[1045] Laubengang [Valerios, Iulia]

[Februar '21]
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Valerios
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[1045] Laubengang [Valerios, Iulia]

Beitrag von Valerios »

Nur wenig hatte er von dem neuen Elysium gesehen, bei seinem letztem Treffer mit dem Liktor. Und so kam der Setit nach ein paar Wochen wieder.
Huschte durch das Tor von Mascharana her, vorbei an den schweigenden Wächtern in der Dunkelheit. Die Rosen waren noch in voller Blüte, Stille lag auf dem Garten.
Eine fruchtbarer, heiler Ort - im Kontrast zu dem ausgedörrten und abgegrasten Genua - der ihn aufatmen lies. Eine Zuflucht für die Niemals-Hungrigen.
"Es ist nicht so sehr die Hilfe unserer Freunde, die uns hilft, als vielmehr das vertrauensvolle Wissen, daß sie uns helfen werden."
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Iulia Cornelia
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Re: [1045] Laubengang [Valerios, offen]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Schon früh erkannte der Setit, dass er hier heute Nacht nicht allein sein würde. In eben jenem Gang aus hölzernen Bögen stand die Harypie Genuas vor einem der Rosenbüsche. Hochgewachsen. Schlank. Schön wie eh und je in einem zarten Hauch von seidenem Nichts, während sie über ihrem Arm den grauen Umhang mit dem weißen Lammfell besetzten Rand entspannt geschlagen hatte.

Nachdenklich schien sie die Augen der Triebe zu betrachten, die in Bälde zurückgeschnitten werden müssten, um altes Holz abzutrennen und neuen Trieben im nächsten Jahr genügend Nahrung zu geben, um zu voller Blüte erstrahlen zu können. Doch das Jahr war mager gewesen und der Hunger hatte seine kalten Hände auch nach Genua ausgestreckt. Es war fraglich, ob sie im kommenden Jahr überhaupt erblühen würden, wo das Land umher verdorrte.

Die Ventrue selbst schien nicht in Eile, denn sie bewegte sich nicht weiter. Vielmehr wirkte sie wie eine marmorne Statue, die hier in diesem kunstvollen Garten einen festen Platz gefunden hatte. Die Teil davon war und diesen andächtig zu bewundern schien, auch wenn sich dieses Gefühl in dem unbewegten, glatten Gesicht der Ventrue nicht widerspiegelte.

Ob sie den Jünger des Seth auf Grund seiner huschenden Bewegungen nicht mitbekommen hatte oder ob sie ihn bewusst ignorierte war schwer zu sagen. Ihr Blick lag jedoch nachdenklich auf dem Kopf der Rose vor ihr.
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Valerios
Jünger des Seth
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Re: [1045] Laubengang [Valerios, offen]

Beitrag von Valerios »

Unsicher blieb der Setit stehen, als er die Haryie bemerkte. Soviel war geschehen, seit ihrem letzten Zusammentreffen. Ihrer beider Welt hatte sich deutlich verändert. Doch Iulia hatte nichts von ihrer rätselhaften Ausstrahlung verloren. Ein Geheimnis war gelüftet worden, doch war sie für ihn Teil eines größeren Rätsels geworden. Eines Rätsels, das diese ihrer beider Welt beherrschte.

Er machte vorerst keinen Anschein auf sie zu zu gehen, auf die Fremde.

Die Eulen in den schwarzen Baumkronen schwiegen an diesem Abend. Ein gutes Zeichen?
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Iulia Cornelia
Ventrue
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Re: [1045] Laubengang [Valerios, offen]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Es verging einige Zeit, in der die junge Ventrue einfach nur dastand. Unbewegt und ungerührt. Abwartend. Ganz so, als wäre sie tatsächlich nicht mehr als eine steinerne, kalte Statue. Dann jedoch öffneten sich ihre zarten Lippen und mit einer samtigen Stimme, die manch Männerherz wohl zum Schmelzen bringen konnte, sprach sie, ohne ihn jedoch dabei anzublicken.

„Sagt, fürchtet ihr euch vor dem Kind des Prinzen?“, erkundigte sich die Ventrue mit einer gleichmäßigen und unaufgeregten Stimme, bevor sie ohne ihn noch immer anzusehen weiter ergänzte: „Oder warum verbergt ihr euch wie eine Schlange im Unterholz sobald sie Schritte kommen hört?“
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Valerios
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Re: [1045] Laubengang [Valerios, offen]

Beitrag von Valerios »

"Ich fürchte mich vor einer Frau, die ich enttäuscht habe, wohlwerte Harpyie"
Erfurcht und Unsicherheit beherrschten die Stimme des Setiten, der weiterhin im Rosengang stehen blieb.
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Iulia Cornelia
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Re: [1045] Laubengang [Valerios, offen]

Beitrag von Iulia Cornelia »

„Harpyie.“, widerholte die Ventrue nicht ohne eine gewisse Spur Humor in der Stimme bei dem Wort, als er ihren kühlen Blick auf sich spürte und sie ernster feststellte: „Ihr solltet euch nicht vor der Frau fürchten, sondern vor dem Kainiten.“ Damit wandte sie sich zum Weitergehen in das Elysium von ihm ab. Für einen Moment wirkte es, als würde sie ihn einfach hier stehen lassen, bevor ihre freie Hand eine Geste an ihre Seite machte. „Erzählt mir davon.“, meinte sie wohl an ihn gerichtet einladend, denn zumindest war Niemand anders offenkundig zu sehen, der damit hätte gemeint sein können.
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Valerios
Jünger des Seth
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Re: [1045] Laubengang [Valerios, offen]

Beitrag von Valerios »

„Der Blick einer Anderen formt meinen Leib in seiner Nacktheit. Bringt ihn hervor, wie er ist, sieht ihn, wie ich ihn nie sehen werde.
Wen auch immer ich fürchte, das Bestialische bleibt dasselbe: Der Andere besitzt ein Geheimnis: Dessen, was ich bin.
Das ist, was mich mit Furcht erfüllt.“


Erst am Ende des Satzes hebt sich sein Fuß, um einen Schritt zu tun.
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Iulia Cornelia
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Re: [1045] Laubengang [Valerios, offen]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Die Harpyie schlenderte langsam entlang des Weges durch das Elysium weiter. Völlig ohne Eile oder erkennbaren Bedenken darüber, dass sie gerade den Setiten in ihrem ungeschützten Rücken hatte, solange dieser noch nicht zu ihr aufgeschlossen hatte.

„Ihr sprecht in Rätseln.“, erklärte die Ventrue mit ruhiger Stimme, offenlassend, ob sie dies nun gut oder schlecht fand. Ob sie darüber nachdachte oder ob es ihr einerlei war. „Wie gedenkt ihr mit eure Furcht umzugehen? Denkt ihr, ihr werdet das gelüftete Geheimnis jemals wieder verbergen können?“, erkundigte sich die Harpyie.
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Valerios
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Re: [1045] Laubengang [Valerios, offen]

Beitrag von Valerios »

"Ich gedenke die Furcht gehen zu lassen sowohl vor der Frau als auch vor dem Kainiten - und weiter nach meinen Fehlern zu fragen, die ich offensichtlich mache.

So gilt Ausführlichkeit als Hybris und Schwatzhaftigkeit habe ich vernommen, nicht als Zugewandtheit,
Schmeichelei als Beleidigung und nicht als Höflichkeit,
Von sich nur als Teil eines größeren Ganzen zu sprechen, anstatt von sich als Einzelnen als Anmaßung nicht als Demut
Geschäftliches als unerwünschte Profanität nicht als gegenseitige Sorge und Pflege der Beziehung
Leidenschaft als Rüpelhaftigkeit nicht als aufrechtes Bemühen..."


In seiner Stimme lag eine tiefe Zerknirschung, fast Wehmut und Resignation - die weit über sie beide hinausging.
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Iulia Cornelia
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Re: [1045] Laubengang [Valerios, offen]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Iulia lächelte ein freudlos wirkendes Lächeln, als sie feststellte: „Unsere Welt ist kompliziert.“ Schweigend schritt sie weiter, bevor sie mit den Schultern zuckte und sie letztlich meinte: „Aber so ist sie eben.“

Ihr Blick ging leicht über ihre Schulter zu ihm, als sie nun deutlich an ihn gewandt sprach: „Ich hatte versucht euch zu warnen vor euren Fehlern. Dass ihr über kurz oder lang damit Jemanden verärgern werdet.“

Ihre blaugrauen Augen wandten sich erneut in die Richtung in die sie schritt, während sie feststellte: „Womöglich hätte ich deutlicher sein sollen. Klarer.“ Die Ventrue zuckte leicht mit den Schultern.
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