[1047] Die Sterne funkeln immerfort [Ilario, Adamo, Angelique]

[Ilario]

Es war eine seltsame Sommernacht, ungewöhnlich kalt und sternenklar. Der zunehmende Mond tauchte die Piazza Sarzana in ein bleiches, gespenstisch helles Licht, ließ etwaige Schatten tiefer und schärfer erscheinen.

Wie üblich war es still in Mascharana dieser Nächte. Mochten es Tags noch die Armen vor den Häusern der betuchteren Bürger um Almosen, um Brot betteln, war es des Nachts ruhig.
Zu ruhig... dachte Ilario Contarini, während er sacht mit der Linken über den Janusstein strich. Während einige der Neugeborenen wohl damit beschäftigt waren sich ihre Sporen zu verdienen indem sie sich Pisa widmeten, waren es die anderen Ancilla die ihm Sorge bereiteten. Zum Teil beeinträchtigten sie seine Vorhaben, zum Teil kamen sie diesen zugute, doch wurde mindestens zweien von ihnen nach dem Unleben getrachtet und wie auch immer dies ausgehen mochte, er musste bereit sein seine Pläne anzupassen.

Gedankenverloren ging Ilario um den Stein, während seine Hand über dessen Oberfläche strich.

[Angelique]

Eine klare Sternennacht und einer ihrer speziellen Plätze, der Janusstein.
Die Chancen waren gut, dort auch Angelique anzutreffen.

Diese war aber überrascht, als sie dort hinkam, um die Sterne zu betrachten, als sie den Magister dort antraf.

"Sei gegrüßt, Ilario", sagte sie und machte so auf sich aufmerksam, dass ihre verdunkelte Unscheinbarkeit brach.
"Was führt dich hierher? Liegt wieder ein Gangrel in Totenstarre unter dem Stein oder flüstert er dir auch von den alten Zeiten zu?"

[Adamo Manacres]

Einige Minuten sind vergangen, als sich auch Adamo dem Platz nähert. Mal wieder ist er in offensichtlich einfacher Seemannskleidung unterwegs, welche erst beim genauen Hinsehen den Eindruck erweckt, dass es sich dabei um hochwertig gefertigte Stoffe handelte, die mit Sicherheit niemals auf hoher See getragen wurden.

Auch er betritt den Platz, auf dem sich die zwei Kainiten befinden und wartet ein wenig abseits, aber nicht außer Sicht, auf dass man ihn bemerken würde.

[Ilario]

"Vergeben sei dir in deinem jugendlichen Überschwang Angelique, doch sprich nicht derart formlos mit mir wenn wir unter anderen Kainiten sind. Anzeichen von Schwäche kann ich mir als jüngster der Ancilla nicht erlauben und muss sie ahnden.
Aber um auf deine Frage zu antworten: Ich bin hier, weil der Stein mich an vergangene Zeiten erinnert. Du weißt wer den Gangrel dort in dem Boden hämmerte... Derselbe der auch dich verscharrte, an einem weit würdeloserem Ort. Und doch bin ich hier, denke an ihn, den Verschwundenen Schrecken. Denke an Maximinianus, den Vertriebenen. Wohin es ihn wohl verschlagen hat?"

Als er dann später Adamo gewahr wurde, winkte er diesen heran, deutete mit sachter Geste sich zu ihnen zu gesellen.

[Adamo Manacres]

Adamo hatte geduldig gewartet, bis der Ancilla ihm die Aufforderung gegeben hatte näher zu treten. Seinem Wunsch entsprechend kam Adamo dieser Bitte nach und gesellte sich zu dem stattlichen Ancilla und der jugendlichen Malkavianerin.

" Seid gegrüßt, verehrter Illario Contarini, Hüter des Elysiums zu Genua, Ancilla vom Clan Lasombra, ich freue mich, dass ihr die Gelegenheit habt, mich zu eurer Runde zu bitten." Adamo verbeugte sich vor dem Lasombra.

"Auch Euch grüße ich, werte Angelique, Neugeborene vom Clan des Mondes. Es ist mir eine Freude, in so einer angenehmen Nacht eure Bekanntschaft zu machen."

Er nickte der Malkavianerin zu.

[Angelique]

Angelique verbeugte sich auch tief. "Schiavo, werter Adamo!", antwortete sie mit dieser kindlichen und doch so eloquenten Stimme, wenn der mächtige Schatten gesprochen haben würde.
Vorher hatte sie ihn, den Freund, zum Gefallen der Hohen Häuser und der Etikette wie den hohen Herrn behandelt, der er war und war hinter ihn zurückgetreten.

"Die Freude der Bekanntschaft ist ganz meinerseits", sagte sie schließlich Adamo und lächelte ihm freundlich zu, während sie in leicht veralteter Hofart sich bewegte.

[Ilario]

"Werter Signore Manacres, werte Angelique, ein interessanter Ort nicht wahr? Ein Ort sich zu erinnern und zugleich zu den Sternen aufzuschauen und an die Zukunft zu denken."

Er sah zu dem kindlichen Orakel, nachdenklich, und dann weiter zu dem Toreador.

"Was denkt ihr was die Zukunft Genua verheißen mag? Wird Pisa uns weiter zusetzen? Werden wir zum Aggressor werden? Der höchstverehrte Calistus ist ein hartherziger, gewissenloser Söldner... werden wir ebenso werden müssen um Pisa zu begegnen?"

[Adamo Manacres]

Adamo ergriff das Wort.

" Nun, dies ist eine wichtige Frage. Wenn ich mich nur auf die mir vorliegenden Informationen verlasse so steht der Zeiger offensichtlich auf Krieg. Pisa baut Kriegsschiffe, entweder um raubend und plündert die Städte der Umgebung zu plündern oder Pisa rechnet bereits mit einer, nun sagen wir einmal Reaktion, seitens der anderen Städte. Somit denke ich, dass sich hier bereits eine Entscheidung andeutet. "

Adamo fuhr in einem entspannten Plauderton fort.

" Ich persönlich bleibe jedoch dabei, dass es nicht sinnvoll ist, zu einem Aggressor zu werden und mit den Säbeln zu rasseln. Derzeit beschränkt sich alles, was Pisa derzeit tut, auf das Meer. Zumindest meines Wissens nach. Kriegsschiffe und dessen Bau zeigen, dass das Interesse vielleicht eher auf dem Aufbau einer Seemacht liegt, um andere Schritte zu ergreifen. Wir denken sofort an Auswirkungen für uns, das ist auch richtig, aber wir dürfen nicht vergessen, dass die Domäne Genua und die Domäne Pisa beide Teil eines viel größeren Spiels sind, welches gespielt wird. Wir machen das offensichtliche, wir beziehen das, was Pisa tut, direkt auf uns, weil es und betrifft. Handelsschiffe werden abgefangen und umgeleitet, weil sich eine Stadt ernähren will. Wir sehen Handlungen und beziehen es auf uns, ohne das Große und Ganze überhaupt betrachten zu können."

Dann, etwas nachdenklicher, kommt Adamo zu einem Ende seiner Ausführungen.

"Ich hoffe, dass wir nicht das wir wie der höchstverehrte Calistus werden müssen. Aber ich bin der Ansicht, dass es besser ist, auf solcherlei Dinge vorbereitet zu sein. Derzeit lasse ich in Werften zwar Handelsschiffe bauen, jedoch sobald dies abgeschlossen ist, werde auch ich Galeeren bauen lassen. Man kann nun sagen, dass ich mich auf einen Krieg vorbereite, jedoch ist es eigentlich nur dafür, das zu beschützen was mein ist und das wo ich mich wohl fühle und wer es regiert."

[Angelique]

"Si vis pacem para bellum", fügte Angelique leise hinzu.

[Ilario]

"So ist es. Ob nun der höchstverehrte Prinz Calistus dahintersteckt oder andere Mächte in Pisa, wir müssen vorbereitet sein. Der Sklavenprinz ist heimtückisch, er hält sein Wort aber... Mein letztes Geschäft mit ihm führte mich auf eine Reise an einen tödlichen Ort der mich fast verschlungen hätte. Nun werte Angelique ihr erinnert euch vielleicht, kurz nach meiner Rückkehr damals besuchtet ihr mich. Mein Körper war schwer in Mitleidenschaft gezogen, fast vergangen und auch nach Wochen der Heilung musste ich mich auf einen Stock stützen. Es ist wahr, der höchstverehrte Calistus hielt Wort, er verkaufte mir das alles sogar als wertvolle Lektion. Wenn er denkt damit sei alles beglichen irrt er sich, aber ich erzähle euch dies aus gutem Grund. Auf dass ihr wisst mit wem wir es zu tun bekommen, sollte alles weiter eskalieren."

Sein Tonfall ließ eine Anmutung von Bewunderung für Calistus Gerissenheit zu, trug aber auch ein tiefes Bedürfnis nach Vergeltung mit sich. Ilario schüttelte dies mit einem Schulterzucken ab.

"Doch dies ist Vergangenheit, wenden wir uns besser der Zukunft zu. Auf dass Genua die größte Seemacht im mare nostrum werde."