[1046] Nachts am Theater [Achilla, Adamo]

[März '21]
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Adamo Manacres
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Re: [1046] Nachts am Theater [Achilla, Adamo]

Beitrag von Adamo Manacres »

Adamo ist höchst erfreut, die Worte der Nosferatu zu vernehmen.

" Das ist ja wunderbar, wohlwerte Signora Achilla. Ich denke, sowohl mit dem einen, als auch mit dem dritten kann ich derzeit hier vor Ort nicht dienen. Zeit habe ich in der Tat selbstverständlich für euch. Ich würde daher vorschlagen, wir treffen uns in einer Woche wieder. Diesmal an einem Ort eurer Wahl, wo wir alles von dem haben, was ihr benötigt und ich bringe dazu die Zeit die notwendig ist. Dann haben wir beide auch die Ruhe, um uns in aller Ausgiebigkeit der Kunst zu widmen. "

Es ist Adamo anzusehen, dass er sich sehr für das Werk der Nosferatu interessiert. Seine Haltung ist entpannt, seine Stimme jedoch ein wenig höher, seine Sprache ein wenig schneller.

Nachdem die Nosferatu ihre Zustimmtung gegeben und angemerkt hat, dass sie eine Einladung schicken wird, trennen sich die Wege der Beiden, indem sie noch ein Stück des Weges gemeinsam gehen, sich dann jedoch in unterschiedliche Richtungen trennen, um in den Hafen oder nach Clavicula zurück zu kehren.

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4 Nächte später erreichte Adamo dann eine Einladung der Signora. Der gleiche Junge, welcher ihm schon beim letzten Mal eine Nachricht überbracht hatte, kam erneut an das Schiff des Toreador. Eine Einladung in der dritten Nacht nach Clavicula wurde persönlich an den Toreador übermittelt, welche dieser wieder mit einem etwas größeren Beutel Lebensmittel belohnte.

Drei Nächte später verließ Adamo, in frische und luftige Leinengewänder im einem nahezu frechen Schnitt gekleidet das Hafenviertel und begab sich durch die Gassen Genuas nach Clavicula. Noch bevor er weit in das Viertel vordringen konnte, erkannte er die Treffpunkt, welchen ihn der Junge genannt hatte und wartete dort, an eine Wand gelehnt, darauf, dass sich etwas tat und man ihn abholen würde.
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Signora Achilla
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Re: [1046] Nachts am Theater [Achilla, Adamo]

Beitrag von Signora Achilla »

Das Elend regierte in Clavicula. Der Hunger hielt die Menschen in seinen unbarmherzigen Klauen, nagte an ihren Seelen und höhlte ihr Dasein aus. Dort, wo Adamo wartete, zog er allzu bald Blicke auf sich: Scheel und von der Seite her, nie direkt, nie lang. Man drückte sich in die nächste Gasse, vielleicht war auch nichts. Vielleicht wetzte schon jemand die Messer.

Mitten in diese Stimmung hinein erschien der Mann, der schon ein paar Tage zuvor die Signora begleitet hatte. Dürr und sehnig, mit strähnigen Haaren und berechnenden Augen war er gewiss niemand, dem man sonst weiter getraut hätte als man ihn hätte werfen können. Wahrscheinlich noch weniger.
Dem Mann waren irgendwann in seinem Leben die Nasenflügel aufgeschnitten worden. Es gab ihm ein ausgefranstes, abgerissenes Aussehen - und war vielleicht auch der Grund für das nervöse Blinzeln hier und da.

Er hielt, ähnlich wie beim letzten Mal, eine kleine Laterne in der Hand und nickte Adamo zu. “‘nabend”, sagte er. Es klang ein wenig umständlich, angespannt. Sein Blick glitt nervös über Adamos Gestalt, mal hierhin, mal dorthin. “‘ch soll dich abholen, Herr”, meinte er dann. Er fuhr sich etwas fahrig mit einer Hand durch das Haar. “Eh… ja. Ich heiß’ Caio.” Es war recht offensichtlich, dass er versuchte, höflich zu sein. Ebenso offensichtlich war, dass er nicht gewöhnt war, überhaupt auf diese Weise mit jemandem - noch dazu jemandem wie Adamo - zu reden.

Der Weg, den Caio nun einschlug, sollte Adamo folgen, führte geradewegs in das Gassengewirr von Clavicula hinein. Die stinkende Gosse von Genua war einst als eigene Domäne dem Grafen der Gosse zugesprochen worden, dem ehemaligen Prinzen von Genua. Nichts an ihr wirkte gräflich oder prinzlich: Man watete im Dreck und Unrat, wenn man nicht das Glück hatte, ein paar Trittsteine zu erwischen. In den Häusern konnte man das unverstellte Elend der Menschen sehen, wo es weder für Tücher vor den Fensterhöhlen noch für Fensterläden gereicht hatte. Schweiß, Pisse, Rauch, Leichengestank und schales Bier, Scheiße, feuchtes Stroh, Fäulnis: der Duft der Armut.

Die Gassen waren ein Labyrinth. Anscheinend gab es hier niemanden, der sich hier überhaupt dafür interessierte, wer hier wie baute. Viele Häuser sahen aus als würden sie nur stehen, weil sie gegen die Häuser daneben sackten. Mit Brettern, Segeltuch, offenkundig zusammengeräubertem Stein, Lehm und allem sonst, was irgendwie zu halten versprach, wurde angebaut, überbaut, befestigt, gewohnt.

Das Menschliche drohte, über einem zusammenzubrechen bis man darin verlorenging, selbst jetzt, in der Nacht - oder vielleicht gerade in ihr, wenn man weniger sah und mehr hörte, roch, spürte: Schreien und Fluchen, Schnarchen und Singen, Weinen, Gespräche und das Miteinander ohne Worte, nur Haut an Haut, während nur eine Hauswand weiter jemand anderes langsam am Hunger verreckte.

Adamos Führer sah sich immer wieder nach ihm um, mit einer Hand unter der speckigen Lederweste, die er trug. Manchmal konnte man das Messer erahnen, das er dort schlecht verborgen gepackt hielt.
Zuletzt bogen sie um eine Ecke, duckten sich unter einem Balken hindurch, der zwischen zwei Häusern eingeklemmt steckte und fanden sich vor einer Schänke wieder. Ein paar Gestalten lungerten davor herum, würfelten und waren doch zu wachsam um sie einfach für betrunkene Gäste zu halten. Auch sie waren zu dürr - nichts war unberührt vom Hunger.

Von drinnen her klang Musik. Schlimmer noch: es roch und stank nach Essbarem, verkochtem oder angebranntem Brei vielleicht, schalem Bier, gestrecktem Wein. Caio wechselte ein paar Worte mit einem der Leute vor der Schänke und dann ging es weiter, hinein in den Schankraum mit dem festgestampften Erdboden und der verrauchten, viel zu niedrigen Decke, eine ausgetretene Leitertreppe hinauf in ein zweites Stockwerk, um die Ecke, wo es vielleicht eigentlich schon in ein anderes Haus hinüber ging, aber hier war ohnehin alles verbaut, verwachsen, ohne Ordnung.

So fanden sie sich in einem schmalen Flur wieder, der von ein paar blakenden Talglichtern erhellt wurde. Eine Tür, ein paar Vorhänge weiter war ein Raum wie eine andere Welt, mit bunten Teppichen und Kissen und einem süßen Duft in der Luft. Ein paar Leute lagen in den Kissen, zu jung, zu selbstvergessen, zu berauscht. Caio stieg darüber hinweg, sah nicht auf die Körper hinab, als wären sie gar nicht da. Stattdessen zog er einen weiteren Vorhang beiseite und gab den Blick auf eine kleine Kammer frei, deren hölzerne Wände farbenfroh und kunstvoll bemalt waren. Die Muster an den Wänden, sogar der Decke und Teilen der hölzernen Dielen waren fein und passten nicht zueinander. Sie erinnerten an die Masken der Signora, als hätte man die Muster hier zuerst probiert bevor man sie auf die Masken gesetzt hatte.

Sie saß dort, auf einigen Kissen und zwischen einer ganzen Reihe solcher Masken. Diese hier waren schwarz und weiß, braun und grau. Ein eiserner Sklavenring lag dazwischen, etwas wie ein Leichentuch dahinter, geflochtene Kordeln in Rot und Weiß, rußschwarz gefärbte Leinen und Seile daneben.
Als Caio den Weg für Adamo freimachte, erhob sich die Signora. Leise klingelten eine Reihe von Glöckchen oder Schellen. Die Maske, die sie heute Nacht trug, war ganz aus Stoff gemacht, weicher als sonst. Der Stoff bestand aus Flicken, die ineinander genäht worden waren, doch wohl mit einem gewissen Kunstverstand. So schien sich ein Mosaik zu ergeben, ein zerbrochenes und wieder zusammengefügtes Gesicht.
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Adamo Manacres
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Re: [1046] Nachts am Theater [Achilla, Adamo]

Beitrag von Adamo Manacres »

Eine Rose ist eine Rose, egal ob sie in einem Garten blüht, an einem Hang oder auf festem Gestein. Sie wächst und gedeiht dort, wo man sie anpflanzt oder mit einem Mindestmaß an Sachverstand einsetzt.

Genauso war es auch in Clavicula. Adamo war sich sehr wohl der Gefahr bewusst, in welcher er sich befinden könnte. Lange hatte er zu Hause überlegt, ob er eine Waffe mitnehmen sollte, einen Dolch oder etwas ähnliches, sich dann jedoch dagegen entschieden. Es wollte nicht das Signal senden, dass er eine Waffe brauchte, um sich zu verteidigen. Es ging ihm eher darum, dass er sich auch ohne eine Waffe traute, in diese Gegend zu gehen.

Er war hier auf EInladung der Signora. Sie wusste das er kam und würde mit Sicherheit alles daran setzen, dass er sie auch erreichte.

Tote, Sterbende, Lebende, Liebende und die Geräusche und Gerüche, die sie alle in den unterschiedlichen Daseinsarten von sich gaben, waren Adamo nur zu gut vertraut. Atmen konnte er einstellen, sehen jedoch nicht. Und so sah er bewusst hin. Sah die Emotionen Gier, Lust, Verlangen, Neid, Mordlust und noch viele viele andere, welche alle von einem Gefühl hervorgerufen wurden: Hunger. War er wirklich so unterschiedlich von ihnen? Seine Kleidung vielleicht, sein Auftreten mit Sicherheit. Ein unsterbliches Raubtier unter sterblichen Raubtieren. Jemand der zwar auch an Hunger sterben konnte, aber erst, wenn alle anderen am Hunger vergangen waren.

" Freut mich dich kennenzulernen Caio, geh nur voraus, ich bin hinter dir", sagte er zu seinem Führer.

Erst als er dann, nach unendlichen Gesichtern, Wirrungen, Wegen, und Gerüchen im Raum der Signora ankam endete die Flut von Eindrücken, nur um neue Eindrücke zu offenbaren. Es frohlockte das Künstlerherz und so blieb Adamo einen Moment im Raum stehen. Schon der Vorraum war ein Kontrast zu allem anderen gewesen, ein harter Gegensatz zu dem, was ausserhalb des Hauses war.

Und dann dieser Raum, kunstvoll gestaltet und bemalt, mit einer Signora Achilla, umgeben von verschiedenen Masken. Wie eine Künstlerin, die noch nicht entschieden hatte, welche Maske sie zu welchem Anlass tragen würde. Faszinierend.

Adamo nickte Caio zu, als er an ihm vorbei schritt.

Adamo wartet bis die Signora sich erhoben hatte, und verneigte sich vor der Nosferatu.

" Wohlwerte Signora Achilla, ich bedanke mich für eure Einladung nach Clavicula und der Künstler in meiner Seele bedankt sich ebenfalls für die vielen Eindrücke, zu denen ihr mir bereits mit dem Weg zu euch verholfen habt. Der Mensch in mir ist entsetzt über das was er gesehen hat, dies sei euch versichert. Auch wenn nur eine Woche vergangen ist, seit unserem letzten Treffen am Theater, so hat sich doch einiges getan. Ich hoffe, es ist euch ebenfalls gut ergangen in der Zeit."
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Re: [1046] Nachts am Theater [Achilla, Adamo]

Beitrag von Signora Achilla »

“...und vielleicht ein wenig Musik…!” [Untermalung]

“Es ist diese Welt, die uns mit einem nie endenden Schauspiel aller Farben und Schattierungen beschenkt”, meinte die Signora daraufhin und lud ihren Gast mit einer Geste zum Eintreten und Platznehmen ein.
“Für heute Nacht teilt sie ein paar ihrer einfacheren und direkten Freuden mit uns und ich mit Euch, wenn Ihr mögt.” Auch das war eine Einladung, mit einer Geste und einem Blick zum Vorraum zurück, wo die jungen Menschen lagen und so wenig von der Welt um sich her sahen und zugleich vielleicht mehr als die allermeisten.
“Immerhin versprach ich Wein und auch Musik - obgleich ich gestehen muss, dass hier wohl nicht allein Wein im Spiel war.” Sie tippte sich ein wenig nachdenklich an ihr Kinn und zuckte dann mit den Schultern. Dann jedoch richtete sie den Blick auf Caio. “Meinen Dank für das Geleit unseres Gastes”, sagte sie zu ihm. “Lass sie unten eine feinere Musik spielen, eh? Sag’ ihnen, dass es das sein sollte, was auch fürs Stück werden soll. Ein wenig Übung, ja?”

Caio, der auch in dieser armselig-prachtvollen, schillernd-berauschten Halbwelt irgendwie ein wenig fehl am Platz wirkte, nickte und zog sich zurück. Und in der Tat änderte sich bald die Musik von unten her, mit ein wenig feineren Tönen wie man sie eigentlich eher zur Unterhaltung in weit nobleren Gegenden erwartet hätte.

Die Signora selbst suchte sich wieder einen Platz auf den Kissen und zwischen den Masken und anderen Zeugnissen ihrer Kunst. Sie zog einen schweren, ledernen Umschlag aus einer Ecke heran und legte ihn auf einem der Kissen bereit. “Und hier sind die ersten Pläne, Schriften und Skizzen für das, was ich vorhabe”, kündigte sie an.
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Adamo Manacres
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Re: [1046] Nachts am Theater [Achilla, Adamo]

Beitrag von Adamo Manacres »

Adamo genoss die Worte der Nosferatu, das erklingen von Musik und auch das Angebot von Nahrung.

"Vielen Dank für dieses großzügige Angebot und das wahrlich herzliche Willkommen. In der Tat bin ich gespannt was ihr vorbereitet habt. "

Adamo nahm auf dem ihm zugewiesenen Platz platz und richtete seine Kleidung auf das sie angemessen saß.
" Ich habe lange überlegt und mir einige Gedanken gemacht, was ein angemessenes und vielleicht auch willkommenes Gastgeschenk meinerseits an Euch wäre, habe hin und her überlegt und wollte mir schon eine Liste machen und es aufschreiben. Da bin ich zu der Einsicht gekommen, dass..." Er holte eine in Leder gebundene Rolle unter seinem Hemd hervor" ein paar einfache Seiten Papyrus für euch ein sinnvollere Geschenk sein würden als Schmuck oder etwas anderes." Er überreichte die Rolle der Nosferatu.

Er besah sich nochmals den Raum aus der neuen Perspektive und widmete seine Aufmerksamkeit dann auf die Nosferatu und das was sie ihm vorlegte.
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Signora Achilla
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Re: [1046] Nachts am Theater [Achilla, Adamo]

Beitrag von Signora Achilla »

“Ohhh…!” Da klatschte Achilla erfreut in ihre Hände und strich dann sacht über den Papyrus. Die Handschuhe, die sie trug, dämpften den Laut und wohl auch die Berührung, doch nicht ihre offensichtliche Freude. “Da habt Ihr ganz recht! Und offenbar wisst Ihr auch von den Mühen, altes Pergament abzuschaben, um es neu zu gebrauchen.” Sie rollte kunstvoll mit den Augen wie um die Mühsal anzudeuten, ob sie nun solche Dinge selbst tat oder nicht.

Sie schlug dann den ledernen Umschlag auf, um den Blick auf eben solches Pergament freizugeben. Tatsächlich waren die meisten Seiten dünn und abgeschabt, alles war verschieden groß. Es gab Skizzen von der Bühne, Bilder zu Mustern und sogar, aus irgendeinem Grunde, eine sehr grobe Karte von Norditalien mit Genua als ungefähren Fokus.
Die Seiten, die beschrieben waren, enthielten Anweisungen zum Spiel und Textpassagen, Notizen zur Musik, Positionen und mehr. Es gab eine ungefähre Ordnung in alledem, in Markierungen am Rand und den Ecken der Pergamentstücke, doch sehr offensichtlich war all dies noch ein Werk, das im Entstehen begriffen war.

Die Signora nun ließ Adamo sich die Muster und Bilder im Raum und auch diese Seiten in seiner eigenen Art und Ruhe betrachten und griff wieder zu einer der Masken. Diese eine, die sie gerade hielt, war eine graue Halbmaske, erst teilweise bemalt. Mit geschickter Hand begann die Nosferatu, eine Reihe von weichen Lederbändern auf der Rückseite der Maske miteinander zu verflechten. Ganz offenbar war eben diese Rückseite auch nicht einfach nur hartes Holz oder Leder sondern wurde besonders gemacht, damit sie richtig saß.
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Adamo Manacres
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Re: [1046] Nachts am Theater [Achilla, Adamo]

Beitrag von Adamo Manacres »

Adamo nahm die Blätter entgegen und besah sich eine Seite nach der anderen.

Er nahm sich sehr viel Zeit, nickte ab und zu, murmelte zwischendurch ein Wort hier und ein Wort da.

" Hmmm"

weiteres Lesen.

" Aha"

Zwischendurch legt er die Blätter an die Seite und schaut einen Moment der Nosferatu zu, die routiniert mit den Händen arbeitet.

Dann nimmt er die Blätter wieder in die Hand und beginnt von vorne. Allem Anschein nach ist Adamo gerade in einer gewissen Routine und bearbeitet die Schriften sorgfältig.
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Adamo Manacres
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Re: [1046] Nachts am Theater [Achilla, Adamo]

Beitrag von Adamo Manacres »

Dann, nach dem mehr als eine Stunde an Zeit vergangen zu sein scheint, legt er die Schriftstücke entgültig an die Seite. Anschließend steht er auf, wendet sich der Nosferatu zu und applaudiert der vor ihm sitzenden Frau mit einem leisen, höfischen Klatschen.

" Wohlwerte Achilla, meinen Respekt."

Danach setzt er sich wieder und fährt fort.

" Ihr bringt ein recht gewagtes Stück auf die Bühne mit einem Inhalt, welcher viele zum Nachdenken anregen, einige beleidigen und mit Sicherheit andere mit vielen offenen Fragen nach Hause gehen lassen wird. Genau das richtige um alle Gäste für einen Moment von dem Elend und den Alltag abzulenken, welcher ihr Denken vielfach gefangen hält. Als der Dichter, welcher ich bin, habe ich jedoch zu dem einen oder anderen einen Vorschlag zu machen, welchen ihr selbstverständlich nicht umsetzen müsst, ich ihn jedoch trotzdem zu Gehör bringen möchte. Ich wähle ein einfaches Beispiel mit der Einleitung.

Hier ist euer Gedanke der folgende:

Willkommen im Rund von Geschichten und Spiel,
ich will euch edlen Leut auch nicht halten für viel
von eure Nacht, genug für nur eine Geschicht´
graugesponnen zwischen Schatten und Licht.

Der Künstler ihn mir versteht, was ihr damit aussagen und ansprechen wollt, jedoch denke ich, dass das einfache und ungeschulte Ohr mit einer anderen Variante besser erreicht werden kann. Daher erlaube ich mir, meinen Vorschlag vorzubringen."

Adamo stand auf, hielt weiter das Blatt in der Hand, stellte sich in eine theatralische Pose und begann:


"Willkommen im Rund von Geschichten und Spiel,
ich will euch edlen Leuten nicht nehmen zu viel
nur ein paar Augenblicke für eine Geschicht,
graugesponnen zwischen Schatten und Licht

Wie bereits gesagt, es ist nur eine Idee, aber der Künstler in mir findet diese Variante ein wenig runder, weicher für das Gehör, wenn man so sagen will. Da ich weiss, dass das Publikum ein besonderes und somit kein gewöhnliches ist, wäre dies vielleicht besser geeignet, wenn ihr versteht was ich meine.

Versteht es bitte als eine Anregung und nicht als einen Wunsch."

Adamo nahm wieder Platz. Interessiert erwartete er die Reaktion der Nosferatu, in der Hoffnung auf einen künstlerischen Austausch oder zumindest eine Meinung zu seiner Idee. Es lag ihm fern, dem Stück einen, seinen, Stempel aufzudrücken, jedoch manchmal jubilierter das still stehende Dichterherz in dem Toreador.
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Signora Achilla
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Re: [1046] Nachts am Theater [Achilla, Adamo]

Beitrag von Signora Achilla »

“Vom Maß her geht das gut!”, meinte die Signora ganz selbstverständlich dazu. Sie hatte Adamo nun auch nicht ohne Grund dazu geholt und hatte offenbar nur auf dies oder jenes von ihm gewartet. “Es ist eine Frage davon, was zu gestelzt klingt und was flüssig den Sinn trägt, eh?”
Sie lachte einmal. “Das sind Schwierigkeiten, die die Schreiber einst wohl nicht hatten: Dass ihr Publikum nicht nur ein paar wenige Jahrzehnte sondern viel mehr gesehen hat, dass es Sprachen und Länder überspannt.”

Sie schloss einmal die Augen und sagte den Text leise nach so wie Adamo ihn gesprochen hatte. Dann nickte sie. “Ai, das ist besser. So soll’s gehen bis die Schauspieler es mit der Axt ihrer Zungen zerschlagen, in ihrem Eifer.” Sie schüttelte kurz den Kopf über dieses ganz spezielle und wohl in diesem Zeitalter doch so seltene Leid, das sie allenfalls mit Mönchen und ihren Klosterschülern teilte.

“Was mich zur Zeit am meisten stocken lässt, ist der Beginn, die Bedingung und der Grund für die beiden, all das zu beginnen. Ja, den wahren Grund kennen sie nicht, doch ihren eigenen, vermeintlichen? Den, mit dem das Publikum ebenso beginnt? Es wirkt so flach! Doch vielleicht muss es genau so beginnen, damit deutlich genug wird, dass dies kaum die Wahrheit sein kann und zugleich doch alles ist, was die beiden sehen können… .”
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Re: [1046] Nachts am Theater [Achilla, Adamo]

Beitrag von Adamo Manacres »

Adamo stimmt eilig zu

"Der Vorteil, welchen ihr mit dem Theaterstück habt ist, das ihr das Publikum, welches ihr unterhalten oder ansprechen wollt bereits kennt. Die Herrausforderung ist es in allen Theaterstücken, die Aufmerksamkeit der Besucher zu fesseln, damit sie auch noch im letzten Akt aufmerksam das Stück verfolgen. "

Er teibt sich nachdenklich das Kinn.

"Die Frage ist nur, was alle Bewohner der Domäne Genua interessiert."
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