[1046] Des Schäfers liebster Zeitvertreib [Angelique, Davide]

[Davide]

Davide setzte sich neben sie und sah ihr zu. Beobachtete wie ihre Finger den Griffel über das Wachs wandern ließen. Was sie tat war unheimlich faszinierend. Er konnte sich nicht daran erinnern bewusst schon einmal seinen eigenen Namen geschrieben gesehen zu haben und er lächelte versonnen während er die Buchstaben betrachtete. Das sah irgendwie schön aus, wie sein Name so dastand. Er schwieg eine Weile bis Hund und Kind sich angemessen begrüßt hatten und Assunta sich kauend neben sie ins Gras legte.
"D... dabei wollte ich doch h... heute dir etwas bei... beibringen.", schmunzelte er und griff dann zu seinem Bündel und fischte die vier langen Holznadeln und ein Knäul Wollfaden draus hervor. Zwei davon legte er vor dem Mädchen hin.
"V... vielleicht wechseln wir u... uns einfach ab."
Er nahm die beiden Nadeln zusammen in eine Hand.
"E... egal was du am Ende b... bekommen willst du f... fängst immer damit an M... Maschen aufzuschlagen. W... wie viele du brauchst h... hängt davon ab wie groß dein G... Gestrick werden soll und w... wie dick deine Wolle ist. Schau her, du l... legst den Faden so um D... Daumen und Zeigefinger..."
Er demonstrierte ihr wie sie dabei eine Schlaufe bildete um dann mit den zwei Nadeln den Faden aufzunehmen.

[Angelique]

Angelique hörte aufmerksam zu und beobachtete scharf.
Dann begann sie das Beobachtete nachzuahmen.

Und es stellte sich heraus, dass sie ein Naturtalent war. Ihre kleinen, flinken Hände ließen die Knochennadeln nur so klicken.
Sie lachte kindlich, als sie den sofortigen Erfolg sah.

Was wäre sie für eine kluge und geschickte Ehefrau geworden, wenn der Tod sie nicht ereilt hätte!
Sie summte froh dabei, vergaß dann aber auch nicht weiter den Davide anzuleiten, schönzuschreiben, sodass er seinen Namen wie versprochen bald beherrschte.



Geschick 3 + Handwerk: Heimwerk 0
heute um 12:01 Uhr
@ Angelique (Olaf) rolled 23. (7 + 9 + 7 = 23)

[Davide]

Angelique überraschte ihn damit wie zügig sie die Technik durchschaute und aufgriff. Im Grunde genommen war sie für Jemanden mit geschickten Fingern nicht schwer zu erlernen. Aber er hatte nicht erwartet wie schnell sie in der Lage sein würde ihre ersten graden Reihen zu stricken. Er hatte eine Weile gebraucht bis seine Hände sich an die ungewohnten Bewegungen und die Haltung von Nadel und Faden gewöhnt hatten.
"D... das machst du g... großartig.", lächelte er mit einem Funken stolz darin, weil er Derjenige war der es ihr gezeigt hatte. Er korrigierte sie hier uns da sacht. Doch es waren lediglich Kleinigkeiten die es ihr etwas einfacher machen würden. Den Bewegungsablauf etwas effizienter.

Was das Schreiben betraf so erging es ihm ganz ähnlich wie mit dem Stricken. Es dauerte eine Weile bis er sich mit dem Griffel in seiner Hand zurechtgefunden hatte. Wie er ihn am besten hielt. Wie fest er am besten aufdrückte. Und seine ersten Buchstaben waren wie windschiefe Dächer und Zäune. Schräg und irgendwie wackelig. Aber auch er fand irgendwann ein Gefühl dafür und seine Linien wurden gerader und besser zu lesen. Schließlich schrieb er das erste Mal seinen Namen im ganzen auf das Wachtäfelchen und zeigte es ihr.
"W... wie viele Buchstaben sind es denn a... alle zusammen?"
Die Frage hatten sie noch nicht geklärt.

[Angelique]

Sie bemühte sich, die Korrekturen anzunehmen und umzusetzen.
Behutsam führte sie auch die Hand des Mannes, um die Buchstaben flüssiger werden zu lassen.
Da das lateinische Alphabet so einfache Linien hatte, war das eigentlich narrensicher.

"23 Buchstaben und noch mal so viele Minuskeln. Aber die sind leicht, weil sie den Großmuchstaben ähneln. Ich lasse dir die Tafel und den Griffel da. Dann kannst du damit üben."

[Davide]

"Ich d... dachte es wären mehr. Es s... sieht mehr aus.", antwortete Davide ehrlich erstaunt. 23 war eine viel überschaubarere Zahl als er erwartet hatte.
"W... was sind d... den Min... Minusk... keln?"
Das Wort kam ihm etwas schwierig über die Lippen. Er versuchte sich die Bedeutung aus dem Kontext zu erschließen, kam aber zu keiner Erkenntnis außer dass es wohl auch Buchstaben sein mussten.
Als sie ihm anbot ihm die Wachstafel zum üben zu überlassen lächelte er.
"Dann n... nimmst du die Nadeln und d... die Wolle mit. D... du kannst einen Schal d... davon machen."
So würden sie beide an ihren Fähigkeiten arbeiten können.

[Angelique]

"Minuskeln sind die kleinen Buchstaben, die einem helfen, die Wörter zu unterscheiden. Carolus Magnus hat sie eingeführt. Sie sind nützlich für lange Texte. Für kurze braucht man sie eigentlich."
Sie klackerte eifrig mit den Nadeln und schuf aus einem geraden Wollfaden ein komplexes, zusammenhängendes Netz. Das Konzept gefiel ihr.
"Aber für heute genügen die großen Buchstaben. Jeder des Schreibens Kundige wird verstehen, was du sagen willst."

Sie machte bei jedem Buchstaben die lautmalerische Aussprache und meinte: "So wirst du ganz einfach jedes Wort schreiben können, was du nur möchtest, wenn du dir die Aussprache der Zeichen merkst. Und du wirst sogar Rechnen können. Selbst wenn die Zeichen der Sarazenen besser dafür geeignet sind, wie ich finde."

[Davide]

"Oh... v... verstehe."
Wieder fügten sich in Davides Gedanken Puzzleteile die ohne Kontext keinen Sinn ergeben hatten zu einem schlüssigen Gesamtbild zusammen. Es war erstaunlich wie simpel die Dinge plötzlich wurden wenn sie einem Jemand nur richtig erklärte.
Er sprach die Lautaussprache der Buchstaben nach und versuchte jeden von ihnen mit etwas zu verknüpfen um sie besser im Gedächtnis zu behalten. Das war wohl einer der wenigen Vorteile die man besaß wenn man des Schreibens und Lesens nicht mächtig war. Man lernte sich an die Dinge zu erinnern. Denn es blieb einem ja nichts anderes übrig.
Er begann Angeliques Namen auf die Wachstafel zu schreiben. A - N - G - E... dann wusste er nicht weiter.
"W... wie schreibt m... man deinen Namen?"
Er reichte ihr Tafel und Griffel und sah ihr zu.
"Ich h... habe gl... glaube ich noch nie gesehen w... wie die Sarazenen schreiben."

[Angelique]

Angelique lächelte.
Sie ergriff Griffel und Tafel und malte wunderschöne verschlungene Zeichen. "Das ist die Schrift der Sarazenen. Sie dürfen keine Bilder und Statuen machen, deshalb ist ihre Schrift so schön. Außerdem sind ihre Buchstaben immer ohne Pause dazwischen geschrieben und sie werden in die andere Richtung gelesen.

Sieh, das ist dein Name in al-abǧadiyya al-ʿarabiyya der Sprache der Sarazenen."

Auf der Tafel war ein kleines Kunstwerk erschienen, dem Auge viel gefälliger als die harten Kanten der lateinischen Schreibschrift.

داود

[Davide]

"Wer h... hat ihnen denn das malen verboten?", fragte Davide. In solchen Momenten zeigte sich deutlich dass er aus einfachen Verhältnissen kam und noch wenig von der Welt gesehen hatte. Auch aus Sicht der Unsterblichen war er so jung dass er dem Kückenalter eigentlich noch gar nicht entwachsen hätte sein sollen. Er wusste kaum etwas über die Sarazenen außer dass man ihnen am besten aus dem Weg ging. Dass man ihnen nachsagte furchtlose Krieger zu sein und Kinder zu rauben. Dass sie Heiden waren und die Pfarrer gern über sie wetterten.

Er betrachtete das kleine Kunstwerk dass dort auf der Tafel entstand und lächelte.
"D... das ist w... wirklich schön. I... ich hätte nicht gewusst dass es Sch... Schrift ist. Es sieht so k... kunstfertig aus."
Und er war zugegeben froh darum sich nur mit den sehr gradlinigen Buchstaben ihrer eigenen Schrift auseinander setzen zu müssen. Die kam ihm plötzlich viel einfacher vor.

[Angelique]

"Ist dir das im Süden nie aufgefallen? Die süditalienischen Ländereien, die den Sarazenen gehören, haben keine Bilder und auch auf den Schilden und Fahnen ihrer Krieger wirst du nur Ornamente und eben diese Schriftzeichen finden.

Verboten hat das GOtt dem Mose und den Israeliten. Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde
Die Sarazenen und Juden nehmen das wörtlich und selbst die Oströmer haben vor kurz..., äh, vor 200 Jahren ihre geliebten Ikonen vom Kaiser deshalb verboten bekommen.

Also sind Priester, die über die Sarazenen wettern, ganz schön ungebildet und kennen nicht einmal die Zehn Gebote, was wirklich das Wichtigste im Alten Testament ist."

Angelique korrigierte derweil hier und da und nahm es wirklich sehr ernst, wenn sie unterrichtete.