[1046] Im Netz der Spinne - Lehrstunde [Galeno, Ilario]

[März '21]
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Ilario
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Re: [1046] Im Netz der Spinne - Lehrstunde [Galeno, Ilario]

Beitrag von Ilario »

"Nur sehr wenige denken wirklich über die Spanne ihres eigenen Lebens hinaus."

Er lächelte wieder dieses leise Lächeln, das fast schon zu einer Art Markenzeichen geworden war.


"Die Lage innerhalb der Domäne? Verbündete und Feinde? Wessen Feinde und Verbündete? Generell halte ich viele solcher Einordnungen für volatil dieser Nächte. Die Wurzeln in die alten Domänen bestehen in irgendeiner Form meist fort, ich würde stets mit ihnen rechnen, auch wenn die Stärke der Bindung variieren mag.
Wer sich um Macht und Politik nicht schert kann mit Glück eine Weile überleben, aber langfristig ist das eine gute Art und Weise die Vernichtung zu suchen. Irgendwann tut man dann etwas, unwissentlich, das einen Ahnen oder mehrere verärgert. Was tödlich enden kann. Also würde ich annehmen, dass so gut wie jeder Kainit in Genua versucht Macht anzuhäufen - oder dies ab irgendeinem Zeitpunkt tun werden. Aber sicherlich mögt ihr es etwas spezifischer, wenden wir uns also den beiden Harpyen zu. Iulia ist jung und integer, womöglich zu sehr bemüht den Ansprüchen zu genügen von denen die Ventrue annehmen alle Welt würde sie an sie stellen. Ich nehme an sie wird weltliche Macht anhäufen und ihre Position als Harpye nutzen um mittelfristig weitreichende Verbindungen zu allerlei Kainiten aufzubauen. Sie dürfte definitiv loyal zu ihrer Erzeugerin stehen, und das mindestens die nächsten zwei-, dreihundert Jahre. Iulia ist förmlich, korrekt und formvollendet, wäre es anders hätte sie nie ihre Kindheit überlebt, nie einen anderen Kainiten als ihre Erzeugerin getroffen. Darüber hinaus ist sie schön und klug, zwei Eigenschaften die einer Harpye gut stehen.
Die Signora Achilla hingegen ist schlau und gerissen, mag es ihr auch an der Schönheit der Ventrue mangeln, so muss dies nicht in jeder Hinsicht von Nachteil sein. All das was Iulia aus der Masse abhebt, ja erhebt, und der Nosferatu fehlt, mag im Umgang mit vielen Neugeborenen sogar eher für Achilla sprechen. Ihre Ernennung zur Harpye ist wohl dem sehr verehrten Lydiadas geschuldet, als Gegengewicht zum Kind der Weißen Prinzessin und ich denke, dass dies aufgeht. Achillas Bindung an den dunklen Seneschall wird nie so feset sein wie Iulias an ihre höchstverehrte Majestät, doch das ist auch gar nicht nötig.
Sie bildet einen Gegenpol zu Iulia und es wird wohl kaum eine harmonische Beziehung herrschen zwischen ihnen... und doch werden sie genau das tun was die Ahnen von ihnen erwarten, die Gesellschaft der Nacht formen nach ihrem Bilde."
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
- persisches Sprichwort
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Nubis
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Re: [1046] Im Netz der Spinne - Lehrstunde [Galeno, Ilario]

Beitrag von Nubis »

"Eine harmonische Beziehung? Glaube ich auch nicht. Und ja, sie werden die Gesellschaft formen. Ich weiss nur nicht, wessen Art und weise ich mehr bevorzugen würde. Iulia Cornelia scheint eine ganz eigene Sichtweise zu haben, wer in gesellschaftlichen Gefilden einen...sagen wir.. Zugang erhalten sollte und wer nicht. Die Signora dagegen scheint bodenständiger, auch wenn darin natürlich auch eine hohe Gefahr liegt..manch einer fühlt sich womöglich sicherer und begeht eher Fehler, als wenn er an Hofe geladen würde und ich zusammen reisst ..."

Er überlegte. Solch politische Lehrstunden waren immer eine gute Gelegenheit, um mehr zu erfahren, doch je mehr er auch erfuhr, umso mehr fragte er sich, ob er darin tiefer eintauchen wollen würde, oder sich doch lieber nur den Grundzügen widmen wollen würde.

"Ich habe mir mittlerweile eine gewisse Grundlage geschaffen. Ich frage mich, ob ich diese beibehalten und lediglich festigen sollte. Mir sagte einst jemand, dass ich mich auf das konzentrieren sollte, das ich bereits kann und dies im Detail betrachten und entwickeln sollte. Ich fürchte, dass die Politik und die Gesellschaft nicht das ist, was meiner Natur entspricht. Ich habe bis hierher gekämpft, doch lohnt ein weiterer Kampf, oder sollte ich nicht darum bemüht sein, nun endlich das anzustreben, für das ich einst diesen Kampf focht? Ich denke, ich sollte und ich bedanke mich bei euch, dass ihr mir bis hier hin die Möglichkeiten gegeben und mich unterstützt habt. Eure Lektionen waren stets sehr lehrreich und gerne werde ich auch in Zukunft darauf hoffen. Und zu festigen, um zu aktualisieren."

Ruhig senkte er sein Haupt vor dem Ancilla vor sich und lächelte dabei. Das Band zwischen ihnen würde bestehen bleiben, doch würde er selbst nun eine andere Richtung auf seinem Weg einschlagen wollen.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Ilario
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Re: [1046] Im Netz der Spinne - Lehrstunde [Galeno, Ilario]

Beitrag von Ilario »

Langsam und bedacht nickte Ilario, einen wissenden, verständnisvollen Blick tauschend.

"Das verstehe ich... und heiße es gut. Wiewohl das eine nicht da andere ausschließt, ist eine Fokussierung auf das was eurem eigentlichen Talent, eurer Neigung, entspricht weise. Mein Weg ist ein ähnlicher, ich halte was mein ist und expandiere nur in jene Richtung in welche ich muss. Die kommenden Jahre werde es zeigen, doch ich befürchte euer Ältester wird sich als ernsthaftes Hindernis erweisen. Er ist nicht so untätig wie es wirkt, seine gierigen feisten Hände greifen aus, seine bleichen Lippen träufeln Gift in verschiedene Ohren.

Wendet euch also dem zu was ihr wirklich wollt, aber lasst nicht ab von eurem Streben Benedetto zu fall zu bringen."
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Nubis
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Re: [1046] Im Netz der Spinne - Lehrstunde [Galeno, Ilario]

Beitrag von Nubis »

"Es ist ohnehin miteinander verknüpft. Jeder von euch hat Fähigkeiten, die bestens geeignet sind, doch mir mangelt es daran. Für die Stabilität habe ich das vernachlässigt, was mir wirkliche Vorteile bringen kann. Ich werde daher in den nächsten Jahren reisen und suchen...vielleicht sogar mich selbst. Aber in jedem Fall werde ich nach Möglichkeiten und Kräften suchen, die bisher noch keiner meines Clans wirklich angestrebt hat und bei denen ich bezweifle, dass sie mein Ältester bisher erreicht hat. Ob ich sie erreiche, oder ob ich scheitere, bleibt abzuwarten."

Er lächelte leicht, doch es war ein ernstes Lächeln, welches nicht die Augen berührte.
"Ich werde in nächster Zeit nur sporadisch in Genua sein und die meiste Zeit diese Reisen vorbereiten oder ihre Nachwirkungen studieren. Sollte ich länger wegbleiben, so wäre es gut, wenn es noch einen Platz gibt, zu dem man zurückkehren kann..."
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Re: [1046] Im Netz der Spinne - Lehrstunde [Galeno, Ilario]

Beitrag von Ilario »

"Ein gutes Ansinnen, durch Wissen gewinnen wir wahre Macht."

Ernst nickte Ilario, das Reisen war gefahrvoll und barg mannigfaltige Fallstricke politischer Art. Dennoch war es stets lohnend gewesen, ob Venetien, Mailand, Sardinien oder auch jene besondere Tiefe in der Adria, jede Reise hatte sein Wissen gemehrt, neue Fragen aufgeworfen und Erkenntnisse gebracht.

"Wenn ihr zurückkehrt wird es diesen Platz noch geben. So schnell werden sie Genua nicht in die Finsternis reißen."
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Nubis
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Re: [1046] Im Netz der Spinne - Lehrstunde [Galeno, Ilario]

Beitrag von Nubis »

Unsicher lächelte Galeno auf diese Worte hin.
"Wer weiss...mancher Nächte passiert viel und die Welt steht plötzlich Kopf...Man hat plötzlich Feinde, die man gar nicht wollte und verliert gute Verbündete...oder gar seine eigene Identität. Genua wäre nicht Genua, würden nur noch die Mauern davon stehen..."

Und so neigte sich das Treffen dem Ende zu.
Galeno verabschiedete sich von dem Ancilla der Schatten mit gutem Respekt und wünschte ihm alles Gute. Unsicher, wohin ihn der Weg führen würde...denn er hatte viele Reisen vor sich.



Zusammenfassung:

Ilario hatte Galeno vor Jahren versprochen, ihm politisch noch einiges nahe zu bringen. So trafen sie sich im Casa des Elysiums, um ein wenig über Aussenpolitik und die Gesellschaft Genuas zu sprechen. Schlussendlich merkte Galeno an, dass er nun eine gute Basis habe, auf der er sich nicht ausruhen würde, die er aber auch nicht ausbauen müsse. Er würde einen anderen Weg finden, einen, der mehr zu ihm passt und dafür würden Reisen nötig werden. Nicht nur jene auf den Schotterstrassen dieser Welt, sondern auch auf den Irrwegen ganz anderer Gefilde.
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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