[1045] Stufe um Stufe [Angelique, Benjamin]

[Februar '21]
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Benjamin
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[1045] Stufe um Stufe [Angelique, Benjamin]

Beitrag von Benjamin »

Im Sommer 1045 a.D. als die Hungersnot Norditalien bereits fest im Griff hat kommt ein Bote an den Geschlechterturm am Hafen. Er hält eine Einladung in seinen Händen, diese sei an die Herrin des Hauses zu übergeben. Eine Einladung nach Pontedecimo. Es ginge um jene Frage die vor Jahren einmal fast gestellt worden wäre, dann jedoch auf eine andere Nacht vertagt wurde. Der Herr Benjamin würde sich freuen wenn die Hausherrin der Einladung nachkommen würde, und würde sie auch entsprechend abholen lassen. Falls sie noch etwas bestimmtes benötigen würde, so könne sie dies gerne dem Boten mitteilen, sollte es in der Möglichkeit des Herrn Benjamin liegen, so würde dieser versuchen es zu beschaffen.
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Angelique
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Re: [1045] Stufe um Stufe [Angelique, Benjamin]

Beitrag von Angelique »

Eine sehr erschöpfte und in Kontemplation vertiefte Angelique ließ sich abholen und nach Pontedecimo bringen, nachdem man dem Boten bereits in Auftrag der Malkavianerin eine Zusage mitgegeben hatte.

Das Jahr war fordernd gewesen und sie hatte sich schwer verausgabt. Da sie eine Perfektionistin war, die keine stringente Ordnung halten konnte, passierte so etwas schon in guten Jahren schnell. Aber 1045 Anno Domini war schon sehr fordernd gewesen. Anstrengende Prophezeiungen, anstrengende Jagden in Hungersnot, anstrengende Caritas, anstrengende neue Mitvampire.
In fernen Zeiten würde man das Brenn-aus oder so nennen.

Angelique nahm sich immer zu viel vor und wurde dann durch die körperlichen und leider auch mentalen Grenzen ihres unfertigen kleinen Kinderleibs ausgebremst und landete auf der seelischen Nase.
Am schlimmsten hatte der Drogentrip von Valorios Machenschaften sie mitgenommen und ein unerwarteter Angriff ihres Gewissens an anderer Stelle.
Damit musste sie erst noch fertig werden.

Sie wirkte wie ein übernächtigtes Kind, das tags zuvor zu viel Dünnbier getrunken hatte, als sie lächelnd den Benjamin begrüßen kam.
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Benjamin
Assamit
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Re: [1045] Stufe um Stufe [Angelique, Benjamin]

Beitrag von Benjamin »

Als die Malkavianerin und der sie abholende Reiter langsam die sich windende Straße in Richtung des Bergpasses auf dem Pontedecimo liegt erklimmen merkt man langsam, wie düster und bedrückend dieser Anstieg selbst bei Tage wirken muss. Je näher man Pontedecimo kommt desto häufiger werden die Sichtungen von Ghängten oder aufgespießten Menschen. Hier oben schien man keine Gnade mit Räuberern und Essendieben sowie Wegelagerern haben. Es wirkt schon irgendwie gespenstisch wenn eine Leiche im warmen Sommerwind am Strick einer Kiefer baumelt und sowohl das Holz als auch der Strick leicht quietscht und knarzt.

Pontedecimo selbst ist überraschend gut bewacht. Die früher größtenteils leicht besetzten Wachhäuser sind nun komplett in Benutzung und eine Wachmanschaft von fünf Leuten von denen drei trainierte Zivilisten sind, hält Patroullie. Es ist durchaus eine lange Reise, sie brauchen sicherlich gut drei viertel der Nacht bis sie ankommen. Die beiden und das Pferd werden wohl schon erwartet , denn es ihnen wird ohne weitere große Fragen das Tor geöffnet. In Pontedecimo ist die Hungersnot trotzdem durchaus zu spüren. Aber die Leute scheinen besser durchzukommen als anderswo. Ein paar Jäger betreten mit ihnen das Dorf und bringen ihre Jagd zu einem Zelt.

Der Reiter hält weiter auf den Burgfried zu in den sie auch kurze Zeit später einkehren. Die Tore sind offen und man sieht ein frisch eingerichtetes Zeltlager.

Sie werden eingelassen und von Benjamin empfangen als er die ganz offensichtlich durch den Wind gekommene Angelique sieht, sieht man so etwas wie Sorge in seinem Blick. "Die Nacht zum Gruße werte Angelique. Darf Ich euch den Freiherrn Martino von Pontedecimo vorstellen." Der Mann von dem Benjamin gerade gesprochen hat ist ein Älterer Mann so um die sechzig, graue Haare und ein grauer Bart umgeben sein trotzdem noch erstaunlich energisches Gesicht. Er verneigt sich vor der kleinen Dame und lässt dann alles weitere veranlassen. Der Bergfried ist für die größe der Stadt überraschend ausgebaut und kurze Zeit später finden sie sich in einem angenehm eingerichteten Zimmer wieder. Nicht allzu groß aber auch nicht nur eine Schreibstube. Es ist mit Teppichen und allerlei Kissen eingerichtet.

Angelique wird hineingeleitet und kurze Zeit später kommt Benjamin mit einem Tonkelch zu ihr. "Nehmt dies. Es ist nichts für den erlesenen Gaumen, aber wird euch hoffentlich wieder etwas Kraft geben." Sollte Angelique trinken so schmeckt sie den schaalen Geschmack von Tierblut was schon etwas erkaltet ist. Es nährt aber mehr auch nicht.

"Ihr hättet doch etwas sagen können, bevor ihr den ganzen Weg auf euch nehmt werte Angelique. Ich bin ehrlich zu euch. Vor gar nicht allzu langer Zeit erging es mir ähnlich wie euch. Wurdet ihr auf eurem Weg getestet?" Der Gedanke an eine Weissagung ist schon seit dem Eintreten Angeliques in den Burgfried kein Thema mehr.
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Angelique
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Re: [1045] Stufe um Stufe [Angelique, Benjamin]

Beitrag von Angelique »

Oh, so viele tote Sünder, die ihr Herz erfreuten! Sie musste Benjamin später fragen, ob sie ein wenig vom kalten, bitteren Blut der Ungerechten naschen durfte, die da hingen.

Sie grüßte müde die schlummernden, satten Raben auf des Schafotts. Wenigstens sie selbst und ihre Aasfressergefährten mussten in so schlimmen Zeiten nie hungern. Die Orakelvögel des Wotan waren ihr so lieb wie die Eulen der Lillith. Eine Seelenverwandtschaft unter Unglücksvögeln.

Und dann stellte Benjamin ihr auch noch diesen wundervollen reifen und herrischen Freiherrn vor, der wie ein Idealbild auf die nach Geborgenheit und strenger Hand sich sehnenden Angelique wirkte, die für immer ein Papatöchterchen bleiben würde.

Ach, wäre sie doch nur nicht so mental erschöpft und von denen Erfahrungen des letzten Jahres ermüdet!

Auf die Frage von Benjamin nickte sie. "Dem HErrn hat es gefallen, mein Herz zu prüfen und ob es noch Mitleid empfinden kann. Und bei einem Orakelspruch hat ER mir auch meine Schwächen mahnend vor Augen geführt, dass ich das Feuer Michaels zu fürchten haben, selbst wenn ich SEin Werk tue."

Sie lächelte dann aber. "Aber das habe ich gebraucht und bin gestärkt im Glauben daraus hervorgegangen. Immer haben mich die Diener der Herzöge der Hölle in den letzten Jahrzehnten in Versuchung geführt, GOtt abzuschwören und ihren falschen Wegen zu folgen. Und manche waren auch überzeugend, lockten mit Logos und Sophia, andere waren einfach nur plump.

Doch nun bin ich mir sicher und fest auf meinem Weg, mag er auch noch so steinig sein."

Sie seufzte. "Bin ich auch jenseits der Erschöpfung, die ein Mensch in einem Wechsel der Jahreszeiten ertragen kann, so will ich doch meine Pflicht vor GOtt gerne erfüllen und die Euch versprochene Weissagung tun.
ER wird mir Gesichte senden oder nicht. Es ist alles in SEiner Hand."
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Benjamin
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Re: [1045] Stufe um Stufe [Angelique, Benjamin]

Beitrag von Benjamin »

Benjamin hört den Worten der geschlauchten Malkavianerin aufmerksam zu. Als sie darüber redet das Gott sie prüft wird er hellhörig. "Eure Worte deuten an, dass wir auch wenn wir sein Werk tun trotz allem immer noch verflucht sind und die Flammen Michaels die Macht besitzen uns unseren rechtmäßigen Platz zuzuweisen... Würde es euch etwas ausmachen mir mehr über diese Vision zu erzählen? Auch lasst mich sagen, dass Ihr zwar zugesagt hattet. Doch will Ich euch nicht über alle Maßen strapazieren wenn ihr es nicht wirklich selbst wollt. Es würde kein Problem darstellen wenn wir das ganze vertagen. Eure Gesundheit und euer Seelenheil ist mir wichtiger als eine Weissagung werte Angelique!" sein sorgenvoller Blick unterstreicht seine Worte.

"Solltet ihr aber dennoch fortfahren wollen. So würde Ich sagen dass wir eure Weissagung auf Morgen Nacht verschieben. Wir haben nicht mehr viel Zeit bis die Sonne aufgeht und Ich würde es mir nicht vergeben können sollte euch irgendetwas zustoßen. Ihr seid natürlich eingeladen für so lange wie ihr wollt mein Gast zu sein. Dieser Bergfried bietet euch mehr als genug Möglichkeiten sicher zu ruhen. Abseits von diesem Vorschlag würde Ich gerne noch sagen, dass Ich erfreut bin dass ihr das Gefühl habt ihr seid nun noch fester auf eurem Weg, durch die Prüfungen die euch auferlegt wurden."
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Angelique
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Re: [1045] Stufe um Stufe [Angelique, Benjamin]

Beitrag von Angelique »

"Danke", meinte sie matt. "Ich will gerne Eure Gastfreundschaft genießen und morgen Nacht zur Tat schreiten. Wenn Ihr Paraphernalien hättet, würde ich es gerne versuchen."

Und das würde sie in der nächsten Nacht auch tun. Unwohlsein hin oder her.

Sie würde die Sterne befragen und die Leber eines Tiers, in der sich in altem ligurischem und etruskischem Glauben das Firmament widerspiegelte und seine geheimen Bahnen der Gestirne im Gekröse für den Wissenden offenbarte.
Sie würde das Schicksal lesen und nicht in schmerzlichem Ritual anstrengend erzwingen. Lesen konnte sie immer, egal wie erbärmlich sie sich fühlte und egal ob die Lektüre eine blutige Leber war.

Vampire gaben soviel auf das Herz und seine Bedeutung, aber für die alten Kulturen und ihre Magie und Mantie war es die Leber, in der Blut und Seele kochten und das Gespinst der Sterne widerhallte.

Int+Enig
[21:22]
!roll 7d10

RPBot
BOT
heute um 21:22 Uhr
@🌜 Angelique (Olaf) rolled 42. (4 + 8 + 7 + 4 + 4 + 5 + 10 = 42)
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Il Canzoniere
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Re: [1045] Stufe um Stufe [Angelique, Benjamin]

Beitrag von Il Canzoniere »

Die kleine Malkavianerin hatte kaum die Hälfte jener Lesungen vollzogen die sie immer sprach um darüber hinwegzutäuschen, dass sie nicht bei jedem Mal Innerein lesen irgendetwas bedeutungsvolles sah, als sich dort in den Überresten des Lamms (das dargebotene Stück verbranntes Holz hatte die Malkavianerin nicht einmal angefasst) etwas eigenartiges tat.

Es begann zu bluten.

Mit Blut kannten sich die beiden Kainiten zwangsweise aus, daher erkannten sie sofort das jenes Verhalten nicht nur ungewöhnlich sogar unmöglich war. Nicht nur das es nicht mehr so frisch war das es auf diese Art bluten würde, jene Teile des Gekröses hatten in der Regel nicht einmal solch dunkles Blut. Aber Blut war es, das erkannte man am Geruch, der sich besonders für Benjamin sehr deutlich von dem Geruch der Vitae unterschied.

Die auslaufende Flüssigkeit, nicht ganz ein Viertelliter, suchte sich nun langsam seinen Weg auf den Fußboden um dort eine kleine Pfütze zu bilden. Etwas versickerte im Boden. Der Rest schien sich dazu entschlossen zu haben an Ort und Stelle einzutrocknen, wenn man ihm die Chance dazu geben und zwei oder drei Stunden warten würde.
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Angelique
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Re: [1045] Stufe um Stufe [Angelique, Benjamin]

Beitrag von Angelique »

Angelique würde geduldig warten und derweil die Hepatoskopie der Leber fortsetzen, während das Blut trocknete. Sie nahm ihre Aufzeichnungen zu Hilfe, die den Makrokosmos der Gestirne mit dem Mikrokosmos der Lebertopographie in Verbindung setzten.

Sie hoffte derweil auf eine Art Mentekel, das das Blut bilden würden und das sie problemlos deuten konnte.
Vielleicht war diese Erscheinung eine psychometrische Resonanz auf das nahe Holzstück. Es erinnerte sie an Geschichten der germanischen Hellseherei, die die Quellen und auch Brimir ihr beschrieben hatten. Auch da begannen Wunden zu bluten oder das Blut Bahnen zu ziehen und Runen zu bilden, aus denen die weisen Frauen das Schicksal lasen.
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Benjamin
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Re: [1045] Stufe um Stufe [Angelique, Benjamin]

Beitrag von Benjamin »

Benjamin schaut gespannt und mit aufgerissenen Augen auf das auslaufende Blut, ein kurzer Blick zu Angelique offenbart dieser, ihrer ausgewachsenen Empathiegabe geschuldet, dass es ihn in den Finger juckt das Blut zu untersuchen. War dies gefahrlos möglich ohne die ihm innewohnende Kraft zu zerstören?

So oder so würde er dem Flussverlauf ganz genau folgen, seine Nase so nah wie möglich an die Flüssigkeit bringen, in der Hoffnung dass man möglicherweise durch das entstehende Bild, oder eine gewisse Note mehr über den Ursprung dieses Sekrets herausfinden könne. Konnte man möglicherweise die Umrisse einer Stad, eines Sestieres oder eines Gebäudes erkennen? Ebenso studiert er genau die Reaktion des Mondenkindes. War so etwas normal? Konnte sie hier vielleicht noch mehr als er erkennen?
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Il Canzoniere
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Re: [1045] Stufe um Stufe [Angelique, Benjamin]

Beitrag von Il Canzoniere »

Das Blut trocknete. Sicherlich eine gute halbe Stunde benötigte es dafür, versickerte teilweise einfach, teilweise verlor es seine Flüssigkeit an die Luft und erstarrte zu einer dünnen Matschigkeit. Mehr ungewöhnliches oder gar spektakuläres passierte nicht.
Die mit solchen Dingen bewanderte Angelique aber hatte bereits eine Idee was es damit auf sich haben könnte und überprüfte, während das Blut noch trocknete die Lebertopographie mit den Gestirnen, fand jedoch keine wirklich schlüssigen Erkenntnisse auf eine Verbindung. Sicher, irgendwie konnte man den Widder darin hineinlesen oder einen auf dem Kopf stehenden Krebs mit etwas Phantasie erkennen, aber sonst gab es viel mehr was nicht passte als solche Dinge die es taten.

Benjamin hingegen hatte nur Blick für das vergossene Blut, welches nach dünnem Tierblut roch, wenn auch allein durch den Geruch kaum feststallbar war welches Tier. Vermutlich Lamm, da es ja auch eine Leber von einem Lamm war. Aber seine Überlegung ob es erkennbare Muster oder Umrisse gab, war nicht falsch, wie er bald erkennen konnte, daher vermied er es den Finger hineinzustecken und es zu kosten. Sich ein wenig die Zeit vertreibend beobachtete er Angelique, die mit Hilfe einer großen Schriftrolle offenbar Vergleiche auf der Oberfläche der Leber suchte.

Eine halbe Stunde später ließ sich dann eine gewisse Struktur auf dem Boden, in den Überresten des versickerten Blutes finden. Da waren hellere und dunklere Stellen, Linien und Formen. Die Umrisse einer Pfütze, keiner Stadt oder eines Sestieris. Etwas besonderes ließ sich - zumindest für Benjamins Augen - nicht erkennen. Nur Blut das im Boden versickert war und ein paar Hinterlassenschaften zurückgelassen hatte. Auch Angelique kamen die Muster nicht bekannt vor. Viel zu natürlich entstanden, zu wenig geplant, wie es bei menschlichen Strukturen der Fall war.
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