[1045] Der Geheime Garten [Achilla, Ilario]

[Februar '21]
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Signora Achilla
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[1045] Der Geheime Garten [Achilla, Ilario]

Beitrag von Signora Achilla »

Es war auf ein Bittgesuch Achillas hin, dass der Hüter des Elysiums, Ilario Contarini, und sie selbst wieder aufeinander trafen. Das Elysium brachte auch eine gewisse Freiheit vom sommerlichen Gestank und alljährlichen Elend der hungernden Stadt mit sich, die wohl eine Wohltat sein konnte.

Die Signora war dieses Mal in den Flickenkleidern einer der Fahrenden gekommen, sogar mit einer Reihe von leeren Masken, die sie an einer Kordel am Gürtel trug. Die bunten, leeren Gesichter hatten allesamt wohl schon ihre Schaustücke gesehen, trugen Gebrauchsspuren und waren wohl auch schon vielfach übergemalt worden. Sie klapperten beim Gehen leise aneinander als würden sie sich insgeheim miteinander unterhalten und belustigen. Achillas eigene Maske war ein halb lachendes, halb weinendes Gesicht - eine Anspielung auf die Masken der Tragödie und Komödie aus einem anderen Zeitalter.

So trat sie auf den Hüter zu - oder erwartete diesen, wo die Wächter des Gartens es ihr bedeuteten.
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Ilario
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Re: [1045] Der Geheime Garten [Achilla, Ilario]

Beitrag von Ilario »

Eine der Wachen wies ihr den Weg durch das kleine Heckenlabyrinth zu nehmen, begleitete Achilla jedoch nicht. Dies waren kainitische Belange und die Wachen angewiesen den Gästen des Gartens, und insbesondere dessen Hüter, Raum und Diskretion zu gewähren.

In der Mitte des Labyrinths erwartete Ilario Achilla an der Granitplatte mit der lateinischen Inschrift. Ein einzelnes Windlicht, mehrere Schritt entfernt, tauchte seine schlanke Gestalt und das bleiche Antlitz in ein schwaches Licht. Er trug eine teufschwarze Tunika und einen Umhang, der einzige Lichtreflex ging von einem silbernen Kruzifix aus, welches auf seiner Brust ruhte. Mit einladender Geste bat der Ancilla die Harpyie zu sich und begrüßte sie.
"Werte Achilla, es ist mir ein Freude euch als Kind Venedigs und meine Nachfolgerin im Amt der Harpyie begrüßen zu dürfen. Es freut mich das alles so gut lief..." Deutete Ilario an.
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Signora Achilla
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Re: [1045] Der Geheime Garten [Achilla, Ilario]

Beitrag von Signora Achilla »

“Habt Dank für diese Worte”, antwortete die Signora geziert. “Es ist nicht oft, dass ich den Namen meiner alten Heimat höre. Noch seltener, dass ich in der Nacht einen treffe, der sie kennt.” Da lag ein Hauch von Wehmut in Achillas Stimme, auch wenn dies vielleicht nicht mehr war als ein Schauspiel. Es war immer schwer zu sagen, denn das unbewegte Gesicht der Maske verriet nicht viel.

“Wann wart Ihr zuletzt dort…?”, erkundigte sie sich behutsam.
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Ilario
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Re: [1045] Der Geheime Garten [Achilla, Ilario]

Beitrag von Ilario »

Seine Augen fanden die ihren, ernst war ihr Blick und von der Farbe ruhiger See. Was wusste die Verborgene? Würde es sie überhaupt interessieren? Wüsste sie etwas damit anzufangen, so oder so? Ilario tätigte einen flachen Atemzug, dann sprach er.

"Es ist ein paar Jahre her... Ich war dort aus verschiedensten Gründen, geschäftlicher wie auch familiärer Natur. Wisst ihr wie es damals war? Die Angst, die mit ihr einhergehende Vereinsamung... Wann habt ihr die Lagunenstadt hinter euch gelassen? Im den letzten Jahren... hat sich dort sehr viel verändert. Wisst ihr darum?"
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Signora Achilla
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Re: [1045] Der Geheime Garten [Achilla, Ilario]

Beitrag von Signora Achilla »

Es war eine ganz ähnliche Vorsicht, mit der nun Achilla über diese Frage nachdachte. Wieviel wusste der Lasombra? Was hatte er gesehen und erlebt? Was konnte sie preisgeben?
Doch Achilla war eine Nosferatu und so kamen weitere Gedanken hinzu: Wissen vorzutäuschen, das man nicht besaß, war eine gefährliche Sache in diesem Clan, der vom Handel mit Wissen lebte. Unwahrheit - noch dazu ohne einen Grund - war noch gefährlicher: Sie raubte dem Händler seine eigene Währung, sie setzte den Wert aller Währung des Clans herab und machte den Händler zu einer Last anstatt zu einem Nutzen. Und was geschah mit einer Last in diesem harten, handfesten Geschäft?
Achilla musste an die Clansbrüder und -schwestern denken, die schon zurück in das verborgene Dunkel verschwunden waren, aus dem sie gekommen waren, ohne Spur.

Und das war der Grund, weshalb sie hier sehr bei dem wenigen blieb, was sie wusste und kannte:
“Ich wurde dort in die Nacht geboren und freigesprochen, ganz so wie jeder auf der Iustitia es nun auch gehört hat”, sagte sie. “Doch zu jener Zeit begann bereits ein Wandel in der Stadt und Domäne. Der Tod ging um.”

Sie machte eine Pause, hatte nicht die richtigen Worte, um zu beschreiben, wie sich die Dinge gezeigt hatten. Die nächsten Worte hätte sie nicht sagen müssen, doch sie bot sie Ilario an, um zu sehen, was er damit tun würde. “Ich war kaum freigesprochen und blutjung, als meine Erzeugerin fiel. Verschwand. Sie war nicht die Einzige. Die Kanäle und Gassen, Plätze und Hallen wurden stiller, gefährlicher ohne dass ein Feind zu greifen gewesen wäre.”
Achilla neigte den Kopf ein wenig. “Meine Erzeugerin riet mir kurz vor Ihrem Ende, zu fliehen. Und dies tat ich. So bewahrte ich wahrscheinlich mein Überleben, doch ich verlor eine Heimat. Das ist, wie ich zur Fahrenden wurde, zur Heimatlosen, für viel zu lange. Die Kainiten, die ewig wandern weil sie es müssen oder weil sie es wünschen sind von anderer Natur als die, die einen Platz für sich finden können. Nur wenige meistern die ewige Wanderschaft, die sie nicht von vornherein bereits im Blut haben.”

“Wahrscheinlich habt Ihr frischere Erinnerungen an Venedig als ich. Sagt, wie war es für Euch? Habt Ihr gesehen und gespürt, was ich nun beschrieb? Hat es für Euch Gesichter, Namen?”
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Ilario
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Re: [1045] Der Geheime Garten [Achilla, Ilario]

Beitrag von Ilario »

"Eure Erzeugerin verschwand, wie so viele... Ich verbrachte ersten Jahre in der ewigen Nacht und auch jene nach meinem eigenen Freispruch in Angst. Es begann schon früher. Etwas ging um, holte sich Kinder, Neugeborene, Ancilla und Ahnen. Das kainitische Leben war wie erstarrt, das Elysium verwaist, mindestens drei Blutvögte verschwanden spurlos.
Mein sehr verehrter Erzeuger, Lucius Valerius Galba, sandte mich nach Genua. Er selbst blieb, gerissen wie er ist konnte er der Gefahr entgehen, doch ich sollte gehen ehe es mich erwischen würde."


In seine Stimme hatte sich ein düsterer Unterton geschlichen, die Erinnerung an jene Nächte, die Präsenz die er gespürt hatte, beunruhigte den Ancilla noch immer.

"Es hat für mich weder Gesicht noch Namen was damals durch die Lagunenstadt schlich, so wei es wohl für niemanden einen Namen oder ein Gesicht hat der noch daovn berichten könnte... Aber es hat sich etwas verändert, das Leben ist in das nächtliche Venedig zurückgekehrt. Es ist eine Veränderung die weitreichende Folgen haben wird, eine Veränderung die in den Ohren solcher die Interessen Genuas nicht nur hier im direkten Umfeld der Stadt sehen viel wert sein mag. Was meint ihr, hätte der Clan der Verborgenen zu Genua Interesse an solchen Informationen? Womöglich um sie zu verkaufen und so den Stand der Nosferatu wieder zu verbessern?"
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Signora Achilla
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Re: [1045] Der Geheime Garten [Achilla, Ilario]

Beitrag von Signora Achilla »

Achilla neigte den Kopf ein wenig auf die Seite. “Ganz abseits vom Stand und dem Willen einer ganzen Brut: Ein solches Geschäft ist sicher eins, über das wir gut reden können. Die Frage ist dann: Was ist’s genau, das Ihr anbietet? Und was ist’s dabei genau, das Ihr wünscht? Immerhin könntet Ihr auch darauf gehen, selbst zu verkaufen, was Ihr erfahrt… So klingt’s ein wenig als hättet Ihr eine schon eine Sache im Sinn.”
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Re: [1045] Der Geheime Garten [Achilla, Ilario]

Beitrag von Ilario »

"Was ich anbiete ist Wissen welches Genua vorbereiten mag auf das was kommt... Politische und strategische Entscheidungen könnte es beeinflussen. Wenn ich dieses Wissen weitergäbe schlicht um Ansehen zu gewinnen bei der Höchstverehrten beispielsweise, bestünde das Risiko, dass mein sehr verehrter Erzeuger darüber verstimmt wäre. Gebe ich es jedoch für Wissen und Geheimnisse weiter, so wäre dies etwas das der sehr verehrte Lucius Valerius Galba sehr gut nachempfinden könnte. Ihr versteht...?

Was ich im Gegenzug möchte wäre es herauszufinden wie der Weg des verehrten Maximinianus seit jener Nacht verlief, da er sich gezwungen sah Genua den Rücken zu kehren. Insbesondere auch wo er sich derzeit aufhält und wie man ihn kontaktieren könnte.
Solltw dies nicht möglich sein wäre ich auch mit Informationen über einen der anderen Ancilla Genuas zufrieden. Den Umfang und Wert dieser Informationen zu bemessen überließe ich den Verborgenen, euer Blut ist dafür bekannt in diesen Handeln maßvoll und angemessen zu sein."
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Signora Achilla
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Re: [1045] Der Geheime Garten [Achilla, Ilario]

Beitrag von Signora Achilla »

“Ai, das verstehe ich wohl, so wie Ihr’s ausbreitet”, stimmte die Signora da zu. “Ich wär’ hier zunächst kaum mehr als Vermittlerin und Sammlung, doch so ist es eben in diesem Geschäft um Wissen und Wertes. Lasst uns also den Handel machen und sobald ich etwas für Euch habe, komme ich zu Euch und mache den Anfang - es sei denn, Ihr wollt den ersten Schritt schon jetzt tun, weil Ihr bereits jetzt Wissenswertes habt, für das verstrichene Zeit nur eine Verschwendung wäre?”
Vielleicht ohne es zu bemerken war die Signora in einen simpel geschäftsmäßigen Tonfall gewechselt. Dies war eben das alte Geschäft und es hatte Vorrang vor den Fragen der Kunst, vielleicht sogar vor dem Einzelnen und der Einzelnen selbst.
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Re: [1045] Der Geheime Garten [Achilla, Ilario]

Beitrag von Ilario »

"Nun, dann haben wir einen Handel und ich gebe euch was ich habe schon jetzt. In Anbetracht dessen, dass Informationen an Wert verlieren mit der Zeit..." Und so erzählte er der Signora, was sich in jüngster Zeit in der Lagunenstadt und ihrer Einflussphäre zugetragen hatte, deutete Entwicklungen an und Verstrickungen, die früher oder später auch Genua tangieren würden.

Schließlich endete Ilario mit ernster Miene
. "Ihr seht, die alte Heimat hat sich verändert."
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