[1046] Im Netz der Spinne - Lehrstunde [Galeno, Ilario]

[Ilario]

Galeno hatte eine Einladung erhalten, Ilario wünsche ihn zu sehen um ein Versprechen einzulösen. Eines das schon lange darauf wartete eingelöst zu werden und nun hatte der Lasombra befunden, dass sein Schüler soweit sei... Wenn denn dessen Wunsch noch immer existiere mehr über die politischen Verstrickungen der Kainiten zu erfahren.

In einer lauen Sommernacht würde der Hüter ihn im Elysium erwarten, genau dort wo Galeno sonst an seinem Meisterwerk arbeitete. Ilario stand dort und betrachtete die begonnene Arbeit des Kappadozianers, tief in Gedanken versunken. Etwas abseits standen ein Tisch und zwei römisch anmutendes Stühle. Auf dem Tisch wiederum befand sich neben einem Windlicht eine Karte des Mittelmeerraums sowie einige verschiedenfarbige, rundgeschliffene Kieselsteine.

[Nubis]

Galeno war der Einladung natürlich gefolgt und hatte sich mit dem Totengräberkarren ein gutes Stück mitnehmen lassen, hatte sich dann, möglichst ungesehen in einer dunklen Gasse, seines Überwurfes entledigt und die letzten Meter zum Garten in edler Kleidung gewagt.

Die Wache sollte ihn mittlerweile kennen und so war er völlig selbstverständlich an ihr vorbei.
Im Casa war die Arbeit schon gut gewachsen, Strich um Strich, Fläche um Fläche. Einiges war sicher schon erkennbar, doch fehlte es noch an so vielen Details. Der Meister dieses Stücks warf aber heute kein Auge darauf, sondern auf den Schatten davor. Sicherlich hatte dieser die Tür und das Flackern der Kerzen vernommen und Galeno vollführte zur Begrüssung eine Verbeugung.

Er hatte den Tisch und die Karte darauf aus den Augenwinkeln bemerkt, wartete aber ab, was der Ancilla sagen würde.

[Ilario]

Mit einem Nicken begrüßte Ilario den Kappadozianer und nahm Platz. "Setzen wir uns werter Galeno... und sprechen wir über Politik. Ihr wolltet lernen, wolltet wissen. Ich nehme an dies hat sich nicht geändert und ihr habt inzwischen eigene Erfahrungen gemacht."

Er ließ seinen Blick über die Karte wandern und sah danach wieder zu Galeno.

"Wo würdet ihr gern anfangen? Wo liegt der Fokus eures politischen Interesses? Ihr werdet sehen, dass, wo auch immer es liegt, Ursprünge und Einflüsse oft an weit entfernten Orten oder Zeiten zu suchen sind."

[Nubis]

"Mein Fokus?" meinte er nachdenklich und setzte sich. Die Augen wanderten über die Karte, fast ziellos, blieben an den Städtenamen Lucca, Pisa, Savona, Mailand und Florenz hängen, wanderten dann wieder zurück zu Genua.
"Ich bin mir nicht sicher. Politisch fühle ich mich nicht bewandert genug, um euch dahingehend eine Antwort zu liefern. Zudem sind immer beide Seiten zu beachten, die menschliche und die kainitische Politik, die manches Mal zusammen passt, manches Mal...und sei es nur in Feinheiten...stark auseinanderdriften kann. Pisa ist ein gutes Beispiel. Manche meinen, sie seien oder waren Verbündete, andere deklarieren sie eher als Feinde....Also sind sie folglich mal das Eine und mal das andere. Und was sind sie auf menschlicher Ebene, was auf kainitischer? Aber auch innerhalb dieser Mauern versuche ich zwar durchzublicken, aber ich weiss nicht, ob es mir tatsächlich gelingt, oder ich einfach nur von Stein zu Stein springe und irgendwann ist dann einer so rutschig, dass der nächste Sprung in den Fluten landet und ich hinfort gerissen werde. Doch gänzlich heraushalten ist auch nicht das Richtige. Dann trifft einen dieser Strom irgendwann völlig unvorbereitet."

Er schüttelte mit dem Kopf, sachte, nachdenklich. Nein, offenbar wollte er dies auch vermeiden...Dies war schliesslich auch mit ein Grund gewesen, den Pfad zu wechseln.

"In der Vergangenheit sind mir einige Handlungen, die ich als gut erachtetet, zum Verhängnis geworden und haben noch immer Nachwirkungen. Einige, die ich nicht wollte und mit denen ich teils eine schwere Bürde mit mir trage... Mein Fokus liegt wohl eher dabei, standfester zu werden...ich würde mich gern inner- wie aussenpolitisch an Verbündete wenden können, die nicht gleich auch einen Dolch hinterm Rücken halten. Jene mit gleichen Interessen, die einen Verbündeten zu schätzen wissen, statt es einfach nur vorzugeben. Und durch sie an Wissen zu gelangen...mich weiter zu entwickeln und auch Genua..."

Er überlegte und deutete dann auf Luca.
"Wie ist die Lage Luca betreffend..der See der Schatten gegenüber...aber auch im Bezug zu Pisa? Ich kann mich hier kaum an meinen Clan wenden, in Florenz selbst könnte ich es, doch stosse ich dort vermutlich auch an Grenzen...Es gibt Gebiete, die dort nicht erforscht werden und ich bin gerade deswegen auch losgezogen, mein eigener Antrieb...Neues zu erfahren....
Dies wäre wohl der erste Ansatz im kainitischen Belang...Wissensquellen finden, ohne politisch gleich ein Chaos anzurichten..."

[Ilario]

Der Hauch eines Lächelns huschte über des Hüters Miene, eher er Galenos Fragen mit Antworten bedachte.

"Auf sterblicher Ebene ist Pisa ein Rivale Genuas. Beide Städte sind im Aufstieg begriffen, beide sind Seemächte und der Handel ist ihrer beider Lebenselixier. Konflikte sind unausweihlich, wie hart diese ausgefochten werden liegt jedoch nicht allein in Hand der Menschen.
Die kainitisch-politische Lage erscheint ähnlich, doch verworrener. Pisa ist unabhängig, wie es Genua war. Pisa ist nicht Teil der See der Schatten, und doch gibt es Verbindungen. Bevor der höchstverehrte Calistus Prinz wurde, war dies seine Erzeugerin Lemausna. Der letzte Prinz einer, damals noch, etruskischen Domäne vom Clan der Schatten. Der Sklavenprinz wandte sich also gegen seine eigene Erzeugerin und putschte mit Hilfe der See. Schon allein dieser Akt lässt tief blicken... auf die Umstände wie auch seinen Charakter.
Dennoch gibt es auch noch andere Fraktionen in Pisa, die Etrusker vor allem. Allein durch sie dürfte man Genua nicht gerade wohlgesonnen sein, zusätzlich zu merkantilen und politischen Erwägungen des Prinzen."

Als Galeno Lucca und Florenz erwähnte, strich Ilarios Blick über jene Orte auf der Karte.

"Florenz und Lucca sind Domänen des Etruskischen Bundes, man wird auf Genua, genauer auf die höchst verehrte Aurore nicht gut zu sprechen sein. Man wird aber vermutlich ein offenes Ohr haben für Neuigkeiten aus Genua. Passt nur auf, dass ihr nicht in verräterische Umtriebe gezogen werdet. Dennoch... Lucca wäre vielversprechend, vor allem wenn sich der Konflikt mit Pisa zuspitzt. Prinz Karkana ist Calistus in gegenseitiger Abneigung verbunden. Ihr erinnert auch an die kurzen verbalen Schlagabtausch auf dem Hoftag vor den Nächten? Der Kommentar, über den Salzgeruch? Karkana stichelte, da ihr die Einlassung des pisanischen Prinzen mit der See bewusst war."

[Nubis]

Er überlegte. "Mhh...nach allem, was ich bisher sah, dürfte ...."
Er brach ab und sah sich um. So, als würde er Augen suchen wollen, die irgendwo verborgen liegen konnten.
"dürfte das Ganze Zusammenspiel recht schwierig sein. Wenn nun Lucca als etruskische Domäne beispielsweise helfen würde, würden sich doch auch für Genua Abhängigkeiten entwickeln, die wiederum der See der Schatten aufs Gemüt schlagen könnten... und falls Pisa Schaden zugefügt werden würde, wohl auch...zumal man nicht weiss, wo genau die Verbindungen zueinander liegen..."

Er seufzte leicht.

"Das ist ein verworrenes Netz. Auch hegt Genua Verbindungen zu Mailand und wohl auch zu den Ventrue im Norden? Jener Besuch am Hoftag. Sind wir sozusagen umgeben von Feinden?"

[Ilario]

"Ganz recht, verworren... Lucca kann als Feind eines Feindes gelten, doch ebenso als unser Feind. Das macht die Lage so volatil." Er vollführte eine Geste die wohl so etwas wie Nebel oder Rauchschwaden andeuten sollte. "Die Etrusker dürften sich vor allem noch mehr vor genuesischen Kainiten und Interessen verschließen. Ihr Groll gilt sicherlich unserer höchstverehrten Herrin, weil sie sie zugunsten Mailands fallenliess und dann ihren Eid brach und sich einem noch größeren Feind des Etruskischen Bundes unterwarf.
Wenden wir unser Augenmerk nun gen Norden. Mailand würde unter normalen Umständen nun Genuas Feind sein, ein Vasall der seinen Eid bricht und den Lehnsherrn verrät... nun wer kann das schon gutheißen? Wie kann der höchstverehrte Totila dies? Weil er den Nachschub Venedigs und der See braucht, wobei ich nicht sicher bin ob der venezianische noch durchgelassen wird. Die wichtigste Nachschublinie verläuft über Genua und ohne diese würde Mailand an die Tedesci fallen. Was schreckliche Folgen hätte.
Wir sind nun Teil der See der Schatten und alle Verbundungen zu jenen Tedesci sind nun vermutlich eher inoffizieller Natur. Auf persönlicher Ebene vielleicht gegeben, aber vorsichtig wie man unter Feinden sein muss."

[Nubis]

"Mmhh.. Deswegen mailändische Wachen?", dies war nur ein leises Murmeln.

Es war wirklich verzwickt und das konnte man durchaus an seiner Mimik erkennen. Der Herold überblickte die Karte und machte sich Gedanken, die er aber wohl nicht teilte. Vielleicht auch aus gutem Grund.

"Das heisst, solange unsere Feinde uns brauchen, werden sie es vermeiden, uns anzugreifen. Ansonsten hätten wir mehrere Fronten, die uns einkesseln könnten. Zudem ist die See dann noch eine Kraft, mit der man sich es nicht unbedingt verscherzen will...."

Er überlegte erneut.

"Ich gedenke Handelsbeziehungen nach Florenz aufzubauen. Generell etwas den Landhandel zu unseren Nachbarn zu erweitern, die im Inland liegen. Gerade im Bezug zu gewissen Abhängigkeiten, wäre dies doch sicherlich interessant. Jedoch ohne den Blick für die Problemzonen innerhalb Genuas zu verlieren. Würde ich mit diesem Vorhaben Probleme bekommen?"

Er blickte erneut auf die Karte und zeigte dann auf die Strassen, die von Genua fort führten.
"Wer hat eigentlich ein Interesse daran, dass diese Handelsstrassen nicht ausgebaut werden? Ich meine mich daran zu erinnern, dass der letzte Versuch abgelehnt wurde und würde einen neuen starten wollen...doch wüsste ich gern, ob es da auch politische Verstrickungen gibt."

[Ilario]

"Florenz... dürfte noch feindlicher gesonnen sein als Mailand. Schwierigkeiten würde ich also eher von florentinischen Kainiten erwarten die in Handelsangelegenheiten ihre Finger haben.

Insgesamt sind dies aber eher sterbliche Aspekte, ähnlich der Blockade jenes Gesetzesvorschlags. Es werden wohl jene Menschen gewesen sein deren Güter im Seehandel vermehrt werden, die wenig Interesse daran haben die Landwege zu verbessern. Kurzsichtig, aber so ist es eben mit den meisten Menschen. Allerdings sind die Ländereien um Genua die des Grafen, vermutlich war man auch nicht geneigt ihm diese neuen Straßen zu schenken, ungeachtet der Vorteile für die Stadt."

Es Ilario nicht mehr so wichtig wie einst, die Belange der Menschen rückten wohl immer weiter weg mit den Generationen die man aufwachsen und vergehen sah. Dennoch schien ihm bewusst wie wichtig ein starkes Genua war, wie sehr das Wohlergehen der Menschen darin sich auf die Machtgefüge im Kainitischen auswirkte.

[Nubis]

"Dann werde ich es bei einem neuen Entwurf ihnen so verkaufen, dass sie es als Bonus sehen, wenn sie dem zustimmen. Als Bonus auch für den Seehandel."
Galeno lächelte matt. "Zu schade, dass man sie erst mit der Nase darauf drücken muss."

Er seufzte.

"Wie seht ihr aktuell die Lage innerhalb Genuas? Wer für wen? Wen würdet ihr als Verbündeten sehen, wen als Feind und wer könnte Verbündeter werden, mag aber mit Vorsicht zu geniessen sein? Wie gut meint ihr, sind die Stränge zu den alten Domänen noch vorhanden und oder auch...wie loyal haltet ihr jene, mit denen wir in den Nächten zusammen kommen? Könnt oder wollt ihr darüber überhaupt sprechen? Auch weil dies Thema sicherlich
brisant sein dürfte, je nachdem, welche Loyalitäten gefragt sind...
Besonders interessant sind vor allem jene, die hier im politischen Gefüge ihre Finger im Spiel haben und jene, die versuchen Macht anzuhäufen. Was haltet ihr beispielsweise von unseren beiden Harpyien Genuas?"