[1046] Nachts am Theater [Achilla, Adamo]

[Adamo Manacres]

Adamo lässt sich gerne beim Wort nehmen.

" Nun denn, ihr wärt nicht der erste Gast auf dem Schiff, aber ich bin gerne gewillt, mit Euch auf das Meer hinaus zu fahren. Es gelten hierfür nur ein paar Regeln, die ich leider einfordern müsste. Wir gehen in der Nacht an Bord, wenn die Besatzung in der Stadt ist, und bleiben über den Tag in einem Zimmer. Im Laufe des Tages ankern wir auf dem Meer und die Besatzung begibt sich zur Ruhe, während wir das Deck betreten. Ihr solltet also darauf achten, nicht gesehen zu werden, aber Frauen bringen manchen Aussagen zu Folge Unglück auf dem Schiff. Wenn ihr ein paar eurer Leute mitnehmt, werdet ihr die Möglichkeit haben in Ruhe den einen oder anderen Fisch zu fangen. Aber nun genug davon. Kommen wir vom Handwerk zum Kunstwerk."

Adamo führt die Signora wieder über das Gelände. Die Mauern sind in dem vergangenen dreiviertel Jahr gut in die Höhe gewachsen, so dass man deutlich die Räume und Gänge erkennen konnte. Teilweise konnte man an einigen Kreidestrichen bereits Ideen von Säulen und anderen Verzierungen sehen, welche noch nicht in die Tat umgesetzt werden können. Es wird weiterhin recht deutlich, dass nahezu 40 Leute in dem Hauptraum auf den Rängen Platz finden würden, während sich eine recht große Bühne in der Mitte des Hauptraumes befindet. Ebenfalls der Turm, welche das Theater vervollständigt, ist bereits mehr als mannshoch und zeigt ebenfalls bereits die vorhandenen Ansätze einer sich nach oben windenden Treppe.

"... und somit haben wir das Ende des Rundgangs erreicht. Ich für meinen Teil bin mit den Fortschritten wirklich ausgesprochen zufrieden, auch wenn ich, wie ich gestehen muss, bemüht war, schneller voran zu kommen, um Euch einen früheren Zeitpunkt für die Aufführung zu ermöglichen. Aber leider machte mir die Hungersnot diesen Plan zunichte.

[Signora Achilla]

Die Signora verweilte hier und da kurz, sah sich das eine oder andere Detail an, schätzte und schritt Entfernungen ab und machte sich wohl ihre ganz eigenen Gedanken.
Doch zu Adamos letzten Worten meinte sie einfach: “Sie macht uns allen Pläne zunichte und gibt uns neue her. Zum Beispiel diesen: Dass Ihr mit Eurem Wirken gegen den Hunger vom Prinzen klarer gesehen werdet. ‘s sieht doch eben danach aus, dass ihr Kind sich eben darum müht - und wenn Ihr den Schritt voran in diese Art von Aufmerksamkeit wagen wollt, könnte ich Euch die Bühne dafür bereiten. Was denkt Ihr?”
Die Frage klang nach einer Beiläufigkeit, nebenbei bemerkt während die Signora sich noch umsah und sich wohl vorzustellen versuchte, wie all dies im fertigen Zustand aussehen würde.

[Adamo Manacres]

"Ah, die wohlwerte Iulia vom Clan der Könige unternimmt Anstrengungen die Domäne mit Lebensmitteln zu versorgen?"

Sein Gesicht wirkt deutlich entspannt und nicht annähernd so überrascht wie es seine Stimmlage vermuten lassen würde.

"Das finde ich sehr bemerkenswert. Ich bin mir sicher, dass sie selber keine Mühe scheut und durch ihre vielfältigen Möglichkeiten einen ausgezeichneten Beitrag zum Kampf gegen die Not der Domäne leisten kann."

Er lächelte freundlich und aufgeschlossen als er fortfährt.

" Ich für meinen Teil bin dazu übergegangen neben Lebensmittel meine Einkäufe um Vieh und Saatgut zu erweitern. Ich wollte dies eigentlich im Palast dieses Alain unterbringen aber die Menge, die ich kaufen konnte ist derzeit noch nicht erwähnenswert. Zum meinem tiefsten Bedauern fühlt es sich wie ein Versagen an. Hatte ich doch bereits 2 Jahre Zeit zu handeln und bemühte mich erst jetzt darum."

Abschließend führte er seinen Gedanken zu Ende.
"Ich werde nicht auf die höchstverehrte Aurore zugehen und mich damit brüsten was ich tue oder getan habe. Ich weiß das sich viele darum bemühen, die Not zu lindern und ich hoffe, dass viele mehr tun als ich es tue. Das ist zumindest die Hoffnung die mich diesbezüglich Nacht für Nacht dazu bringt diese Umstände auf mich zu nehmen."

[Signora Achilla]

“In einer Hungersnot seine Schwierigkeiten zu haben, mit Essbarem zu handeln, das liegt wohl in der Natur der Sache”, stellte Achilla halb trösten und halb pragmatisch fest. “Man kann’s als ein Versagen sehen - oder eben als eine Lehre für die Zukunft. Eine Lehre zur Vorbereitung vielleicht oder dazu, den Blick für solche Entwicklungen zu weiten. Wir genießen ja doch einen Blickwinkel, der sich über Jahre und Jahrzehnte entwickelt.”

Achilla wiegte den Kopf. “Vielleicht will die geachtete Iulia Cornelia auf eben dies hinaus? Dass wir uns zum Wohle Genuas in Weitblick schulen und ebenso auch zu unserem eigenen Wohle, denn die Gunst des Prinzen der eigenen Domäne ist gewiss erstrebenswert.”

“Doch wenn’s nicht solcherlei ist, das Euch reizt, wärt Ihr nicht trotzdem daran interessiert, zu sehen, ob sich etwas für die Zukunft und zum Schutz vor solchen Nöten mit der werten Aurora erwirken ließe? Und mir, gewiss! Auch wenn ich weder Eure noch ihre Erfahrungen in solchen Dingen habe, eh?”

[Adamo Manacres]

"Ich bin mir durchaus und schmerzhaft bewusst, dass mein Ansinnen in Bezug auf den Wiederaufbau Genuas kein leichtes Unterlagen sind und das sie mit Verlusten einhergehen werden und könnten. Dennoch bin ich weiterhin gewillt es zu versuchen. Für eine bessere Zukunft Genuas muss es auch Opfer geben."

Er überlegt einen längeren Moment.

"Also gut. Ich werde den Gedanken nicht los, dass es vielleicht reizvoll sein könnte, einen Schritt voraus zu sein, wo ich doch in einem Falle der Zustimmung der höchstverehrten Aurore bedarf. "

Er sieht die Nosferatu ihm gegenüber an.

"Wie sieht es mit euch und den euren aus? Habt ihr nicht ebenfalls ein Interesse daran, einen positiven Eindruck zu machen? Es wäre mir eine wahre Freude in einem weiteren Falle mit euch zusammen etwas bewirken zu können. Unterstützung ist sicherlich gern gesehen."

Noch einmal ein kurzer Moment der Stille, des Nachdenken, der dramatischen Pause. Er hebt die Hand .

"Eine Frage hätte ich, wenn es nicht zu aufdringlich ist. Wieso unterstützt ihr nicht Iulia Cornelia, welche mi Sicherheit höher im Ansehen steht und mehr Unterstützer hat?"

[Signora Achilla]

“Ha”, machte die Signora da erst einmal. Sie wedelte ein wenig mit der Hand, vielleicht einfach nur nach ein paar Motten, die am Rande ihres Sichtfeldes allzu aufdringlich kreisten.

“Es war Iulia Cornelia, die dies begann, als einen Wettstreit um die Gunst des Prinzen - oder vielmehr: um die Gunst ihres Erzeugers. Sie kann die Dinge so in Bewegung setzen und tut es auch. Und ich? Ich sehe nicht, weshalb einer wie Ihr oder eine wie ich so eine Gelegenheit nicht nutzen sollten.”
Sie neigte den Kopf ein wenig. “Der Gedanke ist, dass wir, vielleicht gemeinsam mit der jungen und werten Aurora, Mittel und Wege für die Zukunft ersinnen, mit denen Genua wehrhafter gegen solche Hungersnöte wird. Wehrhafter womöglich gegen solche Winkelzüge im Handel und gegen unsere Versorgungslinien wie Pisa sie wohl macht?”

Sie zuckte mit den Schultern. “Das will ich gewiss unterstützen. Für die Gunst des Prinzen, im Sinne von Iulia Cornelia, für meinen eigenen Nutzen und, so ist die Hoffnung, auch für Euren und der werten Aurora Nutzen - wenn wir zu dritt denn etwas auf die Beine stellen, das Hand und Fuß hat, eh?”

Nun seufzte sie liese. “Es ist nicht eben so, dass sich eine wie einbildet, dass sie einen Wettstreit um die Gunst des Prinzen gegen ein Kind des Prinzen oder dessen ganz offensichtlich hoch geliebte Vettern tatsächlich gewinnen könnte. Und so überlege ich mir eher, was es tatsächlich zu gewinnen gibt.”

[Adamo Manacres]

Nachdem Adamo die Ausführungen der Nosferatu gehört hat, zögert er nur noch einen Moment bevor er antwortet.

"Ich finde das ist eine wunderbare Idee, wohlwerte Signora Achilla. Da ich mir sicher bin, dass es einen zeitlichen Rahmen hierfür gibt, sollten wir uns zeitnah mit der werten Aurora zusammen setzen um näheres zu besprechen. Nur um einerseits unsere Ideen zu bündeln und letzten Endes auch zu Papier zu bringen. Was meint ihr?"

[Signora Achilla]

“Ganz genau”, meinte die Signora dazu. “Einmal davon abgesehen, dass die werte Aurora mich fasziniert. Ja, ihre Worte und Taten zur Iustitia waren unbedacht, vielleicht töricht, vielleicht mit einem so hohen Preis versehen, dass sie ihn kaum je wird zahlen können… .”
Für einen Moment verloren sich ihre Worte einfach dort. Es kam kein ‘doch’ oder ‘aber’, obwohl der Satz es hätte erwarten lassen.

Stattdessen zuckte die Signora mit den Schultern - eine Geste, die ein leises, trockenes Knirschen und Rascheln verursachte. Altes Leder vielleicht, oder Pergament? Stoff und Knochen?
“Lasst uns dies Treffen machen, doch für heute Nacht können wir vielleicht den Hunger damit beiseite legen. So sehr er diese Zeit auch prägt, so sicher ist doch auch, dass wir andere Zeiten sehen werden. Auf und ab, immerzu.”

Keck sah sie zu Adamo hinauf. Eine im Mondlicht hell wirkende Motte, klein wie ein Fingernagel und leicht wie ein Windhauch, saß über ihrem rechten Auge auf der Maske und begann mit der jähen Bewegung mit den Flügeln zu schlagen. Das winzige Tier flatterte auf und drohte, sich irgendwo in Adamos Gewändern nieder zu lassen.
“Es gibt ein Theaterstück zu schmieden! Und ich versprach, dass Ihr einen Vorgeschmack bekommen sollt!”

[Adamo Manacres]

Adamo nickte eifrig zustimmend.

" Ja, sie ist mir auf der Justitia aufgefallen. EIn sehr beeindruckendes Verhalten, das muss man neidlos sagen. Man kann sagen töricht, man kann sagen mutig, man kann sagen verzweifelt. Aber auf jeden Fall beeindruckdend. Ich wollte jedoch abwarten wie sie sich in den kommenden Jahren macht und ich muss sagen, in der Zeit nach der Justitia ist mir zumindest nichts negatives zu Ohren gekommen. Ich denke, man darf in der Zukunft Großes von ihr erwarten."

Adamo wischte das Thema mit einer Hand beiseite.

" Reden wir über die Kunst, reden wir über das Theater und noch viel besser, reden wir über euer Stück. WIe kommt ihr voran mit eurem Werk? Verrät einem das Rascheln von Papier, dass ihr bereits etwas vorzeigbares für mich habt?"

[Signora Achilla]

Da strahlte die Signora. Natürlich konnte man das nicht direkt sehen, denn die Maske zeigte nur ihr unbewegtes, immer gleiches Lächeln, doch man konnte es durchaus an der Haltung der Harpyie ablesen: Wie sie einen kleinen, leichten Schritt machte, wie sie die Hände vor der Brust zusammenlegte, wie sie sich ein wenig drehte, dass ihr Kleid sich ein wenig um sie her entfaltete.

“Oh ja! Woll Ihr’s sehen? Ihr bräuchtet ein wenig Licht und natürlich wohl auch etwas Zeit. Und vielleicht ein wenig Musik… !”