[1045] Reiher und Einhorn [Arash, Nicolò]

[Nicolo Trevisan]

Während eines ihrer Aufenthalte im Hafen, trat Ein kahlköpfige Mann in den vierzigern Tia entgegen.
Er war ihr vielleicht noch im Gedächtnis geblieben, war er einst doch häufig an der Seite eines bestimmten Salubris zu sehen gewesen. Auch wenn er nun deutlich älter aussah, blickten seine Augen immer noch auf die gleiche Art wachsam drein. Gekleidet war er auch wie früher in einem Gambeson und an seinem Gürtel baumelte ein Langmesser von guter Machart.

Freundlich nickte Tebaldo Tia zu, während er näher kam.
"Mein Herr bittet mich, Euch eine Botschaft zu überbringen."
Womit er in gebührlichen Abstand vor ihr zu stehen kam.

"Bitte richtet Eurem, äh nun, bitte richtet dem verehrten Arash aus, dass mein Herr Trevisan um ein Treffen bittet. In dem Haus, wo er einst einen Eurer Mannen heilte. Wenn es möglich sein sollte, zum nächsten Neumond."

[Arash]

Tia sah den Mann erst ein wenig misstrauisch an, dann erschien aber Erkennen in ihrem Blick. "Ahh. Ich glaube ich weiß wen ihr meint." nickte die junge Frau und leckt sich über die Lippen. "Ich werde es ihm ausrichten. Ich kann euch aber nicht versprechen, ob er kommt. Aktuell meidet er die Stadt." sie seufzt. "Richtet eurem Herren aus, dass ich versuche, dass er zum Neumond am Haus sein wird."

In der nächsten Neumondnacht huschte ein Schatten durch die Stadt. Gekleidet in eine dunkelgrünen Kapuzenumhang, huschte er von Schatten zu Schatten, trat nie in die Mitte der engen Straßen, sondern hielt sich immer in der Nähe der Wände. Eine Zunge fuhr über die Lippen des Schattens, dann blieb er stehen. Das Haus vor ihm kam ihm bekannt vor und kurz stieß er ein Knurren aus, als ein verlorenes Gesicht vor seinem geistigen Auge erschien. Aber er schüttelte den Gedanken ab und klopfte an der Tür. Laut und deutlich.

[Nicolo Trevisan]

Rasch darauf wurde die Tür von kahlköpfigen Tebaldo geöffnet, er war kein junger Mann mehr, wie Arash ihn in Erinnerung hatte, dennoch bewegte er sich immer noch mit einer gewissen Geschmeidigkeit die von jahrelanger Übung zeugte.
"Verehrter Arash?" war fragend von Tebaldo zu hören, während er in die Dunkelheit spähte. Schließlich nickte er, "bitte folgt mir, verehrter Arash."

Womit er den Gangrel direkt in die Wohnstube führte. Hier hatte sich nicht viel verändert. Immernoch stand ein wuchtiger Tisch in der Mitte des Raumes, an den Wänden einige Truhen und eine Feuerstelle erhellte den Raum aus einer Ecke heraus.
Der Vorhang, hinter dem Nicolò dereinst seine Patienten behandelt hatte war allerdings verschwunden. Als Mobiliar dienten weiterhin die zwei Bänke und der verzierte Stuhl.
Nicolò selbst stand grübelnd in einer Ecke des Raumes, wie üblich in einen hellen, wollenen Kittel gekleidet, und als Tebaldo den Gangrel ankündigte, wandte sich Nicolò seinem Gast mit einer respektvollen Verbeugung zu.
"Werter Arash, ich danke Euch, dass Ihr meiner Einladung gefolgt seid. Bitte setzt euch doch," dabei deute Nicolò in Richtung des Tisches, weder gezielt auf die Bank, noch auf den Stuhl. Mit einem Wink bat er Tebaldo unterdessen sie allein zu lassen und wo auch immer der Gangrel beschloss, sich zu setzen oder stehen zu blieben, setzte sich Nicolò ihm gegenüber.
"Es ist lange her, seitdem wir uns hier unterhielten und ich fürchte, es ist bereits zu viel Zeit vergangen. Aber ich falle wohl wieder mit der Tür ins Haus. Nach den Nächten habe ich Euch zunächst nicht gefunden und in den momentanen Zeiten, aber ich hatte gehört, dass Ihr mit der Jagd nach den Mellissiden oder wie auch immer sie sich dann wohl genannt haben, sehr beschäftigt wart. Und momentan bin ich voll und ganz damit beschäftigt, die Herde der höchst verehrten Prinzen so gesund zu halt, wie ich es überhaupt vermag. Aber ich fürchte ein Treffen unsererseits duldet kein weiteres Aufschieben."
Ein neugieriger Blick traf Arash, während der Salubri fortfurh:
"Ich bin mir sicher, dass Ihr einige Fragen haben werdet."

[Arash]

Arash nickte nur knapp auf die Frage des Ghuls hin und folgte diesem dann. Sein Blick schweifte beim Eintreten in die Wohnstube umher. Wie ein Raubtier, dass sich seiner Umgebung bewusst war und immer wissen wollte was wo stand. Als der Salubri sich verbeugte und ihn begrüßte, erwiderte der Gangrel die Verbeugung. "Seit auch ihr mir gegrüßt werter Nicolo Trevisan." schnurrte er und nahm die Einladung sich zu setzen tatsächlich an. Er lies sich auf der Bank nieder, allerdings nicht wie man es erwarten konnte, sondern er stieg auf diese und ging dann in Hocke, wie ein Raubtier, immer bereit zum Sprung. Seine Arme blieben dabei auf den Knieen liegen, so dass seine Finger sich verschränken konnte. Offenbar war er derzeit entspannt und erwartete keinen Angriff, auch wenn ein Teil seiner Haltung etwas anderes sagten.

Träge blinzelte er während Nicolo sprach. Dann schüttelte er mit dem Kopf. "Für alles gibt es Gründe. Aber ihr solltet nicht alles glauben, was ihr hört. Die Mellissiden sind doch laut dem verehrten Seneschall doch kein Problem mehr." Die schnurrende Stimme verriet das Arash davon nichts hielt. Nachdem der Salubri geendet hatte fletschte er die Zähne. "Fragen..." lies er das Wort über seine Zunge perlen, bevor sich Ungeduld in seinen Blick mischte mit dem er seinen Gesprächspartner bisher gemustert hatte. "Fallt ruhig mit der Tür ins Haus. Das erspart uns beiden Zeit." knurrte der Gangrel. "Ihr wolltet mich sprechen und es klang wichtig. Ich bin hier, um zu hören was ihr zu sagen habt. Nicht um Schmeicheleien auszutauschen." Offenbar war der Geduldsfaden Arashs nicht so lang, wie man vielleicht hoffen durfte.

[Nicolo Trevisan]

Nicolò zuckte als Entgegnung nur mit den Schultern, denn es war auch einerlei, wofür die Zeit verstrichen war. Dann aber lächelte Nicolò den Gangrel milde an, doch breitete sich dieses nicht bis zu den Augen aus.
"Gut, gut. Schmeicheleien auszutauschen auch mir fern, zumindest wenn man den gesellschaftlichen Gepflogenheiten entkommen kann. Für solche Dinge mögen andere Zeit haben..."

Unnötigerweise holte der Salubri tief Luft, bevor er fortfuhr.
"Ihr erinnert Euch an das letzte Gespräch, hier in diesem Haus, als ich Euren Mannen heilte? Damals tauschten wir uns über die Jagd aus, die Jagd nach den Teufelsanbetern. Damals machte ich deutlich, dass ich als Gegenleistung für meine Dienste als Medicus, den Wissensaustausch mit den Liktoren sah, zumindest was die Baali anginge. Leider hat dieses dann nie stattgefunden."
Immernoch war dem Salubri der Abscheu über die Teufelsanbeter zu entnehmen, als er ihren Namen aussprach. Bevor Nicolò weitersprach, hob er beschwichtigend die Hand, schließlich wäre es möglich, dass Arash aufspringen oder ähnliches tun würde, man konnte es nicht sagen.

"Seitdem ist viel in der Domäne vorgefallen und die Liktoren von einst, sind nicht mehr. Es gibt Neue und einigen vertraue ich und anderen nicht. Daher ist das wohl nun Unbedeutet. Für mich stellt sich die Frage, ob Ihr immer noch auf der Jagd nach den Baali seid oder ob Ihr inzwischen andere Prioritäten und Interessen gesetzt habt - genug zu tun ist hier in Genua wohl allemal."

Nun schaute Nicolò den Gangrel ernst und intensiv an, die folgende Antwort und ihre Ausprägung war dem Salubri offenbar wichtig.

[Arash]

Tatsächlich reagierte Arash nicht auf Nicolos Worte. Zumindest nicht negativ. Er hob lediglich eine Augenbraue, wobei sich langsam ein Geruch nach Moschus, nach Raubtier in der Wohnstube ausbreitete. "Ich habe unseren Handel nicht vergessen." schnurrte er. "Und ich habe immer noch vor euch entsprechend zu entschädigen. Wenn die Baali so eine Gefahr für die Domäne darstellen ist es weiterhin meine Aufgabe sie aufzuspüren und zu vernichten. Ich habe selbst einmal versucht die Teufelsanbeter zu finden, bin aber mit einer Karte ihrer Ritualplätze gescheitert." knurrte er. "Wenn wir zusammen arbeiten wollen...muss ich mehr über sie wissen."

[Nicolo Trevisan]

Nicolò wirkte etwas irritiert ob des Geruchs und kräuselte sogar kurz die Nase. Er setzte kurz an, hielt dann aber wieder inne und konzentrierte sich auf das eigentliche Thema, sich ermahnend die Geduld seines Gegenübers nicht zu strapazieren.

"Sie sind eine Gefahr für die Domäne, denn sie wollen die Herrschaft an sich reißen. Natürlich ist das für Unserereins nicht überraschend, doch wo andere herrschen wollen, wollen sie nur zerstören und die Welt ins Verderben stürzen. Daher müssen sie aufgehalten werden. Die Teufelsanbeter sind geschickt, aber wenn es gelingt einen zu fangen... Ich sagte Euch bereits Methoden, um sie zu enttarnen, erinnert ihr Euch?"
Dabei warf Nicolò einen fragenden Blick dem Gangrel zu, ob dieser es bestätigen würde.

Schließlich fing Nicolò an unruhig hin- und herzurutschen, offenbar wusste er nicht, wie der Gangrel auf seine folgenden Worte reagieren würde. Daher setzte Nicolò kurz an, unterbrach sich, fuhr mit der Zungenspitze nervös über die Lippen und setzte erneut an.
"Ich... also... ich meine, mir ist es gelungen den Namen von einigen der Teufelsanbeter zu erfahren, auch wenn ich nicht alle kenne. Sagen Euch Lirka und Nunzio aus... Eurem Clan etwas?"

[Arash]

Arash ignorierte das Nase rümpfen der Nase und nickte dann zu den Worten. Schien sich aber ansonsten kaum zu bewegen. Das Interesse an den Worten konnte man nur an dem intensiven Blick abzulesen mit dem er Nicolo musterte und mit dem er jede einzelne Regung und sei sie noch so klein zu bemerken schien. Schließlich blinzelte er allerdings träge und schüttelte mit dem Kopf. "Ich erinnere mich nicht mehr wirklich an eure Erzählungen. Führt sie noch einmal aus." antwortete der Gangrel schließlich schnurrend.

Als die beiden Namen genannt wurden erklang kein Knurren. Keine Aggression war in seinen Zügen zu lesen. Er legte nur nachdenklich den Kopf schief und schloss die Augen. Für einige lange Augenblicke verharrte er in dieser Position. Seine Lippen bewegten sich stumm. Intonierten lautlos die Namen der beiden Gangrel. Schließlich aber schüttelte er mit dem Kopf und öffnete die Augen wieder. "Sie sagen mir leider nichts. Aber das mein Clan in dieser Domäne anfällig für sie ist...das ist mir bereits bekannt." er seufzte und lies die Handknöchel knacken. "Aber...fahrt fort." er machte eine kreisende Handbewegung mit der linken Hand, um Nicolo zum Weitersprechen aufzufordern.

[Nicolo Trevisan]

Überraschung zeigte sich auf Nicolòs Gesicht, als er Arash Worte vernahm.
"Euer Clan ist anfällig für die Teufelsanbeter? Wie meint ihr das, gibt es noch andere?" schossen dem Salubri dann auch gleich die Fragen heraus, dabei lehnte er sich gleichzeitig neugierig nach vorne.

"Aber Euer Clan ist nicht der einzige, unter dem sich verderbte finden. Leider ist auch eine Kriegerin meines eigenen Clans zum Feind übergelaufen. Vielleicht kennt Ihr sie? Phosoa heißt sie." Dabei wirkte Nicolò alles andere als glücklich das zugeben zu müssen.
"Ich versuche sie bereits seitdem ich in Genua bin zu finden, leider bisher erfolglos. Daher bitte ich um Hilfe bei einem besseren Jäger als ich es bin."
Nicolò blickte Arash dabei länger an, in diesem Blick schien sich Hoffnung und Erwartung zu mischen. Eine kurze Pause entstand, in dem er seinen Gegenüber Gelegenheit zur Antwort gab, bevor Nicolò fortfuhr.
"Dagegen fürchte ich, dass der Anführer kein verführter und verdorbener Kainit eines anderen Clans ist, sondern einer der ursprünglichen Baali. Jedoch wurde vor nun mehreren Jahren von der Liktorin Anastasia eine Nonne gefunden, die in einem Ritual geopfert wurde. Hat sie mit Euch darüber gesprochen?",beendete Nicolò zunächst seine Ausführungen dazu, dabei sah er dem Gangrel die ganze Zeit in die Augen und war so sprichwörtlich gebannt von seiner möglichen Reaktion.

"Um auf eure andere Frage zurück zu kommen... Die Baali, sie scheuen das Heilige, mehr noch als jeder andere Kainit. So viel ich weiß reichen schon Symbole oder geweihter Boden, um Wirkungen hervorzurufen, die bei normalen Kainiten nur durch solche wahrhaft Gläubigen vorkommen, welche wir in jenen Nächten erleben mussten. Es gibt außerdem das Gerücht, dass sie ein Schwefel-Geruch begleitet, doch darauf würde ich nicht viel geben."

[Arash]

Arashs Miene verzog sich zu einem Zähnefletschen. "Brimir erwähnte einst zwei Gangrel die zu den Dämonenanbetern übergelaufen wären...außerdem erzählte er von Phosoa...und einem Ravnos...den Namen kenne ich allerdings nicht. Ich denke das dieser, wenn nicht mehr in der Domäne weilt. Es gibt seit dem Weggang von Sousanna und Caspar keine Ravnos mehr in der Domäne. Daher glaube ich haben wir es dann mit mindestens drei oder vier Kainiten zu tun haben."

Ein träges Blinzeln unterbrach ihn kurz. "Nein Anastasia sprach nicht mit mir darüber. Aber ich denke es wird Zeit das wir dies tun." fuhr er langsam vor. Erneut blinzelte der Gangrel und lies die Worte vorerst in der Luft hängen. Keine Regung. Die grünen Augen fixierten den Blick des Salubri und es war ein lidloses starren. Etwas das ein Raubtier tat, um seine Beute nicht aus den Augen zu verlieren.

Schließlich legte er aber den Kopf schief. "Habt ihr je davon gehört das Mondlicht einen Kainiten verbrennt? Könnte dies auch etwas sein, was auf Baali hinweist?" neugierig Betrachtete er die Reaktion Nicolos.