[1046] Verschwommenes Bündnis [Achilla, Iulia]

[März '21]
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Iulia Cornelia
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Re: [1046] Verschwommenes Bündnis [Achilla, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Iulia wirkte ehrlich verblüfft von Achillas Worten bezüglich des Amts des Hüters und machte keinerlei Anstalten ihre eigene Verwirrtheit darüber zu verbergen. Offenkundig wusste sie nicht, wie sie mit einer derartigen Offenbarung überhaupt umgehen sollte, weshalb sie nur dastand mit leicht geöffneten Lippen und betroffenem Blick.

Als ihr Gegenüber geendet hatte, wich sie dessen Blick aus, während sie leise und in sich gekehrt vor sich hin murmelte: „Warum habt ihr das damals nicht gesagt?!“ Ihre Stimme klang bitter, aber vorwurfsfrei, während sie nüchtern feststellte: „Es hätte so vieles erspart.“

Die Ventrue atmete erneut bewusst ein, während sich ihr Gesicht glättete, weicher wurde und ihre blaugrauen Augen ruhig zurück in die milchigtrüben ihres Gegenübers fanden, als sie ihr zu verstehen gab: „Ein Handel ist ein Handel, werte Signora Achilla. Gerade euch als Nosferatu sollte das doch klar gewesen sein. Er bindet uns, nun da er geschlossen war, bis er erfüllt wurde. Und ich gedenke nicht mein gegebenes Wort zu brechen oder davon zurückzutreten.“

Iulia machte eine bewusste Sprechpause, bevor sie meinte: „Doch so es euer Wunsch ist, dass ich meine Bestrebungen euch ins Amt des Hüters zu verhelfen aufschiebe, so werde ich euch diese Gefälligkeit erweisen im Tausch gegen den Verzicht auf Repressionen.“

Die Ventrue schwieg und wartete Achillas Reaktion auf den Vorschlag ab, bevor sie im Anschluss nach einer kurzen Pause mit unaufgeregter Stimme ergänzte: „Und was das Amt und die Aufgaben der Harypie anbelangt, so diene ich wie ich es in jener Nacht geschworen habe zu tun. Dasselbe solltet auch ihr tun, werte Harpyie.“

Die jüngere der beiden Harpyien machte eine gewählte Sprechpause, bevor sie ruhig fortfuhr: „Wir können uns gerne darüber austauschen, was wir als Harpyien als gesellschaftlich tolerierbar oder verwerflich ansehen und auch wie wir die damit verbundenen Probleme angehen wollen oder auch noch nicht. Wir können dies gerne miteinander absprechen, so dass am Ende das Wort der einen Harpyie nicht gegen das Wort der Anderen steht. Doch ich bin ganz sicher nicht hier und dazu da, um euch zu sagen, was ihr in eurem Amt als Harpyie zu tun habt. Denn das steht mir ganz sicher nicht zu.“
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Signora Achilla
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Re: [1046] Verschwommenes Bündnis [Achilla, Iulia]

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Dazu dann neigte die Signora erst einmal ihr Haupt. “Dann wollen wir es so halten, wie Ihr es vorschlagt.” Es klang sanft, so wie sie es sagte. Für einen Moment war sie still, zauderte wohl ein wenig und verbarg dies Zaudern auch nicht.

“Seht, ich hätte zu allem, was Ihr zu jener Zeit sagtet oder vorschlugt, wünschtet oder erwähntet, allzu gerne ja gesagt. Ich habe Euch bewundert”, gestand sie dann. Sie sprach die Worte leise aus und gewiss fielen sie ihr nicht leicht. Sie straffte sich ein wenig und vielleicht tat sie nun das mutigste, was sie je getan hatte, als sie sagte:
“Auf eine Weise habe ich Euch geliebt.”
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Iulia Cornelia
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Re: [1046] Verschwommenes Bündnis [Achilla, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Offenkundig verstand Iulia das Zaudern ihres Gegenübers nicht, denn ihre Stirn lag in zarten Fältchen, während sie die Nosferatu betrachtete. Noch während diese schwieg, erkundige sich die Ventrue: „Euch missfällt der Vorschlag?“

Iulias Augen lagen danach weiterhin ruhig auf ihrem Gegenüber, während diese weiter gesprochen hatte, bevor sie ihr zu verstehen gab: „Auch ich hatte euch bewundert.“
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Signora Achilla
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Re: [1046] Verschwommenes Bündnis [Achilla, Iulia]

Beitrag von Signora Achilla »

Mit zwei so unterschiedlichen Themen konfrontiert, nahm die Signora sich erst ein wenig Zeit. Keine der beiden Sachen war ohne Bedeutung, beide reichten tief.

“Das ist beides von Gewicht”, erklärte sie dann auch. “Das erste ist eine Frage der Deutung und wie in unserer Gesellschaft der Nacht mit so einem Handel umgegangen wird. Ich bin ganz und gar mit Eurem Vorschlag einverstanden. Was ich zuvor vorschlug, dass wir es einvernehmlich beenden, dies schien mir ebenso recht: Für mich wäre dies nicht der Bruch unserer Worte sondern das gegenseitige Einvernehmen. Ich glaube… .” Sie machte eine kurze, nachdenkliche Pause.
“Ich glaube wohl, dass sich hier Gelehrte vom Blute, die sich mit solcherlei, mit unserem Recht und unserer Art befassen, hierzu viel und tiefsinnig sprechen könnten. Doch am Ende haben wir nun für uns und hier einen Weg gefunden, der gut geht und voran führt. Und so will ich’s nehmen. Mein Zögern darin? Das ist mein Nachdenken über solche Feinheiten in Handel, Abmachung und Wort. Eure Meinung in solchen Dingen hat für mich größte Bedeutung: Ihr wurdet darin auf völlig andere Weise geschult als ich, so glaube ich? Ich bin dankbar für die Gelegenheit, die wir heute und in diesen Jahren haben. Für die Gelegenheit, die ich habe, von Eurem Beispiel zu lernen.”

Sie neigte den Kopf ein wenig, legte die Hand über ihr Herz und wirkte ein wenig befreiter in ihrem Gang und ihrer Haltung. Das zweite Thema schnitt sie dann nur kurz an, mit Vorsicht in ihrer Frage:

“Würdet Ihr mir verraten wollen, was Ihr bewundert habt?”
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Iulia Cornelia
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Re: [1046] Verschwommenes Bündnis [Achilla, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

„Das habe ich euch bereits einmal gesagt.“, erklärte die Ventrue der Nosferatu milde auf ihre Frage hin, doch offenkundig war sie Niemand, der sich widerholte, denn sie sprach hierüber nicht weiter. Womöglich hatte sie auch kein Interesse an dem Thema. Auch nicht bezüglich des Handels, denn sie sagte auch hierzu nichts weiter. Dennoch schien sie sich zu gedulden, ganz so als würde sie auf etwas von der Nosferatu warten. Als es jedoch offenkundig ausblieb, ging sie schweigend weiter.
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Signora Achilla
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Re: [1046] Verschwommenes Bündnis [Achilla, Iulia]

Beitrag von Signora Achilla »

“Niemand kann uns tiefere Wunden zufügen als jene, denen wir uns öffnen”, bemerkte die Signora leise.
“Euch zu lieben, das ist wie die Sonne zu lieben, die scharfe Messerklinge auf der Haut, das gleißende Feuer, um darum zu kreisen bis ich verbrenne.”

Sie folgte Iulia, doch schien sich für ihre Offenheit nicht zu schämen. “Doch um Euch zu genügen, darf ich nicht zu Asche verfallen, mich in die Klinge stürzen oder tanzend verbrennen.” Als wäre all dies furchtbar leicht, zuckte sie mit den Schultern. Die Maske der Signora lächelte.

“So gehen die Dinge behutsamer, über die Zeit hinweg, in Musik und Vers. Kühl wie der Marmor in den Schatten alter Atrien.” Sie seufzte. “Vielleicht wollen wir uns ein wenig setzen? Die Nacht mit Musik ausklingen lassen? Sie erklingt zu selten in dieser hungrigen, düsteren, blutigen Zeit.”
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Iulia Cornelia
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Re: [1046] Verschwommenes Bündnis [Achilla, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Iulia bleib stehen, drehte sich langsam zu Achilla um und blickte ihr länger Zeit in die Augen, bevor sie meinte: „Ich hatte euch für eure Kunst bewundert und die Art, wie ihr euch die Worte zu eigen macht. Die Leichtigkeit und Unbeschwertheit eures eigenen Seins im Angesicht der ewigen Verdammnis. Den unbekümmerten Tanz der Masken und der verschiedenen Rollen, die ihr Nacht um Nacht vollführt.“ Die Ventrue verblieb für einen Moment stumm und blickte weiterhin der Nosferatu in die Augen, bevor sie den Kopf schüttelte und feststellte: „Es ist schon spät geworden. So ihr also mit mir nichts anderes mehr besprechen wollt, danke ich euch für die Zeit, die ihr euch genommen habt und wünsche euch noch einen angenehmen Abend.“
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Signora Achilla
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Re: [1046] Verschwommenes Bündnis [Achilla, Iulia]

Beitrag von Signora Achilla »

Da lachte die Signora plötzlich. Es war ein eigenartiger Laut, eigentlich schön, denn ihre Stimme konnte schön sein.
“Es braucht nur ein wenig Mut für diese Dinge, schönste, werte Iulia”, meinte sie. “Doch wenn dies das Geschenk ist, das ich Euch machen darf, so gebe ich es von Herzen. Von Herzen fürwahr, denn ich gebe Euch daraus frei so wie es vielleicht nur eine kann, die schon längst gestorben ist.”

Es war schon eine eindeutig theatralische Geste, mit der sie ihre Arme ausbreitete. “Mein Herz blutet, doch ich will Euch auf ewig dankbar sein für dies, was Ihr mir gegeben habt. Vielleicht für dafür, dass ich Euch ansehen darf, wie Ihr Euren Weg durch die Nacht machen werdet. Euer Name wird in den Reihen der Mächtigen erklingen, denn dies liegt Euch im Blut. Ihr seid wie für diese Dinge gemach! Und diese Zeit jetzt? Die ersten, behutsamen Jahre? Ihr werdet Euch entfalten so wie eine Blüte, wie eine Melodie in den allerersten, zarten Tönen. Vielleicht werdet Ihr Euch einst an diese Zeit zurück erinnern und lächeln. Vielleicht wird ein wenig dieses Lächelns mir gelten, mit all meiner Torheit, der Bewunderung und all den Masken und Masken und Masken.”
Sie lachte erneut.


Ein Sog von Motten brach aus ihrem Mund hervor, aus ihrer Kehle, aus ihrer Brust. Der Körper der Signora war nicht fest und sie kamen von überall her. Doch von außen musste es aussehen als brächen sie aus ihrer Brust, vielleicht aus ihrem Herzen heraus. Viele waren es, unzählig viele. Iulia war gewiss die Anwesenheit der Insekten in der Nähe der Nosferatu gewöhnt, hatte sicher auch schon einige Dutzend gesehen, doch dies? Für einen Moment verdunkelten sie die Sicht zwischen den beiden Vampiren, die wahrscheinlich kaum unterschiedlicher hätten sein können.

Dann ließ Achilla die Arme wieder sinken. Sie trug ein Loch in der Brust, so schien es: das Gewand war aufgerissen und mottenzerfressen. Und all dies schien zugleich auch wie eine große Geste, gemacht für Iulia allein. Die Signora vollführte einen tiefen Knicks.

“Ich liebe Euch, werte Iulia Cornelia, doch ich kann dies mit hoher Achtung tun, mit Behutsamkeit und aus der Ferne. Ich kann all dies mit Leichtigkeit tun, denn dies ist der Segen, der wahre Segen meiner Existenz in der Nacht: Nichts an mir wiegt schwerer als eine Handvoll Lumpen und Seide, Farbe und Puder, Nähte und Schleifen. Gehabt Euch wohl für diese Nacht und geht unbeschwert.”
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Iulia Cornelia
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Re: [1046] Verschwommenes Bündnis [Achilla, Iulia]

Beitrag von Iulia Cornelia »

Iulia blickte der Nosferatu weiterhin starr in die Augen, nachdem sich der Nebel aus Motten gelegt hatte. Sie hatte sich nicht gerührt und wie Achilla feststellte, nicht einmal mit den Wimpern gezuckt. Stattdessen klatschte die Ventrue leicht in die Hände. Betont langsam, doch die Begeisterung, die sich wohl für gewöhnlich mit in einer solchen Geste verbannt, spiegelte sich in ihrem distanziert wirkenden Gesicht nicht wider.

„Wirklich ganz bemerkenswert, wie ihr die Rolle beherrscht, die ihr mich sehen und glauben lassen wollt.“, stellte die Ventrue stattdessen mit hörbarer Ironie fest, nachdem Achilla geendet hatte. Ernst blickte die Ventrue auf die Nosferatu, bevor sie nur den Kopf schüttelte und meinte: „Das Gespräch ist beendet.“ Ohne weitere Worte wandte Iulia sich ab und ging einfach.
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Signora Achilla
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Re: [1046] Verschwommenes Bündnis [Achilla, Iulia]

Beitrag von Signora Achilla »

Und da zuckte die Signora eben einfach mit ihren Schultern während schon die eine oder andere Motte sich bereits wieder auf ihr und in ihren Kleidern niederließ.
“Ihr urteilt hart und gnadenlos! Gehabt Euch wohl, schönste, werte Iulia”, meinte sie heiter. “Bis auf bald, so glaube ich wohl. Und bis alle Dinge sich erneut verändern.”

Sie hob die Hand zum Abschiedsgruß, überging auch damit einfach, dass die andere ihr schon längst den Rücken zugewendet hatte.
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