[1041] Asche, Sandelholz und Blut [Arash, Benedetto (SL)]

[Arash]

Arash blickte denn Mönch einige zeit nur Stumm an. Beinahe wirkte es so, als habe er gar nicht mehr vor zu antworten. Dann schüttelte er aber langsam und träge den Kopf. "Cazimir ist ein Otter." sagte er bestimmter, als bisher. Fast als wäre ihm das wichtig. Dann verfiel er kurz wieder in das dumpfe Starren, welches ihm so sehr in Fleisch und Blut überegangen war.

"Er ist...wie...das...kätzische...von meinem Fluch...früher war das...nie so..." begann er langsam, als müsste er darüber nachdenken. "Vielleicht nehmen manche Kainiten die Gerüche an mit denen sie sich umgeben..." damit spielte er offensichtlich auf Ilario, Aurore und vielleicht auch Toma und Ferruccio an. "Ich lese eure...Aufzeichnungen...gerne...aber..." er legte kurz den Kopf schief und schien nachdenken zu müssen, Worte durch den Honig in seinem Kopf pressen. "Vielleicht solltet ihr nicht mehr baden, wenn euch danach von eurem eigenen Geruch schlecht wird."

Dieser wohl witzig gemeinte Rat schien dn Gangrel über alle Maßen angestrengt zu haben, denn im Anschluss verfiel er wieder in das dumpfe Starren und lies dem dicken Mönch so Zeit die Worte zu verarbeiten, bevor er unvermittelt doch noch weitere Worte sprach. "Ihr habt meine Frage nicht beantwortet!" Diesmal sogar mit etwas nachdruck. Wäre er nicht in so einem Dämmerzustand hätte er vielleicht sogar geknurrt.

[Il Canzoniere]

"Ah ja....Otter." gluckste er vor sich hin, offenbar als Antwort auf den angestrengten Witz des Gangrels. Persönlich schien er die Sache in jedem Falle nicht zu nehmen. Im Gegenteil. Ihn schien das Thema seines wallenden, bleichen, wabernden Körpers irgendwie sogar zu inspirieren, denn er kam gedanklich nicht weg von der Vorstellung, wie es den Anschein machte. "Vielleicht sollte ich das nicht, ja. Aber was tue ich wenn es wieder in Mode kommt? Weisst du, es war eine ganze Zeit lang ziemlich üblich das sich Kainiten in der Therme in Platealonga getroffen haben und dort Geschäfte abschlossen und Absprachen trafen. Zumindest bis Seinfreda das Etablissement unter ihre Fittiche nahm. Danach hörte es recht bald auf." er kratzte sich am Kopf, ganz ob er über diesen Fakt noch einen Moment nachdachte, dann wandte er sich wieder der noch im Raum stehenden Frage zu.

"Wir wiederholen nicht, wir spezifizieren. Es geht darum ein möglichst gleichförmiges emtionales Konstrukt zu errichten. Zur Stabilisierung der Kernpsyche und Verödung jenes Bandes das dich festhält wie ein Hundehalsband, falls du mir den Ausdruck verzeihen magst. Routine, das wusste schon der Heilige Benedikt, ist das wichtigste Element um keine Ablenkung zuzulassen. Außerdem ist nur so ein gewisser Fokus möglich, den wir ebenfalls benötigen wenn es darum geht die Anforderungen Aurores zu erfüllen." redete er, ein wenig lapidar eine Antwort herunter als ob dies doch offensichtlich sein müsste und eigentlich Zeitverschwendung es laut zu wiederholen.

"Das kätzische in deinem Fluch? Du meinst es gibt eine kätzische Komponente in deinem Fluch? Ich ging stets davon aus das die Natur deines Clans so chaotisch sei, das sie völlig ohne Komponenten auskäme? Erzähl mir mehr. Was sind das für...kätzische... Komponenten? Am besten vollständig und zeitlich geordnet. Dann könnten wir vielleicht Rückschlüsse daraus ziehen." dieses Thema schien ihn wiederrum wesentlich brennender zu interessieren als noch das vorherige. Offenbar war es auch nicht das erste mal das er sich mit dem Fluch der Gangrel beschäftigte. Zu routiniert nahm er bereits einige Überlegungen vorweg.

[Arash]

Arash schien die Worte des Kappadozianers zwar aufzunehmen, aber sein stummes starren ins Nichts lies bezweifeln, ob er diese so schnell verarbeiten konnte. So dauerte es auch einige lange Sekunden, bevor er wieder antwortete.

"Ich...meine...das...was...ich...nicht...mehr bin..." seine Worte waren langsamer, als noch zu Beginn des Gesprächs. Offenbar erschöpfte ihn die Länge des heutigen Abends bereits. "Mein...Verhalten, bevor wir...damit begannen..." träge schüttelte der Gangrel den Kopf. Viele der Worte des dicken Mönchs schien er zu ignorieren, oder aber nicht verarbeiten zu können. Sie schienen im Honig seines Hirns einfach stecken zu bleiben.

"Ich verstehe aber nicht...genau...was ihr...meint?" träge blinzelte er. "Es gab schon....Unterschiede...in meinem Fluch...aber...es...scheint sich auf...die Herkunft...der...Blutlinie...zu....zu...was...wollte ich sagen?" Arash blickte hoffnungsvoll zu dem Kappadozianer auf, als könnte dieser seinen Satz beenden, oder die Spinnenweben in seinem Mund wegwischen.

[Il Canzoniere]

Benedetto hatte seinem Gast einen Moment seine ungeteilte Aufmerksamkeit gewährt, man sah geradezu wie seine beiden Schweinsäuglein seinen gegenüber fokussierten und förmlich an seinen Lippen hingen. Dementsprechend ergänzte er rasch, als der Gangrel mit seinen Worten ins schlingern geriet.

"Die Spezifizität deines Fluch bezieht sich auf die Herkunft der Blutlinie. Eine lokale Komponente. Sehr interessant, ja. Ganz ähnlich wie bei den Tzimisce. Nur chaotischer, wie es scheint. Oder variabler, wenn dir das Wort besser gefällt. Was ich mich frage ist: wieso taucht es von Zeit zu Zeit erst auf und verschwindet dann wieder ganz ohne Systematik? Wann verschwindet es? Kannst du es beeinflussen?" die Fragen quollen geradezu aus ihm heraus, während er mit einer Routine begann die dem Gangrel so vertraut vorkam das er sie sicher schon dutzende Male über sich hatte ergehen müssen.

Der Kappadozianer betrachtete erst die Hände Arashs, machte sich eine wenige Zeichen lange Notiz auf dem Wachstäfelchen. Dann umkreiste er ihn, musternd und beobachtend, machte erneut Notizen, setzt sich ihm gegenüber und blickte ihm so in die Augen als ob er erkennen wollte ob der Gangrel ungewönlich geweitete Puppillen habe. Er legte ihm vorsichtig die Hand auf die Brust um dessen fehlenden Puls zu erspühren und hielt dann ein Blatt dieses neumodischen Papiers neben das Gesicht des Gangrels. Als ob er dessen Hautfarbe abschätzen wollte. Dann machte er sich einige Notizen. Stellte einen Becher mit Tierblut auf den Tisch und lehnte sich zurück, die Reaktion des Gangrels überwachend.

Irgendetwas käme danach noch, war Arash sich beinahe sicher. Und dann. Was dann? Wäre dann die Nacht vorbei? Oder gar der ganze Monat? Welches Jahreszeit draußen wohl war?

[Arash]

Der Gangrel lies den Wortschwall des Kappadozianers über sich ergehen. Seine Gedanken waren nicht einmal annähernd schnell genug um ihnen zu folgen, so blieb ihm nur sich langsam durch den Honig hindurchzukämpfen,d er seinen Verstand verklebte und all seine Instinkte ertränkte. Schließlich begann er aber doch zu sprechen.

"Nein...ich kann...es nicht...beein....beeinflussen. Zumindest...wüste...ich nicht...wie..." beantwortete erst einmal Bendettos Frage. Er hatte sich dies auch bereits gefrag, nachdem die Hufe plötzlich wieder verschwunden waren. Nur as auftauchen...das konnte er auf die Rasereien zurück führen, wenn er den Instinkten des Tieres nachgab.

Aber hatte er das nicht schon beantwortet?...wieso stellte er immer dieselben Fragen? Er verstand den Mönch einfach nicht. Aber vielleicht war das auch besser so. Auch verstand er nicht, wieso der Mönch ihn an der Brust berührte. Langsam hob er die Hand an die Brust, um zu fühlen, ob die Hand etwas hinterlassen hatte. Dann blickte er zu Bendetto, als dieser den Becher abstellte. "Kennt....ihr...ein...Ritual...bei dem...ein...Fingerknöchel....sich.... in das....Ohr windet....und dort...zu Asche zerfällt?" fragte er dann, bevor er langsam den Becher nahm und zum Mund führte.

[Il Canzoniere]

Das der Gangrel das Tierblut in dem ledernen Becher ignorierte schien Benedetto eine Notiz wert zu sein, ebenso wie dessen Aussage das er die Tätigkeit seines Fluchs nicht beeinflussen konnte. Wobei dessen einzige Notiz zu diesem Thema offenbar ein simpler kurzer Strich war, den er auf einer Wachstafel vermerkte die er dafür extra in die Hand nahm. Einen Moment blickte er den Gangrel weiter an, als ob er warten würde ob noch mehr kam, dann runzelte er die Stirn, offenbar selbst überrascht ob dieser eigenartigen Frage.

"Ich fürchte nicht. Aber vielleicht lässt es sich aus dem Kontext erschließen. Ein Fingerknöchel sagst du? Ein bestimmter? Der Knöchel desjenigen der das Ritual ausführt? Oder irgendein Fingerknöchel? Lediglich der Knochen oder ein frischer Knöchel? Und... woher weiß man das er zu Asche zerfällt? Rieselt diese aus dem Ohr heraus? Welche Farbe hat sie? Hast du ein Beispiel in dem solch ein Ritual einmal angewendet wurde?"
Offenbar interessierte ihn dieses Ritual eine ganze Ecke mehr als all jene Notizen die er zuvor getan hatte, die alle sehr nach einer gewissen Routiniertheit aussahen.

Diese neue Frage schien jedoch die Lebensgeister des Kappadozianers neu zu wecken. Arash konnte sehen das er drauf und dran war im Raum auf und ab zu laufen, als ob er hektisch an diesem Gedanken festhalten wollte den der Gangrel soeben in ihm entfacht hatte.

[Arash]

Langsam trank Arash, während er dem Redeschwall des Kappadozianers lauschte. Träge bahnte sich die Erkentnis in seinen Verstand, dass diese Frage womöglich ein Fehler gewesen sein mochte. Trotzdem versuchte er mit langsamen Bewegungen den Schritten des Kappadozianers zu folgen und alle Fragen zu verstehen, die Benedetto auf ihn einprasseln lies.

"Was...für...ein Knöchel...weiß...ich nicht...aber...es war....nur...ein Knochen....ein...Finger...glied?" er war sich nicht sicher, ob er den Knochen richtig benannte. Langsam wie in Honig kamen die nächsten Worte aus seinem Mund. "Die Asche...habe ich nicht...gesehen...vielleicht...war es auch...Staub...aber...es fühlte sich...so an..." Er konnte sich kaum noch konzentrieren. Die Trägheit die Anfangs noch erträglich gewesen war, hatte inzwischen titanische Ausmaße angenommen. Seine Gedanken fühlten sich an wie in einem Sumpf aus Honig voller Spinnenweben. Dann fiel ihm auf, dass er den Becher bei seiner Antwort nicht abgesetzt hatte und die ganze Zeit in den Becher gesprochen hatte. Dieser war nun zwar leer, aber ob der Mönch ihn verstanden hatte wusste er nicht...andererseits war es ihm auch egal.

[Il Canzoniere]

Die sonst recht ausgeprägte Geduld des Kappadozianers kam langsam ins Wanken, als er die Trägheit des Gangrels und solcherlei Unachtsamkeiten wie mit jenem Becher mit ansehen musste. Trotzdem schaffte er es sich halbwegs zusammen zu reissen und einen Moment zu verharren, ehe er seine ragen noch einmal etwas präzisierte. Für jemanden der kaum noch gerade sitzen konnte.

"Nunja war es irgendein Fingerglied? Oder eines das sich jener der das Ritual vollführte unmittelbar zuvor selbst abgeschnitten hatte? Eines mit Fleisch daran oder lediglich der Knochen? Eines mit oder ohne Fingernagel?" er zügelte sich sichtlich nicht noch ein halbes Dutzend weitere Fragen hinterher prasseln zu lassen und dem Gangrel etwas Raum zum nachdenken zu geben. Im Kopf des Ancillas schien es währenddessen ziemlich zu arbeiten, was man auch unschwer an seiner denkerischen Miene erkennen konnte.

Einen Moment betrachtete er auch, ein wenig sorgenvoll, das Gesicht des Gangrels, als ob dieser nicht mehr sonderlich lange durchhalten würde, dann fokussierte er sich jedoch noch auf diesen letzten Punkt. Vielleicht kämen sie hier ja einem weiteren Geheimnis auf die Spur?

[Arash]

So viele Fragen. So schwer zu beantworten. Fast wie in Zeitlupe setzte er den Becher ab und stellte ihn leer wieder auf die Tischplatte. Dann folgte sein träger Blick dem aufgeregten Mönch und er schüttelte ebenso langsam den Kopf. "Das...weiß...ich...nicht....genau....ich...konnte...es nicht...sehen...aber es war....kein...Fleisch mehr daran...." Der Honig in seinem Kopf wurde immer dicker. Die Spinnenweben immer widerstandsfähiger. Immer wenn er versuchte einen klaren Gedanken zu fassen wurde er von klebrigem Schleim umhüllt und entglitt seinem Zugriff. Was hatte der Mönch noch gefragt? "Fingernagel..." das Wort dehnte sich in seinem Mund wie Baumharzm bevor es über seine Lippen perlte und sein Kopf sich schüttelte. Tat er doch, oder? "Nein...nur...der Knochen...sonst nichts."

Sein Kopf fühlte sich vollkommen dumpf an. Sogar Geräusche kamen nicht mehr richtig in seiner Wahrnehmung an. Es war schwer für ihn den Worten Benedettos zu folgen...noch schwerer war es nur auch noch eine Antwort auf die Fragen des Mönchs zu haben und diese in Worte zu fassen und dann auch noch auszusprechen. Er hatte sich in seinem ganzen Leben und Unleben noch nie so erschöpft gefühlt.

[Il Canzoniere]

Aus den wenigen Worten die Arash ihm zurückgab zog er offenbar dennoch schon eine Reihe Erkenntnisse. Im jetzigen Zustand musste es den Gangrel noch mehr beeindrucken in welcher Geschwindigkeit der beleibte Mönch denken konnte. Vielleicht war es aber auch normal und nur er so langsam? Verklebt? Er wartete bis Arash den Becher geleert hatte und noch ein wenig darüber hinaus, ehe er fragend die Hand ausstreckte, um ihm den leeren Kelch abnehmen zu können. Dabei machte er keinerlei Geste das er ihm etwas wegnehmen wolle, wenn Arash den Becher in der Hand behalten wolle, wäre das offenbar ebenfalls in Ordnung.

"Ich sehe, du wirst bereits wieder müde. Daher nur noch eins, zwei Fragen für heute. Dann bringe ich dich wieder hinab." stellt er ihm eine Erleichterung der Situation in Aussicht, forderte aber damit gleichfalls noch ein wenig der schwer zu behaltenden Konzentration, die Arash immer und immer wieder durch die Finger glitt wie Wasser das man mit bloßen Händen zu halten versuchte.

"Wer genau hat dieses Ritual durchgeführt? ..... Und wann ist das passiert?" begnügte er sich dann mit zwei eher einfacheren Fragen. Zwischen beiden ließ er eine gewissen Abstand, um Arash die Chance zu geben auch beide zu begreifen.