Aus Fleisch und Blut [Gaius]

[Oktober '16]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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La Vedova
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Aus Fleisch und Blut [Gaius]

Beitrag von La Vedova »

Liebevoll fuhren ihre Finger über das frische Pergament, es war hell und ebenmäßig, kaum vernarbt und weich. Beinahe war ihr, als könne sie noch das Leben darin spüren..ein Leben, wie sie es nie gekannt hatte und das sie doch nachspüren konnte, so innig, so voller Laster…Seinfreda sog den Geruch der Haut ein, versuchte sich noch einmal an den Duft zu erinnern, dem sie durch die Gassen gefolgt war.

Mit gezielten Bewegungen spitzte sie die Feder, dann tunkte sie den Stiel in die dickflüssige, rote Tinte und begann damit feine Linien auf das Pergament zu malen. In verschiedenen Schattierungen formten sich auf dem Untergrund Körper, ein Mann in Bandagen, eine Gruppe Männer, einer mit Limbus, ein Segensgestus, angedeutete Architektur im Hintergrund. Noch während sie die Details hinzufügte, dunkelte das Rot nach und die ersten Linien wurden nach und nach bräunlicher, an manchen Stellen beinahe schwarz. Die Nacht schritt voran, unbemerkt verstrichen die Stunden, die sie versunken über die Szenen gebeugt verbrachte.

„Er aber bei Nacht umhergeht, der stößt sich, denn es ist kein Licht in ihm“, murmelte sie leise als sie aufstand, um am Arm der jungen Frau mehr Tinte zu holen. Konzentriert, mit zusammengekniffenen Augen und der Zunge im Mundwinkel presste sie das restliche Blut aus den Adern hinein in ihr Tintenfässchen.
Dann stellte sie sich zurück an ihr Malpult und beugte sich wieder über ihr Bild, das im Licht der einige Schritte entfernt stehenden Kerze nur undeutlich zu erkennen war. Liebevoll tauchte sie die Feder erneut in das Fässchen und begann, in langsamer geschwungener Schrift die heiligen Worte zu schreiben. „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt.“, sprach sie langsam, Wort für Wort, Buchstabe für Buchstabe, während sich die Tinte im Pergament festsetzte.
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Gaius Marcellus
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Re: Aus Fleisch und Blut [Gaius]

Beitrag von Gaius Marcellus »

Tief verzückt in ihren Offenbarungen bemerkte Seinfreda nicht, wie im Vorzimmer die Türe geöffnet wurde.
"Ja Gaius, sie ist hier, ich glaube sie studiert.
So wie ich übrigens auch..."
Gawains zarte Stimme war zu hören.
Ein kurzes Gespräch zwischen den zwei Männern über den zweiten Corintherbrief entsponn sich, ehe sie auf die Tugenden des Christenmenschen zu sprechen kamen und dabei ein Name fiel.
'Aloisus' klang in Gawains sanfter Stimme durch den Raum.
Seinfreda spürte den Namen ihres Blutes leicht an ihren Geist dringen. Irgendwas von Schwertern und Balance war gesprochen... doch prägender blieb der Name.

Bis die Worte mächtig genug waren sie ganz aus den zarten Armen der jungen Frau zu reißen vergingen unendliche Augenblicke. Dann hörte sie die schweren Schritte ihres Gefährten direkt vor ihrer Tür. Ein sanftes Klopfen an der Türe durchzog alle Glieder
"Mutter... Mutter, der Herr Gaius ist hier für euch... Mutter, seid ihr hier?"
sanft begann ihr geliebter Sohn die Pforten in ihr kleines Reich zu öffnen.
Ich hab heut Nacht vom Tod geträumt,
er stand auf allen Wegen,
er winkte und er rief nach mir so laut.

Er sprach mein Leben sei verwirkt,
ich sollt mich zu ihm legen,
ein frühes Grab sei längst für mich gebaut,
ein frühes Grab sei längst für mich gebaut.
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La Vedova
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Re: Aus Fleisch und Blut [Gaius]

Beitrag von La Vedova »

Die Tür öffnete sich und wie ein Blitz durchfuhr es Seinfreda. Eine Unachtsamkeit, eine unabgeschlossene Tür und ihr Unterfangen gerat in Gefahr!

„Ein Augenblick, mein Schatz!“, rief sie Gawain zu, der daraufhin kurz inne hielt.


Vorsichtig aber dennoch schnell legte sie die Schrebfeder auf dem Pult ab, griff nach dem Brieföffner auf dem Schrebtisch an ihrer Seite, machte einen großen Schritt hinter den Raumteiler hinter dem der Eichentisch mit der jungen Frau lag und schloss konzentriert die Augen. Sie öffnete mit einem gezielten Schnitt ihre Hand, ließ Vitae auf die Tote tropfen und legte dann die eine Hand auf deren Stirn , die andere schwebte weiterhin über dem geöffneten Brustkorb.

„Von Erde bist du gekommen, zu Erde sollst du werden. Asche zu Asche, Staub zu Staub“, murmelte sie und spürte den Körper unter ihren Händen nachgeben „Es ist alles von Staub gemacht und wird wieder zu Staub…“

Mortis 1: Intelligenz & Medizin gegen 6
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Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis das saftige Fleisch von den Knochen der Toten fiel, bis die aufragenden Rippen unter ihrem eigenen Gewicht zu Asche zerfielen, Staub von dem Tisch rieselte wie Sand. Der Lufthauch als Seinfreda sich der Tür zuwandte und ihre blutende Hand in den Tiefen ihrer dunklen Robe verbarg, ließ den Staub noch einmal aufwirbeln und im schummrigen Licht der Kerzen tanzen.

"Herein", rief die Witwe nun und klopfte mit der Freien Hand ein wenig Asche von ihrem dunklen Kleid.
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Gaius Marcellus
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Re: Aus Fleisch und Blut [Gaius]

Beitrag von Gaius Marcellus »

„Meine liebe Seinfreda, verzeih mein unangekündiges Erscheinen“ Gaius schlenderte lächelnd in den Raum, seine vertraute Aura der Respekterweisung und der Sicherheit verbreitete sich in Bruchteilen eines Sethkindherzschlages…

Er hustete ob der kleinen Staubwolke die ihn umschwirrte, als er Luft zum Sprechen in sich nahm und blickte kurz darauf gütig und erfreut auf seine Freundin.
„Es ist eine wunderschöne Nacht, die Sterne sind heute glanzvoll und ich glaube gar eine Sternschnuppe gesehen zu haben… und du meine Verehrte sitzt hier und… studierst?“
Er ließ seine Augen erheitert auf dem Brief neben ihr ruhen… „Studierst, bis dir der Staub im Kleid hängen bleibt.“

Ein wenig wandelte er im Zimmer auf und ab und sah sich um.
„Dein Junge, Aloisus, er macht sich hervorragend… wir üben gemeinsam Balance, Geschicklichkeit…
seine Kampffähigkeiten können sich auch sehen lassen… ich bin sehr zufrieden.“
Etwas strenger „Anders als mit Gawain… er nimmt den Kampf weiter nicht sehr ernst…
laubt nicht an sich selbst…“ er schüttelte schmunzelnd den Kopf,
der Ernst der Worte schien nicht zu groß „Aber deshalb bin ich nicht hier…“
seine zwei normalen Augen fingen ihre ihre und ein kurzer sanfter Schauer durchfuhr ihn im Anblick ihrer urielschen Gestalt.
Ich hab heut Nacht vom Tod geträumt,
er stand auf allen Wegen,
er winkte und er rief nach mir so laut.

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La Vedova
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Re: Aus Fleisch und Blut [Gaius]

Beitrag von La Vedova »

"Guten Abend, keine Sorge, es gibt nichts zu entschuldigen, Monsieur", begrüßte sie Gaius als sie auf ihn zuging und ihn mit zwei Bisous grüßte. Ihre Augen verfolgten seinen Gang durch den Raum aufmerksam, seine elegante Gestalt und die festen Schritte eines Kriegers. Seiner Frage bezüglich ihres Studiums entgegnete sie nichts, sie lauschte bloß seiner tiefen Stimme und runzelte, als er Gawain erwähnte, unzufrieden die Stirn.

"Mein Junge ist nunmal nicht mit der stärksten Gesundheit und Statur gesegnet, er hat andere Stärken...aber dass weißt du ja.", stellte sie fest und versuchte, nicht zu abwehrend zu klingen. Wenn sie ihren Sohn zu sehr verteidigte, würde er nicht mehr ernst genommen, das wusste sie. Mit scheinbarer Gelassenheit ging sie zu ihrem Malpult, stellte sich mit dem Rücken davor und verdeckte somit einigermaßen unauffällig den Blick auf ihr Kunstwerk.
"Es freut mich jedoch zu hören, dass sich Aloisus macht, ich habe mir in letzter Zeit einiges überlegt, was Möglichkeiten der Stärkung betrifft....Wenn er Gawain verteidigen muss, sollte er nicht nur schnell lernen, sondern vielleicht...", sie beendete den Satz nicht. Er wusste worauf sie hinaus wollte, war er doch in der Vergangenheit noch dagegen gewesen, weil er der Meinung war, der junge Mann solle erst einmal auswachsen. Es war ohnehin bloß als eine kleine Ablenkung gedacht.
"Doch das ist ein anderes Thema." Seinfreda strich sich die Haare zurück und tastete unauffällig hinter ihrem Rücken nach dem Tintenfässchen mit Blut.
"Weshalb bist du hier, Gaius?"
Sie wartete nur auf den rechten Augenblick, in welchem er kurz nicht zu ihr sah.
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Gaius Marcellus
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Re: Aus Fleisch und Blut [Gaius]

Beitrag von Gaius Marcellus »

Gaius Blick schweifte amüsiert über das Räumlein seiner Gefährtin, oft sah er nicht sehr aufmerksam aus... "Ach, nun... ich wollte mich auf den Hof mit dir vorbereiten, die Vorstellung im Bischofspalast und Elysium hat ja ausgezeichnet funktioniert... aber womöglich müssen wir für die Prinzessin am Hofe einen neuen Tanz einstudieren? Dort werden wir kaum..." er seufzte fast "Gemeinsam auftreten können, zumindest nicht direkt...
Ich habe überlegt... unser Geschenk, es betont ihren Erzeuger und damit ihre Dynastie und ihre Legitimation, nicht wahr? Vielleicht sollten wir jenen Erzeuger dafür in ihrer Anrede kürzer benennen... um auch ihr als Individualherrscher großen Raum einzuräumen. Ach, die Etikettefeinheiten.
So übe ich mit den Männern das Tanzen, und wir nun gemeinsam..."

Er begab sich in eine Grundposition, um die Schritte genau mit Seinfreda abzugehen, die Worte exakt einzuüben... dabei bliebt jedoch immer wieder Raum offen für neue Worte und Gedanken und Pläne und Blicke und Lächeln.
Ich hab heut Nacht vom Tod geträumt,
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La Vedova
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Re: Aus Fleisch und Blut [Gaius]

Beitrag von La Vedova »

Seinfreda folgte seiner Führung gerne, die Anspannung fiel von ihr ab, als sie die bekannten Schritte machte. Als er sie in eine elegante Drehung führte, die eigentlich in einer Verbeigung enden sollte, wendete sie sich wieder zur ihm und lehnte sich in seinen Griff. Fröhlich summte sie eine kleine Melodie, während sie einen normannischenm Hofschritt begann.
„Eins zwei drei, eins zwei, eins zwei drei….Damdamdam, da,da,damdamdam…“, lächelnd sah sie zu Gaius auf, wiegte sich im Takt der imaginären Musik.
„Wie gerne würde ich wieder einmal einen richtigen Ball besuchen“, sagte sie leise „Mit Musik und Tanz und….anderen schönen Dingen.“, sie drehte sich sanft von ihm fort, kehrte dann jedoch in seinen Griff zurück. „Gaius…“
Sein Name auf ihren Lippen klang wie eine Frage, ein offenes Angebot, ein sehnsuchtsvolles Seufzen.
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Gaius Marcellus
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Re: Aus Fleisch und Blut [Gaius]

Beitrag von Gaius Marcellus »

Ein heimisches Lächeln strahlte über Gaius' zerstörtes Gesicht, als er seine schöne Prinzessin führte
"Ja... tanzen... ein Tanz soll es sein.
Ich werde ihn dir bringen, deinen Tanz, meine Verehrte...
Keinen königlichen, sondern einen wahrhaft warmen...
der auch unsere toten Herzen erwärmen kann."
Das Lächeln verwandelte sich in sein vertrautes, sein glühendes, sein träumendes.

"Schritt eins - Still und Hoheitlich." Träumte er von Hoftag.
"Schritt zwei - Heiter und Warm." Träumte er vom Tanzfest für seine rothaarige Prinzessin.
"Schritt drei..." Träumte er offen, nahm den Griff fester und stärker.

Lächelte verbunden und führte die drei Schritte immer wieder neu.
In einem stillen Tanz der nur vom Klang ihrer Schuhe und dem eigenen Klatschen begleitet wurde.
Vielfach um sich selbst, um sie herumgewirbel, rasch wie figurenreich... stets von engen Blicken geleitet.
Ließ sie beide Fallen und Sinken in die Trance der Vereinigung...

Immer wieder, immer wieder.

Bis der Morgen grausam dämmerte und den Traum, wie bei jedem nun erwachenden Sterblichen, vertrieb.

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Zusammenfassung:
Seinfreda und Gaius treffen sich und bereiten sich auf den Hoftag vor, ihr interner Zusammenhalt und ihre Nähe werden deutlich, als sie bis ins Morgengrauem verträumt tanzen.
Ich hab heut Nacht vom Tod geträumt,
er stand auf allen Wegen,
er winkte und er rief nach mir so laut.

Er sprach mein Leben sei verwirkt,
ich sollt mich zu ihm legen,
ein frühes Grab sei längst für mich gebaut,
ein frühes Grab sei längst für mich gebaut.
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