte auch ich mich zumindest mit den Grundlagen beschäftigen. So leicht gerät man sonst in etwas hinein, was man weder beabsichtigt noch erwünscht hat..."

Dann lehnte sich Nicolò etwas zurück. Er schien erleichtert, dass Galeno ihn verstanden hatte. Er wusste, dass er sich manchmal in Rätseln und manchmal nicht klar ausdrückte... vielleicht lag ihm das ja im Blut...
"Also ich kenne die Via Hummanitas und meinen eigenen Pfad natürlich. Von den Gesprächen mit der werten Avelina habe ich auch ein paar Allgemeinheiten über den Pfad der Gemeinschaft gelernt. Insgesamt beschränken sich meine Kenntnisse aber nun mal hauptsächlich auf die Via Hummanitas. Ich kenne den Namen nach die Via Bestiae, den Via Coeli, den Via Regum und den Via Peccati und im sehr groben die Kernelemente der genannten. Also ich meine in der Art, dass meines Wissen nach zum Beispiel der Via Regum auf Dominanz setzt, um das Tier ruhig zu halten und auf Selbstbeherrschung, um es bei Ausbruch zu beherrschen, während die Via Bestiae auf die Kooperation mit dem Tier setzt, sich mit ihm durch mehr Freiheiten arrangiert. Aber abseits davon mangelt es mir von detailierteren Kenntnissen."
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Nubis
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Re: [1045] Der Heiler, der mit dem Tod spricht [Nicolo, Galeno]

Beitrag von Nubis »

Galeno fuhr sich nachdenklich über den Bart und liess sich Zeit.

"Also die Via Humanitas, jene, deren Unterpfade ihr und womöglich noch..oder auch schon wieder nicht..die höchst Verehrte folgt, deren Weg die werte Avelina beschreitet, ist uns allen zu Beginn gegeben und wir versuchen darauf zu existieren, merken aber auch schnell die Grenzen dieses Weges, sodass selbst die Unterpfade keine Möglichkeit bietet, um in der vorgegebenen Gesellschaft mit ihren jeweiligen Richtlinien und Zwängen zu überleben, man selbst zu bleiben. Ich war zugegebenermassen wohl schon als Mensch nicht sonderlich menschlich....einige Ereignisse haben mich von diesem Zustand getrennt.
Somit fiel es leicht, jenen Weg zu beschreiten, den kaum jemand kennt, der nicht meines Clans angehört. Der Pfad der Knochen, die Via Ossium, bei der es darum geht, dass Wissen und Forschung über allem steht, über Gefühlen, über Politik über Macht und selbst über dem Leben. Doch wechselte ich dann auf den Weg der Könige, den Pfad des Wesirs, um genauer zu sein, ebenfalls ein Pfad des Wissens, doch mit einer anderen Sichtweise verbunden. Beides Wege oder Pfade, die klar selbstbeherrscht das Tier kontrollieren, denn es zerstört eher kostbares Wissen, als dass es dieses erhält. Zudem trägt beide Pfade kein Gewissen mehr, denn das Gewissen kann einem am Erlangen von Wissen hindern. Die Überzeugung dahinter ist wichtig."


Tatsächlich schwang etwas Tragendes in den Worten mit, Bedeutsames.

"Es gibt den Weg der Sünde und den des Himmels. Ein Sünder war Alain. Seiner Erwähnung nach verfolgte er vor allem alles, was ihn entzückt, was ihm Spass bereitet...wahrscheinlich ohne dabei die Konsequenzen für andere zu bedenken. Dagegen steht der Weg des Himmels. Mein Bruder im Blute folgte jenem, Titus. Er sprach von einer göttlichen Mission, dass die Sünder niedergeschlagen werden müssen. Ferruccio dürfte dem ebenfalls folgen und ich fürchte, hoffe es aber nicht, dass die höchst Verehrte auch zu jenem gewechselt ist oder dabei ist...."

Er seufzte.

"Ich bin weder Freund der Sünder, noch Freund der Himmlischen, auch wenn ich geistlich ausgebildet wurde, sehe ich in ihrer Extreme eine Gefahr für die Gesellschaft und keinen Nutzen. Gerade bei den Himmlischen bin ich mir nicht sicher, wen sie als Sünder definieren. Im Falle meines Bruders im Blute waren es wohl unter anderem die Sarazenen, doch was ist, wenn auch Gelehrte plötzlich darunter fallen, weil sie hinter die Geheimnisse der Welt blicken wollen, statt nur auf Gott zu vertrauen?"

Wieder stoppte er und wirkte sehr nachdenklich. Seine Finger strichen erneut dabei über den Bart.

"Ich kenne noch den Pfad der Dornen, ein seltsamer Pfad, bei dem es vorwiegend darum geht Schmerzen zu ertragen und aber auch zuzufügen. Eine ehemalige Liktorin folgte diesem Weg Liliths, doch ich denke eher schlecht als recht. Denn körperlichen Schmerz ertrug sie, seelischen allerdings nicht. Gegen diesen hatte sie etwas und ich denke, es dürften aber beide Varianten dazu zählen...."

Noch einmal setzte er ab.

"Hm... zur Via Reglis gehört neben dem Wesir auch noch der Pfad der Händler, einer, dem angeblich Livia folgte. Und Acacia vermutlich ebenso. Ich denke, eine Anhäufung durch Macht vor allem durch den Handel und das Sichern von Verträgen. Dann wäre da noch der Pfad des Tyrannen...dem folgte wohl Ajax und ich denke auch Gasparo, bin mir da aber nicht so sicher. Ein sehr aufs Herrschen ausgelegter Pfad, der mehr noch verlangt, dass Untergebene wohl Respekt zollen. Zumindest war Ajax da durchaus recht hinterher, wenn wir uns trafen. Doch die Könige haben auch einen ganz besonderen Aspekt, gegenüber vielen anderen Wegen. Wir halten uns an Schwüre und sehen sie als wichtiges Gut an. Der wahrscheinlich am edelsten wirkende Pfad mag der Pfad der Ritterlichkeit sein, der sich am Rittertum orientiert. Doch kenne ich diesen nur namentlich."

Er überlegte noch einmal.
"Habe ich einen vergessen? nun, nein, ich denke, das waren alle, mit denen ich schon zu tun hatte oder über welche ich schon mit einige...oh...."

Ihm schien noch etwas eingefallen zu sein.
"Der Weg des sehr verehrten Senechalls...und ich denke auch der vom verehrten Benjamin....der Weg der Nacht denke ich... Ein Weg, der sich damit befasst, dass kainitische Kräfte und die sterbliche Welt voneinander getrennt werden sollten. Doch wenn ich mir ansehe mit welchen Mitteln dies durchgeführt wird, ist ihnen eher wichtig, dass der kainitische Fluch nicht auf die Menschen über geht, das Menschenleben an sich dabei aber eher weniger eine Rolle spielt.
Der Weg des Tiers ist mir der Fremdeste, da dieser mir gefährlich erscheint. Brimir erwähnte einst, dass es darauf auch einen Wissenspfad gäbe, den angeblich eine Nosferatu beschreitet, doch ich habe mich danach nie wirklich umgehört. In mir sträubt sich alles, wenn es darum geht, eins mit dem dunklen Kern in uns zu werden... Werden wir dann nicht wirklich irgendwann zu dem, was wir nicht werden wollen?"


Noch einmal setzte er ab und lächelte dann.
"Für dieses Wissen, was durchaus mehr darstellen dürfte, als ein blosses Register von Toten...hoffe ich doch darauf, dass ihr euer Wissen auch gern ab und an mit mir teilt. Ich habe nämlich etwas vor und sammle dazu Material. Ich will versuchen eine Biblithek an Wissen zu schaffen. Die Totenregister sind der Anfang und meine eigenen Aufzeichnungen zu Untersuchungen, doch hoffe ich auf Wissen aus alter, aber auch der jetzigen Zeit, die nachfolgenden Generationen von Menschen, aber auch Kainiten dienlich sein können. Quasi die verlorene Bibliothek meines Ältesten wiederbeschaffen, doch umso mehr noch anzusammeln, als es das Kloster vermochte. Und es auch zugänglich zu machen und zwar im angemessenen Umfang. Dazu eine geheime Lagerstätte für Wissen, welches uns betrifft, doch das dann später einmal. Da es gut überlegt sein muss und recht riskant wäre, käme dies in die falschen Finger....Was sagt ihr? Wollt ihr dabei helfen? Und ich wüsste auch einen recht geeigneten Ort dafür....nur leben darin ein paar...Nonnen..."
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Nicolo Trevisan
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Re: [1045] Der Heiler, der mit dem Tod spricht [Nicolo, Galeno]

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Für einen Moment huschte ein Lächeln über Nicolòs Gesicht, als er bemerkte wie sich Galeno über den Bart fuhr. Sogleich konzentrierte er sich aber auf die Worte und nahm das gesagt wie ein Schwamm auf. Er nickte an der einen oder anderen Stelle, schwieg aber zunächst, bis der Kappadozianer geendet hatte.

"Ich danke Euch für die Ausführungen. Ich bin vor allem an tiefer gehenden Wissen zu den erwähnten Wegen interessiert.
Meinerseits habe ich Euch bereits zugesichert mein Wissen ab und an mit Euch zu teilen. Weshalb ich Euch die Abschrift der Texte Rhazes, über die ich verfüge, anbot. Auch hier hat die Hungersnot meine Bemühungen weit zurück geworfen, aber ich nähere mich der Fertigstellung. Daneben kann ich Euch vielleicht noch Einblicke in meinen eigenen Pfad gewähren, sofern Ihr daran interessiert seid meine ich natürlich. Schließlich ist er doch ungewöhnlicherer Natur. Ich stimme Euch zweifelsfrei darin zu, dass die Via Hummanitas schwierig in unserer Gesellschaft zu beschreiten ist, doch ich würde nicht davon sprechen, dass es keine Möglichkeiten gibt. Manche Unterpfade, so wie meiner, sind gar noch schwerer zu verfolgen."

Nicolò hob die Hand, machte aber eine wegwerfende Bewegung.
"Aber ich will mich nicht darüber beklagen, auf die ein oder andere Weise müssen wir alle mit den Beschränkungen leben. Auch mir gab Alain weitere Einsichten in den Weg der Sünder und vertiefen möchte ich ihn nicht. Wie Ihr, halte ich den Weg für... bedenklich, denn zu leicht fällt verliert man sich in der Begierde..."

Der Salubri schien das Thema nicht weiter zu verfolgen und fuhr mit seiner Hand seinerseits nachdenlich durch den Bart.
"Ein hehres Ansinnen eine neue Bibliothek mit all dem Wissen zu erstellen, insbesondere es zugänglich zu machen. Ich fürchte nur, dass unsere misstrauische Art, Euch da etliche Schwierigkeiten bereiten könnte."
Er blickte Galeno durchdrigend an und setzte schnell hinterher:
"Von anderen meine ich. Ich selber unterstütze Eurer Vorhaben. Wobei ich Eure Bedenken teile, Wissen über unsere Art schriftlich festzuhalten. Vielleicht könnte man es zusätzlich verschlüsseln, auch wenn das kein vollständiger Schutz wäre... Einen Ort wo bereits Nonnen leben, halte ich allerdings für keine gute Idee..."

Während er sprach, blickte Nicolò auf einen Punkt irgendwo in der ferne hinter Galeno und verharrte dort mehrere Augenblicke.
"Wenn es ein weiteres Elysium gäbe, welches sicher und bewacht wäre... Nur fällt mir auf Anhieb kein solcher Ort ein. Ich werde darüber nachdenken..."
Schließlich richtete sich sein Blick wieder auf Galeno.
"Bis dahin... ich arbeite an einem Buch über mein eigenes Wissen der verschiedenen Kräuter. Es wäre sozusagen eine gute Bereicherung für Eure Bibliothek, also könnte ich Euch davon eine Abschrift anfertigen und somit Eurem Wunsch nachkommen. Vielleicht könnte gar einer Eurer Künstler mit an dem Werk arbeiten, in dem er auf meine Anweisung hin einige der Kräuter zeichnet oder malt, was Euer Exemplar ungleich wertvoller machen würde."
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