[1045] Mentor widerwillen [Liutprand, Salvador (SL)]

[Liutprand]

In einer warmen und lauen Sommernacht erhält Salvador am Handelsposten in Broglio eine Botschaft von Liutprand. Dieser lädt den Brujah zu einem Treffen auf neutralem Boden, dem Elysium ein. Er würde in drei Nächten um Mitternacht auf der Terrasse des Casa auf ihn warten.

In jener verabredeten Nacht war Liutprand schon etwa eine Stunde vor Mitternacht ins Elysium gekommen und hatte sich auf die Terrasse gestellt. Er hatte seine soldatische Kleidung an. Einen ledernen Wams, der mit Rüstnieten verstärkt war, über gepolsterter Wolle. Seine Füße steckten in stabilen Lederschuhen. Er genoss die Aussicht auf den Garten und die sternenklare Nacht. Die Geräusche der nächtlichen Stadt drangen nur sehr leise hier her. Ab und zu das Bellen eines Hundes oder der Jammer eines Rudel Katzen. Innerlich bereitete er sich auf das durchaus schwierige Gespräch mit dem Brujah vor.

In der Nacht der Justitia hatte der Brujah durch Gesten sehr deutlich gemacht, was er von der Entscheidung der Prinzessin gehalten hatte. Liutprand konnte nur hoffen, dass der Brujah im Stande war einen Pakt mit ihm zu schließen. Er würde sein ganzes diplomatisches Geschick brauchen. Sobald er Schritte hinter sich vernahm wandte er sich um. Die Haltung war soldatisch aufrecht und stoisch...entschlossen den Schwierigkeiten zu begegnen, die da kommen mochten.

[La Cronista]

Wie gewünscht und geladen fand sich Salvador im neuen Elysium ein.
Es war das erste mal, dass er es betreten hatte seit es zum Elysium erklärt wurde. Er hatte kein Interesse daran gehabt einen der anderen zu treffen, nach allem was passiert war und auch ohne die Bestrafung in der Arena, hätte er schlicht kein Interesse an den anderen gehabt.
Es war jedoch auch nicht schlecht dass der Ventrue ihn hier her geladen hatte. Ihm war schon langweilig geworden. Es wurde mal wieder Zeit für eine Schlacht. Dieses Herumsitzen war nicht seins, das lag ihm nicht im Blut.

Auch an der Schönheit des Gartens konnte sich der Brujah nicht erfreuen, nachdem er sein Schwert am Eingang abgegeben hatte.
Er trug ein schon oft benutztes - aber gut genug gepflegtes Schwert, dass es viele Jahre schlitzen, stechen und hacken mitgemacht hat ohne daran zu zerbrechen - In einer ramponierten Scheide.

Abgesehen davon zeigte auch seine Kleidung, dass er voll und ganz Teil des Kriegshandwerks war. Stets war er in eine Rüstung von beschlagenem Leder oder Kette gekleidet, mit ledernen Arm- und Beinschienen und Handschuhen. Nichts war von besonderem Prunk oder Zierde, sondern schlicht praktisch und nützlich. Das Leder immer etwas fleckig von dem ganzen Blut, dass hinein gesickert war und es verfärbt hatte.

Als Salvador vor der Casa zum Stehen kam, schweifte sein Blick auch nach oben zur Terrasse, wo er Liutprand erkennen konnte. Natürlich war der Ventrue schon da. Was anderes konnte man von jenen und als Gastgeber auch nicht erwarten. Gut. Nun würde sich zeigen wohin dieser Abend sie beide führen würde.

Er betrat das Gebäude und durch die Türen zur Terrasse, wo er vor Liutprand stehen blieb und die Hände hinter dem Rücken zusammengelegt, mit durchgedrückten Rücken, entweder militärischen Drill zeigte oder eine geradezu übertriebene Imitation des Ventrue vorführte.

„Hilfsliktor Salvador meldet sich zum Rapport.“ intonierte er mit ernster Stimme und schmunzelte dann doch etwas.

[Liutprand]

Liutprand betrachtete den Brujah einen kurzen Augenblick, so wie er in sterblichen Tagen aber auch noch in heutigen Nächten Soldaten inspizierte. Der Ventrue erkannte sofort, dass der Brujah dem Kriegshandwerk fröhnte. Ob er die Haltung, die er annahm, nun Übertrieb oder nicht. Ob er den militärischen Drill nun vorspielte oder nicht...irgendwann in seinem Leben ist er militärisch ausgebildet worden und hat auch als Soldat oder ähnlichem gedient und gekämpft. Liutprand hatte so viel Erfahrung mit Soldaten jeglicher Art, um das auf den ersten Blick zu erkennen.

Und ja natürlich wollte Salvador ihn auf den Arm nehmen und damit provozieren...es war beinahe schon lächerlich einfach vorherzusehen. Die Frage war, wie er darauf reagieren würde. Liutprand konnte sich denken, dass Salvador darauf setzte, den Ventrue zu einer echauffierten Reaktion zu provozieren, deshalb würde er das nicht tun. Menschliche Soldaten hätte er für solche Frechheiten mit zusätzlichen Leibesertüchtigungen und Stockschlägen wieder auf Linie gebracht...bei dem Brujah ging das nicht so einfach.

So stand Liutprand da, in der Haltung, die Salvador nun parodierte und sah dem Brujah direkt in die Augen. Seine Stimme, die nun erscholl war der Befehlston, den er auch gegenüber einem sterblichen Soldaten an den Tag gelegt hatte. Gewohnt, souverän ohne den Hauch eines Zweifels.

"Rühren, Hilfsliktor Salvador! Bericht!"

Liutprand war neugierig, ob sich Salvador mehr über seinen kleinen Scherz Gedanken gemacht hatte als diesen ersten Schritt. Rein äußerlich sah der Ventrue so aus, als nähme er die Rolle, die Salvador sich selbst bei der Begrüßung gegeben hatte, und somit auch den Brujah sehr ernst. Einzig ein winziges Detail in der Miene, das leichte Heben des linken Mundwinkels, mochte Salvador darauf hinweisen, dass es der Brujah selbst in der Hand hatte diese Scharade zu beenden.

[La Cronista]

„Erstatte Bericht: Kann das Meer von Weiten sehen!“

Salvador grinste und stellte sich keineswegs lockerer hin, wie es das Kommando "Rühren" erwarten ließe.

Er war für die Patrouille auf See eingesetzt und hatte doch seit er wieder nach Genua kam keinen Fuß mehr auf ein Schiff gesetzt und besaß nicht mal eines, um diese ihm auferlegte Aufgabe zu bestreiten. Wie sollte er sie also erfüllen? Doch das war nicht sein Problem. Was ihn doch sichtlich amüsierte.

[Liutprand]

"Beeindruckend..."

Ein leicht amüsiertes Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, bevor er wieder ernst wurde und leicht den Kopf schüttelte.

"Ich schlage vor, dass wir diese Scharade nun beenden. Ich kann mir vorstellen, dass Ihr mit der Situation nicht einverstanden seid und auch ich muss zugeben, dass ich es befremdlich finde, Verantwortung für einen Kainiten eines anderen Blutes zu tragen, der schon einmal freigesprochen worden ist. Tatsache aber ist, dass unsere Schicksale nun miteinander verbunden sind und ich für meinen Teil zumindest gewillt bin, das Beste draus zu machen."

Er lockerte seine militärische Haltung ein wenig und nahm eine etwas entspanntere Körperhaltung an.

"Ich trage für Euch und Eure Taten die Verantwortung....Ihr seid auf Bewährung. Verratet mir doch einmal Eure Meinung dazu und wie Ihr Euch unsere Zusammenarbeit vorstellt."

[La Cronista]

Salvador blickte Liutprand mit einem leichten Lächeln an, so als würde er diese Situation gar nicht als so ernst ansehen wie der Ventrue.
Langsam schritt er auf dem Balkon herum und blickte über den Garten.

"Ihr habt bereits alles dazu gesagt was es zu sagen gibt. Ihr tragt die Verantwortung. Meine Fehler sind die euren. Also stellt sich doch eher die Frage wie wollt ihr damit umgehen?"

Nun lehnte er sich mit dem Rücken gegen einen Teil der Brüstung.

“Wie bekommt ihr mich auf See? Unabhängig davon dass ich gar keines betreten will, habe ich nicht mal ein Schiff und wenn ich meiner Aufgabe nicht nachkomme...dann ihr auch nicht.”

erwiderte der Brujah weiter und breitete die Arme aus, wie um zu sagen. So ist das eben jetzt.