[1047] Hausbesuch bei einer Rose [Achilla, Adamo]

[April'21]
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Adamo Manacres
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[1047] Hausbesuch bei einer Rose [Achilla, Adamo]

Beitrag von Adamo Manacres »

Es waren ein paar Monate vergangen seit dem letzten Treffen der Harpye Signora Achilla und dem Toreador Adamo. Das Jahr hatte sich gewandelt und der Winter ward vergangen, als die Signora über einen Boten an den Hof der Wunder eine Nachricht überbracht wurde.

Spoiler!

Wohlwerte Signora Achilla.

Bei unserem letzten Treffen im vergangenen Jahr wahr ich euch noch etwas schuldig geblieben und da es mir wichtig ist, dass eine Rose seine Schulden bezahlt, möchte ich euch herzlichst auf mein Schiff im Hafen einladen, um dort, in einem entspannten Ambiente ein wenig Zeit mit mir zu verbringen und die Nacht in fröhlichem Geplausche zu verbringen. Ich wäre entzückt, wenn ihr meine Einladung in der siebten Nacht des Erhalts dieses Schreibens annehmen würdet. Kommt wann es euch beliebt, ich werde geduldig auf euch warten. Zögert nicht die Planken zu erklimmen, ich werde die einzige Wache an Bord sein.

In der besagten Nacht war es tatsächlich nur der Toreador, welcher einsam und verlassen auf einem Platz an der Reling saß. Die Beine entspannt über die Wand geschwungen saß er mit einem fröhlichen Lied auf den Lippen dort und schien sich in der Tat die Zeit zu vertreiben.
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Signora Achilla
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Re: [1047] Hausbesuch bei einer Rose [Achilla, Adamo]

Beitrag von Signora Achilla »

Düster wirkt der Hof der Wunder in diesen Tagen. Der Hunger hat Leben gekostet und auf seine Weise auch Seelen: Es kommt der Punkt, an dem ein Mensch alles tut, um das ewige Nagen des Hungers wenigstens für einen Moment zum Verstummen zu bringen. Und welcher unter den Unsterblichen, den Ewig-Hungrigen versteht das nicht?
Die Menschen am Hof sind dürr und ausgemergelt. Wer bis hierhin überlebt hat, hat Gründe dafür, Methoden, Wege und Mittel. Nichts davon ist schön oder nett oder gottgefällig. Und das ist der zweite Preis, den diese Not gekostet hat.

Der Bote hat auch zunächst einige Schwierigkeiten, Maestro Mauricios Leute zu finden. Ein guter Teil von ihnen ist mit dem Frühjahr aufgebrochen so wie Fahrende es eben tun. Doch mit ein wenig Fragen lassen sich die übrigen finden und über ein paar Umwege gelangt der Bote auch an sein Ziel. Die Signora selbst bittet ihn auch sogleich, begleitet nicht vom Klimpern ihrer Wimpern sondern eher von ein paar Münzen, dem noblen Herrn die Einladung höflich zu bestätigen.

---

Adamo konnte in jener Nacht die kleine Gruppe um die Signora her schon von weitem kommen sehen. Das Häuflein sah aus wie Lumpen- und Leichensammler, Gehilfen für Leimsieder und wer sonst sich noch vom Abfall der Stadt lebte. Einer zog einen kleinen Karren an einem Seil, das er sich um den Oberkörper geschlungen hatte, andere hatten Kiepen oder Körbe. Glücklicherweise war noch keine Leiche auf dem Karren, dafür aber, wohl dem Hafen angemessen, ein paar kümmerliche Fischreste, tote Ratten, zerfaserte Teile von schlecht gedrehten Seilen, ein gerissenes Fischernetz und noch mehr Plunder. Die kleine Gruppe war in der Tat dabei, im Schein ihrer billigen Talglichter alles aufzulesen, was vom Tage übrig geblieben war.
Irgendwann jedoch löste sich die Signora aus dieser Gruppe. Sie überließ ihre Kiepe einer drahtigen Frau mit nur einem Auge und verabschiedete sich von den übrigen. Adamo konnte vielleicht den Austausch hören, derbe und zotige Scherze, Glück für das Nachtgeschäft.

Achilla ging in einem ihrer Flickenkleider und nahm sich die Zeit, das Schiff mit einer gewissen Bewunderung zu betrachten bevor sie auf Adamos Höhe angelangt war und zu ihm herauf- und herüber sah. Die Maske, die sie heute Nacht trug, schien ihrer vorigen Rolle angemessen, so braun und einfach, dass man sie bei schlechtem Licht fast für ein hässliches, schmutziges Gesicht halten konnte. Doch nun griff sie zu dieser Maske herauf und zog sie ab - offenbar war sie nicht mehr als ein geschickt gehärtetes Lederteil gewesen. Die Maske darunter war hübscher: auf ihr waren Blumenblüten und -ranken aufgemalt. Wildrosen vielleicht? Tulpen auch und wahrscheinlich ein paar Fantasieblumen.

Die Signora machte einen gezierten Knicks. “Ein Schiff wie dieses ist gewiss der Stolz seines Besitzers”, vermutete sie vergnügt. “Ich will ihm heute Abend meine Aufwartung machen und ihn artig grüßen.”
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Adamo Manacres
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Re: [1047] Hausbesuch bei einer Rose [Achilla, Adamo]

Beitrag von Adamo Manacres »

Adamo lächelte freudig, als er die Nosferatu von weitem kommen sah.

" Das sind schöne Worte, die ich dem Besitzer des Schiffes gerne ausrichten will," sagte der ein einfache Matrosenkleidung gewandete Toreador. " Aber bis es so weit ist, darf ich euch auf dem Schiff freudig willkommen heißen. Kommt herauf oder darf ich euch eine Hand zum sicheren Geleit reichen?"

So oder so erklomm die Nosferatu das Boot und erst hier begrüßte er die Nosferatu mit einer theatralischen Geste der Verbeugung und vollführte dann das angemessene Verneigen.

" Seid mit willkommen, wohlwerte Signora Achilla, Harpye der Domäne Genua, Neugeborene vom Clan des Mondes. Ich bin höchsterfreut, euch an diesem Abend auf meinem Schiff begrüßen zu dürfen. Selbstverständlich kann ich euch eine, recht unspektakuläre Führung anbieten, und diese mit meiner wunderbaren Gesellschaft ein wenig begleiten, oder aber wir verbleiben an Deck oder gehen in mein Gesprächszimmerchen. Selbstverständlich ganz wie es euch beliebt."
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Signora Achilla
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Re: [1047] Hausbesuch bei einer Rose [Achilla, Adamo]

Beitrag von Signora Achilla »

Die Signora stockte für einen Moment bei dieser Begrüßung. Sie stand einfach vollkommen still wie eine genähte, geschnürte, vielleicht mit Stroh und Wachs gefüllte Puppe mit einem aufgemalten, lächelnden Gesicht. Für diesen winzigen Moment schien es als stünden selbst die unzähligen, winzigen Leben in und um sie still: Kein Flügelschlag, kein Winden und Kriechen, nichts.

Dann blinzelte sie ein, zweimal, sah zum Mond empor und zu Adamo zurück. “Eine Verwechslung, eh? Was für ein Glück, dass dies Treffen nicht allzu förmlich ist. Wir Neugeborenen sind noch am ehesten diejenigen nach den Kindern, denen so etwas nachgesehen wird.” Sie schnalzte mit der Zunge und streckte sich plötzlich etwas mit einer Geste als wollte sie den Mond vom Himmel pflücken. Mit eben derselben Geste tat sie dann auch so als reichte sie ihn Adamo hin - behalten wollte sie ihn jedenfalls ganz offenbar nicht.

“Eine Führung, ja? Ich war noch niemals auf einem Schiff unterwegs!”
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Adamo Manacres
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Re: [1047] Hausbesuch bei einer Rose [Achilla, Adamo]

Beitrag von Adamo Manacres »

Adamo nickte dankbar, aufgrund seines Versprechers.

" Nun denn, lasst uns ein wenig über und ins Schiff schauen" sagte der Toreador und geleitete die Nosferatu an die andere Seite der Reling, von welchem man auf das Meer hinaus schauen konnte.

" Schon seit langem ist dies einer meine häufigsten Aufenthaltsorte. EIn Blick auf das Meer und in den Hafen verrät viel über das, was in Genua vor sich geht. Die Augen auf das Meer und den Hafen, doch die Ohren an Land sind nötig, um der Bitte der höchstverehrten Aurore nachzukommen und den Hafen und das was hier vor sich geht, unter wachsamen Augen zu behalten. Gerade in den letzten Jahren scheinen sich die Geschehnisse hier zu häufen, wie ihr sicherlich wisst."

Er deutete auf die Kriegsgaleere aber auch die anderen Schiffe die im Hafen lagen.

" Und gerade in Hinblick auf den Zwist mit Pisa ist es immer wieder wichtig."
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Signora Achilla
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Re: [1047] Hausbesuch bei einer Rose [Achilla, Adamo]

Beitrag von Signora Achilla »

Die Signora sah sich bewundernd um. Sie hatte noch nie zuvor Gelegenheit gehabt, ein Schiff, noch dazu eines wie dieses, ohne Eile und von Deck aus bewundern zu dürfen. Es lag Macht im Holz unter ihren Füßen, in der Art wie Händler und Kapitäne sie sich erkämpften: Reichtum, Waren, Wissen aus der Ferne.

“Seit ich in dieser Stadt bin war der Hafen nie ruhig”, meinte die Signora auf Adamos Worte hin bedächtig. Ihre behandschuhte Hand glitt über die Reling. “In einer Hafenstadt ist der Hafen immer eine Kraft, die alles in Bewegung bringt. Und zugleich wollen auch alle ihren Anteil daran haben, eh? Hier kommt so vieles zusammen: Der Reichtum, die Waren, die Krieger, der Blick in die Ferne…!”

Sie drehte sich ganz zu Adamo um. “Wie lautet ihr Name?”
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Adamo Manacres
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Re: [1047] Hausbesuch bei einer Rose [Achilla, Adamo]

Beitrag von Adamo Manacres »

Adamo beobachtete die Nosferatu und ließ ihr ausgiebig Zeit, sich umzusehen, bevor er auf die Fragen und Assagen der Nosferatu antwortete.

" Ihr Name ist Stern des Mittelmeers," sagte der Toreador, " wenn auch nicht meine erste Wahl, aber es soll Unglück bringen ein Schiff umzubenennen und die Besatzung kann manchmal ein wenig abergläubisch sein,

" Die Ruhe im Hafen ist etwas Verdächtiges. Man findet sie nur manchmal, wie in den Nächten als die Kriegsgaleere eingetroffen ist. Nun ist es die Aufgabe den Hafen zu beobachten, damit nicht wieder etwas wie beim letzten Mal passiert, dass sich Bürger der Domäne Pisa in die Stadt schleichen und Unruhe stiften."

Adamo scheint ein wenig nachzudenken.

" Aber so ist es nun mal. Die Seefahrt und die Häfen haben alle so ihre Tücken, nicht wahr ?"
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Signora Achilla
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Re: [1047] Hausbesuch bei einer Rose [Achilla, Adamo]

Beitrag von Signora Achilla »

“Oh, ganz gewiss haben sie das. Ich verstehe sträflich wenig davon, fürchte ich.” Die Signora lachte einmal.
“Doch von dem anderen, von dem Ihr sprecht, verstehe ich ein wenig mehr. Und das ist nicht allein eine Frage der Häfen, eh? Es gibt immer Spione und Gegenwehr, Fallschlingen und -stricke. Für derlei ist ein Hafen nur eine von vielen Bühnen.”
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Adamo Manacres
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Re: [1047] Hausbesuch bei einer Rose [Achilla, Adamo]

Beitrag von Adamo Manacres »

"Bühnen,"Adamo nickte, " ein gar vortreffliches Wort für das was man im Hafen wahrnehmen kann. Aber diese Bühnen und Fallschlingen, Spipne und Gegenwehr ist ja dankenswerterweise nicht nur etwas, was wir im Hafen finden. Man findet es an allen Orten in der anderen und der unsrigen Gesellschaft und unsereins ist es gewöhnt, aber für die Gürger Genuas ist es eine Tragödie."

Adamo deutet auf sein Zimmer auf dem Schiff.

" Wollen wir uns in meine Räumlichkeiten auf dem Schiff zurück ziehen und über das Theater und das ..... Theater sprechen?"
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Signora Achilla
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Re: [1047] Hausbesuch bei einer Rose [Achilla, Adamo]

Beitrag von Signora Achilla »

“Liebend gern”, folgte die Signora dieser Einladung mit einem Lachen in der Stimme. “...insbesondere, wo dies doch mein liebstes Thema im Gespräch ist!”
Und das ließ völlig offen, was von beidem sie meinte oder ob es nicht vielleicht sogar beides war.
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