[1047] Perfidia [Benjamin, Liutprand, Vergonzo, Ferrucio (SL)]

[April'21]
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Benjamin
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Re: [1047] Perfidia [Benjamin, Liutprand, Vergonzo, Ferrucio (SL)]

Beitrag von Benjamin »

Bevor Benjamin den Türbogen ins Hauptschiff der Kirche passierte, drehte er sich noch einmal um. Sicherlirch außer Hörreichweite, sollte er sich keiner übernatürlichen Möglichkeiten bedienen können, traf sein Blick noch einmal die beiden Gestalten die nun nur noch zu zweit dort standen. Seine Augen suchten Liutprand und würden darauf warten ob dieser sich ihm noch einmal zuwenden würde.
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Liutprand
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Re: [1047] Perfidia [Benjamin, Liutprand, Vergonzo, Ferrucio (SL)]

Beitrag von Liutprand »

Schließlich war es Liutprand, der nun alleine mit dem Ancilla dort stand. Der Wahnsinnige war gereizt, das war deutlich zu sehen und unwillkürlich spannte sich der Ventrue innerlich an und versuchte diese Anspannung nicht nach außen sichtbar zu machen.

Für einen Augenblick folgte sein Blick dem Assamiten, als er sich umgewandt hatte und in Richtung des Ausganges schritt. So war es als dann Benjamin wieder zu ihm blickte, dass sich ihre Blicke für einen Augenblick trafen. Doch der Blick von Liutprand war keinesfalls unsicher oder gar hilfesuchend. Sondern eher nachdenklich und ernst. Schließlich, bevor es unhöflich wurde wandte er sich wieder dem Malkavianer zu und neigte leicht das Haupt, als eine Geste der Dankbarkeit, aber vielleicht auch um das erhitzte Gemüt des Ancilla ein wenig zu besänftigen.


"Ich bedanke mich für die Möglichkeit und würde Euch nun einige Fragen stellen, die sich mir seit der Nacht der Justitia gestellt haben."

Er machte eine kurze Pause.

"In den chaotischen Nächten vor dem ascherenen Pakt war der Schleier, der uns alle schützen soll, auf vielfältige Weise zerrissen worden. Kurz darauf trat dieser Kainitenjäger in Erscheinung und stellt seither eine Bedrohung für unsere Art dar. Er und ein Mob aus Zeloten sind in diesen Nächten und danach verantwortlich für die Vernichtung mehrerer Kainiten, darunter auch einigen treuen Vasallen ihrer höchstverehrten Majestät, wie meinen Clansbruder den werten Gasparo. Dieser war meines Wissens aus dem Bischoffskastell vertrieben worden. Ihr sagtet, dass Ihr mehr über diesen Kainitenjäger wüsstet, würdet Ihr mich ins Bilde setzen?"

Liutprand sprach ruhig und ernst und ließ auch einen gewissen Respekt in seiner Stimme mit einfließen, ständig darauf bedacht, sich der Stimmung des Malkavianers gewahr zu sein.
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Il Canzoniere
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Re: [1047] Perfidia [Benjamin, Liutprand, Vergonzo, Ferrucio (SL)]

Beitrag von Il Canzoniere »

Der Vates folgte Liutprands Blick nicht. Sein starrer Blick lag umstandslos und unverrückbar auf dem Ventrue. Er wartete bis jener sich erneut ihm zuwandte und bewegte sich keinen Zentimeter als er seine Fragen stellte. Wie als ob er erstarrt wäre hatte er auch das Blinzeln, das er dann und wann einzustreuen schien, eingestellt zu haben.Was seiner Gestalt einen unterschwellig kälteren Eindruck verlieh.

"Das ist eine recht einfache Zusammenfassung für das was damals passierte, aber ich folge eurem Wort. Jener Kainitenjäger ist der vor sechs Jahren von Bischof Corrado eingesetzte Sonderbevollmächtigte, Pater Georgio. Er ist Römer, genauso wie der Bischof und mit diesem aus Rom hierher gekommen. Tatsächlich gehört er zu den engeren Vertrauten des Bischofs. Er ist sehr bibelfest, unnachgiebig zu sich selbst wie auch anderen Sündern und sich unserer Gegenwart sehr bewusst. Ich vermute keine Hexerei dahintern sondern simple, messerscharfe Logik. In Genua hatte es in den Nächten ein gutes Dutzend vor aller Augen vernichtete Kainiten gegeben. Wobei Mattias, Acacias und Seinfredas Vernichtung jeweils ein paar hundert Zeugen hatte. Darüber hinaus wurden Gefangene gemacht die anderswo vernichtet wurden. Vor den Augen von Menschen mit mehr Einfluss als jenem wütenden Mob. Die Büchse der Pandora. Das muss in den frühen 1030gern gewesen sein. Vermutlich steckte auch hier der Zirkel Egel dahinter der mit Brambilla endete. Seitdem kommt aus Rom ein rauer Wind. Bischof Corrado ist, wie ihr selbst sehen könnt, ziemlich radikal unseresgleichen gegenüber. Und Pater Georgio ist von der gleichen Lesensart. Es sind Sterbliche die sich nicht der Nacht unterwerfen, sondern ihr entgegentreten. Ihre Kreise sind weitreichend und gut vernetzt. Die Büchse ist geöffnet. Sie lässt sich nie wieder schließen. Geöffnet haben sie Kainiten wie jener Benjamin dort vorne, die in den Nächten allzu offensichtlich die Stille mit Füßen getreten haben um kainitische Ziele umzusetzen. Aber auch viele andere. Und nun müssen wir mit jener neuen Lebensrealität klar kommen. Töten wir den Kainitenjäger. Schicken sie zwei neue. Töten wir den Bischof, schlagen sie umso heftiger zurück. Wir müssen uns also mit ihnen arrangieren. Mord und Lüge läst ihre Zahl nur wachsen." seine Stimme war gleichbleibend und beinahe monoton gewesen, leise war er geworden, als ob er jenen neuen Zustand bekümmernd fand. In seinem Gesicht jedoch ließ sich kaum mehr ablesen als jahrelanger Hunger, Armut und Fanatismus.
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Liutprand
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Re: [1047] Perfidia [Benjamin, Liutprand, Vergonzo, Ferrucio (SL)]

Beitrag von Liutprand »

Mit ernstem und nachdenklichem Gesicht folgte Liutprand den Ausführungen des Ancilla. Der Liktor betrachtete sein Gegenüber genau, wobei ihm innerlich ein leichter Schauer über den Rücken glitt...dieser Malkavianer hatte etwas Unheimliches an sich.

"Das ist natürlich ein Umstand, der die Arbeit eines Liktors deutlich erschwert. Aber ich kann Euch nur Recht geben, dass die Beseitigung des Bischofs oder des Kainitenjägers zu gefährlich ist. Sollte es uns dennoch gelingen, die Stille lange genug zu wahren, so könnte für ihre Nachfolger oder deren Nachfolger die Notwendigkeit und der Eifer unsereins zu suchen und zu jagen mit den Jahren verblassen. Habt Ihr eine Vorstellung davon, was er genau von uns weiß und was er nicht weiß? Wenn er Zeichen deuten und Spuren verfolgen kann, sollte ich wissen, welche Spuren ich mich bemühen muss zu verwischen, um meiner Aufgabe unter diesen erschwerten Bedingungen gerecht zu werden."
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Il Canzoniere
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Re: [1047] Perfidia [Benjamin, Liutprand, Vergonzo, Ferrucio (SL)]

Beitrag von Il Canzoniere »

Der Vates blickte Liutprand mit seinem durchdringenden Blick einen Moment lang nur an, direkt ins Gesicht, dann nickte er langsam.

"Das ist genau das was ich tue, seit Jahrzehnten. Die Stille wahren und jene schützen die sich daran halten. Nun und da wir nun einmal die Aufmerksamkeit jener Kainitenjäger unumgänglich haben, kümmere ich mich ein wenig um eine gerechte Gewichtung jener Aufmerksamkeit. Jene die unerkannt bleiben wollen, die unseren Traditionen und den Edikten ihrer Majestät treu dienen, jene versuche ich aus dem Fokus der Jäger zu entfernen oder dort gar nicht erst aufkommen zu lassen. Und jene von uns die das nicht tun... nun bei denen tue ich dies nicht. Kainiten die die menschliche Gesellschaft auf hohem Maße durchdringen, ein monströses Äußeres oder Inneres zeigen oder durch ihre immerwährenden Intrigen die Aufmerksamkeit jener Institutionen erregen, die schütze ich nicht. Ebensowenig befeuere ich ihre Aufmerksamkeit. Ich will aber nichts mit ihrer selbstgewählten Verdammnis zu tun haben, beruhigt doch jede Vernichtung eines Monsters die Jäger und gibt jenen aufrechten Kainiten die die Traditionen achten mehr Sicherheit." beantwortete er die Frage die die ganze Zeit im Raum schwebte, als ob sie der Ventrue tatsächlich gestellt hätte.

"Was Pater Georgio genau weiß kann ich leider nicht sagen. Ich habe mich immer von ihm fern gehalten, beobachte ihn nur aus zweiter oder gar dritter Hand. Zu scharf ist sein Geist als das ich mich näher heranwage. Was ich jedoch eingrenzen kann, ist sein Kenntnisstand: Er weiß um Blutseide, Sonnen- und Feuerschwäche unserereins, wie man jemanden mit Holz durchs Herz ausschaltet, Ghule und Gebundene, er kennt die meisten Clans beim Namen und einige ihrer Schwächen. Mindestens die der Gangrel, Kappadozianer und Nosferatu. Er weiß welche Orte wir gerne als Zufluchten auswählen und kennt die Namen einiger langjährig in der Domäne ansässigen Kainiten, darunter den Aurores und Godeocs. Er kennt einige unserer Blutskräfte, meist aus dem Umfeld der Lasombra, Brujah und Gangrel, vielleicht weitere. Soweit zum allgemeinen. Offenbar gab es einen regen Austausch an Informationen zwischen seinem Umfeld und dem Egelnetzwerk. Dem... dem unter anderem eine jener Jagdnonnen angehörte, die jahrelang auf jedem wichtigen kainitischen Treffen ein und aus gingen. Nicht ihre Anführerin, zum Glück, lediglich eine aus der zweiten Reihe und doch offenbarte die ehemalige Geissel ihren Ghulen mehr als jeder andere Kainit den ich je kennengelernt habe. Insbesondere wie man Kainiten am besten jagen könne. Wir sollten daher davon ausgehen das sie Personenbeschreibungen einiger älterer Kainiten besitzen und Orte wie San Donato, das Kloster San Marcellino, die Villa Illuminata oder das Domus Medicorum eng mit uns in Verbindung bringen. Es ist außerdem möglich das das Egelnetzwerk ebenfalls mit den Melissiden Informationen getauscht hat, wobei ich hoffe das dies nicht der Fall war. Sollte es der Fall gewesen sein, dann haben sie noch viel mehr. Schiffslisten welche Kapitäne unter kainitischem Einfluss standen, Infiltrationen der Stadtwachen und genuesischen Ämter, Listen von aktiven Ghulen wie dem Allesfresser, Citus, dem Baumeister Albano, Ilarios Leibwächter und weiteren. Sie wüssten um unser Interesse am Bischofskastell, Aurores Wohnsitz in Casteletto und könnten über simple Beobachtung weitere Schlussfolgerungen ziehen. Beispielsweise welche Senatoren, Familien oder Einzelpersonen unter dem Einfluss unsereins stehen könnten. Sollten sie jene Informationen besitzen und sich so ruhig verhalten wie sie das gerade tun, dann sammeln sie vermutlich weitere Erkenntnisse. Um uns auf einen Schlag in wenigen Tagen ausrotten zu können. Wie das letzte mal binnen kaum einer Woche mit sechs vernichteten Kainiten." endete er schlussendlich mit seinen Verdächtigungen und Ahnungen die er im Laufe der Jahre angesammelt hatte. Offenbar gab es eine ganze Menge zu verwischen.
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Liutprand
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Re: [1047] Perfidia [Benjamin, Liutprand, Vergonzo, Ferrucio (SL)]

Beitrag von Liutprand »

Liutprand zog eine Augenbraue hoch. Seine Stimme war zwar immer noch respektvoll, doch gewann sie an Vehemenz.

"Verehrter Ferrucio, Euch ist sicherlich bewusst, dass jeder Kainit unserer Gesellschaft in den Händen von Pater Georgio ein weiterer Schritt zu allen anderen Mitgliedern dieser Domäne darstellt. Auch zu jenen, die die Traditionen wahren. Es liegt daher in unserem Interesse, dass jene, die die Traditionen missachten, nicht in die Hände von Pater Georgio geraten. Wir müssen verhindern, dass er weitere Informationen aus ihnen heraus foltert. Allein schon, um ihm weitere Möglichkeiten zu nehmen unsere Art zu studieren. Wir selbst müssen die Traditionsbrecher in unseren Reihen finden und beseitigen."

Er straffte sich ein wenig.

"Ich schulde Euch natürlich Respekt, aber Kraft meines Amtes muss ich Euch auffordern auch jene Kainiten vor dem Blick von Pater Georgio zu verschleiern, die sich nicht an die Traditionen halten. Ich will Euch darin gerne unterstützen, soweit ich kann und bitte Euch mir jene Kainiten zu nennen, die in Euren Augen ein Problem darstellen. Ich werde mich dieser so schnell wie mir möglich annehmen und gegebenenfalls Anklage erheben und ein Exempel statuieren."
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Il Canzoniere
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Re: [1047] Perfidia [Benjamin, Liutprand, Vergonzo, Ferrucio (SL)]

Beitrag von Il Canzoniere »

Lange betrachtete der Malkavianer seinen gegenüber. Erst war es eine Art von Wahn die aus seinem Gesicht heraussprach, dann, obwohl sich eigentlich nichts verändert hatte, eine Form der Neugierde.

"Nie sollst du dich denen zu erkennen geben, die nicht von meinem Blut sind. Wer so handelt, bricht den Bund mit mir. So sprach Kain." zitierte er die sechste Tradition. "Mehr nicht. Du. Und das habe ich auch nicht getan. Das Problem bei dieser Regel ist, das deutet ihr ja selbst an, das man lediglich dazu angehalten ist sich selbst zu schützen. Außerdem ist ein Problem das man sich zwar nicht erkennen geben darf, aber was passiert in dem Fall das man dennoch erkannt wird? Aufgrund von Gottes Wille, wirklich, echtem, tiefen, wahren, innigen Glauben, der unser aller Kräfte wie Nusschallenboote auf dem Mittelmeer aussehen lässt? Was dann? Macht uns Gottes Wille oder wie es die Abgefallenen bezeichnen, Schicksal, straffällig? Wenn wir nichts dafür können, sind wir dann dennoch schuldig wenn es passiert? Andersherum gefragt: wenn wir etwas dafür können, sind wir dann unschuldig?" fragte er den Liktore recht detailliert über dessen Auslegung der Tradition. Offenbar war er nicht zum ersten mal mit diesem Thema konfrontiert.

"Ich tue aktiv nichts um die Aufmerksamkeit auf einen von uns zu lenken. Das ist bereits mehr als die Tradition mir gebietet, eben weil ich jene Kettenreaktion fürchte von der ihr sprecht. Aber soll ich auch die Dummen, die Leichtsinnigen und die Wahnsinnigen beschützen? Wie weit reicht dieser Schutz? Reicht ein passives Verschweigen hier und unter den Tisch fallen lassen dort? Muss ich aktiv eingreifen? Muss ich gar meine eigene Tarnung gefährden und damit einem Traditionsbruch näherrücken, nur weil ich jemanden anderes schütze? Bin ich schuld wenn ich nicht verhindere das jemand sich leichtsinnigerweise in Gefahr gebracht hat? Wenn jemand Gott oder auch nur die Mutter Kirche unterschätzt hat? Was genau ist eurer Ansicht nach die rote Linie die ich überqueren muss und diejenige die ich nicht überqueren darf?" den Kopf ein wenig zur Seite geneigt, starrte er den Liktoren fragend an. Auch wenn mehr als nur eine Frage in diesen hellblauen, stechenden Augen geschrieben stand.
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Liutprand
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Re: [1047] Perfidia [Benjamin, Liutprand, Vergonzo, Ferrucio (SL)]

Beitrag von Liutprand »

Liutprand betrachtete den Malkavianer, wobei es ihm deutlich schwerer fiel diesem Blick stand zu halten, als es bei anderen Kainiten der Fall war. Dieser stechende wahnsinnige Blick hatte doch schon etwas beunruhigendes und wer wusste schon, was sich hinter diesem Fenster zur Seele befand. Er neigte erneut sein Haupt, bevor er sprach.

"Selbstverständlich dürft Ihr Eure eigene Tarnung nicht gefährden. Wäre die Stille in jenen Nächten nicht in so großem Maße zerrissen worden, so hätten wir heute nicht das Problem, dass jemand aktiv uns auf der Spur ist. Doch haben wir nun diese Situation und meine Bestrebung ist es, dass dieser Pater Gorgio nichts oder möglichst wenig findet und irgendwann einmal die Suche aufgibt, so wie es Eure Bestrebung ist, wenn ich es richtig verstanden habe. Es ist wie der Pfeilhagel, der auf eine Schlachtreihe niedergeht. Jene, die ein gutes Schild zur Hand haben, können sich schützen. Und wenn es groß genug ist kann er den Nebenmann schützen. Natürlich lädt man keine Schuld auf sich, wenn ein Pfeil sein Ziel trifft und gewiss sollte man nicht einen anderen Schützen und gleichzeitig seine eigene Deckung preisgeben. Doch am Ende müssen noch genug Soldaten stehen, um den Angriff des Feindes abwehren zu können. Denn ansonsten wird der Angriff auch jene mit einem guten Schild letztlich hinweg fegen."

Er machte eine Pause.

"Glaubt mir, dass ich es ebenso leid bin, den Dummen, den Leichtsinnigen und den Wahnsinnigen zu schützen, doch schützt es uns letztlich alle. So bitte ich Euch: tut das, was ihr könnt und bereit seid zu tun. Und wenn Ihr Informationen aus dem Umfeld des Bischofs oder des Pater Gorgio habt, die einen Kainiten dieser Domäne gefährden, so gebt sie mir und ich werde dafür sorgen, dass die Stille geschützt bleibt, so wie es meine Aufgabe ist. Diesen Gefallen werde ich Euch vergelten."
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Re: [1047] Perfidia [Benjamin, Liutprand, Vergonzo, Ferrucio (SL)]

Beitrag von Il Canzoniere »

Dieser militärischen Analogie schien er soweit folgen zu können, ließ den Blick über Liutprands Gestalt schweifen und schien ihn dann endgültig als Soldaten einzusortieren. Mit einem Nicken bestätigte er sie. "Sehr treffend. Ich sehe dies ganz ähnlich. Um eure Analogie zu verwenden: ich mache mir jedoch ebenfalls weitreichende Gedanken um den Schild. Es reicht nicht das er nur groß ist. Er darf auch nicht verrottet sein. Von Holzwürmern zernagt oder so schwer sein das ihn niemand halten kann. Genauso verhält es sich mit dem betragen der Kainiten. Diejenigen denen es um Sünde und ihren eigenen widerlichen Zielen geht, aber dennoch vorsichtig sind, haben zwar einen Schild, aber er ist nicht so sicher wie jener der Aufrichtigen und Gottesfürchtigen. Was nutzt es wenn jemand unserereins nur deshalb vernichtet wird weil er ein gotteslästerlicher Frevler ist der Friedhöfe schändet? Er mag zwar seine Natur als Kainit verschleiert haben, aber des Todes ist er dennoch. Und die Art wie er stirbt wird viele Fragen aufwerfen, die den Rest von uns bedroht. Auch faulige Schilde sind ein Risiko für die gesamte Formation." beendete er den Einwurf mit einer militärischen Analogie wie sie Liutprand gefallen könnte.

"Was euren Vorschlag angeht: damit bin ich einverstanden. Abgemacht." wie zur Bekräftigung bot er dem Liktoren die offene, knochige, beinahe dürre Hand zum einschlagen an. Bleich wie er selbst. Blutig auf dem Handfeld. Ein Pakt den man mit Vitae zu besiegeln schien. Wie genau die Vitae - denn das konnte Liutprand am Geruch erkennen - dort hingekommen war, blieb schleierhaft.
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Vergonzo Faro
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Re: [1047] Perfidia [Benjamin, Liutprand, Vergonzo, Ferrucio (SL)]

Beitrag von Vergonzo Faro »

Derweil beobachtete Vergonzo von außerhalb die Kirche San Giorgio und dessen Umgebung.
Sie lag bis auf weiteres ruhig da, wie auch die Piazza. Die wenigen Gestalten die hier und großen Abständen immer mal wieder über den Platz eilten wurden wahrgenommen. Ebenso wie diejenigen, die auf eine Armenspeisung hofften.

Neugierig musterte er diejenigen die er sehen konnte. Meist abgehungerte Menschen in schlechtem Zustand mit nicht mehr Besitz als das was sie am elendigen Leibe trugen. Dennoch achtete er darauf, ob einer unter ihnen vielleicht nicht so aussah, als würde er in einer Notlage stecken oder sich anders von den wartenden abhob.

Benjamin und Liutprand waren nun bereits einige Zeit im Schlund der (Schein)Heiligkeit verschwunden und bisher lag alles weiterhin in gewohnter Stille.
Man soll bauen, als wollt man ewig leben, und leben, als sollt man morgen sterben.
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