[1046] Altes Brot ist nicht hart. Kein Brot, das ist hart! [Achilla, Aurora]

[März '21]
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Signora Achilla
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Re: [1046] Altes Brot ist nicht hart. Kein Brot, das ist hart! [Achilla, Aurora]

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Die Signora senkte den Kopf ein wenig, zuckte sacht mit den Schultern. Etwas raschelte trocken in ihrem Leib, so wie trockenes Pergament oder altes Leder vielleicht.
“Mißtrauen ist allzu oft die Antwort auf solcherlei. Und wenn nicht das, dann doch die gnadenlose Ausbeutung.” Sie konnte das leichthin sagen, so, als spräche sie darüber dass das Meer tief und der Himmel weit sei. Vielleicht war es auch so, in dieser Welt der Nacht. Doch dann sah sie auf und straffte sich ein wenig.

“So wollte der geliebte Sohn sein reines Ansinnen beweisen. Und dies durch Taten! Er wandte sich gegen die schlimmsten Feinde, gegen die Verdorbenen, gegen die Gefallenen, gegen diejenigen, welche lange schon den Einflüsterungen von Macht und Dämonen verfallen waren, um ganz und gar zu Bestien zu werden. Er schickte die seinen mit Feuer und Schwert gegen diese Feinde, machte sie zu Jägern und Kriegern. So sandte er sie aus in die ganze Welt.”
Ihr Tonfall hatte nun einen Hauch von Bewunderung so wie es zu einer Heldengeschichte gepasst hätte.

“Mehr noch: er gab ihnen das Auge und den Wahren Blick, dass sie das Böse und das Gute in der Welt erkennen mögen. Und so begann ein Kampf, welcher niemals enden kann. Denn immer gibt es das Böse und immer gibt es das Gute. Und die, welche im Namen des geliebten Sohnes stritten, öffneten ihren Blick weit und erkannten, wie die Welt gemacht war.”
Hier machte sie eine kleine Pause und sah zu Aurora herüber. Ihre Stimme wurde leiser, setzte die nächste Frage von der bisherigen Erzählung ab.
“Doch, so fragt diese Geschichte uns, was ist das Los aller, die so viel sehen und so viel erfahren, so viele Länder bereisen und ihren Verstand weiten?”

Dieses Mal ließ sie die Frage für Aurora nicht offen stehen, um zu entscheiden, ob sie antworten wollte oder was. Dieses Mal gab die Signora selbst eine Antwort, leise geflüstert wie ein Geheimnis:

“Sie lernen.”
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Aurora
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Re: [1046] Altes Brot ist nicht hart. Kein Brot, das ist hart! [Achilla, Aurora]

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„Eure Geschichte… eure Worte… eure Stimme wohlwerte Signora Achilla…" die Salubri blickte dabei die Nosferatu zwar nicht direkt in die Augen, aber wohl lag ihr Blick wie ein leichter, sanfter Schleier auf ihr, während sie noch einen Moment ihre wertschätzende Haltung beibehielt, nur um sich dann etwas zu strecken. „Ihr erinnert mich an eine Frau, die ich einst kennengelernt habe. Sie war nicht die Größte, auch nicht die Kleinste. Ihre Stärke war es nicht die Auffälligste zu sein, in dem sie die Lauteste war, nein, aber ihre Worte, die Wahl ihrer Worte und der Sinn dahinter, konnten Gedanken anstoßen, die es vorher nicht gab, konnten Frieden stiften, wo woher noch Unheil drohte, konnten mahnen, bevor eine Entscheidung getroffen wurde… Dieser Frau war, obwohl sie niemals die oberste Leiterin war, doch eine der Auffälligsten, verblieb man einen Moment länger an diesem Ort. Eine Person, der man gerne zuhörte, von der man gerne lernte. Leider…habe ich sie nicht lange erleben dürfen…"eine Spur des Bedauerns, zog sich durch ihr Gesicht und verschwand alsbald wieder darauf.
„Ich werde in meinem Gebet eurer Worte gedenken und dafür beten, dass euch diese Stärke erhalten bleibt und euch helfen möge für das Amt das ihr nun besitzt…"

Die Salubri schwieg wieder und verfiel in die zuhörende Haltung zurück, abwartend ob die Geschichte weiterging oder die Nosferatu bereits zum Schluss gekommen war.
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Signora Achilla
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Re: [1046] Altes Brot ist nicht hart. Kein Brot, das ist hart! [Achilla, Aurora]

Beitrag von Signora Achilla »

Da neigte die Signora das Haupt und legte sacht die Hand über ihr Herz. “Ich könnte mir keine freundlicheren Worte für mich vorstellen als die, die Ihr mir gerade gesagt habt”, meinte sie milde. “Ich will sie behalten für die Zeiten, wenn doch nur die Lautesten zu hören sind und alles andere vergessen wird.”

Dann hob sie den Blick wieder und noch ein Stück weiter, keck mit gerecktem Kinn. “Doch die Geschichte? Die geht weiter. Ich glaube, sie hat kein Ende, jedenfalls noch nicht.” Damit richtete sich ihr Blick oder einfach diese Geste mit dem gereckten Kinn dort zu Auroras Stirn.
“‘s es ist ein Fluch und ein Segen zugleich, so glaube ich? Zu lernen, zu wissen, die Welt aus mehr als nur einem Winkel zu sehen. Ein wenig ist es wie der Fluch des Wanderers, eh? Der Fluch der Fahrenden. Doch das ist eine andere Geschichte.”
Man konnte ihr Lächeln in den letzten Worten erahnen, ein wenig verschmitzt, denn zum Geschichtenerzählen gehört auch immer der Weg zu den nächsten, die gesponnen werden.

Doch für den Moment blieb sie bei dieser. “Könnt Ihr beschreiben, wie’s ist? Auf diese Weise auf die Welt zu sehen, meine ich? Oder ist die Frage zu neugierig und geht zu weit?”
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Aurora
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Re: [1046] Altes Brot ist nicht hart. Kein Brot, das ist hart! [Achilla, Aurora]

Beitrag von Aurora »

Aurora legte den Kopf leicht schief, als sie die Frage hörte und Sekunden vergingen, die einem doch wie die Ewigkeit vorkommen mussten, wartete man auf eine Antwort ab, egal ob positiv oder negativ.
„Ich könnte es nur für mich selbst beschreiben. Ein jeder von uns trägt ein anderes Auge auf seiner Stirn und mein Bruder im Blut sieht mit Sicherheit ein anderes Bild als ich. Man könnte dies ähnlich beschreiben wie mit unseren Augenfarben. Jede ist einzigartig, so wie auch jedes dritte Auge auf der Stirn eines Salubri sich nach dem Träger ausrichtet. So wäre meine Theorie.

Nun, was soll ich beschreiben? So wie ihr es bereits andeutet, vermag das Auge einen weiteren Schleier zu lüften. Für jemanden dem es bestrebt Wissen zu erlangen, um mit diesem Wissen das Bestehende nicht zu korrigieren, nein, aber mit dem Erlernten es zu verbessern, ist dieser Schleier nur ein weiterer Schleier, neben dieser neuen Welt, der sich erhoben hat.“

Die Salubri sprach sachlich und ruhig, sah am Ende des Satzes an der Nosferatu leicht vorbei und wäre sie noch ein Mensch, so wäre dies eine längere Pause zum Luft holen, wohlweißlich im Wissen das sie noch nicht geendet hatte.
„Würdet ihr mir es erlauben und wäre dies nicht das Elysium, dann würde ich gerne den Schleier über euch lüften, so wie ich es bei eurem Bruder im Blute in der Arena tat, um zu erkennen, dass er die Schwelle zum endgültigen Tode erreicht hatte und ihr näher war als sonst jemand.“
Die Hände gingen alsbald in eine beschwichtigende Form, als wusste sie bereits oder erwartete sie die Reaktion der Signora.
„Bitte, fühlt euch nicht provoziert. Ich werde nichts dergleichen ohne eure Erlaubnis unternehmen. Es ist meine Neugierde, die aus mir spricht.“
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Signora Achilla
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Re: [1046] Altes Brot ist nicht hart. Kein Brot, das ist hart! [Achilla, Aurora]

Beitrag von Signora Achilla »

Neugier ist ein gefährliches, wunderbares Laster - und vielleicht war sie auch das größte Laster der Signora Achilla. Sie legte den Kopf ein wenig schief, doch obwohl es wenigstens für einen Moment so aussah, überlegte sie doch in Wahrheit nicht lange. Sie machte eine Geste zum Ausgang des Gartens hin.

“Wenn Ihr’s mögt, dann finden wir’s raus”, sagte sie. “Erzählt mir, was Ihr tut, und sehen wir gemeinsam, wie wir das angehen und was dabei herauskommt, eh?”
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Aurora
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Re: [1046] Altes Brot ist nicht hart. Kein Brot, das ist hart! [Achilla, Aurora]

Beitrag von Aurora »

Es dauerte einen Moment, ehe die Salubri begriff, die Geste der Signora deutete und dieser dann folgte. Auf ihrem Gesicht ein Meer an Gefühlen, die sich abwechselten. Unglaube, Neugierde, Vorfreude, Überraschung. Alles passte irgendwie hierzu, bis die Salubri die Kontrolle wiedergewann und an die Signora gewandt mit einer Form von Sanftheit in der Stimme sprach. In der Art, in der ein Medicus mit seinen Patienten spricht, um sie zu beruhigen.

"Nun. Zunächst das wichtigste. Es wird euch nichts schaden, es wird euch nichts rauben oder euch...ängstigen."

Beide schritten ruhig zum Ausgang hin. "Solltet ihr dennoch unbehagen spüren oder bedenken, könnt ihr dies gerne äußern, dann werde ich sofort enden.

Wie wird es funktionieren? Nun, wir werden an einen ruhigen Ort gehen müssen, an dem uns keine andere uneingeweihte Person zu entdecken vermag. An diesem Ort können wir uns gegenübersetzen, oder ihr könnte euch hinlegen, einfach so wie es euch selbst bequem ist. "

Kam der Ausgang des Elysiums näher, so nahm sie in fließender Bewegung das Tuch wieder von ihrer linken Hand und band es gekonnt und ohne zögern wieder als Wimpel auf ihrem Kopf fest.

"Ich werde das Auge öffnen und euch einfach nur ansehen. Es wird blinzeln, doch kein Licht wird ihm entweichen. Ich weiß nicht wie lang es dauert, bis sich der Schleier um euch hebt. Ich denke, es ist nicht abhängig von der Person, sondern von meiner Konzentration. Aber das mag eine Gemeinsamkeit sein, die unser aller Disziplinen mit sich führen, oder? Vielleicht habt ihr auch noch eine andere eingeweihte Person als...Gegenstück zu euch?"
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Signora Achilla
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Re: [1046] Altes Brot ist nicht hart. Kein Brot, das ist hart! [Achilla, Aurora]

Beitrag von Signora Achilla »

Vielleicht war es die Art der Sorge, die Aurora gerade ausstrahlte. Oder die Ernsthaftigkeit, mit der sie sprach… vielleicht war es auch eigene Angst, irgendwie umgebogen zu etwas weniger schwerem. Die Signora jedenfalls lachte und meinte scherzhaft: “‘s ist die eigenartigste Einladung für eine traute Zweisamkeit in abgeschiedener Ruhe, die ich je bekam.”

In jedem Fall aber würde sie so den Garten mit Aurora verlassen, unterwegs auch ihre Sachen wieder an sich nehmen, Messer, Schnüre, ein Bündel. Letzteres stellte sich ein als ein lumpiger Überwurf heraus, der der Nosferatu sicherlich helfen würde, in den Gassen Genuas weniger aufzufallen als sie es so wie nun wahrscheinlich getan hätte.

“Wir können zum Hof der Wunder gehen”, bot sie an. “‘s ist kein allzu abgeschiedener Ort, aber auch keiner, an dem solcherlei großen Wirbel machen würde. Oder vielleicht habt Ihr bereits was im Sinn?”
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Aurora
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Re: [1046] Altes Brot ist nicht hart. Kein Brot, das ist hart! [Achilla, Aurora]

Beitrag von Aurora »

Ein kurzes Abwägen begleitet von einem Kopfschütteln der Salubri. Nein, sie war mit der Wahl der Nosferatu einverstanden, gleichzeitig bedauerte Aurora jedoch aufrichtig, dass die Zeit, um einen ersten Versuch durchzuführen nicht ausreichte. Der Weg dahin, der Versuch, der Weg zurück zu einer sicheren Zuflucht. Zu groß war die Gefahr, zu vorschnell. Es klang deutlich durch, dass sie nicht mit einem derartigen Ausgang gerechnet hatte. Daher würde sie sich lieber zu einem anderen Termin mit der Nosferatu treffen, gerne auch am deren Hof der Wunder, aber an einem Platz dort, der ihr am meisten Ruhe bot, ansonsten lud sie die wohlwerte Signora auch gerne ihr kleines bescheidenes Domizil ein.



Achilla und Aurora trafen sich nach dem Treffen bei Julia Cornelia im Garten des Elysiums. Beide konnten sich dabei zum ersten Mal persönlich kennenlernen und Achilla erzählte Aurora auf deren Wunsch eine alte Geschichte. Im Anschluss gewährte die Nosferatu der Salubri die Bitte ihre Gabe des Auges auf diese anwenden zu dürfen. Für die Durchführung verabredeten sich beide an einem anderen Ort zu einer anderen Zeit wiederzusehen.
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