[1046] Was die Ebbe nimmt, bringt die Flut wieder [Davide, Adamo]

[Davide]

Davide nickte langsam.
"D... das kann ich nach... nachfühlen. Ich könnte es m... mir auch nicht vorstellen. Das Schäferleben a... aufzugeben."
Er war... genau dort wo er sein wollte. Nicht örtlich gesprochen, sondern bezogen auf seinen Platz im Rund aller Dinge. Tat etwas das ihn mit Zufriedenheit erfüllte. Wer konnte das schon von sich sagen...
"Ich d... denke wir haben großes Glück."
So viele Menschen verbrachten ihre Zeit mit Dingen die notwendig waren obwohl sie ihnen nichts zurückgaben. Etwas zu haben das einem Freude machte war wertvoller als man sich oft bewusst machte. Für ihresgleichen vielleicht noch wertvoller als für die Sterblichen.

Er lauschte Adamos Erklärungen und Geschichten aufmerksam und fasziniert. Man konnte ihm ansehen wie sehr ihm diese kleine Stadtführung Spaß machte, denn seine meist grüblerische Miene war einem leichten Lächeln gewichen und er kam beinahe ins Plaudern. Teilte kleine Anekdoten aus seiner Heimat, auch wenn sie nicht halb so unterhaltsam erzählt waren wie Adamo es konnte.

"Ich w... war noch nie hier im V... viertel.", antwortete er als sie das alte Genua hinter sich ließen und dorthin kamen wo es junge, frische Triebe ausstreckte.
"Was m... macht es zu einem Ort der K... Künste?"

[Adamo Manacres]

Adamo schaute den jungen Mann an seiner Seite an.

" Das ist recht einfach. HIer im Viertel wird ein Theater gebaut. Ich weiss nicht, ob du Theater kennst, aber aus meiner Sicht ist es ein wundervoller Ort um sich ein wenig die Zeit zu vertreiben und den Kopf auf andere Gedanken zu bringen. Ich habe einmal die Möglichkeit gehabt, mir ein solches Theater in Syrakus anzusehen, und dabei auch noch eine Vorstellung zu erleben und es war geradezu wundervoll. Aus meiner Sicht fast schon besser als einen Abend in der Taverne der Stadt zu verbringen. Ich hörte, dieses wird im römischen Stil erbaut, ein wenig altmodisch, wenn man mich fragt, aber ich bin halt nun mal neugierig und mache mir gerne ein eigenes Bild."

Adamo grinste Davide an.

" Und ich muss gestehen, ich schaue mir solcherlei Dinge gerne an, wenn ich nicht andauernd von irgendwelchen Bauarbeitern angesprochen und verscheucht werde. Daher dachte ich, dies wäre eine wundervolle Gelegenheit, um mit dir an der Seite mal ein kleines Wagnis einzugehen, und einen Blick auf das Theater zu werfen. Oder was meinst du?"

[Davide]

Davide rieb sich verlegen den Nacken.
"I... ich war noch nie im T... Theater.", gestand er mit einem schiefen Lächeln das ihm etwas jungenhaftes verlieh.
"Ich k... kenn nur das Schauspiel der fahrenden Leute."
Das war immer ein ziemliches Hallo im Dorf gewesen. Vor allem für die Jüngeren. Eine willkommene Abwechslung zum manchmal doch sehr tristen Alltag und der harten Arbeit. Man hatte sich auf sie gefreut. Und zugleich hatte man ihnen immer tief misstraut. Sie Diebe, Lügner und Blender genannt, während man zu ihrem Flötenspiel getanzt und ihre Gaukelleien beklatscht hatte. Wirklich hinterfragt hatte auch er das erst sehr viel später.

"Ich würde es m... mir sehr gern ansehen."
Was konnte schon mehr schief gehen als das man sie vom Gelände vertrieb wenn man sie dort erwischte.

[Adamo Manacres]

Adamo führte den jungen Mann an seiner Seite zu einem offensichtlichen Bau. Er war recht groß im Vergleich zu den anderen Häusern im Umfeld. Beeindruckend von seiner Größe aber auch von seiner Höhe. Die Aussenwände bereits vorhanden, jedoch noch ohne ein Dach bot das Mondlicht den jungen Männern die Möglichkeit, sich ohne Störung im Gebäude zu bewegen. Adamo gab den Führer, während er darüber spekulierte, wozu dieses und jenes gedacht sein könnte.

" Dieser Turm hier scheint so etwas wie ein Ausguck zu sein. Ich weiss nicht, ob es nur dazu da ist zu beobachten wie viele Besucher kommen, oder ob es dazu dient, auszurufen ob eine Vorstellung beginnt, aber ich denke einen solchen Zweck wird es erfüllen."
Dann, ein Stück weiter stehen sie vor einigen Stufen, die hinabführen in eine große rechteckige Fläche, welche am Rand von mehreren Sitzreihen umgeben ist. Der Raum scheint von mehreren Seiten begehbar zu sein und auch einen eigenen Eingang für die Darsteller scheint es zu geben, über den diese die Bühne betreten können.

" Tja, und das scheint dann wohl das Theater selber zu sein. So wie ich es kenne, werden an den Seiten die Besucher sitzen. Ich kenne es noch als Sitzgelegenheiten aus Marmor, vielleicht mit ein paar Kissen ausgestattet, damit einem das edle Gesäß nicht weh tut, wenn man zu lange sitzt. Scheint ja alles recht gut voran zu kommen, wenn man das hier so sieht. Was meinst du ?"

[Davide]

Das Gebäude brachte Davide zum Staunen. Nicht nur durch seine Größe die allein schon beeindruckend war, sondern weil es von so völlig anderer Machart war als alles was er bisher kennengelernt hatte. Natürlich war der Stil in dem es gebaut wurde ihm nicht völlig fremd. Aber er hatte noch nie ein Theater von innen gesehen. Fasziniert sah er sich um.
"E.. es wird sicher wunderschön."
Vor seinem inneren Auge nahm der Rest des Baus fertige Gestalt an. Voller Gold und Brokat, Marmor und bunten Farben.
"D... denkst du ich w... werde es auch besuchen k... können wenn es fertig ist? Oder wird es d... den hohen Herren und Damen vorbehalten bleiben?"
Es würde sicher schön sein hier ein Schauspiel anzusehen. Vielleicht sollte er schon einmal anfangen dafür zu sparen. Andererseits... würde man ihm überhaupt den Zutritt erlauben?

[Adamo Manacres]

Adamo hörte dem Ganrel zu und überlegte dann.

" Ich kann mir nicht vorstellen, dass es einigen vorenthalten werden wird. Es ist ein öffentlicher Platz wie der Hof der Wunder und auch den können Leute jedweden Standes aufsuchen, wenn sie sich trauen. VIelleicht wird es auch Vorstellungen für die hohen Herrschaften geben, damit sie den niederen Pöbel nicht bei der Betrachtung des Schauspiels stören."

Er zwinkerte Davide zu.

" Ich denke nicht, dass du dir deswegen in irgendeiner Weise Sorgen machen musst. Und nun mal ganz ehrlich, sollte es so weit sein und Theater fertig sein und wir beide in der Stadt, dann werde ich dich gerne einladen, als mein Gast, eine Vorstellung zu besuchen. Wir müssen uns auch mal was gönnen und leisten nach der Zeit der Entbehrungen. "

[Davide]

Davides Augen wurden groß als Adamo diese Einladung aussprach. Vielleicht war das nur so dahergesagt. Vielleicht würde es nie dazu kommen weil sie einander nicht noch einmal treffen würden. Trotzdem machte sein eigentlich lebloses Herz einen kleines Sprung. Er wollte augenblicklich widersprechen. Solche Dinge waren teuer und er konnte das nicht einfach annehmen. Wie sollte er sich dafür jemals erkenntlich zeigen...
Doch er verhedderte sich in seinem Stottern und brachte für einen Moment kein einziges Wort heraus. Schlimmer noch. Er war so frustriert und ärgerlich über sein eigenes Schweigen dass er beinahe die provisorische Tribüne herunterstolperte weil er nicht darauf acht gab wohin er seine Füße setzte.
Wütend presste er seine Lippen zusammen und verfluchte sein Stottern. Er kam sich so linkisch vor. Und das ausgerechnet in Adamos Gesellschaft.
"D... das kann i... ich n... nicht annehmen. D... das wird doch sicher t... teuer sein.", brachte er schließlich irgendwie zusammen.

[Adamo Manacres]

" Du musst da gar nicht so lange drüber nachdenken. Das ist einfach eine Sache die wir machen. Du bist mein Gast und wir machen uns einen angenehmen und lauschigen Abend in diesem Theater und damit ist dich Sache erledigt. "

Adamo grinste als der Mann fast schon stolperte.

" Nanana, so umwerfend ist es jetzt auch nicht in dem Theater bisher. Es ist dunkel und staubig und alles andere als schön, aber ich hoffe, es wird noch schön werden. Wer weiss, wie lange man sich hier noch einfach so auf den Platz schleichen und schauen kann."

Er deutete wieder in Richtung Ausgang.

" Sollen wir weiter oder willst du dich noch ein wenig umsehen?"

[Davide]

Davide setzte erneut zum widersprechen an, schwieg dann aber doch und nickte stattdessen mit einem verlegenen Lächeln.
"D... das wäre wirklich sch... schön."
Es gab Momente in denen wirkte er in Adamos Gesellschaft... irgendwie befangen. So wie jetzt. Unsicher auf eine schüchterne Art. Nicht auf die hilflose irgendwie zurückgezogene Weise wie man sie an ihm in Gegenwart anderer Unsterblicher oft sah. Es war fast niedlich wenn, man es von außen betrachtete.
"A... aber, man kann sich vor... vorstellen wie e... es hier werden wird."

Er überlegte einen Moment hin und hergerissen zwischen der Faszination für diesen Ort, so unfertig er auch war, und der Sorge sie könnten doch noch Ärger heraufbeschwören wenn sie hier einfach herumschlichen.
"K... können wir einmal n... nach unten gehen? D... dort wo die Bühne s... sein wird?"
Das würde vermutlich das erste und einzige Mal sein dass er die Dinge aus dieser Perspektive sah. Bühnen waren nichts für ihn.

[Adamo Manacres]

Adamo grinste verwegen.

" Aber sicher doch. Benehmen wir uns doch einfach so, als wäre es unsere Bühne."

Gekonnt schritt er die verbleibenden Stufen hinab und stellte sich mitten auf die Bühne.

" Nun denn, David, leiste mir Gesellschaft an dem Ort, an welchen sich Geschichten mit Drama, Liebe, Leben und Tod, Blut und Schweiß zutragen werden und genieße den Ausblick auf das Publikum, welches dir zur Füßen liegen wird, auch wenn es nur in deiner Vorstellung so sein wird."