[1045] Kunst, Hunger und ... [Galeno, Iulia]

[Februar '21]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Nubis
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[1045] Kunst, Hunger und ... [Galeno, Iulia]

Beitrag von Nubis »

Als der Schüler abermals zur Lehrerin kam, brachte er nicht nur den Willen zu Lernen mit sich, sondern auch eine Botschaft seines Herrn.

"Der höchst geschätzte Herr Fiore möchte euch gern in seiner Werkstatt willkommen heissen und mit euch über die letzten Nächte, aber auch die Zukunft sprechen. So ihr gewillt seid, erwartet er euch in sechs Nächten. Gerne führe ich euch dann zu ihm."

Natürlich konnte sie ihm sogleich auch ihre Antwort zukommen lassen. Der Bote konnte nicht vertrauenswürdiger sein.

Im Falle sie nähme die Einladung an, würde folgendes geschehen.

In Sechs Nächten wartete tatsächlich der junge Schüler auf seine Mentorin, um sie zu seinem Herrn zu geleiten. Ohne Probleme würden sie das Anwesen betreten können, denn die Wachen hielten sie nicht zurück. Es ging einen Hügel hinauf, an dessen unterem Ende ein Haus stand, in dem kein Licht mehr brannte. Oben wartete ein herrschaftliches Haus, doch in dieses ging es nicht, sondern links vorbei. Beim haupthaus konnte man erkennen, dass im Innenhof Heilkräuter wuchsen. Ein gut gepflegter, wenn auch derzeit etwas spärlich erscheinender Garten. Der Weg vom Herrenhaus zu dem Anbau war mit Kies ausgelegt und die feinen, kleinen Steinchen knirschten unter den Schritten etwas, waren teils aber auch schon in den Boden hineingetreten worden und hatten etwas wie eine befestigte Strasse gebildet. Ein kleiner Hof, den das rechtwinklige Gebäude mit dem Weg zusammen bildete, war Stellplatz für Bottiche, Wassereimer, Siebe. Mehrere Türen führten von hier in unterschiedliche Werkstätten. Die dem Haus am nächsten war, war nun von Interesse.

Der Diener klopfte und nach einem "Ja, herein!" öffnete er der Besucherin die Tür und gab den Weg in die Werkstatt frei.

Iulia war plötzlich umgeben von Gemälden unterschiedlichster Qualität. Manches nur Entwürfe oder Proben, anderes ausgearbeitete Werke, teilweise von exquisiter Qualität. Manches mochte einen Toreador in seinen Bann ziehen, so meisterhaft war es ausgearbeitet. Anderes dagegen wirkte eher unfertig oder als wenn jemand neue Methoden probierte. Doch alles entstammte einem Geiste. Der Stil war annähernd gleich.
Die Motive gingen vom fröhlichem Zusammenspiel der Gesellschaft in Arbeit und Festen über zu Landschaften, vor allem Genua und Umland, hin zu den Musen, die wirklich ausgezeichnet interpretiert und meisterlich umgesetzt waren, weiter zu Krankheit, Hunger und Tod.... Ein Abriss der Geschichte in Bildtafeln, die zur Lagerung oder zum Trocknen hier aufgestellt waren.

Um die Werkstatt drum herum an dessen Innenwand schmückten Fresken den Raum und luden den Geiste ein, sich der Inspiration hinzugeben. Christliche und gesellschaftliche Themen im Einklang, doch vor allem die Künste in den Vordergrund stellen.

Galenos Tisch war voller Papiere, manche wiesen Zeichnungen auf, die Inhalt einer Chronik sein könnten. Tatsächlich nur Papier, kein Pergament war zu finden. Manch andere waren Tabellen mit Zahlen und Notizen, Trockenfrüchte, Nüsse, getrocknete Kräuter...

Galeno wendete sich ihr sogleich zu. Die Kleidung entsprechend elegant und er gepflegt erscheinend.
Die Arbeitskutte hing über einen Stuhl in seiner Nähe. Ein weiterer Stuhl im Raum am Tisch war wohl für Gäste bestimmt.

"Seid willkommen, werte Iulia. Lasst mich euch zuerst gratulieren zu eurer Freisprechung und eurem Amt."
Sein Lächeln war zuvorkommend und er meinte es durchaus ehrlich.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Iulia Cornelia
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Re: [1045] Kunst, Hunger und ... [Galeno, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Iulia hatte die Nachricht mit einem Nicken entgegengenommen und dem Mann, der bereits seit vielen Jahren sie regelmäßig aufgesucht hatte, um zu lernen, Worte an seinen Herrn mitgegeben. Sie danke für die Einladung und sehe einem gemeinsamen Treffen mit Freude entgegen. Gerne werde sie ihn in seiner Werkstatt aufsuchen. Die junge Ventrue hatte sich abschließend den Weg beschreiben lassen und war dann in jener Nacht gemeinsam mit ein paar Wachen dort erschienen, die sie jedoch vor dem Anwesen ohne großes Aufsehen darum zu machen zurückgelassen hatte. Einzig das Windlicht in ihrer Hand und ihr Schüler begleiteten sie auf ihrem Weg.

Ihre Kleidung war wie immer schlicht gehalten, auch wenn sie eine hohe Qualität besaß. Ein grauer Wollmantel, der als einzige Zierde weißes Lammfell aufwies, welches die Säume schmückte. Der Überwurf war so über ihr Haupt drapiert, so dass das Kleid aus weißer Seide und die Haarbedeckung, welche ihre blonde Mähne vollständig und säuberlich bedeckte, verborgen war. Erst als sie bei und mit Galeno allein war, schlug sie diesen zurück, bevor sie dem Kappadozianer ein freundliches Lächeln, sowie ein respektzollendes Nicken schenkte. Ihre blaugrauen Augen waren nur flüchtig über das Atelier gewandert, einzig den Tenor erfassend, als sie sich nach dem Kainiten darin umgesehen hatte. Offenkundig war er selbst für sie von weit größerer Bedeutung und Interesse, als seine Kunst oder womit er sonst seine Zeit so verbrachte.

„Habt vielen Dank für die Gratulationen, werter Galeno.“, entgegnete die junge Ventrue freundlich, aber auch in ihrem Auftreten sicher und in sich ruhend, bevor sie ergänzte: „Sowie die freundliche Einladung in eure Werkstatt.“ Erst jetzt nahm sie sich die Zeit ihren Blick etwas schweifen zu lassen, bevor er zurück zu dem Kappadozianer fand und anerkennend meinte: „Eine Überaus beeindruckende Kunstsammlung.“ Ihre feingliedrige weiße Hand deutete in einer offenen Geste unbestimmt in den Raum, als sie sich höflich erkundigte: „Würdet ihr mich etwas herumführen wollen, während ihr mir dabei erzählt, was ich für euch tun kann, werter Herold?“
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Nubis
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Re: [1045] Kunst, Hunger und ... [Galeno, Iulia]

Beitrag von Nubis »

Er nickte und trat etwas an ihre Seite, nun ebenfalls als Einladung die Hand in den Raum deutend. Sie sollte sich ihren Weg suchen, entdecken, was sie entdecken wolle und fragen, falls sie fragen wollte. Er würde wohl stets bei ihr sein und über die Arbeit sprechen können. Doch zur Ansprache kam erst einmal etwas anderes.

"Vorerst... wie hat sich mein Diener bei euch behauptet? Ich hoffe doch gut? Ich bin jedenfalls erfreut, dass mich zwischenzeitlich keine Beschwerden von euch erreichten."

Er setzte kurz ab und blickte sie ein klein wenig fragend an, während die Haupaufmerksamkeit auch bei ihrer Wahl der Bilder, die sie betrachten mochte, blieb.

"Zeigte er besondere Talente für ein Lehrelement?"
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Iulia Cornelia
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Re: [1045] Kunst, Hunger und ... [Galeno, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Iulia nickte höflich und schritt gemeinsam an der Seite Galenos langsam der einladenden Geste der Hand folgend nach, bis hin zu einem Werk in dieser Richtung, während sie seinen weiteren Worten lauschte.

„Ich denke es dürfte nun bald eine Dekade sein, seitdem euer Diener mich regelmäßig aufsucht, um sein Können in Etikette und Nahhandel stetig weiter zu verbessern. Offengestanden war Talent jedoch dabei nichts, worauf ich ein Augenmerk gelegt hätte.“, erklärte die Ventrue dem Kappadozianer auf dem Weg mit einem fast beiläufig wirkenden Unterton. Auch ihre eher abwinkende Geste gab zu verstehen, dass er kein größeres Interesse bei ihr geweckt hatte, während sie ihm wohl vermutlich den Hauptgrund dafür diskret zu verstehen gab, als sie höflich ergänzte: Euer Diener verhielt sich jedoch dem eines Kainiten aus hohem Blut angemessen. Er war stets höflich, pünktlich, gelehrig und aufmerksam.“

Iulias blaugraue Augen wanderten einen Moment schweigend über das Kunstwerk vor dem sie angelangt waren, bevor sie wieder zu Galeno sah und meinte: „Euer Diener sollte zwischenzeitlich über genügend Verständnis verfügen, um sich grundlegend in den verschiedenen Schichten der Sterblichen Genuas behaupten und mit ihnen Handel betreiben zu können. Vor allem da es in Genua nur eine sehr schmale Schicht gibt, die dem gebürtigen Hochadel entspringt. Diesem gegenüber könnte es ihm jedoch noch immer schwerfallen. Etwas, was jedoch nicht ihm selbst oder seinem Lernwillen geschuldet ist, sondern vielmehr den Umständen an sich. Was den Handel anbelangt, so denke ich kann ich sagen, dass wir inzwischen durchaus an dem Punkt angekommen sind, an dem ich sein Wissen nur noch weiter festigen kann.“
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Nubis
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Re: [1045] Kunst, Hunger und ... [Galeno, Iulia]

Beitrag von Nubis »

"Nun gut. Das reicht, denke ich. Ich werde es ihm selbst überlassen, ob er sein Wissen festigen möchte, oder nicht. ihn dabei fördern, wenn er es denn möchte und euch weiterhin darum bitten, dies umzusetzen, oder eben es sein zu lassen. Bei ihm ist es wichtig, dass er mit dem entsprechenden Elan an die Aufgaben heran geht. Seine Stärken, die er hat, fördern, den Wissensdrang und die Energie, die er in sinnvolle Aufgaben steckt. Ein hohes Gut, das nicht jeder Diener aufzuweisen vermag, selbst nicht in einem Bande...."

Er lächelte.

"Aber kommen wir zu...uns..."

Er blickte sie nun umso intensiver an, während sie sich etwas mit seiner Kunst auseinander setzte.

"Wir hatten schon in der Vergangenheit miteinander das eine oder andere Gespräch, doch denke ich, dass es sicherlich auch einige Missverständnisse gab. Ich möchte gern versuchen einander...besser zu verstehen. Falls ihr dies ebenfalls wünscht.
Doch vorerst...was ist aus dem kleinen Mädchen geworden?"
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Iulia Cornelia
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Re: [1045] Kunst, Hunger und ... [Galeno, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

„Anne ist wohlauf und am Leben. Habt Dank für die Nachfrage.“, erklärte die Ventrue mit einer unaufgeregten Stimme, bevor sie meinte: „Sie dürfte inzwischen zwölf vielleicht auch dreizehn Jahre alt sein. Also alt genug, um vermählt zu werden. Doch ich habe hierüber noch keine endgültige Entscheidung getroffen.“

Dann wanderte ihr Blick aus blaugrauen Augen kurz nachdenklich über den Kappadozianer, als sie ihn fragte: „Sagt, erkundigt ihr euch der Höflichkeit halber oder hegt ihr gar selbst Interesse an ihr?“ Fragend lag ihr Blick auf ihm, bevor sie lächelte und meinte: „Und ja, ich denke wir können gerne versuchen einander… besser zu verstehen.“

Iulia machte eine öffnende Geste, als sie sich erkundigte: „Was schwebt euch dahingehend vor, werter Galeno?“
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Nubis
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Re: [1045] Kunst, Hunger und ... [Galeno, Iulia]

Beitrag von Nubis »

Eine Braue wanderte nach oben, als sie nach seinem Interesse gegenüber dem Mädchen fragte. Die Augen des Kappadozianers lagen ruhig auf der jungen Ventrue, die Lider leicht gesenkt, sodass er nicht zu sehr starrte.
"Reine Höflichkeit des Schauspiels wegen ... kommt selten vor. Ab und an bei einem politischen Tanz, doch war oder ist dies keiner. Nicht bei diesem Thema. Ihr hattet um Rat gebeten, ich gab euch den meinen und mich wunderte, wie ihr euch entschieden habt. Da sie noch lebt und ihr ansprecht, dass sie vermählt werden könnte, habt ihr euch um sie gekümmert, oder kümmern lassen und sie nicht als Teufelskind dem Tode übergeben. Eine gute Entscheidung. Ich nehme an, sie hat sich an die Eigenheiten ihres Körpers gewöhnen können? Oder hattet ihr doch noch einen Drachen an sie heran gelassen?"

Ein Lächeln legte sich auf die Lippen und er nickte langsam. "Gut, mein Vorschlag wäre, dass wir Fragen und Antworten einander austauschen, dies wahrheitsgetreu wie möglich und ohne Lügen. Dann lieber keine Antwort, als eine Lüge. Oder aber ..."

Er lächelte nun noch etwas mehr, "Singt ihr noch? Wenn ja, so könnten wir auch damit beginnen, uns durch die Kunst näher zu kommen. Sie gibt oftmals so viel mehr preis, als blosse Worte...
Oder schlussendlich beides kombiniert. Aber vielleicht habt auch ihr einen Einfall, so würde es mich freuen, ihn zu hören."
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Iulia Cornelia
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Re: [1045] Kunst, Hunger und ... [Galeno, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

„Nein, ich singe so gut wie gar nicht mehr.“, erklärte die Ventrue, bevor sie einen Moment nachzudenken schien, dann leicht lachte, mit den Schultern zuckte und beinahe entschuldigend meinte: „Tatsächlich weiß ich nicht einmal mehr, wann es überhaupt das letzte Mal war. Inzwischen dürfte es sicher schon an die vier vielleicht auch fünf Jahre her sein. Mindestens. Bedauerlicherweise also nein. Ich kann zwar Kunst betrachten, sie wertschätzen und mich daran erfreuen, aber ich war nie selbst ein Künstler wie ihr.“ Iulia nickte sanft in Richtung des Bildes neben ihnen, vermied es aber den Blick zu ihm zu unterbrechen, bevor sie ergänzte: „Entsprechend könnte ich euch hier vermutlich weit weniger zurückgeben.“

Ein entspanntes Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie erklärte: „Doch auch bloße Worte geben meist viel Preis oder verraten euch etwas mehr über euer Gegenüber. Oder eben auch das Schweigen bei eine Antwort, sowie das Übergehen einer Frage. Also ja, wir können dies gerne so handhaben, wie ihr es vorgeschlagen hattet.“ Die Ventrue machte eine bewusste Sprechpause, bevor sie weiterhin lächelte und beinahe amüsiert darüber meinte: „Eine Antwort der reinen Höflichkeit des Schauspiels wegen jedoch noch vorab: Sie ist weiterhin unverändert und hat durch einen wachen Geist gelernt, körperliche Nachteile auszugleichen. Und nein, ich habe sie nicht getötet, denn dieses Recht steht mir nicht zu. Nur dem Herrn, der über sie wacht.“

Ihre Gesicht wurde wieder entspannter und ihre feingliedrige Hand beschrieb eine öffnende Geste, als sie einladend meinte: „Ihr dürft mit der ersten Frage unter den genannten Bedingungen beginnen, so ihr möchtet.“
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Nubis
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Re: [1045] Kunst, Hunger und ... [Galeno, Iulia]

Beitrag von Nubis »

"Es ist gut, dass ihr so entschieden und die Prozedur dem Kind damals erspart habt."
Er nickte zufrieden und überging den Anfang des Satzes. Sein Interesse war ehrlich gewesen, er musste hier nichts heucheln. Freundlich war er ohnehin...zudem würde man bei ihm wohl noch immer Echtes von Falschem unterscheiden können, wozu also jemanden mit einer Lüge beleidigen.

"Es ist schade, dass ihr nicht mehr singt. Gut, dann fange ich an. Wieso? Ich meine, dass ihr bei unserem ersten Gespräch doch sehr angetan davon wart. Gesang, der Gefühle hervorbringen kann, die Seele berühren kann...möglicherweise. Ihr wolltet sogar mich dazu verleiten zu singen, da ich eine gute Stimme hätte. Ihr bedauert es, sagt ihr. Was hält euch davon ab?"
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Iulia Cornelia
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Re: [1045] Kunst, Hunger und ... [Galeno, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

„Wieso ich nicht mehr singe oder was mich davon abhält es euch beizubringen?!“, widerholte sie seine Frage mit einem amüsiert wirkenden Lächeln, ganz so als hätte sie seine damaligen Worte über Folter nicht vergessen. Dennoch schien die junge Kainitin inzwischen darüber deutlich entspannter zu sein als damals. Versteifte sich nicht, sondern behielt eine kerzengerade Haltung bei. Nahm es inzwischen wohl mit einem gewissen Humor.

„Zeit.“, erklärte sie dann beinahe schlicht, die Antwort auf die vermeintlich rhetorische Frage übergehend. „Ich bin inzwischen freigesprochen. Darf mich Harpyie dieser Domäne nennen. Kind der Aurore, la principessa bianca. Ich habe entsprechend weit mehr Verpflichtungen, denen ich nachkommen darf, als noch vor einigen Jahren. Müßiggang in Form von Singen ist entsprechend zu einem Luxus geworden, den ich mir nicht länger guten Gewissens leisten will.“ Iulia machte eine bewusste Sprechpause.

Dann erkundigte sie sich bei ihm: „Ihr habt das Bestreben von Ilario Contarini Hüter des Elysiums zu werden gegen eure einstmalige Verbündete in der Bekämpfung von Frauenleiden Avelina di Braida unterstützt. Ihr damit öffentlich in gewisser Weise den Dolch in den Rücken gestoßen. Wenn man dies so sagen will. Seid wann wusstet ihr, dass Ilario diese Bestrebung hegt?“
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