[1048] Seltsame Einladung [Adamo, Iulia, Ferrucio (SL)]

[Adamo Manacres]

In einer lauen Sommernacht des Jahres 1048 erreichte eine Nachricht Adamo, gebracht von einem Boten. Adamo, welcher gerade in Gedanken versunken auf der Reling seines Schiffes saß und auf das Meer hinaus blickte, nahm die Nachricht entgegen, bedankte sich und öffnete den Brief. Es war kein gewöhnlicher Brief. Es war eine.... Einladung... oder etwas in der Art. Vielleicht eher eine Aufforderung.

Ferrucio, der Ancilla vom Clan des Mondes, oder auch der verrückt erscheinende Prediger, welchen Adamo noch von seiner ersten Nacht in der Domäne in bleibender Erinnerung hatte, teilte ihm mit, das man ihm gesagt habe, dass Adamo ihn zu sprechen wünsche. Dies könne er nun ermöglichen und so würde er ihn in San Giorgio erwarten, zur Mitternacht in 3 Tagen.

Eine Ablehnung dieser Einladung war schlichtweg unmöglich, wusste er doch, dass man die Einladung eines Ancillas nicht ausschlug, und so machte er sich, in einfache Seemannskleidung gewandet auf den Weg nach San Giorgio in Platealonga. Kurz, bevor er den Platz mit der Kirche erreichte, verschwand der Toreador in einer Seitengasse, einige Momente vergingen, bevor er wieder aus der Gasse heraus kam. Gänzlich umgezogen in edle Gewänder in kräftigem Blau, edel und fachmännisch bestickt mit stilisierten Rosen, trat er aus der Dunkelheit der Nacht hinaus, sah sich noch einmal in alle Richtungen um, bevor er den Platz mit der Kirche betrat, kurz vor Mitternacht, und beeindruckt vor dem Kirchbau stand. Dann, nach kurzer Zeit, machte er sich daran, die Kirche zu betreten und suchte nach einem offenen Eingang.

[Il Canzoniere]

Der Piazza San Giorgio war sogar Nachts selten einmal wirklich verlassen. Vielleicht in einer unfreundlichen, regnerischen Winternacht, aber nicht in einer lauen italienischen Nacht wie dieser. Mehrere Dutzend Personen tummelten, lungerten, wanderten, suchten hier etwas. In einem Special Agreement sich gegenseitig in Ruhe und seiner Wege ziehen zu lassen nahmen sie kaum Kenntnis voneinander. Oder war es der gestrenge Blick eines dunkel gekleideten Priesters, der auf den Stufen San Giorgios stand und in die Dunkelheit hinausblickte? Rechts und links von Fackeln eingerahmt wirkte er wie ein erhabenes Mahnmal das jeder auch aus der Dunkelheit sehen konnte, wenn er den Piazza betrat. Und der als Stellvertreter Gottes oder zumindest des Stellvertreters Stellvertreter, der Kirche, einen wachenden Blick auf all jene hatte die auch nur mit dem Gedanken spielten vor seiner Haustür ans sündigen zu denken.

Dementsprechend ungestört konnte Adamo den größten Platz Genuas überqueren und kam eilige die wenigen Treppenstufen zur Kirche empor. Vom dort stehenden Priester mit einem freundlichen, einladenden Lächeln begrüßte und einem leichten Nicken in Richtung des Eingangs der Kirche geführt, trate er in Gottes Stube ein. Es war kaum wärmer als drinnen, jedoch wesentlich besser beleuchtet und auch ein bisschen besser besucht. Ein Weihbecken stand am Eingang neben der Tür, vielleicht zwei Dutzend Personen waren über die mittelgroße Kirche verteilt, die meisten im stummen Gebet vertieft oder still dakniend die besondere Aura genießend die die meisten Kirchen so mit sich brachten.

Von seinem Gastgeber sah er auf den ersten Blick nichts. Aber auch wenn ihn niemand der hier Anwesenden anstarrte fühlte er sich ab diesem Moment beobachtet. Als ob seine Anwesenheit durchaus aufgefallen war. Nur wem, das konnte man zu dieser Zeit noch nicht genau sagen.

[Adamo Manacres]

Adamo beobachtete die Umgebung vor der Kirche durchaus interessiert. Das Treiben, welches auf ihn durchaus normal wirkte, schien bei einer genauen Betrachtung schon nahezu einstudiert zu sein. So ging er weiter auf die Kirche zu und betrat diese nach einer Begrüßung am Eingang mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht.

Er sah sich aufmerksam um, sein blick streifte das Weihbecken und die anderen Anwesenden, welche sich hier und da in ein Gebet vertieft hatten. Dann senkte er den Kopf und begab sich ebenfalls an einen Platz, um dort in betender Haltung stumm und geduldig zu verharren. Seine Augen waren geschlossen, dennoch nahmen seine Ohren viel von seiner Umgebung war.

Dann, als er geendet hatte, öffnete Adamo seine Augen und sah sich aufmerksam in der Kirche um, betrachtete das Kirchenschiff und die Anwesenden aufmerksam, jedoch nicht über die Gebührlichkeit hinaus.

Geduldig würde er warten, bis man Zeit für ihn finden würde.

[Iulia Cornelia]

Die Stimme, die der Toreador mit geschlossenen Augen im Hintergrund hörte, betete oder vielmehr sang in Latein und klang dabei seltsam vertraut, hatte er sie doch bereits mehr als einmal vernommen. Und auch in der heutigen Nacht war diese ungetrübt in ihrer reinen, klaren Schönheit.

Als Adamo die Augen öffnete, sah er dann auch die Kainitin, zu der diese gehörte. Hochgewachsen, schlank und anmutig wie eh und je, trotz des vergleichsweise schlichten leinenen Kleides, welches sie in der heutigen Nacht trug. Die langen Haare züchtig unter einem Tuch gleich einer verheirateten Frau verborgen.

„Guten Abend.“, begann die Ventrue, die sich dem Toreador genähert, und scheinbar zum Beten dezent neben ihn gestellt hatte, schließlich gedämpft mit einer warmen Stimme das Gespräch mit ihm. „Es ist schön euch heute hier zu sehen.“

[Adamo Manacres]

Adamo, welcher gerade die Ventrue bemerkt hatte, die sich unaufgefordert zu ihm gesellt hatte, stand auf, strich sich die Kleidung in aller Ruhe glatt und wandte den Kopf zu der jungen Ventrue. Sein Blick war freundlich, ruhig, gelassen, als er sie ansah.

" Guten Abend," kam es über seine Lippen als er die Harpye begrüßte. "Es ist schön Euch ebenfalls hier zu sehen", entgegnete er der jungen Ventrue ebenfalls.

Sein Kopf verneigte sich kurz, als er mit ihr sprach.

[Il Canzoniere]

Der Malkavianer schälte sich nach kurzer Zeit aus der Menge der betenden heraus wie ein Apfel der einfach seine Schale hinter sich ließe. Der stechende Blick, die ärmliche Kleidung und die baren Füße waren die gleichen wie vor einigen Jahren, als man ihn hatte die Bluttaufe Iulias auf der Bestrafung ihrer Majestät hatte zelebrieren sehen. Das untrügerische Lächeln das er nichts außer seiner eigenen Realität akzeptieren würde, begleitete ihn wie der kaum wahrzunehmende Geruch nach Vitae, den man erst bemerkte als sie dicht beieinander standen.

Mit einem Nicken grüßte der Malkavianer die höher geborenen und bat sie mit einem Wink einige Schritte zur Seite, damit sie nicht mehr mittig vor der Tür stünden. Mit einem abschätzenden, musternden Blick strich er über die Kleidung und Gestalt des Toreadors sowie der Ventrue und gestattete mit einer freundlichen, ja beinahe sanften Geste mit der Begrüßung zu beginnen.

Die intensiven, eisblauen Augen hielten dabei unumwunden das Gesicht des sprechenden gefangen. Es war als Blicke der Malkavianer direkt in dessen Seele und wirke dabei zunehmend kritischer. Kein einfacher Zeitgenosse, das ließ sich bereits jetzt erahnen.

[Iulia Cornelia]

Iulia verneigte sich höflich vor dem hinzugetretenen Vates, bevor sie seinem Wink folgeleistete. Als sie schließlich etwas Abseits beisammen standen, kam die Harpyie seiner weiteren Geste nach, indem sie mit einer ob des Ortes gedämpften, aber klaren Stimme an den Malkavianer gewandt sprach: „Seid gegrüßt, verehrter Ferrucio. Es freut mich sehr euch zu sehen und ich danke euch, dass ihr euch die Zeit genommen habt. Darf ich euch Adamo Manacres, Neugeborener vom Clan der Rose, Kind des Mnason, Meister der Protokolle zu Syrakus, Ancilla vom Clan der Rose vorstellen.“

Ihre feingliedrige Hand deutete dabei dezent in Richtung des Kainiten über den sie sprach. Dann blickte sie zu dem Toreador, als sie höflich erklärte: „Ich darf euch Ferrucio Erminio, Hofgelehrter Genuas, Ancilla von Blute Malkavs, Kind des Romeo, messo dei ultimi giorni, Ancilla vom Blute Malkavs vorstellen.“ In ihrer Stimme spiegelte sich hörbar der Respekt wider, den sie offenbar vor dem Ancilla hatte, vor dem sie stets ihre blaugrauen Augen leicht gesenkt hielt.

[Il Canzoniere]

Der Malkavianer nickte der Rose grüßend zu, gefolgt von einem eisernern Blick aus den eisblauen Augen. Ohne Blinzeln oder eine Regung in seinem Anlitz schien er einfach durch diesen hindurch zu sehen.

Mit einer einladenden Geste der Hand bat er die beiden dann ihm in die winzige Seitenkappel zu folgen in der wohl häufig ausländische Seefahrer für gutes Wetter und eine sichere Überfahrt beteten. Zum Augenblick war sie leer, auch wenn das purer Zufall zu sein schien.

Mit einer weiteren, nicht weniger intensiven Musterung über Adamo wie auch Iulia hinweg nickte er abermals leicht, diesmal eher vor sich hin. Ehe er zu sprechen begann: "Ich halte keine Treffen aus Höflichkeit ab, wie ihr vermutlich auch nur äußerst selten. Wir können also all jenes nutzen, was heute zu diesem Treffen geführt hat und darüber hinaus all jenes zu dem es führen kann. Zuerst jedoch eine Frage, werter Adamo: seid ihr ein Christ? Getauft und unter dem Anlitze Jesus wiedergeborene, ehe ihr mit jenem Fluch belegt wurdet der uns zwingt uns des nächtens zu treffen? Und falls dem so ist: an was glaubt ihr? Ist jener Fluch etwas das wir abschütteln können, wenn wir es mit unserer ganzen Kraft und vielleicht etwas Hilfe versuchen oder sind wir bereits unwiderbringlich verdammt?" es lag zwar nichts abwartends im Blick des Malkavianers, aber die Sprechpause suggerierte solcherlei. Es war tatsächlich äußerst irritiertend mit jemandem zu sprechen dessen Mimik und Gestik so präzise und trotzdem so chaotisch waren wie die des Vates.

[Adamo Manacres]

Ungläubig vernimmt Adamo die Worte seines Gegenübers. Erst wurde er hierhin eingeladen, ohne das man ihm mitteilte, worum es überhaupt ging, dann erfolgte dieses oberflächliche Fragenspiel, als würde davon etwas abhängen.

Adamo lächelte freundlich und aufgeschlossen als er dem Ancilla antwortete. Seine Augen sahen den Malkavianer mit einerm grundlegenden Interesse an, schließlich wusste er nicht, was der Ancilla von ihm wollte.

"Nein, das bin ich nicht, ich wurde von meinen Eltern im muslimischen Glauben erzogen und habe diesen auch für mich selber angenommen. Dementsprechend wurde ich nicht getauft und unter dem Antlitze Jesu wiedergeboren und soweit ich es weiß, wurde ich auch nicht verflucht. Wenn man mich allerdings zwingen würde, mich zwischen einer unwiderbringlichen Verdammung oder dem Abschütteln des Fluches zu entscheiden, würde ich die unwiderbringliche Verdammung wählen. "

[Iulia Cornelia]

Iulia war der Geste des Malkavianers weitergefolgt bis hin zu der Seitenkappel, zu welcher er sie alle eingeladen hatte. Dort verweilend zuckte sie unter Ferrucios streng anmutenden Musterung nicht weg, sondern verblieb in sich ruhend, während sie wie so oft ihren Blick vor dem Ancilla respektvoll gesenkt hielt. Die Harpyie nickte nur kurz und knapp auf die Aussage des Vates hin, dass er keine Treffen aus Höflichkeit abhielt und sie vermutlich auch nur äußerst selten.

Die blaugrauen Augen der Ventrue verweilten auf Ferrucio, als dieser an Adamo gewandt sprach. Offenkundig wirkte sie selbst nicht weiter überrascht über dessen Frage, wohl aber über die Antwort des Toreador, denn ihre Augenbraue zuckte leicht nach oben, bevor ihr Blick, der gerade noch auf Adamo geruht hatte, zurück zu dem Malkavianer fand, sich nonverbal mit einer dezenten Geste erkundigend, ob sie sich wohl einen Moment zurückziehen solle, so dass dieser allein mit dem Toreador sprechen konnte.